Weltenerbe / Weltenerbe. Das Geheimnis der Zylinder. Umbrella Brothers

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Weltenerbe / Weltenerbe. Das Geheimnis der Zylinder - Umbrella Brothers

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Telefonleitung.

      »Ja, wir schicken bald jemanden, der sich das mal ansieht.«

      Bald war eine sehr ungenaue Zeitangabe. Das konnte innerhalb von fünf Minuten bedeuten oder aber vielleicht noch in diesem Jahr. Und was sollte dieser Nebensatz ›Der-sich-das-mal-ansieht‹? Er soll sich das nicht ansehen, sondern sofort reparieren!

      Andererseits, vielleicht wollte jemand da ganz oben, dass Daniél jetzt erst mal nicht arbeitete, sondern sich um das Ding in seinem Garten kümmerte.

      Er wollte wissen, was er da vor sich hatte. Also musste er recherchieren. Das konnte er eigentlich ganz gut und auch ausdauernd. So etwas brauchte er für seine tägliche Arbeit.

      Aber wo zur Hölle bekommt man Informationen her, wenn nicht durch das Internet?

      Wie haben die Leute denn früher etwas in Erfahrung gebracht, als es noch kein WWW gab? Wo versteckte Claire wohl das Telefonbuch? Daniél fand es nach einer langen Wanderung durch das Haus in der kleinen Schublade im Telefonschränkchen. Als er es herausnahm, sah er darunter die ›Pages Jaunes‹. Ja, das war sogar noch besser. Nach einer kurzen Suche wusste er, dass es in seinem Dorf keine Bücherei gab, dafür aber wohl in der nahegelegenen Stadt.

      Normalerweise kaufte Daniél die Bücher lieber. Er hatte ein wenig Schwellenangst. Sowohl vor der Bücherei, als auch vor der Stadt. Aber nicht genug, um sich von seiner Sache abbringen zu lassen. Er setzte sich in sein Auto und verfuhr sich. Aber auf den Straßen liefen eine Menge Leute herum, die größtenteils bereitwillig Auskunft gaben. Leider variierten die Richtungsangaben manchmal. Schließlich fand er die Bibliothek. Sie hatte sogar einen eigenen Parkplatz. Dieser war fast leer.

      Die Bibliothek selbst war ein imposantes Bauwerk. Mit ihrer breiten Treppe und den sechs mächtigen Tragsäulen für das Vordach erweckte sie den Eindruck von Größe und Macht. Etwas Lateinisches stand auf der Vorderseite geschrieben. Er kam sich sehr klein vor. Er schluckte und ging dann durch das große Tor. Der rechte Flügel war geöffnet.

      Auch die verschwenderisch große Halle hinter der Tür beruhigte Daniél nur wenig. Er ging zu einem Schalter, um einen Büchereiausweis zu beantragen.

      »Bekomme ich hier einen Ausweis?«, fragte er unsicher.

      Die Frau schaute ihn mit einem Blick an, als ob sie daran zweifelte, dass er überhaupt lesen konnte.

      Daniél füllte ein Formular aus und nach ein paar Minuten bekam er eine elektronisch lesbare Karte. Er bedankte sich höflich und machte sich auf, um in den großen Hallen nach etwas zu suchen, dass ihm helfen könnte. Daniél hatte keine Ahnung, wie er hier etwas finden sollte. Das waren eindeutig zu viele Bücher. Ich brauche Hilfe, dachte er, als jemand rief: »Ey! Hallo Daniél, was machst du denn hier?«

       7 Dogon

      Togan Brambesi trug einen Turban und eine Sonnenbrille zum Schutz gegen den Wüstensand. Er war großgewachsen und seine athletische Figur wurde von einem Kaftan verdeckt.

      Seine beiden Gefährten waren wesentlich kleiner, aber ebenso verhüllt. Alle drei saßen in einem Jeep und durchquerten die Sahara. Sie waren aus der Gegend von El-Hank gestartet und bereits seit mehreren Stunden unterwegs. Die Grenze von Mauretanien nach Mali hatten sie in den frühen Morgenstunden passiert. Das hatten sie aber nicht bemerkt, weil es keine sichtbare Abgrenzung gab. Als Togan Brambesis Großvater klein war, hieß das hier alles noch Französisch-Westafrika.

