Jedes Kind darf glücklich sein. Maren Hoff

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Jedes Kind darf glücklich sein - Maren Hoff

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ernähren, hat dementsprechend einen erheblichen Einfluss darauf, welche unserer Gene an- und welche abgeschaltet werden. Das heißt nicht, dass wir nie wieder Schokolade oder Fleisch essen dürfen oder für immer eine strenge Diät einhalten müssen. Eine bewusste und vielseitige Ernährung kann aber sowohl uns als auch unsere Nachkommen stärken.

      Durch unseren Umgang mit Stress

      Ein anderer, wesentlicher und brisanter Faktor, der Einfluss auf unsere DNA-Struktur nehmen kann, ist Stress. Hier geht es nicht um den alltäglichen Stress, den wir gut verkraften können, sondern um Stress, der durch traumatische Erfahrungen verursacht wird. Stresserlebnisse, die einem Menschen im Mutterleib, als Kleinkind oder in der Pubertät widerfahren sind, prägen sich genetisch besonders stark ein. So kann zum Beispiel die Tendenz zu Depressionen schon im Mutterleib an das Kind weitervererbt werden.

      Aber nicht nur individuell können wir durch persönliche Erlebnisse einen nachhaltigen Einfluss erfahren, auch kollektiv können Menschen durch gemeinsam erfahrene Traumen, wie zum Beispiel Kriege oder Attentate, geprägt werden. Besonders diese menschengemachten Katastrophen haben hier große Wirkkraft. Studien beweisen, dass Naturkatastrophen Menschen im weiteren Leben nicht so sehr zusetzen wie Gewalt, die sie durch ihre Mitmenschen erleben. Menschengemachte Katastrophen führen zu einer Störung in der Entwicklung von Urvertrauen. Die Bindungsfähigkeit wird beeinträchtigt und es ist mittlerweile klinisch belegt, dass sogar die Entwicklung der Kinder, Enkel und Urenkel der Kriegsgenerationen in Mitleidenschaft gezogen wird.

      Wie wir mit Stress umgehen, hat nachhaltigen Einfluss auf unsere Lebensqualität und diejenige unserer Kinder. Das eigene Stresslevel so gering wie möglich zu halten, ist daher nicht nur notwendig für ein gesundes Leben, sondern auch im Sinne der Verantwortung für nachfolgende Generationen.

      Der transgenerationale Verlust des Urvertrauens lässt sich bis heute gesamtgesellschaftlich nachvollziehen. Ein solcher Verlust kann zur Abkapselung von Gefühlen führen – ein Nicht-fühlen-Wollen, wie es heutzutage häufig Ausdruck findet in übermäßigem Arbeitspensum, einem exzessiven Konsumverhalten, Fernsehsucht, Esssucht oder Sportsucht. Starker Alkohol- und Zigarettenkonsum gehören ebenfalls dazu. Nur weil wir solche Verhaltensweisen gesellschaftlich als »normal« einstufen, heißt das nicht, dass sie das wirklich sind.

      Auch psychischer Stress, dem wir über einen längeren Zeitraum und in überhohem Maße ausgesetzt sind, kann sich in unseren Genen und in den Genen unserer Kinder verankern. Mobbing kann ein Auslöser für solchen Stress sein und ebenso permanente Angst um den Arbeitsplatz oder finanzielle Sorgen. Ausschlaggebend, wie sehr solcher Stress einen Menschen prägt, ist hier, wie viel von dem Stresshormon Cortisol im Körper des Menschen ausgeschüttet wurde und ob es über einen längeren Zeitraum geschah.

      Eine Zeit lang kann man die Ausschüttung gut vertragen und das Hormon auch wieder abbauen. Ist ein Mensch aber lange Zeit einem hohen Stresslevel ausgesetzt – oder äußeren Umständen, die ein solch hohes Stresslevel verursachen –, so werden Körper und Gene geflutet und es kann zu dauerhaften Veränderungen in der Verpackungsstruktur der Gene kommen.

      WERDEN WIR FÜR UNS SELBST WACH

      Dem Stress gilt es sowohl körperliche als auch geistige Entspannung entgegenzusetzen, was auch gesamtgesellschaftlich eine Kehrtwende im Arbeits- und Stresspensum nach sich ziehen könnte. Achtsamkeitspraxis, Meditation und Yoga können hier hilfreich sein, aber ebenso Saunabesuche, Tanzen, Spaziergänge, Gartenarbeit. Gut ist, was uns wirklich nachhaltig guttut.

      Achten wir also darauf, ob der Fernsehabend uns tatsächlich entspannt, ob die Zigarette unser Stresslevel real senkt oder uns einfach bei der Verdrängung von Stress oder unangenehmen Gefühlen hilft.

