Begraben in Wuppertal. Jürgen Kasten

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Begraben in Wuppertal - Jürgen Kasten

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nach ungewöhnlichen Geschichten bist du zu leichtgläubig. Das ist hanebüchen, was der Schatzsucher dir da erzählt hat. Wäre da was dran, hätte ich eine entsprechende Anzeige auf dem Tisch liegen und der Mann wäre nicht so sang- und klanglos aus unserer schönen Stadt verschwunden. Vergiss es also. Im Übrigen kann ich durchaus verstehen, warum man ihm dort den Zugang verweigert hat. Unsere Stadtoberen haben inzwischen begriffen, dass sie einem Fantasten auf den Leim gegangen sind. Sie wollten sich wohl nicht weiter lächerlich machen.«

      Lars konterte nicht, aber er sah enttäuscht aus. Stumm schlürfte er seinen Cappuccino.

      Für Fiebig war das Thema abgeschlossen. Er hatte gerade ein anderes Problem.

      »Wie machst du das eigentlich, mit jeder Frau sofort ins Gespräch zu kommen?«, fragte er beiläufig.

      Lars schaute überrascht auf.

      Er verkniff sich ein Grinsen.

      »Kommunikation nennt man das, oder auch Small Talk. Mit einiger Übung kann man es erlernen. Und nun, alter Mann, muss ich zur Arbeit.«

      Er klemmte einen 20-Euro-Schein unter seine Kaffeetasse. »Ich lade dich ein«, sagte er dazu und ging mit einem kurzen Gruß davon.

      »Beleidigte Leberwurst«, knurrte Fiebig ihm hinterher.

      Kapitel 5

      Lars hatte vermutlich nicht wirklich damit gerechnet, Fiebig für seine Geschichte interessieren zu können. Dafür kannte er ihn inzwischen zu gut. Fiebig war ein brillanter Kriminalist, für Ideen, Vorschläge und Ratschläge anderer aber meistens unempfänglich. Irgendwie passte das nicht zusammen. Trotzdem hatte sein Kommissariat eine beeindruckende Aufklärungsquote vorzuweisen. Man konnte Fiebig ja vieles vorwerfen, aber in einem war er wirklich gut: Er nahm nur Kriminalisten in seinem Kommissariat auf, die Sachverstand und starke Persönlichkeit vereinten. Letztendlich verdankte er deshalb seinem Team viele seiner Erfolge. Allen voran Elke Fassbender, seiner inoffiziellen Stellvertreterin. Sie glich seine ruppige Art aus, vermittelte, glättete Streitigkeiten und war die Einzige, die Fiebig widersprechen durfte. Alles in allem: Das KK 11 arbeitete überaus erfolgreich und Fiebig avancierte damit zum Lieblingsdienstellenleiter seines Polizeipräsidenten.

      Lars würde die Sache mit Kotthausen nicht auf sich beruhen lassen, da war Fiebig sicher. Doch der Journalist konnte nicht ahnen, dass er selbst beschlossen hatte, Nachforschungen anzustellen.

      Nachdem Lars sich verabschiedet hatte, griff Fiebig zu seinem Handy und rief die KTU an.

      »Fahrt mal zum Hardttunnel«, gab er ihnen auf. »Die Eingangstür ist nicht zu übersehen. Sie befindet sich einige Meter oberhalb des Hardtufers, etwa in Höhe der Schulen auf der anderen Wupperseite. In der Tür sollen sich angeblich Dellen von Einschüssen befinden. Wenn das so ist, dann sucht davor nach Projektilresten. Ich komme vielleicht später dazu.«

      In Ruhe aß er den Rest seines Baguettes auf, rief nach der Bedienung und überreichte ihr großzügig die 20 Euro, die Lars zurückgelassen hatte. Damit war ein fettes Trinkgeld abgegolten, das die junge Frau mit einem bezauberten Lächeln quittierte. Fiebig lächelte, so gut er konnte, zurück und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.

      Kaum saß er im Fond, rief ihn ein Funkspruch dringend ins Büro zurück.

      Der Präsident persönlich erwartete ihn.

