Weltenerbe / Weltenerbe. Das Geheimnis der Zylinder. Umbrella Brothers
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Читать онлайн книгу Weltenerbe / Weltenerbe. Das Geheimnis der Zylinder - Umbrella Brothers страница 14
»Klar. Kein Problem«, sagte Daniél eifrig und prüfte mit einem Seitenblick, ob man die Tür im Boden sehen konnte. Nein, sie schloss raffiniert mit den Fugen im Boden ab. Man konnte sie nur sehen, wenn man danach suchte. Aber wer suchte schon eine Tür im Boden.
»Vielleicht werde ich mir hier drinnen eine Werkbank hinstellen.«
Daniél war plötzlich eingefallen, dass er wahrscheinlich sehr viel Zeit in diesem Schuppen verbringen würde – beziehungsweise darunter – und es irgendwie rechtfertigen musste. Er war handwerklich halbwegs begabt, nur einen Presslufthammer konnte er nicht halten. Und Claire interessierte sich nicht mehr für seine Arbeit oder Basteleien, sodass es nicht auffallen dürfte, wenn er tatsächlich nie etwas anfertigte.
Obwohl sie sich ein paar Tage nicht gesehen hatten, schlief jeder auf seiner eigenen Seite. Der Schuppen war offensichtlich nicht das, was Claire sich vorgestellt hatte. Am Morgen ging sie dann ohne viele Worte zur Arbeit. Claire arbeitete drei Tage die Woche als Buchhalterin.
Daniél nutzte die Zeit, um den Behälter freizulegen. Gestern hatte er dazu ja keine Gelegenheit gehabt.
Da er wusste, dass man den Behälter nicht so leicht beschädigen konnte, buddelte er mit der großen Schaufel links und rechts bis er den halben Zylinder freigelegt hatte. An die hintere Seite kam er noch nicht heran, die lag noch zu tief. Aber er konnte erkennen, dass links und rechts und wahrscheinlich genau in der Mitte zwei Halbkugeln angebracht waren. Alles zusammen sah aus wie ein Pottwal, der halb in der Erde schwamm. Und die Kugeln waren die Augen.
Das Material war identisch, lediglich die Farbe war eine andere. Sie stachen hervor, weil sie tiefschwarz waren. In der linken Halbkugel waren bei genauerer Betrachtung zwei kleine Vertiefungen zu sehen. Daniel ließ seine Finger darüber wandern. Die rechte Kugel war vollkommen glatt. Wie Marmor.
Als Daniél weiterbuddelte, fühlte er sich von den Augen beobachtet. Immer wieder blickte er auf die schwarzen Kugeln.
Zwischendurch brachte er die Erde nach oben und verteilte sie im Garten. Er musste Löcher graben, da der lehmige Boden aus dem Schacht eine hellere und rötlichere Farbe hatte.
Mit dem Bagger ging es doch erheblich schneller, als mit der verhältnismäßig kleinen Schaufel. Und Daniél graute es immer vor dem Abtransport der Erde. Mit Last eine Leiter emporzusteigen war schwierig und schweißtreibend. Eigentlich empfand er Graben als schrecklich unproduktiv. Andererseits konnte man herrlich dabei abschalten.
Plötzlich bemerkte er, dass er zwei Blasen an der linken Hand hatte. Eine am Zeigefinger und eine am Daumen. Er hatte sie die ganze Zeit über nicht bemerkt. Jetzt wo er sie sah, taten sie ihm weh. So konnte er unmöglich weiterbuddeln. Er ging ins Bad und wusch sich die Hände. Dann nahm er eine Nadel und stach sich in die Blasen. Vorsichtshalber klebte er je ein Pflaster um die beiden Finger.
Daniél ging in die Garage und holte ein paar Arbeitshandschuhe. Er wollte sich von zwei kleinen Blasen nicht die ohnehin knappe Freizeit nehmen lassen. Zwar wartete in seinem Büro noch Arbeit auf ihn, aber das hier war wichtiger. Der Computer würde morgen auch noch da sein.
Bis zum Nachmittag hatte er einen bemerkenswerten Teil unterhalb der Mittellinie ausgegraben, sodass der Pottwal schon fast auf dem Trockenen lag. Und an der linken Seite hatte Daniél eine rechteckige Mulde gefunden. Die Vertiefung war gut einen halben Meter breit und 20 Zentimeter hoch. Sie wies erhabene Symbole auf, fast wie bei einer Blindenschrift. Der rechteckige Bereich war voll davon. Die Zeichen sahen aus, wie eine Mischung aus Runenschrift und Hieroglyphen. Aber die typischen Vögel und Schlangen der ägyptischen Schrift fehlten. Was der Text wohl bedeutete? Von einem unheimlichen Fluch bis hin zu ›This side up!‹ war alles möglich. Er musste ein Foto davon machen. Vielleicht gab es im Internet eine Übersetzungssoftware für die Symbole. Bestimmt gab es so etwas, jeder Scanner hatte so eine Texterkennung.
