Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
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Nach Ford wurde es eine Weile still um den Golfsport im Weißen Haus. Jimmy Carter ging lieber angeln. Reagan lag zumindest nicht sehr viel am Golfspiel, Pferde waren ihm wichtiger. Sein Handicap lag ungefähr bei 13. Im Los Angeles Country Club können Sie noch heute seinen Garderobenschrank bewundern.
Es gibt kaum eine golfverrücktere Familie als die Bushs. Der Großvater des 41. Präsidenten, George Herbert Walker Bush, war Präsident der U.S. Golf Association (USGA) und erfand den Walker Cup, die Amateurversion des Ryder Cup. Der Vater von »Bush 41«, Prescott Bush, hatte tatsächlich Handicap 0 und war ebenfalls ein Jahr lang Präsident der USGA. Bush senior, der 41. Präsident der USA, war der schnellste Golfer, den ich je gesehen habe. Er hatte Handicap 18, seine Ellbogen flogen beim Schlag Gott weiß wohin. Wenn er spielte, sah es immer aus, als wollte er eine Pferdebremse erschlagen. Sein Score war ihm egal, viel wichtiger war es ihm, in unter zwei Stunden fertig zu sein. Der Bestsellerautor James Patterson spielte einmal mit ihm. »So schnell konntest du gar nicht gucken«, erzählt Patterson. »Die ganze Geschichte kam mir vor wie ein Wettrennen. Man dachte bloß: ›Wow, sind wir schon durch?‹ Aber er war sehr nett, sehr freundlich und sehr locker und unkompliziert.«
»Bush 41« liebte die texanischen Profis wie Crenshaw und Tom Kite fast wie seine eigenen Söhne. Jeder Autor, der einen dieser Spieler kritisierte, bekam von ihm alsbald sein Fett weg – das gilt auch für mich. Nachdem Kite als Teamkapitän beim Ryder Cup in Spanien 1997 von Severiano »Seve« Ballesteros glatt ausmanövriert worden war, obwohl er acht der 14 besten Spieler der Welt in seinem Team hatte (Europa hatte nur einen einzigen), nahm ich Kite ein wenig auf die Schippe. Er zockelte zusammen mit Bush und Michael Jordan in seinem Viersitzergolfwagen gemächlich über den Platz, während Seve in einer Art Turbogolfschlitten von Maserati von einem Ende des Platzes zum anderen zischte, an jedem Loch aufzutauchen schien, Anweisungen auf Spanisch rief und den Spielern sagte, welche Grüns während der Runde gemäht worden waren, und ansonsten Kite ständig umkreiste. Europa gewann mit 14,5 zu 13,5. In der Woche darauf schickte Bush einen von Hand getippten Brief an Sports Illustrated:
War Rick Reilly überhaupt da? Hat er nicht gespürt, wie am Sonntag das Comeback förmlich in der Luft lag? … Tom Kite und die US-Spieler haben es nicht verdient, von Reilly auf diese zynische, hinterlistige Weise herabgesetzt zu werden.
Ein Fan von Amerika, ein Fan von Tom Kite,
G.B.
Ja, ich war da. Ich kauerte sogar bestimmt ein halbes Dutzend Mal an dem Tag ganz in der Nähe von Bush. Offenbar habe ich keinen großen Eindruck hinterlassen.
Bob Hope sagte einmal: »Ich habe immer gerne mit Präsidenten Golf gespielt. Das einzige Problem sind die ganzen Typen vom Secret Service, die da um dich herumstehen. Du hast kaum eine Chance zu bescheißen.« Hope hätte bei einer Runde mit Bill Clinton ganz bestimmt seinen Spaß gehabt.
Als ich 1995 im Congressional Country Club für eine Story mit Clinton spielen konnte, benutzte er sogar den Secret Service, um zu schummeln. Er genehmigte sich zwar keine Mulligans, nein, er erlaubte sich das, was die Presse anschließend »Billigans« taufte. Er spielte seinen ersten Schlag und erzählte jedem, er würde den Ball dann auch weiterspielen. Aber dann nahm er sich drei, vier oder sogar fünf Übungsschläge vom gleichen Punkt aus – das sind Billigans. (Komplett gegen die Regeln, ganz nebenbei.) Bei so vielen Bällen auf der Bahn sah es dort natürlich irgendwann aus wie beim Eiersuchen am Ostersonntag. Kein Mensch konnte sagen, welcher nun der erste Ball war. Aber zum Glück gab es den Secret Service, der wusste ja sowieso immer alles: immer der, der am nächsten zur Fahne liegt. Welcher Agent möchte schließlich nicht irgendwann Botschafter in Schweden werden?