      Obwohl nur das Auto wirklich Arbeit leistete, schwitzten die Männer unter ihrer Kleidung. Es waren 35 Grad im Schatten. Aber hier gab es keinen Schatten. Die Gegend war öde und lebensfeindlich, jedenfalls auf den ersten Blick. Tatsächlich fanden sich zahlreiche Tiere – vor allem Kleintiere – die sich perfekt auf das Klima eingestellt hatten. Zum Beispiel gab es hier einen kleinen Käfer, der, wenn die Sonne aufging, mit seinen Beinchen den Morgentau einfing und diese Wassertropen unter seinem Panzer speichern konnte. Auf diese Weise hatte er für den ganzen Tag ausreichend Flüssigkeit.

      Auf der Ladefläche des Jeeps waren unter einer Plane drei große Wasserbehälter verborgen, die den gleichen Zweck erfüllten. Die Männer gingen sparsam damit um, denn sie wussten, dass es ein kostbares Gut war. Lange würde die Fahrt nicht mehr dauern. Das viele Wasser war für Notfälle wie Sandstürme oder Autopannen.

      Eine Straße gab es nicht, sodass die Fahrt teilweise auch über unwegsames Gelände ging. Der Wagen wurde dabei oftmals durchgeschüttelt. Aber Togan Brambesi saß stets aufrecht, mit geradem Rücken, auf dem Beifahrersitz. Er hielt sich mit der rechten Hand an einem Überrollbügel fest. Seine beiden Gefährten waren in sich zusammengesunken. Ihre erschöpften Körper hatten keinerlei Spannung mehr. Der Mann, der hinten saß, holte ein Navigationssystem hervor. Er konnte zwar mittels Uhrzeit und Stand der Sonne bestimmen, wo Süden war, aber verlassen konnte man sich nur auf die satellitengestützte Elektronik.

      »Wir müssen fünf Grad weiter nach rechts!«, sagte er.

      Der Fahrer schlug das Lenkrad leicht ein und war wieder auf dem richtigen Weg. Bald hatten sie die Sahara hinter sich gebracht und kamen an die Grenze zur Sahel-Zone. Jetzt war es nicht mehr weit.

      Die drei Männer waren auf dem Weg zu den Dogon. Ein kleiner Stamm im Herzen Malis, der kaum Beachtung fand. Und das war auch ganz gut so. Die Dogon beschäftigten sich offiziell bis in die späten Fünfziger hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht. Ihr religiöses Oberhaupt war bis dahin der Hogon, eine Art Hohepriester, der die Riten und die Überlieferungen des Stammes verwaltete. Und ein, mehrere tausend Jahre altes, Geheimnis. Nirgendwo sonst hätte es so lange bewahrt werden können.

      Alle sieben Jahre feierten die Dogon in den alten Tagen ein Fest zur Erneuerung der Welt und dabei wurde traditionsgemäß der Hogon geopfert. Aber bereits der achte Hogon brach mit dieser Tradition und stellte sich lediglich tot. Nach einem halben Jahr kam er zurück zum Stamm und verkündete, dass er wiedergeboren wurde und das Fest nun alle 60 Jahre stattfinden solle, denn so wollten es die Götter. Der letzte von ihnen war Ogotemmeli.

      Ein paar Jahre nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Stamm von der industriellen Revolution überrollt und heutzutage gab es keine Hogon mehr. Aber das Fest wird noch gefeiert.

      Togan Brambesi entdeckte inmitten der Steppe eine Landebahn für keine Flugzeuge. Daneben befand sich ein prächtiger Bau mit allerlei orientalisch anmutenden Türmchen und Säulen. Mit Fluglärm hatte der Bewohner aber keine Probleme, da die Landebahn nur von einer einzigen Person benutzt wurde. Eine Oase umschloss das Gebäude an drei Seiten. Eigentlich galt dieses Gebiet noch als ›dauernd regenarm‹ aber eine natürliche Quelle sorgte dafür, dass Flora und Fauna prächtig gediehen.

      Der Mann auf der Rückbank steckte das Navigationssystem in seinen Kaftan und lehnte sich zurück.

      »Ah! Togan. Schön, dass du da bist. Die anderen drei sind schon im Haus. Vielleicht solltest du tatsächlich mal das Fliegen probieren. Diese Reisen durch die Wüste sind gefährlich und zehren an der Substanz.«

      Herr Bahwassu, der Togan Brambesi überschwänglich begrüßte, trug einen blütenweißen Kaftan aber weder eine Sonnenbrille noch einen Turban.

      Herr Brambesi verneigte sich kurz und sagte: »Seid gegrüßt Hogon. Du weißt doch, dass ich nicht gerne fliege. Außerdem bin ich ein Kind der Wüste.«

      Seine beiden Gefährten wechselten kurz einen Blick. Offensichtlich waren sie ganz anderer Meinung. Sie freuten sich auf die bekannten Annehmlichkeiten des Hauses.

      »Wie du meinst. Komm herein,

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