Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
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Der 1. Division, meine Garde, befahl ich die Sicherung des Süd-Korridors, unserem Fluchtweg durchs Erzgebirge in die CSSR. Wir besprachen formell nochmals die Taktik, sie wussten aber wirklich Bescheid, hatten Orte und Straßen im Kopf,… und sie waren nüchtern. Zuletzt verteilte ich die vorhandenen Haubitzen so, dass wir neuralgische Punkte eine Zeitlang bearbeiten konnten. Die Munition war ja mehr als knapp, es war nur da, was zum Beispiel jeder Panzer in sich geladen hatte. Denn alle fahrenden Transporter hatten klar ihre eigenen Aufgaben, die eigentlichen Ziele. Sie brachten das geklaute Gut schon einmal an die tschechische Grenze und bereits weit darüber hinaus.
Schon seit gestern nutzten wir die alten Schmugglerpfade durchs Erzgebirge, um zu Fuß bereits das Wertvollste wegzuschaffen. Unsere Partner warteten in der Tschechoslowakei, in Ungarn, in Kroatien und in kleinen Orten entlang der Grenze auf unser Kommen. Ganze Züge und Schiffe standen für uns bereit. Alles war bereits bezahlt, es gab mit den Schmugglern vereinbarte Routen für jeden Namen, immer zwanzig Mann zusammen. Es war ein Freifahrtschein für alle, die es über die Grenze schaffen würden, egal was passiert. Es war so, egal was Hoffmann auch tat, er gab uns immer das sichere Gefühl, dass er sich um uns sorgte. Die Aversion Bergmanns oder Hepps teilte ich daher in dem Maße nicht.
Als ich gerade so mit meinen Aufgaben zu Rande gekommen war, wurde es laut, die Leute brüllten, kamen zusammengelaufen. Es entstand ein großer Tumult. Von der Ferne erkannte ich schon, dass er jetzt da war. Hoffmann fuhr wie ein stolzer Eroberer an der Spitze eines langen Konvois ein, stand aufrecht auf dem Beifahrersitz eines Jeeps und salutierte den Männern, die wohl schon bei Hitler so ausgeflippt waren. Einige machten sogar den Hitlergruß, wohl aus alter Gewohnheit. Hoffmanns persönliche Garde um ihn rum, sie trug übergreifend Pilotenbrillen. Keiner benutzte eine Kopfbedeckung oder Schutzausrüstung, dafür liefen sie mit deutschen GC36C, französischen FAMAS und amerikanischen M14 umher. Hoffmann sprang vom Jeep wie ein heldenhafter Feldherr und begrüßte die überschwängliche Menge, dann jeden Kommandeur einzeln. Es dauerte ewig.
Als ich an der Reihe war und er mir die Hand gab, griff er mit der Linken zusätzlich meine linke Schulter, bedankte sich herzlich bei mir. Ich war gerührt, mit feuchten Augen erwiderte ich seinen Gruß. Er nahm sich Zeit für mich und fragte noch nach der Verteidigung, lobte mich für meinen zusätzlichen Einsatz. Hinter seinem Rücken rauschten derweil die neuen Transporter aus Hoffmanns Konvoi herein, Kexel rannte schon nervös zu mir. Er wollte lesen was auf den Listen stand, was Hoffmann mitgebracht hatte. Ich streckte meine Listen hoch, damit ich Planung und Ergebnis vergleichen konnte, sagte: „Na dann mach ich mal weiter.“ Hoffmann klopfte mir auf die Schulter, salutierte. Als ich die Hand an die Schläfe brachte, war er schon weg. Seine Garde schirmte ihn ab wie einen Popstar. Ich wollte nicht wissen wieso die alle Sonnenbrillen trugen, bei meinen Männern war es unerlässlich, dass ich ihnen tief in die Augen blicken konnte. Es half nichts, gemeinsam lotsten wir die Transporter in unterschiedliche Hallen, versteckten sie vor der großen Gruppe unserer Männer, dann checkten wir den Inhalt.
Nach zwei Stunden wurde das geklaute Material immer noch fortlaufend von dem Transporter abgeladen, neu verpackt und wieder aufgeladen. Dies folgte vereinbarten Listen und Berechnungsformeln, lange ausgetüftelt, schließlich ging es uns nur ums Geld. Alle Transporte wurden dann mit bewaffneten Trupps Richtung Süden geschickt. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Gewinn dabei und einen größeren Teil, den er an einer Stelle abzugeben hatte. Neben normalen Wertgegenständen wie Geld, Gemälden, Wertpapieren, Pfandscheinen, Gold, Anleihen und Ähnliches gab es zu sichernde Primärziele.
