Abenteuertour Afrika. Walter Odermatt
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1488 umschiffte Bartolomeu Diaz das Kap und gab ihm den Namen Agulhas, Nadelkap. Vielleicht wegen den nadelspitzen Felsen, auf denen wir gerade herumturnen.
Am südlichsten Punkt trifft sich der Indische mit dem Atlantischen Ozean.
Struisbaai mit seinen schönen Fischerhäusern, seinem alten Leuchtturm aus dem Jahre 1848, seinen Mantarochen, die allabendlich zur Flut im Hafen ihre Runden drehen und nach Fischfutter Ausschau halten, sowie seinem herrlichen Sandstrand macht uns die Weiterreise schwer. »Morgen geht es weiter!«, sagen wir immer, doch ist der Morgen erst mal angebrochen, verschieben wir die Weiterreise auf den nächsten Tag.
Doch irgendwann geht es tatsächlich weiter zum historischen Städtchen Elim, wo einst 1824 die Brüdergemeinschaft der Herrnhuten ausschließlich für Farbige eine Missionsstation gründeten. Die ganze Siedlung mit ihren reetgedeckten Dächern ist denkmalgeschützt. Nur wer farbig ist, ist in der Kirche willkommen. Weder Schwarz noch Weiß können wirklich dazugehören, selbst wenn sie der Kirche beitreten sollten.
Über die Wal-Metropole Hermanus, wo man zur richtigen Zeit den Southern Right Wale, den südlichen Glattwal, sowie Buckelwale aus nächster Nähe beobachten kann – wir sind leider nicht zur richtigen Zeit in Hermanus –, fahren wir weiter der herrlichen Küste entlang nach Cape Town.
Als Erstes bekommt unser Suri dort ein paar neue Reifen. Nach fast 60.000 Kilometern ist sein Schuhwerk schon ziemlich abgelaufen. Wir sind gespannt, wie sich die neuen Cooper-Reifen bewähren. All die Jahre sind wir mit BF Goodrich unterwegs gewesen, aber schon seit Monaten sind sie im ganzen Land ausverkauft. Keiner kann uns zuverlässig sagen, wann die nächste Lieferung aus den USA eintrifft. Nach Rücksprache mit dem South African Landcruiser Klub haben wir uns schließlich für den Cooper Discoverer S/T entschieden.
Kapstadt ist nach Johannesburg und Durban mit knapp vier Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Südafrikas. Das erklärt auch, warum wir schon seit Längerem auf dem Weg in die Innenstadt im Stau stecken. Irgendwann erreichen wir dennoch die Herzkammer der touristischen City, die Waterfront. Dutzende von Restaurants, Straßenmusiker und unzählige Shops versuchen, den Touristen aus aller Welt das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wer durch Südafrika reist, kommt an Nelson Mandelas Spuren kaum vorbei. Eine dieser Spuren ist Robben Island, die Gefängnisinsel 20 Kilometer außerhalb Kapstadts. Das Eiland in Sichtweite des Tafelberges ist UNESCO-Welterbe und der bedeutendste Erinnerungsort des Landes. Im Rahmen einer Besichtigungstour haben wir die Möglichkeit, die gerade einmal vier Quadratmeter große Zelle zu besichtigen, in der der berühmte Gefangene 466/64 hausen musste.
Abgeschirmt hinter meterhohen Mauern, Stacheldraht und Wachtürmen liegt dieser Hochsicherheitstrakt, in dem Südafrikas Rassisten einst ihre politischen Gefangenen verschwinden ließen. Eine Matte und ein paar Filzdecken liegen auf dem blanken Betonboden. Der Blecheimer in der Ecke war die Toilette, ein Holzschemel steht unter dem vergitterten Fenster. 27 Jahre verbrachte Nelson Mandela im Gefängnis, 18 Jahre davon hier. In dieser winzigen Zelle liegt der Schlüssel zum Charakter des Friedensnobelpreisträgers. Hier, wo andere nur Rache geschworen hätten, fand er die Kraft zu vergeben. Seitdem nannten ihn alle Madiba, der Versöhner. Mandela hat sich zeit seines Lebens für das Wohl seiner Landsleute eingesetzt.
Plötzlich herrscht auf der Rückfahrt große Aufregung auf dem Boot. Alles schreit und zeigt mit dem Finger aufs Meer. Die Wal-Saison und mit ihr die Paarungszeit ist längst vorbei und trotzdem sichten wir in unmittelbarer Nähe eine Gruppe von Glattwalen. Mit den Fontänen, die sie pusten, und dem Zeigen ihrer eindrucksvollen Schwanzflosse beim Abtauchen bieten diese gewaltigen Meeresbewohner eine spektakuläre Show.
