Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck

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die V8, die Fw 190 A8R8, diese Schönheit. Als die Truppen vor den Russen flüchten mussten, war es überhastet, viel wurde liegen gelassen, mehr noch gesprengt. Nicht so diese Göttin von Focke Wulf. Scheinbar hatten die Russen den gleichen Gefallen an ihr gefunden, denn nach 44 Jahren lag nicht einmal Staub auf ihr.

      Meine Begeisterung galt einem Glanzstück deutscher Ingenieurskunst, sie war kein Himmelfahrtskommando von ein paar Irren, wie die Horten 229 oder die Messerschmidt LI 262 in letzter Minute, aus dem Stollen heraus, oder andere Taschenspielertricks. Sie war eine ausgereifte Maschine, die es leider nicht mehr zu einer umfassenden Produktion schaffte, auch wenn man alles versucht hatte. Sie wäre das ideale Bindeglied bis zur Generaleinführung der Strahltriebwerkler gewesen.

      Als ich gehen musste, drehte ich mich noch zu ihr um, wollte ihr sagen: „Ich kann dich leider nicht mitnehmen!“ und sah sie mir noch einmal an, die Hübsche, dann war ich weg. Schließlich besaßen wir seit 39 Minuten, seit 05: 47 Uhr, zwei Nuklearbomben der Russen und wollten dieses schöne Land bis aufs Hemd ausziehen.

      Kapitel 14

      04.10.1989 / 07: 43 Uhr / Rolandufer, Berlin-Mitte, DDR

      Erinnerungen von Ralf-Peter Devaux

      „Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann,

      ohne sie selbst zu glauben“ (Adorno)

      Im herbstlichen und in Sonne getränkten Ost-Berlin parkte ich mein Auto. Etwas genervt, weil wieder so viel Verkehr gewesen war, dass es so viele Staus wegen der Absperrungen zu den Feierlichkeiten gab und weil ich eigentlich früher da sein wollte, weil so viel Arbeit anstand, erreichte ich reichlich spät meinen Arbeitsplatz, die Hauptabteilung (HA) XXII des MfS in Ost-Berlin, ich war der stellvertretende Hauptabteilungsleiter.

      Es waren nur noch einige Tage bis zu den weitläufigen und pompösen Feierlichkeiten zum 40. Bestehen der DDR und als stellvertretender Leiter HA XXII in Berlin-Hohenschönhausen hatte ich rund um die Uhr zu tun. Wir stellten die Spionageabwehr der DDR und wir prüften, bewachten und suchten alles Relevante ab, jeden Verdächtigen, im In- und Ausland, so gut und gründlich es ging. Die Staatssicherheit der DDR und ihre Agenten arbeiteten auf Hochtouren, nichts durfte bei den Feierlichkeiten schiefgehen, die Zielstellungen waren hoch. Für Mielke, unseren obersten Chef, hatte ich ein Fernschreiben in der Tasche, von unserer Abteilung verfasst, dass er heute prüfen und morgen versenden würde:

      „Ausgehend von der Entwicklung der politisch-operativen Lage, insbesondere der in letzteren Zeit aufgetretenen, provokatorischdemonstrativen Handlungen und Vorkommnisse, fordere ich nochmals nachdrücklich, das die Anreisen aller Personen, von denen Gefahren ausgehen können, die bereits im Zusammenhang mit provokatorischdemonstrativen Handlungen bzw. provokatorischen Forderungen aufgefallen sind, nach der Hauptstadt der DDR, Berlin, während des Aktionszeitraumes, unter Nutzung aller Möglichkeiten und mit allen Mitteln, konsequent zu verhindern sind.“

      Die Frage war nicht, ob mein Vorgesetzter Oberst Horst Franz das abknickte, ganz im Gegenteil, er würde sicher noch Verschärfungen einbringen, damit wir uns beliebt machen konnten.

      Was der BND im Westen war, ein bisschen auch der Verfassungsschutz, das war die HA XXII in der DDR. Was die GSG9 in der BRD war, hieß hier: Die Arbeitsgruppe des Ministers, Aufgabenbereich S. (AGMS) und bestand aus den besten Kämpfern der Zentrale Spezifische Kräfte (ZSK) im Land, also militärisch ausgebildeten Top-Agenten. Gesamt waren wir die Terrorabwehr, geschaffen 1973 nach dem Olympia-Attentat in München. Wir bearbeiteten und beeinflussten gezielt das rechte und linksextreme Milieu in der BRD, unserem Hauptgegner. Da die direkt zu bearbeitenden Gruppen logischerweise vorrangig im westlichen Ausland operierten, führte die Abteilung, obwohl sie eine klassische Abwehrdiensteinheit war, viele inoffizielle Mitarbeiter im Operationsgebiet, also in der BRD, knapp tausend Mann. Jetzt wurde viel Druck gemacht, denn man wollte sich am Tag der Republik perfekt vor der Welt präsentieren. Alles war am Rotieren. Dreh- und Angelpunkt war Mielke, jede noch so kleine Entscheidung lief über seinen Tisch. Es würde ein gigantisches Flottenmanöver mit den Russen geben, außerdem prachtvolle Paraden der Nationalen Volksarmee auf der Karl-Marx-Allee. Anschließend große Feierlichkeiten mit internationalen Gästen aus dutzenden Ländern.