      Die Müllabfuhr habe einen abgeschnittenen Kopf in einer Tonne entdeckt. Bevor das an die große Glocke gehängt und die Presse ihn wieder mit Fragen bedrängen würde, solle Fiebig sich das sofort einmal selbst anschauen, befahl der Polizeipräsident mit rotem Kopf. Mit seinem Blutdruck stand es nicht zum Besten.

      Fiebig informierte Laura Conte, die zuständige Staatsanwältin. Er stellte ihr frei, zum Tatort zu kommen.

      »Warum sollte ich nicht kommen?«, fragte sie schnippisch.

      »Na ja«, murmelte Fiebig, »ich dachte, weil Sie ja …«

      Er spielte auf zurückliegende Fälle an, an deren Tatorten sie keine Hilfe gewesen war.

      »Fiebig, mach dir keine Sorgen. Ich halte das aus.«

      Bevor er Einwände erheben konnte, hatte sie schon den Hörer aufgelegt.

      Vor nicht allzu langer Zeit hatte Laura als noch unerfahrene Berufseinsteigerin einige Wochen in Fiebigs Kommissariat hospitiert. Wie es seine taktlose Art war, hatte er sie wie einen Lehrling behandelt, geduzt und verspottet. Irgendwann eskalierte das in grobe Beleidigungen ihrerseits. Seitdem siezte Fiebig sie demonstrativ, während sie ihn stattdessen duzte.

      Es hatte sich zu einer spielerischen Kabbelei entwickelt, die nicht ganz ernst zu nehmen war. Jedenfalls kamen die beiden inzwischen ganz gut miteinander aus.

      »Na denn«, sagte Fiebig mehr zu sich selbst, wählte die Nummer der KTU und orderte weitere Kriminaltechniker.

      »Unser Personal ist begrenzt. Du legst das gesamte Kommissariat lahm«, murrte der Leiter.

      »Dafür seid ihr doch schließlich da«, knurrte Fiebig zurück und legte auf.

      »Na denn …«, wiederholte er sich, als mit Manni, einem alten Hasen der Technik, auch die junge Corinna, die für Fotos und Videoaufnahmen zuständig war, in seinem Büro erschien. Skeptisch schaute er sie an. Es war kein Geheimnis, dass der grantige Chef des KK 11 auch sie als Lehrling betrachtete.

      Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. »Ich hab Bereitschaft.«

      »Gut, Leute, auf geht’s. Ich erkläre euch unterwegs den Sachverhalt.«

      Kaum hatte Fiebig das Präsidium verlassen, tauchte Lars dort auf. Dass Fiebig schon wieder unterwegs war, wusste er nicht. Vorsichtig schaute er im zweiten Stock des Ostflügels um die Ecke, ob die Luft rein war. Niemand zu sehen. Mit schnellen, leisen Schritten durchquerte er den Flur und verschwand in Elke Fassbenders Büro.

      Elke schreckte herum, als die Tür gegen das Handwaschbecken schrammte. Sie stand am Fenster und goss gerade ihre Blumen. Nicht jeder konnte sich eines so großen Büros erfreuen, wie Fiebig es sein Eigen nannte. Ihres war so klein, dass Schreibtisch, Schrank, Ablage und Regal fast die gesamte Fläche einnahmen. Das Waschbecken klemmte zwischen Wand und Türrahmen. Schwang jemand die Tür zu heftig auf, knallte sie unweigerlich gegen das Porzellan.

      »Entschuldigung«, sagte Lars mit seinem Lächeln, das jede Frau entzückte.

      Elke winkte die Entschuldigung ab. Sie lächelte auch, weil sie eine durch und durch freundliche Person war, nicht weil ein gut aussehender Mann ihr Büro betrat. Nur Frauen brachten sie aus der Ruhe.

      »Kaffee?«, fragte sie, ohne nach dem Grund seines Besuchs zu fragen.

      Lars nickte und kam dann sofort zu seinem Anliegen.

      Kurz erzählte er Elke die gleiche Geschichte, die er schon Fiebig vorgetragen hatte.

      »Der alte Griesgram stellte sich leider mal wieder taub. Er glaubt, ich wolle ihn für eine Geschichte missbrauchen, mit der ich mich endlich auf die erste Seite unserer Zeitung schreiben könnte.«

      »Willst du doch auch.« Elke lachte.

      Lars blieb ernst. »Das wäre ein schöner Nebeneffekt. Ich glaube allerdings, dass

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