Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
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Ich stand also im Hauptquartier der deutschen Befreiungstruppen
und war baff wie Sau. Mit meinen Handzetteln, die zur Demonstration aufriefen, kam ich mir extrem dämlich vor. Konnte es sein? Aber ja, sie waren ja hier, dies war kein Traum… wie sonst konnten sie hier sein? Spontan kamen mir Freudentränen hoch, ich konnte mich kaum halten. Weinerlich bibberte ich: „Sie sind da… um… um uns zu befreien?“
Der Major stampfte um den Kartentisch herum, packte mich mit beiden Armen links und rechts und rief voller Freude: „Natürlich mein Freund. Westdeutschland ist da, wir befreien euch!“ Dann hielt er kurz inne, wurde ernst und mahnte: „Aber das dauert noch… der Kampf liegt erst vor uns und daher muss jeder helfen! Das ist jetzt die Stunde der Patrioten!“ Er nahm einen meiner Zettel in die Hand, las es sich durch. Dann rief er: „Das ist doch prima, machen sie das hier! Das ist gut! Gehen Sie demonstrieren, gleich übermorgen am Montag,… und danach jeden darauffolgenden Montag, bis diese Schweine verjagt sind, mit unserer Hilfe! Würden sie das tun? Und am Wichtigsten… am 7. Und 8.Oktober muss die Hölle los sein, da werden wir zu schlagen. Wollen sie einen wichtigen Beitrag leisten, zur Befreiung dieses Landes? Sie demonstrieren und wir kämpfen für sie? Und ansonsten bleiben sie ruhig und erzählen niemanden von uns, dem sie nicht vertrauen. Machen Sie das?“
Voller Freude jubelte ich: „Ja natürlich, dass ist mir eine Ehre! Gott ich bin so glücklich! Es ist so toll das sie endlich da sind!“ Spontan fiel ich ihm in die Arme. Dieser Major Hoffmann sagte nur väterlich: „Oh je… ist ja gut, danke, danke“. Dann bat er mich, mit einem seiner Soldaten mitzugehen, der alles Weitere mit mir klären würde.
Ich nickte nur, dann drehte ich mich aber doch noch einmal um, schritt zurück und schluchzte voller Freudentränen: „Vielen Dank, vielen, vielen Dank!“ Diesmal nahm er mich kurz in den Arm und klopfte mir väterlich auf den Rücken.
Es war überwältigend.
Als wir dann Richtung Ausgang und Gelände gingen, erzählte der Soldat neben mir allerlei Details, brabbelte mich voll. Ich konnte gar nicht zuhören, weil ich so begeistert war. Es drehte sich alles in meinem Kopf. Unermüdlich dachte ich nach, wie ich am besten vorgehen würde. Das war genau mein Ding, eine praktische Revolution. Jetzt lag es an mir, an uns, die Leute auf die Straße zu bringen, die Westdeutschen zu unterstützen, uns endlich zu befreien.
Die DDR wurde befreit!
Es war absolut surreal, aber ich hatte es ja mit eigenen Augen gesehen. Soviel Gerät und Leute. Ein Major Hoffmann befreite uns aus diesem Elend, unfassbar.
Kapitel 12
1.Oktober 1989 / 11: 25 Uhr / Vogtlandstadion, Plauen, DDR
Erinnerungen Kay-Uwe Bergmann,
Feldwebel der 1. KHH Feindaufklärungskompanie
Als der Plauener raus war, witzelte Karl-Heinz Hoffmann: „Na das kann ja was werden. Laufen die alle schon mit solchen Zetteln rum? Dann werden wir leichtes Spiel haben meine Herren!“ Wir lachten herzlich, dann bat er uns zurück zur Besprechung und die Feindaufklärungskompanie um eine aktuelle Einschätzung. Ich berichtete also:
„Bisherige Vorstöße haben ergeben, dass die uns gelieferten Informationen richtig sind. In den kleineren Kasernen und Stützpunkten der NVA entlang von Erfuhrt, Gera, Zwickau und Dresden herrscht gähnende Leere. Wie prognostiziert sind es diese Einheiten, die in Berlin an den Feierlichkeiten teilnehmen und bereits abgezogen wurden“.
Hoffmann kommentierte kurz für die Neueren: „Es sind diese Verbände und Stützpunkte südlich, weiter weg von der deutschen Grenze, die dem Angriff auf Westdeutschland dienen, zum Beispiel starke Panzer- und Kampfjägerverbände, also ihr bestes Material, das sie jetzt gerade voller Stolz in Berlin zeigen“. Ich nickte ihm zu, dann fuhr ich fort: „Wie ebenfalls vorhergesagt gilt dies auch für die sowjetischen Truppen im Raum Leipzig, also das 241. Motorisierte Schützenregiment in Leipzig selbst, das 27. Motorisierte Schützendivision in Halle, sowie dem Luftsturmbataillon der 8. Garde-Armee. ABC Stützpunkte sollten weiterhin top gesichert sein, das steht außer Frage“.