Clinton schien sich nicht die Spur für die vier Typen von der SWAT-Spezialeinheit in den Bäumen oder die sechs Agenten, die uns begleiteten, einer wie der andere unter der Sportjacke schwer bewaffnet, zu interessieren. Überdies waren uns 13 Golfwägelchen auf den Fersen, in einem davon das Rote Telefon, in einem der Assistent des Stabschefs, ein weiterer gebührte dem Protokollchef. Ich weiß nicht, was besagter Protokollchef von dem gehalten hätte, was mir Clinton beim Vorbeidefilieren an einem Balkon voller winkender Zuschauer sagte. Mit der rechten Hand winkte er zurück, mit dem linken Ellbogen versetzte er mir einen kleinen Stoß in die Rippen.
»Was ist?«, raunte ich verstohlen.
»Sehen Sie die Blonde da links?«
»Ja, und?«
»Die hat mir gerade zugezwinkert.«
Ich hätte fast gesagt: »Sie wissen aber schon, dass ich von der Presse bin, oder?«
Wie Trump war auch Clinton ein sehr unterhaltsamer Golfpartner. Im Gegensatz zu Trump konnte ihm die Runde gar nicht lange genug dauern. Eine Runde über sechs Stunden war das reinste Paradies für Clinton: mehr Zigarren, mehr Lachen, weniger Bosnien. Er nahm dich auf den Arm, haute dir auf den Rücken, lobte dich und manchmal alles zusammen innerhalb eines einzigen Par 3. Er redete über die erstaunlichsten Dinge, solange sie mit Golf zu tun hatten. »Gefällt Ihnen dieser neue Bubble-Schaft?«, fragte er mich. (Ich hatte noch nicht mal bemerkt, dass ich mit einem solchen Gerät spielte.) Er hatte einen komplizierten Schwung, den kein Mensch jemals nachmachen könnte – er bewegte sich hierhin und dorthin, nach oben, nach unten, nach links, nach rechts. Im Moment des Schlags hüpfte er auf den Fußballen wie Andre Agassi bei der Vorhand, und so erzeugte er einen Slice mit jeder Menge Schnitt. Dies plus die 24 Schläger, die er in seiner Golftasche hatte (erlaubt sind 14), plus die Jagd nach all den versprengten Billigans war für seinen Caddy, einen 70-jährigen schwarzen Gentleman, irgendwann schlicht zu viel.
»Stellen Sie sich nicht immer auf die Zehenspitzen!«, blaffte er irgendwann. »Sie sind doch verdammt noch mal keine Ballerina!«
Dem Protokollchef fiel die Kinnlade herunter. Den Agenten des Secret Service stellten sich die Nackenhaare auf. Eine kurze, peinliche Pause. Dann sagte Clinton bloß: »Stimmt, sollte ich lieber lassen.« Bei den ganzen Billigans und den sonstigen Spinnereien war schwer zu sagen, was für eine Runde er gespielt hatte, aber auf seiner Scorekarte stand eine 82. Später meinte er zu mir, das wäre die beste Runde seines Lebens gewesen.
(Kurze Story über Trump und die Clintons: Einmal brachte Hillary ihren Bruder, Hugh Rodham, mit nach Winged Foot, obwohl beide dort keine Mitglieder sind. Rodham erschien in Shorts – ein absolutes No-Go in Winged Foot. Lange Hosen sind Pflicht, Punkt. Für Hugh Rodham, einen Mann von beachtlicher Körperfülle, war im Pro-Shop keine Hose in seiner Größe aufzutreiben. Der Hausdiener sagte zu einem Caddy: »Besorgen Sie Mr. Rodham ein paar Regenhosen zum Drüberziehen.« Der Caddy überlegte, wer in etwa Rodhams Größe haben könnte, ging zum Schrank von Trump, schnappte sich dessen Regenhose und eilte wieder hinaus. Rodham spielte in Trumps Regenhose. Als Trump von der Geschichte erfuhr, rastete er komplett aus. Er sorgte dafür, dass ihm Winged Foot eine komplett neue Regenausrüstung anschaffte. Clintons Läuse!)
Der größte Tag für Freunde des präsidialen Golfvergnügens war der 15. Februar 1995, der einzige Tag, an dem jemals drei Präsidenten in einem Flight zusammenspielten. Die Rede ist vom Bob Hope Desert Classic mit dem amtierenden Präsidenten Clinton, Bush senior und Ford; den Vierten