Abenteuertour Afrika. Walter Odermatt
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Auch die Liebe zu den Reisenden kommt auf seinem Prospekt zum Vorschein. Dort steht: Vehicles with non African Registration may make free use of our campsites. Nicht schlecht! So bleiben wir zwei Tage bei Vital auf dem schönen Campingplatz und schlemmen seine berühmten Zebrasteaks. Vom Esstisch im Freien können wir frei lebenden Ginsterkatzen und Stachelschweinen beim abendlichen Fressen zusehen. Es hat sich bei den Tieren schnell herumgesprochen, dass Vital jeden Abend ein paar Leckerbissen auf der Mauer für sie bereithält.
Plötzlich schrillt eine Glocke an der Bar. Wir schmunzeln und schauen zur WC-Tür. Ein junger Mann kommt etwas verlegen aus dem Toilettenhäuschen und geht schnurstracks zu seinem Tisch. Tja, in der Herrentoilette hängt ein übergroßes Poster von einer hübschen Bikinischönheit. Ein Pfeil zeigt auf die Brüste mit dem Hinweis: Drückt ihr auf den Busen, müsst ihr eine Runde Jägermeister an der Bar bestellen. An eben diesem Punkt befindet sich ein unsichtbarer Kontaktknopf, der bei Berührung an der Bar Alarm auslöst. So ist es nicht verwunderlich, dass kurz darauf eine Runde Jägermeister auf den Tischen steht. Herzlichen Dank dem noblen Spender, der es nicht lassen konnte.
Der Etosha Park liegt ca. 550 Kilometer nördlich von Windhoek. Sein Herzstück ist die Etosha-Pfanne, eine Salz-Ton-Pfanne, auf der die Hitze nur so flimmert.
Wir erreichen den Park vom Westtor aus und begeben uns sogleich auf die Suche nach Elefanten, Giraffen, Geparden und Konsorten. Der Anblick eines Leoparden, der extrem scheu und zudem nachtaktiv ist, ist uns nicht vergönnt, wir können uns aber trotzdem vom Tierreichtum des 22.000 Quadratkilometer großen Parks überzeugen. Löwen, Impalas und winzige Dikdikantilopen sind zu sehen.
Gegen Abend, etwas außerhalb des Olifantrus Camps, kommt plötzlich Bewegung in die Runde. Eine zwanzigköpfige Elefantenfamilie zieht gegen das Wasserloch, um ihren Durst zu stillen. Genüsslich bespritzen sie sich mit Schlamm und genießen das Wasser, bevor sie trompetend und Ohren schwenkend in der Weite der Savanne verschwinden.
Am nächsten Tag sind wir noch keine 20 Kilometer gefahren, da liegt der Hauptdarsteller Afrikas herzhaft gähnend und perfekt getarnt neben der Straße. Für einen kurzen Moment sind im hohen Savannengras nur seine beeindruckenden Reißzähne zu sehen. Langsam steht er auf. Er ist kaum zu sehen im honiggelben Gras. Der Anblick hat etwas Erhabenes, etwas Majestätisches. Kurz reckt er seine Nase in den Wind und sein Blick schweift durch die ausgedörrte Weite, bevor er sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung hingibt: dem Dösen.
Auf dem weiteren Weg begegnen uns immer wieder turmhohe Giraffen, die ihre Hälse über die Dornenakazien schwenken. Ein Schakal schleicht vorbei und Nashörner grasen genüsslich das harte Savannengras ab. Die halbe Arche Noah versammelt sich rund um die eigentliche Etosha-Pfanne im Osten des Parks.
Heimaturlaub
Langsam läuft unsere Reiseuhr ab. – Nicht die der ganzen Reise, aber einer weiteren Teiletappe. Wir haben beschlossen, eine Pause einzulegen, um Freunde und Familie in der Schweiz zu besuchen. In dieser Zeit werden wir unseren Suri in Windhoek unterstellen.
Drei Monate später befinden wir uns erneut in Namibia.
Die letzten Monate bewegten wir uns ständig zwischen Erster und Dritter Welt, zwischen Wohlstand und Armut, zwischen heiler Welt und einer Welt ohne oder wenig Hoffnung. Auch Windhoek, die Hauptstadt Namibias macht da keine Ausnahme. Die hohe Arbeitslosigkeit unter den schwarzen Bevölkerungsschichten, man schätzt sie auf achtzig Prozent, betrifft auch den Reisenden. Vermehrt kommt es zu Diebstählen und Autoeinbrüchen. Unseren Freunden wurde mitten am Tag in Windhoek an einer Ampel bei laufendem Motor die Scheibe eingeschlagen und das Handy geklaut. Anderen wurde auf dem Supermarktparkplatz die Tür aufgebrochen und unsere Campingnachbarn müssen heute auf die Botschaft, da ihnen ebenfalls auf einem bewachten Parkplatz die ganze Reisetasche mit Kreditkarten und Reisepässen aus dem Auto geklaut wurde.