Erneut fügte Hoffmann dazu: „In den Sonderwaffenlagern in Himmelpfort und Stolzenhain verwahrt die GSSD nukleare Sprengköpfe, die im Kriegsfall an Einheiten der NVA ausgegeben werden sollen. Auf bedeutenden Militärflugplätzen, wie Großenhain und Altenburg, sind große Mengen Atomwaffen eingelagert. Diese Standorte werden gegenüber der DDR stets geheim gehalten. So auch in Finsterwalde. Sie sind normalerweise stark gesichert!“. Erneut stimmte ich zu, berichtete: „Ich habe kleinere Feindspäher-Einheiten an jeden Standort entsendet, sowohl an unsere strategischen Ziele als auch an jene, die nur beobachtet werden müssen. Wir haben ein Netz von Thüringen bis nach Ostsachsen gespannt, bis nach Berlin und Blankenburg. Diese Gruppen nehmen bereits Kontakt zu örtlichen Widerstandszellen in der Bevölkerung auf. Der Großteil meiner Einheiten aber kümmert sich um die Sondierung des Hauptquartiers der 3. Armee der NVA in Leipzig, unserem Primärziel.“
Ich war fertig, daher übernahm Major Hoffmann zur Gänze. Er sagt ganz ruhig: „Ich danke Ihnen Feldwebel. Soweit der Führungsstab meiner Meinung ist, stoßen wir, wie geplant, direkt auf Leipzig vor, mit fast allem, was wir haben. Die russische 51. Flak- und Raketen-Brigade lassen wir links liegen, die können die auch nur langsam verlegen, außerdem schießen die sicher nicht mit Kanonen auf Spatzen. Besser aber noch, wir bleiben so lange wie möglich unerkannt. Wir lassen nur einige Einheiten hier, die uns den Rücken freihalten. Außerdem möchte ich, wenn alles klappt, dass zurückbleibende Einheiten umgehend ihre zusätzlichen Aufgaben wie Sicherheitsfunktionen in den Orten, Akquirieren von weiteren Kämpfen und Aufheizen der Stimmung wahrnehmen…. wir wollen unsere Auftraggeber ja nicht enttäuschen, außerdem wird es ja schönes Wetter!“
Die Gruppe lachte ausgiebig.
Hoffmann machte nach einer kurzen Pause weiter: „Feindliche Kasernen auf dem Weg werden wir einnehmen, als erstes die 3.Rbr. in Taulenshain. Wir übernehmen auch dort Waffen und Gerät. In Leipzig leiten wir dann den Aufstand, der sich bereits seit Wochen in Demonstrationen entlädt. Noch sind diese friedlich, aber mit unserer Einflussnahme werden sie sich entsprechend gewalttätig entwickeln!
Nur wenn Leipzig, also die Stadt selbst, nur wenn die starken NVA Grenztruppen rund um die Stadt, in den Wäldern und Bergen der Region, in unserer Hand sind, können wir wieder auf unsere Ziele im Süden vorgehen, die wir jetzt noch auslassen. Nur dann sind wir strategisch abgesichert, weil wir damit die NVA im Zentrum treffen.
Das wird sie alle beschäftigen.
Erst dann folgen Bautzen und Finsterwalde, wie sie alle wissen! Während dessen fahre ich mit den restlichen Trupps nach Walpersberg bei Kahla. Das Objekt in Finsterwalde übernehmen Behrendts und Bergmanns Spezialkommandos!“ Finsterwalde war nicht auf der Liste unserer Auftraggeber gestanden, es war unser Ding mit den Jungs vom Verfassungsschutz; Und unser Ticket in die Freiheit!
Es war der Grund warum wir täglich auf Urbach warteten.
Wir verabschiedeten uns, Gehlen salutierte, begeistert gaben wir ihm die Ehrenbezeugung zurück.
Kapitel 12
2. Oktober 1989, 06.00 Uhr / 15 km vor Leipzig
Odfried Hepp, Kommandeur der 1.Leichten KHH Panzerkompanie
Unsere ASchUFTDA war wie im Film. Wir waren gegen 23: 00 Uhr aus Plauen aufgebrochen, mit ca. 300 Mann. Das kleine Bataillon bestand