Abenteuertour Afrika. Walter Odermatt

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Abenteuertour Afrika - Walter Odermatt Abenteuertour

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Duft der Roten Erde

      Wir fahren nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr in den Etosha National Park. Der Westeingang beim Galton Gate ist wenig frequentiert, die Piste in einem miserablen Zustand. Das Wellblech schüttelt uns gewaltig durch und wir hören, wie sich im ganzen Landcruiser die Schrauben lockern. Was macht eigentlich die Nationalparkverwaltung mit den Eintrittsgebühren, der Road Tax und den teuren Übernachtungspreisen? Gewiss nicht in den Unterhalt der Straße investieren! Doch alles fluchen über die Rüttelpiste nützt nichts, hier müssen wir durch.

       Ein mächtiges Breitmaulnashorn beim Trinken im Okaukuejo Camp.

      Wir sind extra früh losgefahren, um an einem Wasserloch zu frühstücken. Aussteigen ist hier strengstens untersagt. Doch wofür hat man einen Durchgang von der Führerkabine in unsere gute Stube? Hier machen wir Kaffee, backen Brot und während des Essens schauen wir genüsslich durch das Fenster. Rings um das Wasserloch hat sich die vereinte Tierwelt Afrikas eingefunden. Es scheint, als ob die Arche Noah gelandet sei. Eine Herde von Elefanten erscheint auf der Anhöhe und sprintet, eine Staubwolke hinter sich her ziehend, im Galopp talwärts. Giraffen bücken sich gleichermaßen grazil und umständlich zum Trinken. Schakale schleichen zwischen den Zebras vorbei und eine Delegation von Perlhühnern wandert aufgeregt zum Wasserloch.

      Auf dem Weg zum Okaukuejo Camp tummeln sich noch etliche Springböcke, Oryxantilopen und Impalas, sodass wir am Ende noch tüchtig Gas geben müssen, bevor die Parkwächter pünktlich zum Sonnenuntergang ihre Pforten schließen.

      Beim beleuchteten Wasserloch am Rande des Camps hat sich schon ein mächtiges Breitmaulnashorn eingefunden. Geduldig wartet es, bis die Elefantenfamilie abgezogen ist. – Es wird nach Hierarchie getrunken.

      Am nächsten Morgen sind wir noch keine 20 Kilometer gefahren und schon erblicken wir erneut ein Rudel Löwen unter einer Akazie dösen. Zwischendurch gähnen die Löwendamen so herzhaft, dass man ihre kapitalen Reißzähne bewundern kann. Sinnvollerweise darf man hier nirgends aussteigen.

      Eine Handvoll geparkter Jeeps signalisiert die nächste Attraktion. Auf einer ausrangierten Straßenbaumaschine hat es sich ein Leopard genüsslich auf dem Reifen bequem gemacht. Auch das Klicken von Dutzenden von Fotoapparaten kann ihn nicht aus der Ruhe bringen. Eine halbe Stunde bewundern wir dieses außergewöhnlich schöne Tier. Wie eine riesige Katze schläft er friedlich über die heiße Mittagszeit, nur um zur Jagdzeit gegen Abend wieder fit zu sein.

       Bei den Wüstenelefanten

      Kurz vor Palmwag steht uns noch eine Kontrolle am Veterinärzaun bevor. Es ist nicht erlaubt, rohes Fleisch in den Maul- und Klauenseuche-freien Bereich Namibias mitzubringen. Auf der Karte Tracks for Afrika ist dieser Zaun eingezeichnet. Vorsichtshalber nehmen wir das ganze Fleisch aus dem Kühl- und Tiefkühlschrank und verstecken es in einem Geheimfach unseres Suri. Im Normalfall kontrolliert der Checkpoint ausschließlich die Fahrzeuge, die von Nord nach Süd fahren. Leider haben wir auch schon von Fällen gehört, bei denen sich die Kontrolleure einfach willkürlich an den Vorräten der Reisenden bedienten.

      Am Gate werden wir höflich durchgewunken und ein paar 100 Meter weiter, außerhalb der Sichtweite des Checkpoints, verstauen wir unsere Fleischvorräte wieder im Kühlschrank.

      Wir fahren nordwärts nach Sesfontein, zum Dorf der sieben Quellen. Erst gestern haben wir an einem kleinen Fluss mitten in der Wüste übernachtet und nun schlängeln wir uns durch das sandige Flussbett des ausgetrockneten Hoanib River. Unser Ziel sind die Wüstenelefanten des südlichen Kaokovelds. Ein paar Tage möchten wir uns in dieser abgelegenen Einöde aufhalten. Dazu haben wir erst kürzlich den einzigen Supermarkt geplündert, Diesel und Wasser gebunkert sowie vor einigen Minuten den Druck unserer Reifen auf 1,5 Bar reduziert. Das ist auch zwingend notwendig, denn die tiefen Fahrrillen des weichen Sandes bedingen ein Mehrfaches an Spritverbrauch.

