Touch the Core. Die Tiefe berühren.. Thomas Andresen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Touch the Core. Die Tiefe berühren. - Thomas Andresen страница 7

Touch the Core. Die Tiefe berühren. - Thomas Andresen

Скачать книгу

bezeichnet. Resilienz nimmt durch (körperliche und mentale) Rigidität und Trägheit ab. Mit zunehmendem Alter nimmt der Wagemut ab, Neues zu probieren, die sichere Komfortzone zu verlassen. Die Resilienz wird geringer, Krankheiten mehren sich.

      Lebendigkeit ist eine Qualität des Kerns, gleichzusetzen mit Gesundheit. Wie lebendig bist Du? Das merkst Du unter anderem an der Verfestigung Deiner Ego-Struktur. Je ausgeprägter diese ist, desto geringer ist Deine innere Handlungsfreiheit.

      Neben der Ausprägung von Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit gibt Körperbewusstheit, das bewusste Spüren des eigenen Körpers, Aufschluss über den aktuellen Standort. Dieses Merkmal hat paradoxe Qualitäten. Sehr wohl sollte der gesunde Körper bewusst spürbar sein, sich aber in seiner Spürbarkeit nicht in den Vordergrund drängen. Ein guter Vergleich ist das Armaturenbrett im Auto: Du hast es ständig gut im Blick und deckst es mit nichts zu. Deine Aufmerksamkeit ist aber mehr auf die Straße als auf die Anzeigen gerichtet. Doch jedes Aufleuchten einer Warnanzeige solltest Du sofort bemerken. René Leriche, zitiert von Peter Sommerfeld, beschreibt Gesundheit als das Leben im Schweigen der Organe. Deinen gesunden Körper spürst Du als Ganzheit, wie den fliegenden Pfeil, den Gibran im oben zitierten Text „Über die Kinder“ beschreibt. Erst wenn Du Dir Deinen Arm verletzt, wird Dir dessen Gewicht, dessen Bedeutung und die Häufigkeit seiner Nutzung bewusst. Genau darin zeigt sich aber bereits die Funktion und Sinnhaftigkeit des Schmerzes, auf die im späteren Verlauf noch ausführlicher eingegangen wird.

      Das Leben ist der Weg hin zu Gesundheit, mehr und mehr mit unserem Kern, unserem wahren Selbst in Kontakt zu kommen und die eigene Bestimmung zu leben. Der aktuelle Standort auf diesem Weg kann bestimmt werden mithilfe der Ausprägung des Kohärenzgefühls (nach Aaron Antonovsky) sowie der körperlichen und mentalen Beweglichkeit und der Ausprägung des Körperbewusstseins.

      Wenn wir uns mit Fragen der Lebendigkeit und des Lebens beschäftigen, braucht es auch einen Blick zum Gegenpol: dem Tod. Die Angst vor dem Tod hat zwei Aspekte. Zum einen ist es die uns innewohnende Reserviertheit oder Angst vor dem Unbekannten, zum anderen die Angst vor der Erkenntnis, im Angesicht des Todes womöglich gewahr zu werden, am Leben vorbei gelebt zu haben.

      Jedes Mal, wenn es in Deinem Umfeld einen Todesfall gibt, wirst Du neben den einhergehenden Emotionen mit entscheidenden Fragen konfrontiert. Nimm Dir etwas Zeit und spüre nach:

      Was und wie möchtest Du eigentlich leben?

      Wofür möchtest Du leben?

      Was hebst Du Dir noch für später auf?

      Und wann ist dieses später?

      Vor dem Hintergrund des oben erwähnten Kohärenzgefühls ergeben sich weitere Fragen, die gleichzeitig Einladungen sind, die Dein Kern Dir sendet:

      Erkennst Du eine Sinnhaftigkeit im Verlauf Deines Lebens? Kannst Du Deinen Frieden mit allem machen, so wie es ist und war?

      Kannst Du zurückschauen mit einem Gefühl, Dein Leben bis hierher voll gelebt, Deine Mission erfüllt zu haben? Empfindest Du Dankbarkeit oder noch Groll?

      Kannst Du nicht loslassen, weil Du Dich noch verantwortlich oder gar schuldig fühlst?

      Oder weil Du Dich als getrennt empfindest, zu niemandem oder nichts zugehörig?

      Hast Du das Gefühl, ein Opfer zu sein?

      Oder hast Du das Empfinden, vor lauter anderen wichtigen Dingen vergessen zu haben, Dein Leben zu leben?

      Neben oder wegen den Ängsten kommt dazu, dass der Tod in unserer Gesellschaft des Höher-Weiter-Schneller ein vernachlässigtes Thema ist, und wenn man mal darüber spricht, herrscht keine Einigkeit darüber, wie er zu verstehen ist.