Stellenbosch, das Mekka der Weine
Wir sind unterwegs an der Weinstraße, entlang historischer Herrenhäuser und moderner Weinkeller. Franschhoek, Paarl und Stellenbosch lassen das Herz eines jeden Weinliebhabers höherschlagen. Doch wir sind nicht auf der Suche nach irgendeinem Weingut, nein, unser Ziel ist die Backsberg vinery.
Leser unseres Buches Abenteuertour Seidenstraße mögen sich vielleicht noch erinnern an den Abschnitt über Nepal. Auf dem Campingplatz in Pokahra campten neben uns Jill und Mike Back aus Südafrika. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und wenn wir einmal in Südafrika sein sollten, müssten wir sie unbedingt besuchen. Sie hätten dort ein Weingut. – Und nun, ein Jahr später, stehen wir vor ihrem gewaltigen Anwesen.
Die Weine von Backsberg sind hier im südlichen Afrika ein Begriff. So ist es kein Wunder, dass wir schon bald mit den Backs im Restaurant sitzen und einen köstlichen Chardonnay vor uns haben. Es gibt viel zu erzählen über unsere gemeinsamen Reisen. Leider mussten sie damals ihre geplante Reise von Nepal über China nach Europa abbrechen. – Das Erdbeben hatte die einzige Zugangsstraße nach Tibet total verschüttet. Alles Warten nützte nichts und ihnen blieb nur die Rückreise, also die Verschiffung zurück nach Südafrika.
Übernachten können wir mitten auf ihrem Weingut zwischen den Reben mit einer herrlichen Aussicht auf das Städtchen Stellenbosch. Sie drücken uns noch eine Flasche Chardonnay Reserva in die Hand, die wir jetzt zum Sonnenuntergang vor unserem Suri gemütlich leeren. So schön kann reisen sein.
Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Jill und Mike zum Frühstück. Sie übergeben uns noch die neue Kreditkarte, die Kurt, der Bruder von Ruth, uns geschickt hat. DHL sei Dank: Alles hat geklappt.
Mit dem Versprechen uns wiederzusehen, setzen wir unsere Fahrt fort. Wir haben noch weitere Bekannte, die wir besuchen wollen.
Nördlich von Stellenbosch in Wolseley betreiben Batie und Peter eine Schweine- und Trauben-Farm. Der Toggenburger ist schon in früheren Jahren ausgewandert und hat hier seine südafrikanische Frau Batie kennengelernt. Bei ihnen bekommen wir einen guten Einblick in das Farmerleben: Große Weingüter können ihre Weine selbst vermarkten. Produziert man aber nur die Trauben, bekommt man zur Zeit drei Rand pro Kilo, das sind etwa 20 Rappen bzw. Euro-Cent. Man kann sich ausrechnen, wie viel Profit da noch bleibt. Auch der Preis von Schweinefleisch ist im Keller. Infolge der lang andauernden Trockenzeit konnte viel zu wenig Mais geerntet werden und dieses Futter für die Schweine muss nun aus Mexiko importiert werden, natürlich zu einem viel höheren Preis. Viele Farmer, denen es genauso geht, suchen Alternativen. Peter hat sich entschieden, den Anbau von Kernobst zu forcieren sowie Blaubeeren für den europäischen Markt anzupflanzen.
Am nächsten Tag wandern wir zum Wasserfall, der auf dem Grundstück von Peter liegt. Wer kann schon von sich behaupten, einen eigenen Wasserfall zu besitzen? Trotz der Trockenheit in weiten Teilen des Landes fließt hier immer noch klares Bergwasser den Fluss hinunter.
Am Abend verwöhnt uns Batie mit Käse-Makkaroni, allerlei Grillfleisch und zum Dessert gibt es Nespresso-Kaffee mit Willisauer Kirsch.
Liebe Batie, lieber Peter, vielen Dank für eure Gastfreundschaft und bis später einmal bei uns in der Schweiz. Von einem italienischen Overlander-Pärchen haben wir den Tipp bekommen: »Geht unbedingt nach Paternoster, das war unser Lieblingsplatz in Südafrika.«
Tatsächlich, dieser Ort ist traumhaft. Im nahe gelegenen Cape Columbine National Reserve bleiben wir ein paar Tage. Es gibt zwar keinen Strom auf dem weitläufigen Campingplatz, dafür Natur im Überfluss. Manchmal bildet der kalte Atlantikstrom zwischen den Steinen kleine Pools, in denen man baden