      Durch den Umgang mit unseren Gefühlen

      Fühlen ist auch Kopfsache. Unsere Gefühle werden gesteuert durch unsere Gedanken. Und die sind häufig geprägt von unseren Erfahrungen. Unsere Gedanken und Gefühle prägen unsere neuronalen Gehirnstrukturen und eben auch unsere DNA. Ein selbstverantwortlicher Umgang mit Gefühlen und Gedanken hilft also nicht nur im aktuellen Leben, sondern schützt auch die nächste Generation. Befinden wir uns zum Beispiel oft in einem Zustand der Wut, schüttet unser Körper überdurchschnittlich viel der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus. Die Amygdala, Teil des limbischen Systems im Gehirn, bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation, also wie gefährlich sie ist, und sendet Reaktionssignale aus. Unsere Pupillen weiten sich, die Augenbrauen ziehen sich zusammen. Der Blutdruck steigt und der Puls rast. Ist die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin häufiger stark erhöht, kann der Körper keinen ausgleichenden Abbau mehr gewährleisten. Der Blutdruck bleibt dann konstant erhöht. In der Folge fühlen wir uns auch in weniger bedrohlichen Situationen schnell angegriffen. Meist stecken hinter dem Gefühl der Wut ganz andere Gefühle, denen man sich nicht so gern aussetzt: Hilflosigkeit, Kränkung, Angst oder schlicht Hunger können dahinter schlummern. Wut kann also ein guter Indikator sein, sich seine Gefühle einmal genauer anzusehen.

      Die Frage ist: Wollen wir von unseren Gefühlen beherrscht werden – oder mit ihnen konkret umgehen können?

      Der bewusste Umgang mit Gefühlen und Gedanken hat Einfluss auf die Verpackungsstruktur unserer Gene. Indem wir entscheiden, wie viel Macht wir einem Gefühl oder einem Gedanken über uns geben wollen, entscheiden wir bewusst mit, welche Körperreaktionen in uns aktiv sind – welche Hormone ausgeschüttet werden und ob diese so einflussreich sein können, uns dauerhaft zu prägen.

      EPIGENETISCHE PRÄGEPHASEN – WANN BEGINNT DIE VERPACKUNG?

      Es gibt drei wichtige epigenetische Prägephasen in der Entwicklung eines Menschen:

       die Phase im Mutterleib und während der Geburt

       die drei Jahre nach der Geburt

       die Zeit der Pubertät

      Aber auch darüber hinaus können uns äußere Einflüsse genetisch codieren, gerade dann, wenn wir dauerhaft hohem Stress oder Mangelernährung ausgesetzt sind. Aber diese drei Phasen sind für die Verpackung unserer Erbinformationen überdurchschnittlich wichtig. In diesen Zeiten schreitet die Zellentwicklung schnell voran, Veränderungen haben den höchsten Wirkungsgrad und können sich uns genetisch viel leichter und permanenter einprägen als in späteren Zeiten. In der frühen Kindheit ist das Gehirn sehr empfänglich für Einflüsse aus dem Umfeld und reagiert höchst sensibel auf traumatische Ereignisse. In dieser Zeit fühlen sich Kinder auch ausgesprochen schutzlos. Erst später bauen sie ein Ichgefühl und Charakterstärke auf, die ihnen helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen.

      Mindestens in den ersten zwei Phasen hat besonders die Mutter einen entscheidenden Einfluss auf die gesunde körperliche und geistig-seelische Entwicklung ihres Kindes. So kann bei schwangeren Frauen das Stresshormon Cortisol – das bei einem normalen Level in der Plazenta aufgehalten wird und den Blutkreislauf des Kindes nicht erreicht – im Falle einer erhöhten Produktion diesen natürlichen Schutz durchbrechen und das Ungeborene hormonell fluten. Die Zellen des Embryos oder des Fötus, die sich noch in der Ausbildungsphase befinden, haben dem nichts entgegenzusetzen. Menschen, die in dieser frühen Lebensphase stressbedingt derartig geprägt wurden, verfügen in ihrer weiteren Entwicklung häufig über eine extrem geringe Stressresistenz. Sie sind als Kinder und Erwachsene unruhiger, leichter aus der Fassung zu bringen und neigen zu stressbedingten Depressionen.

      DER BEWUSSTE UMGANG MIT UNS SELBST

      Kein Mensch ist eine Insel. Wir sind alle miteinander verbunden und stehen in ständigem Austausch mit unserer Umwelt. Auch unsere Gehirnstrukturen sind

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