Darunter waren ein paar ganz besondere Positionen: Das Nazi Gold aus dem Bunker in Finsterwalde, zwei Kisten, die wir dort gefunden hatten. Dann hatte Hoffmann Teile des Bernsteinzimmers aus Walpersberg bei Kahla abtransportiert. Sie hatten in zwölf Stunden die Hälfte in 14 große Kisten gepackt, mehr war, entgegen aller Planung, nicht drin gewesen. In Zukunft würde es also zwei Zimmer geben. Tja, dann das Gold-Depot der Nazis aus Neudeutschdorf in Sachsen, 12 Kisten, nur Goldbarren. Weiter der Schatz der Wettiner, damals versenkt im Burggraben des Schlosses Moritzburg, drei Kisten voll Gold und Silber, versteckt vor der anrückenden Roten Armee. Meine Listen, unsere Listen, waren lang und es waren nicht wir gewesen, die sie angefertigt hatten, sondern jene, die uns mit dem Raub beauftragt hatten. Sie wollten ihre Sachen vor einer möglichen Maueröffnung in Sicherheit bringen. Von diesem Teil hatte kaum einer der Leute hier eine Ahnung. Erstrecht nicht das Fußvolk, das wir aufgelesen hatten.
Als Hoffmann den Auftrag erhielt in die DDR zu gehen, dauerte es damals angeblich nur Stunden, bis man an ihn von anderen Seiten her herantrat. Man bat ihn um eine einfache Sache: Du erfüllst deinen Auftrag in der DDR, dabei nimmst du mit, was wir der Regierung nicht überlassen wollen. Auf der Basis all dessen schrieb Hoffman dann noch einmal sein eigenes Drehbuch, gemeinsam mit Leuten, die er niemanden vorstellte, so wie Karl-Heinz Urbach. Es hingen wahrlich viele Finger im Honigtopf. Meine Angst galt daher genau dem Atomschild und diesem Urbach.
Ein waghalsiger Plan.
Ich gab meine fertigen Listen im Planungsstab ab, dann aß ich erstmal was. Es war gut und es gab reichlich. Aber natürlich stand auch ein Fass Bier da, das ärgerte mich wieder. Danach bewegte ich mich zum angekündigten Treffen des Führungsstabes in einem Schulungsraum der Fliegerschule. Auf dem Gang Türen zu vollbesetzten Räumen, viele Menschen, in einem von denen sah und grüßte ich meine Gardisten, die mit dem Technischen Dienst die Funkleitstelle aufgebaut haben. In weiteren Räumen wurden Listen in versiegelte Umschläge geben, ein Teil befand sich bei den Transportkisten, ein Teil ging an die neuen, zum Teil auch alten Besitzer. Ein Raum kümmerte sich, ganz offensichtlich mit wenig Begeisterung, um unsere eigentlichen Aufträge.
Als es mit der Besprechung losging versuchte Hoffmann es einigermaßen professionell zu gestalten, aber die Männer waren kaum zu halten. Bei der Verlesung der bisherigen Ergebnisse ein großes Gejaule,… und keine NVA, keine Russen, kein Eingreifen, von niemand. Selbst die Nachricht über Bergmanns Verschwinden konnte sie nicht bändigen. Hoffmann kündigte nun den öffentlichen Teil der Operation an. Er erinnerte daran, dass jetzt alles ganz schnell gehen würde. Alle redeten ihn nur noch mit »Mein Major« an. Es ging mir etwas zu weit, ich sprach den Zustand der Männer an, dass mir der Alkohol zu weit ging, aber es war nichts zu machen, Hoffmann tat es ab und die anderen wollten es erst gar nicht hören. Stattdessen wiederholten sie die Erfolge der nach Berlin entsandten Einheiten, die für viel Verwirrung gesorgt hatten, zwischenzeitlich waren wichtige Bunkeranlagen in unserer Hand. Nach kurzem Scharmützel hatten sich die Männer natürlich zurückgezogen.
Dann sagte Hoffmann noch etwas zu den Atombomben.
Wie bekannt war eine der Bomben, Nr.38, die vorab verkauft worden war, in Jugoslawien und dabei, verschifft zu werden. Die Zweite hatten wir an einem geheimen Ort gebracht. Sie war unsere Lebensversicherung und nur Hoffmann und Kexel wussten exakt, wo sie war. Hoffmann kündigte an, die Lagebesprechung für die Einheiten, welche jetzt in der Dresdner Innenstadt den Aufstand führten, getrennt abzuhalten. Dann bat er mich, Bergmanns Verteilungspläne zu Ende zu führen und alle freien Männer einzusetzen.
Auf die Frage, wann er genau die Regierung über die atomare Bedrohung informieren wollte, wiegelte er ab, mir schien er wusste es selbst nicht genau. Dabei ging es um unseren nuklearen Abwehrschild und damit dem Schutz der Truppen außerhalb des Hauptquartiers. Genervt wechselte er auf einfache organisatorische Fragen. Es war klar, dass dies der heikelste Punkt der Operation war. Hätten wir uns zu früh offenbart, wären