Gekaufte Wissenschaft. Christian Kreiß

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Gekaufte Wissenschaft - Christian Kreiß

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waren.

       Stiftungen

      Es gibt aber auch zahllose Stiftungen, die wirklich philanthropische Zwecke verfolgen. Ich würde die Bosch Stiftung, die Carl-Zeiss-Stiftung, die Mahle-Stiftung, die Zeppelin-Stiftung (ZF Friedrichshafen) und viele viele mehr dazuzählen.

      Gelder aus diesen Quelle können normalerweise eine wunderbare Ergänzung für freie Forschung sein.

       Zweitens: Interessengeleitetes, zweckgerichtetes Geldgeben an Hochschulen

       Börsennotierte (Groß-) Unternehmen

      Zu dieser Kategorie würde ich grundsätzlich alle börsennotierten Großunternehmen zählen. Denn diese müssen ihre Gewinne maximieren und können es sich daher normalerweise gar nicht leisten, Geld in irgendwelcher Form zweckfrei zu verschenken. Hier wäre ich grundsätzlich sehr skeptisch. Mit solchen Geldern wird immer ein Zweck verfolgt. Freie, ergebnisoffene, zweckfreie Forschung ist damit meiner Einschätzung nach einfach nicht möglich.

       Konzernnahe Stiftungen und Lobbyverbände

      Es gibt aber nicht nur Konzerne, die interessegeleitete Gelder in Hochschulen lenken, um dort ihre Zwecke zu erreichen, sondern auch viele konzernnahe Stiftungen oder Lobbyverbände wie Arbeitgeber- oder Industrieverbände. Man muss also ganz genau hinschauen, welche Stiftung mit welchem Zwecke welche Gelder gibt und wer genau hinter der Stiftung oder dem Verband mit welchen Absichten steht. Das ist oft gar nicht einfach herauszubekommen, denn hier wird oft mit Absicht mit maximaler Intransparenz gearbeitet und so stark verschleiert wie möglich. Man will ja gerade im Trüben fischen und verbrämt das gerne mit schönen Worten wie „dem Allgemeinwohl/der Wissenschaft/dem Fortschritt/der Zukunft/der Gesundheit/dem Wohle unserer Kinder verpflichtet“ und anderen Phrasen oder Floskeln.

      Gelder aus dieser zweiten Kategorie sind der Tod aller freien, unabhängigen Forschung. Sie gehören meiner Meinung nach schlichtweg nicht an öffentliche Hochschulen, weil sie Forschung korrumpieren wollen und sollten daher gemieden werden. Praktisch alle Wissenschaftsskandale aus der Hochschulgeschichte gehören dieser zweiten Kategorie an.21

       Drittens: Mischformen

      Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern ganz viele Zwischentöne. Stiftungen können aus ganz verschiedenen Motiven gegründet werden. Sie können, um Steuern zu sparen und das eigene Vermögen in Sicherheit vor dem Fiskus zu bringen oder auch um wirklich das Allgemeinwohl zu fördern, ins Leben gerufen werden. Viele wollen auch beides. Das ist von außen nicht immer leicht zu erkennen. Dann gibt es auch noch politische Stiftungen und alle möglichen Verbände. Wie soll man die einordnen? Die grauen und schwarzen Schafe versuchen natürlich, die Gemeinwohlorientierung in den Vordergrund zu stellen und die egoistischen Absichten zu verschleiern. Es hilft nichts: Man muss jeden Einzelfall konkret ansehen. Ein Pauschalverdacht ist ebenso falsch wie pauschales Gutheißen. Gute Indikatoren für mich sind: Wie transparent sind die Organisationen? Je transparenter, v.a. was die Geldflüsse anlangt, desto besser. Ein zweiter guter Indikator für mich ist die Gewinnorientierung. Stehen hinter den Organisationen große, gewinnorientierte Konzerne? Dann dürfte keine Gemeinwohlorientierung vorliegen.

      5 Vgl. Kreiß 2019, Mephisto

      6 Vgl. Kreiß 2013, Profitwahn

      7 Vgl. Kreiß/Siebenbrock 2019, BWL

      8 https://www.gesetze-im-internet.de/hrg/25.html Stand 20.5.2020. Hervorhebung CK

      9 Dörband/Müller 2005, S.26f.

      10 Kreiß/Siebenbrock 2019, BWL S.209f.

      11 Brief von Emil Molt und Fritz Graf von Bothmer 1935, Esterl, S.223f.

      12 Vgl. Kreiß 2013, Profitwahn S.101-104 und, aktueller: https://www.heise.de/tp/features/Die-Corona-Angst-und-die-kommende-Wirtschaftsdepression-4693816.html Stand 19.5.2020

      13 Kinder, Hermann und Hilgemann, Werner: dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band II, 14. Auflage 1979, München, S.217

      14 Vgl. Bruner, Robert F. und Carr, Sean D., The Panic of 1907. Lesson’s Learned from the Market’s Perfect Storm, Hoboken, New Jersey 2007. Auch die Einträge zur Person John Pierpont Morgan auf Wikipedia sind sehr interessant, v. a. der englischsprachige, der an Lobhudelei und Einseitigkeit [Stand 2013] kaum zu überbieten war, während sich im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag zu John Pierpont Morgan durchaus auch kritische Hinweise zu seiner möglichen Verursacher-Rolle während der Finanzkrise von 1907 fanden

      15 https://www.heise.de/tp/features/Die-Corona-Angst-und-die-kommende-Wirtschaftsdepression-4693816.html Stand 19.5.2020

      16 Unruh, S.228

      17 Vgl. dazu auch die sehr interessante Biographien Sammlung von Myers, Gustavos, Historie of The Great American Fortunas, Volition, Chicago 1910, S.203-311

      18 https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_P._Sloan Stand 19.5.2020

      19 https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_P._Sloan_Foundation Stand 19.5.2020

      20 „The man wo dies thus rich dies disgraced“, Andrew Carnegie, The Gospel oft Wealth and Other Timely Essays, New York 1900, S.19, oder: https://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Carnegie Stand 20.5.2020

      21 Vgl. Kreiß 2015, Gekaufte Forschung und die Fallbeispiele in diesem Buch

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