Er wollte seine Kamera holen und zog sich daher die Handschuhe aus. An den Stellen, in die er mit der Nadel gestochen hatte, waren die Blasen eingerissen. Die Pflaster hatten sich wohl schon vor längerer Zeit verabschiedet. Er konnte rote Haut sehen und er fühlte, wie sein Puls dort pochte. Es schmerzte. Genug für heute, entschied Daniél. Sonst würde er es nicht mehr schaffen, bevor Claire zurückkam. Das Foto konnte er morgen auch noch machen. Jetzt musste er erst mal seine linke Hand medizinisch versorgen. Also, eigentlich klebte er nur erneut jeweils ein Pflaster auf die offenen Stellen. Danach beseitigte er alle Spuren von Dreck und groben Lehm aus dem Schuppen.
Als Claire nach Hause kam, fragte sie: »Was hast du denn gemacht? Hast du dich verletzt?«
»Nein. Ich habe im Garten gebuddelt. An den Seiten habe ich den Schuppen noch ein wenig mit Erde bedeckt.«
»Aha. Muss das sein?«
Jetzt packte Daniél sein Lieblingsargument aus: »Du willst doch immer, dass alles ordentlich ist.« Das zog jederzeit. Damit war die Diskussion meistens beendet. Denn Ordnung war ein elementarer Bestandteil von Claires Leben.
»Tja, wenn das sein muss. Aber du hast ein wenig übertrieben, nicht? Dir liegt eher die Kopfarbeit!«
»Ja, ist ja auch nur eine einmalige Sache«, sagte Daniél.
Er dachte daran, dass er noch längst nicht fertig war mit seinen Ausgrabungen. Von nun an musste er aufpassen, dass er sich nicht noch weitere Blasen zuzog. Ansonsten würden ihm die Ausreden ausgehen. Denn für gewöhnlich mied er Arbeiten mit der Schaufel.
Sie aßen gemeinsam ein paar Brote. Dann legte Claire die Füße hoch und sah sich einen Film an. Daniél ging nach oben in sein Arbeitszimmer. Er wollte noch ein wenig im Internet nach solchen Zylindern suchen. Aber es war schwierig nach etwas zu suchen, wenn man keine genaue Bezeichnung für das zu suchende Objekt hatte. Er fand nichts Vergleichbares. Schließlich gab er auf und ging mit einer Flasche Wein aus dem Keller zu Claire. Wie ihre Laune heute wohl war?
Mittwoch. Daniél hatte sich vorgenommen wenigsten bis unter den Zylinder zu kommen, bevor er das Foto machte. Und länger wollte er auf keinen Fall arbeiten, um seine Hände zu schonen. Irgendwann würde er auch mal wieder in sein Arbeitszimmer gehen müssen. Die Arbeit dort wurde nicht gerade weniger, wenn man sie ignorierte. Daniél zog sich die Handschuhe an und fing an zu graben. Nach ein paar Stunden war er so weit. Unter dem Zylinder war ein Gestell angebracht. Verdammt! Er war zu neugierig, um es nicht auszugraben. Aber nicht mehr heute. Eben noch das Foto und dann würde er etwas Geld verdienen gehen.
Er musste seinen Auftraggeber anrufen, aber das Telefon war tot. Mit ingenieurmäßigem Sachverstand schlug er das mobile Gerät zweimal auf den Tisch und versuchte es erneut. Immer noch nichts. Die Anzeige funktionierte und zeigte ein gelbes lachendes Gesicht. Das Telefon selbst schien in Ordnung zu sein, lediglich die Leitung war gestört. Sicher? Er konnte es leicht testen. Er versuchte sich ins Internet einzuwählen. Er sah eine Fehlermeldung, die alles besagen konnte, aber nicht, dass die Leitung gestört war. Dort stand etwas ›von Server derzeit nicht verfügbar‹ oder so. Also zückte er sein Handy und rief bei seinem Provider an. Leider bestätigte dieser den Ausfall der Leitung. Mehr noch. Durch einen einfachen Test konnte der Mann sagen, dass die Leitung mechanisch unterbrochen war. Daniél kam sofort der Gedanke, dass er mit dem Bagger Blödsinn gemacht hatte. Aber nein, die Leitungen verliefen zwar unterirdisch, aber vor dem Haus.
»Wie lange wird das dauern? Ich bin auf das Telefon angewiesen!«
»Sie haben doch ein Handy!«, sagte der Mann.
»Ja, aber darüber kann ich keine Daten verschicken! Ich brauche auch den Internetzugang!«
Daniél schickte alle seine Daten über das