      • Der klinische Tod ist vereinfacht gekennzeichnet durch den Ausfall der Atmungs- und Herz-Kreislauf-Aktivität.

      • Der Hirntod geht einher mit dem Ausfall aller auch nur reflexartigen Hirnfunktionen.

      • Vom biologischen Tod wird gesprochen, wenn der Verfall der körperlichen Strukturen einsetzt.

      All das sind Schlusspunkte, die dem Leben ein Ende setzen. Aber endet wirklich alles mit dem Tod, oder gibt es eine andere Form der Existenz danach? Oder was stirbt mit dem Tod und was nicht?

      Die grundlegende Frage in der Bewertung von Tod scheint die zu sein, die sich in dem Kontrast der Wörter „gestorben“ und „verstorben“ widerspiegelt. „Gestorben“ legt für mein Sprachgefühl eine Absolutheit nahe, „verstorben“ lässt den Raum offen für eine mögliche Transformation. Genau diese Transformation ist für mich der entscheidende Aspekt von Tod. Der Tod ist genauso ein Teil des Lebens wie die Geburt. Denn bei der Geburt bleibt der Mutterkuchen zurück, stirbt ein Teil des fötalen Lebens ab, damit das Baby in ein Leben außerhalb der Gebärmutter in die Welt hineingeboren werden kann. So eine Umwandlung durch Zurücklassen findet auch mit dem Tod eines Menschen statt. Ich stelle mir vor, dass unser Geist frei wird, zu reinem Bewusstsein wird. Zurück bleibt der unbelebte Leib, der Leichnam.

      Womöglich ist der Weg von der Lebendigkeit zum Sterben nur einer der vielen Rhythmen, die das Leben ausmachen. Unserem linearen Denken ist es geschuldet, dass wir von einer Bewegung ohne Richtungsänderung ausgehen – wir stellen uns den Lebensweg wie Bewegung in der Physik als Änderung des Ortes eines Objektes mit der Zeit vor. Doch das wogende, richtungsändernde Element des Lebens kommt so nicht zum Ausdruck. Tatsächlich ist unser Leben durch unzählige Rhythmen – innere und äußere – gekennzeichnet; zum Teil bestehen Abhängigkeiten oder Beziehungen zwischen den verschiedenen Rhythmen.

      • Einer der inneren Rhythmen ist die Zellaktivität. Die Zellen sind die kleinsten vitalen Elemente unseres Körpers, auch ihr Leben und ihre Teilung unterliegen einem Rhythmus. Dieser wechselt zwischen einem Zustand der Stoffwechselaktivität, der sogenannten Interphase, und den Phasen der Zellteilung, der Mitose. In der Interphase wird die Information der DNA in die Steuerung der Stoffwechselprozesse übersetzt. Für die Mitose hingegen ist die Zelle nicht stoffwechselaktiv. Die DNA liegt in spiraliger, komprimierter Form vor, um so auf die Tochterzellen verteilt werden zu können. Der eine Zustand ist dabei nicht besser als der andere, vielmehr sind beide notwendig, voneinander abhängig und nur Ausdruck von Lebendigkeit unterschiedlicher Art und Weise.

      • Die inneren Rhythmen der Herz-Kreislauf-Aktivität und unserer Atmung sind wichtige Kennzeichen unserer Vitalität. Im Prinzip ist jede Einatmung, jede Inspiration belebend. Die Dynamik entspricht einem Sich-groß-machen, einer zentrifugalen Ausdehnung. Jede Ausatmung, jede Exspiration ist ein zentripetales Sich-zurückziehen, Loslassen.

      • In der Ausschüttung bestimmter Hormone können weitere innere Rhythmen erkannt werden. Diese regulieren in unterschiedlicher Geschwindigkeit bestimmte wiederum rhythmische Körperfunktionen, beispielsweise den Schlaf-Wach-Rhythmus oder den Menstruationszyklus einer Frau.

      • Äußerlich beeinflussen uns beispielsweise kosmische Rhythmen wie der von der Erdbewegung abhängige scheinbare Lauf der Gestirne an unserem Himmel und die davon abhängigen Jahreszeiten, der Tag-Nacht-Rhythmus und die Gezeiten der Meere.

      Nicht nur wir selbst leben in Rhythmen, überall um uns herum sind sie zu erkennen. Da ist zum Beispiel das Meer, das Welle um Welle an den Strand spült. Im Lauf der Gezeiten von Ebbe und Flut zieht es sich von der Küstenlinie zurück oder nähert sich ihr an.

      Und doch scheint der Tod etwas Besonderes an sich zu haben: Stille. Beim klinischen Tod ist es still hinsichtlich des Atem- und Herzgeräusches und auch im Sinne

Скачать книгу