      Dunkles Schiefergestein türmt sich bis zu 40 Meter hoch und dazwischen klemmt sich eine nur wenige Meter breite Fahrspur. Kaum wird das Flussbett breiter, erspähen wir die ersten Springböcke, Paviane, Oryxantilopen und Giraffen. Seit Stunden fahren wir schon durch diese abgeschiedene Wildnis, nur von den Elefanten ist bisher nichts zu sehen.

      Als die Schatten immer länger werden, erspähen wir endlich den ersten Dickhäuter hinter einem großen Ana-Baum. Ein einsamer Bulle beäugt uns kritisch, bleibt aber auf Distanz und verschwindet schließlich im dichten Unterholz. Wüstenelefanten sind schlanker als Savannenelefanten. Damit sie nicht im tiefen Sand einsacken, haben sie breitere Fußsohlen. Vor allem unterscheiden sie sich durch ihr Verhalten: Am Tag legen sie bis zu 70 Kilometer auf der Suche nach Wasser und Nahrung zurück, im Krüger National Park in Südafrika bewegen sich Elefanten gerade mal zehn Kilometer weit. Bis zu vier Tage können die Elefanten der Namib-Wüste ohne Wasser auskommen, gewöhnliche Elefanten benötigen jeden Tag bis zu 160 Liter.

      Im Flussbett zu campen ist strengstens untersagt, da dies die natürliche Durchgangsroute der Tiere ist, und diese soll natürlich nicht durch Fahrzeuge versperrt werden. Somit fahren wir die Böschung hoch und suchen auf der Anhöhe einen geeigneten Übernachtungsplatz mit guter Rundumsicht. Insgeheim hoffen wir, dass wir hier erneut ein paar der seltenen Wüstenelefanten zu Gesicht bekommen.

      Wir sind gerade beim Abendessen – es gibt ein feines Pilzrisotto mit Erbsen – da trompetet es keine zehn Meter neben unserem Suri. Mir bleibt der Bissen im Halse stecken, als sich wie aus dem Nichts die Leiber von vier Elefanten aus den Büschen schälen.

      Fasziniert schauen wir den grauen Riesen beim Fressen zu, während wir ein paar Meter entfernt ein Gläschen Wein trinken. Im Gegensatz zu den Nationalparks kann man hier rund um das Flussbett überall sein Camp aufstellen und steht so mitten in der Tierwelt.

      Vor 80 Jahren lebten etwa 3000 Elefanten im Nordwesten Namibias. Infolge illegaler Jagd nahm ihre Zahl in den 1980er-Jahren auf etwa 300 ab. Mittlerweile hat sich die Population wieder auf ca. 600 erhöht.

      Am nächsten Morgen werden wir erneut vom Trompeten der Elefanten geweckt. Immer wieder sind wir erstaunt, wie sich diese klugen Tiere unter den harschen Bedingungen der lebensfeindlichen Wüste zurechtfinden. Wüstenelefanten riechen selbst kleinste Mengen Wasser. In den trockenen Flussbetten bohren sie tiefe Löcher, um zu trinken. Dadurch können sie selbst bei großer Trockenheit überleben und ermöglichen somit auch andern Tieren, an Wasser zu kommen.

      Seit drei Tagen hüpfen wir von Schlagloch zu Schlagloch. Wir befinden uns am Rande der Skelett-Küste und den ganzen Tag ist uns kein Auto, geschweige eine Menschenseele begegnet. Die Piste nach Purros zum Huarusib Canyon ist nicht einmal auf der Karte eingezeichnet. Es gibt keinen Flugplatz, keine Lodge und kein McDonald. Dafür steht man an einem dieser seltenen und besonderen Orte dieser Welt, die noch nicht vom Massentourismus heimgesucht wurden.

      Wir lieben die Stille der Wüste, ihre bizarre Schönheit, die den Blick ungehindert bis zum Horizont schweifen lässt. Es ist Ende der Trockenzeit, tagsüber herrscht eine Backofenglut, abweisend und lebensbedrohlich. Doch kaum kommen in der Regenzeit ein paar Regentropfen, kann sich diese rotgoldene Sandwüste in einen Blütenteppich verwandeln.

      Begegnung mit den Himbas im Kaokofeld

      Wir übernachten nördlich von Opuwo auf einem kleinen Campingplatz im Busch. John, ein Himba, will uns am nächsten Tag zu seinem Camp führen. Im äußersten Nordwesten Namibias, im Kaokoveld, lebt das Volk der Himbas. Es gibt nicht mehr viele von ihnen, man spricht von etwa 10.000 Menschen. Diese halbnomadischen Volksstämme halten an ihrer alten Tradition fest und leben wie ihre Vorfahren.

      Wir

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