Noch vor ein paar Stunden waren wir im Shoppingcenter hier in Windhoek einkaufen. Über Lautsprecher wurden die Kunden vor Handtaschendieben gewarnt, die ihr Unwesen treiben würden. Plötzlich Gekreische! Ein Schwarzer flitzt an mir vorbei und dahinter ruft eine ältere Frau: »Haltet den Dieb, er hat meinen Geldbeutel geklaut.« Die Leute von der Securitas spurten dem Schwarzen hinterher, quer durch die Mall.
Hier in Afrika, wo der Wohlstand unmittelbar auf die Armut trifft, ist das soziale Gefälle am sichtbarsten. Läden mit Rolex-Uhren sowie Gucci-Handtaschen und vor dem Schaufenster ein paar Schwarze, die genau wissen, dass sie sich so was nie im Leben werden leisten können. Natürlich ist jeder Diebstahl falsch und muss geahndet werden, doch wie würden wir reagieren, wenn wir an ihrer Stelle wären ohne jegliche Perspektive? Nicht wissend, wie man den nächsten Tag über die Runden bringen soll?
Unter diesen Umständen ist es kaum zu glauben, dass uns noch nie etwas gestohlen wurde. Noch nie wurden wir ernsthaft bedroht. Was für ein Privileg! Erst neulich noch konnten wir in das Flugzeug steigen und die Armut einfach hinter uns lassen. Natürlich haben auch wir in Europa unsere Probleme, vermehrte Kriminalität, Flüchtlingswellen und so weiter, doch meistens klagen wir auf einem sehr hohen Niveau im Verhältnis zu anderen Ländern.
Darum genießt jede Minute eures Lebens, denn man weiß nie, was als Nächstes passiert.
KAPITEL 6
Namibia Nord
Afrika hat uns wieder
Auch unser Suri hat die Zeit des Nichtfahrens vermutlich genossen, stand er doch mit 70 Artgenossen in einer großen überdachten Halle. Die meisten dieser Expetitionsmobile gehören Europäern. In der Winterzeit kommen sie für ein paar Monate ins warme Afrika, fahren kreuz und quer durch die südlichen Länder und entgehen so der kalten Jahreszeit.
Einer meint: »Statt eine Ferienwohnung in Gran Canaria habe ich hier ein Auto stationiert. Dies ist viel interessanter und abwechslungsreicher. Hier erlebe ich was, wogegen ich in Gran Canaria meistens in der Wohnung hocke, deutsches Fernsehen gucke, mit Deutschen ein deutsches Bier trinke und über die deutsche Politik fluche.«
Unsere erste Fahrt führt uns ins Erongo-Gebirge zur Ameib Lodge. Es ist heiß, sehr heiß. Eine der Sehenswürdigkeiten ist die Bulls Party, eine Ansammlung riesiger Gesteinsbrocken und Kugeln. Auf dem Weg dorthin kreuzen einige Giraffen und Impalas unseren Pfad. Scheu schauen sie zu uns herüber, bevor sie langsam das Weite suchen.
Wir schlendern zwischen den bis zu 20 Meter hohen Kugeln umher und wandern weiter zum Elefantenkopf. Dieser Fels sieht tatsächlich aus, wie sein Name verheißt.
Am nächsten Tag erwandern wir noch die Philipps’s Cave. Uralte Felszeichnungen zieren die Höhle. Wir stehen unter einer breiten Felsnase, die die Kunstwerke, wie den weißen Elefanten, seit Tausenden von Jahren optimal vor der Witterung abschirmt. Warum wohl haben die Steinzeitkünstler gerade diesen Ort ausgewählt? Sicher ahnten sie damals noch nicht, dass dieser Ort ihre Malereien aus gemahlenem Gestein, Blut und Harz über eine so lange Zeit bewahren würde. Wir lassen die Blicke über das riesige, ausgetrocknete Farmland schweifen und wundern uns, was die Tiere hier eigentlich zu fressen finden.
Nicht weit von der Ameib Lodge entfernt liegen die gigantischen Felsformationen der Spitzkoppe. Wir suchen uns einen netten Platz zum Übernachten inmitten dieser imposanten Felsbrocken.
Die Landschaft um die Spitzkoppe erinnert uns ein wenig an den Arches National Park in Utah/USA. Der einzige Unterschied sind die allgegenwärtigen Klippschliefer, die aussehen wie überdimensionierte Meerschweinchen, die überall auf den Felsen umherhuschen. Aufgrund ihrer markanten Form wird