      Man erwartete hochrangige Staatschefs, zum Beispiel Wojciech Jaruzelski, dem polnischen Staatspräsidenten und alten Verbündeten, dann Jasir Arafat, den Vorsitzenden der PLO. Daniel Ortega, der Präsident Nicaraguas kam natürlich und, nicht zu vergessen, Michail Gorbatschow, der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, also dem Staatsführer und Lenker des Ostblocks. Er war Reformer und hasste die DDR-Führung, die weniger reformbereit war als er selbst.

      Dann war da noch der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu, der es sich nicht nehmen ließ, im größten Airbus aller Gäste einzufliegen. Viele dieser Gäste waren bereits für den 5. oder 6.Oktober angekündigt, auch die Feierlichkeiten intern sollten da schon beginnen. Es war also ordentlich was los und zu beschützten, auch wenn ich persönlich die Gästeliste mehr als erbärmlich fand.

      Denn letztlich war alles nur Humbug, Wahnsinn und Irrsinn.

      Die DDR war dabei zu kollabieren, wir waren bankrott, jeder wusste das, wirklich jeder. Die Menschen standen auf der Straße, es wurde laufend demonstriert. Die Arbeit wurde verweigert, die Menschen flüchteten in alle Richtungen, die Kriminalität in den Städten war exorbitant.

      Der erste Damm, der brach, war der 2.Mai dieses Jahres, als Ungarn die Grenzen geöffnet hatte, ins Österreich. Ungarn war jetzt ein kleines Loch durch den Eisernen Vorhang, ganz klein, aber in das neutrale Österreich. Und wie bei großen Druckverhältnissen üblich, reicht ein kleines Loch, damit der Druck es immer grösser werden lässt. Als dann ehrlich gesagt die Kommunalwahlen in der DDR gezielt von uns gefälscht wurden und Russland selbst mehr reformiert war als die DDR selbst, da war es den Leuten genug. Sie jetzt aber davor zu bewahren, Mist zu bauen, auszuflippen und sie überzeugen, ruhig zu bleiben, darin sah ich meine Aufgabe.

      Ich ging die Berichte der Nacht durch, bereitete mich auf die Gruppen- und Hauptabteilungstreffen des Tages vor. Im Raum südliches Sachsen waren Kommunikationsschwierigkeiten mit mehreren Stützpunkten der Grenztruppen aufgekommen. Russische Kommandostellen berichteten ähnliche Vorfälle und entsendeten bereits Einheiten für eine Überprüfung vor Ort. Ein entsprechender Bericht des HA I forderte die HA 30 Operativ-Technischer Sektor (OTS) zur Überprüfung der Kommunikationslinien auf. Laut HA 69 Wach- und Sicherungseinheit (WSE) sei der Objektschutz im Land sichergestellt. Beide Abteilungen beorderten Einheiten zur Überprüfung der Situation. Auch laut WSE sollte sich also nur um einen technischen Fehler handeln. Der Ausfall betraf aber bald ganz Sachsen, was mich mehr als verwunderte, erstrecht da die Ausfälle in Reihenfolge auftraten. Dies wäre normalerweise als Anzeichen einer Invasion zu werten. Da das aber logischerweise auszuschließen war, schien es sich tatsächlich um einen technischen Fehler zu handeln, der sich fortzusetzen schien.

      Im Treffen mit den relevanten Hauptabteilungen, in Anwesenheit des Politbüros und des Ministers für Staatsicherheit, wurde der gesamte Ablauf der Feierlichkeiten neuerlich bis ins kleinste Detail erläutert. Alle Punkte wurden in erste Linie aus sicherheitsrelevanten Aspekten heraus erörtert. Gerade die HA II, Spionageabwehr, HA VI Grenzverkehr, mussten in diesen Tagen Hand in Hand mit der HA XIX Verkehr, HA XXII Terrorabwehr und HA XXVI Telefonüberwachung zusammenarbeiten. Das Aufkommen an zu kontrollierenden Telefonaten, Autos und Waren würde enorm sein. Auch die Sonderwünsche der Staatsgäste waren nicht leicht umzusetzen.

      Unter allen jenen, die zu den sonderbaren Unerträglichen gehörten, galt es die Frau des rumänischen Diktators Ceausescu als Schlimmste aller zu nennen. Elena trug bei jeder Gelegenheit das »Collane des Ordens des Infanten Dom Henrique«, einer Ehrung des Templerordens, die sonst nur Königen vorbehalten war. Ihr Mann, ein ehemaliger Maler, trug die ehrenvolle Auszeichnung: »Knight

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