Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
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Bush spielte eine 93, Clinton 95 und Ford 103. Und wir wissen, dass diese Scores echt sind. Das Ganze wurde auf NBC übertragen. Bush war allerdings eine Gefahr für die Zuschauer. Beim ersten Loch prallte sein Ball von einem Baum ab und traf eine ältere Dame auf die Nase, ihre Brille ging zu Bruch, das Gesicht war voller Blutspritzer. Am 14. Loch traf er einen Zuschauer mit dem Ball am Bein. Seine Gattin Barbara meinte nur noch kopfschüttelnd: »Als ob wir nicht schon genug Gewalt im Fernsehen hätten.«
George W. Bush war ein recht ordentlicher Golfer – etwa Handicap 15 –, aber er hörte 2003 mit dem Golfen auf, und zwar aus »Solidarität« mit den Soldaten im Irakkrieg. Nein wirklich, ganz im Ernst. Was bräuchte es wohl, damit Trump mit dem Spielen aufhört? Einen nuklearen Winter?
»Die Bushs schummeln nicht«, behauptet Crenshaw standhaft. »Bush junior geht zum ersten Abschlag und sagt dir: ›Sieh dir den Ball hier an, den werde ich heute kein einziges Mal versetzen. Ich spiele ehrlich, vom ersten bis zum letzten Schlag.‹ Und er hält sich daran.«
Crenshaw war mit Bush junior irgendwann so gut befreundet, dass George W. ihn einmal sogar zum Übernachten ins Weiße Haus einlud. Crenshaw spielte da gerade das Kemper Open auf der PGA Tour unweit von Washington. Nach der ersten Runde jedoch schaffte es Crenshaw mit seinem bekannt katastrophalen Orientierungssinn, sich auf dem Weg zum Weißen Haus zu verfahren. Irgendwann stand er auf dem Highway am Straßenrand und kämpfte mit der Straßenkarte. Ein Polizist blieb stehen und fragte ihn, wo es denn hingehe.
»Tja, hm, das glauben Sie mir ja sowieso nicht«, stammelte Crenshaw, puterrot im Gesicht. »Ich logiere heute im Weißen Haus.«
Als der Cop sich von seinem Lachanfall erholt hatte, eskortierte er ihn persönlich ans Ziel.
Barack Obama liebte Golf und spielte besonders gerne mit – Achtung, anschnallen: – Sportjournalisten. Ganz im Ernst. Er spielte Dutzende Male mit Michael Wilbon und Tony Kornheiser, den Moderatoren der ESPN-Show Pardon the Interruption. Obama ist ein absoluter Sportverrückter, deshalb passte das einfach perfekt. Ich weiß das, weil er einmal mein Partner im Fantasy Football (vergleichbar den in Europa beliebten interaktiven Fußballmanagerspielen, Anm.d.Ü.) für eine ESPN-Kolumne war. Er hatte viel mehr Ahnung von der Sache, als ich mir je hätte vorstellen können.
»Wir brauchen einen Wide Receiver«, sagte ich. »Nehmen wir doch (Spieler xy).«
»Kommt nicht infrage«, meinte er daraufhin. »Die haben gerade ihren Receiver-Coach verloren.«
Obamas Golf hätte man auf ein USGA-Poster drapieren können – keine Schummelei, keine Mulligans, keine wiederholten Schläge. Und er behielt sein Spiel weitgehend für sich. Er spielte selten mit Politikern oder Staatschefs, meistens mit Leuten aus seinem Reiseteam, vor allem, weil er besser werden wollte. Eineinhalb Jahre nach dem Ende seiner Präsidentschaft hatte er sich laut Wilbon auf Handicap 11 hochgearbeitet. »Ich kann schon ganz ordentlich spielen, aber meinen Beruf werde ich deshalb bestimmt nicht aufgeben«, sagt er heute. Am Abschlag ist er »sehr sauber und gerade«, sagt Tiger Woods, »bloß ein bisschen zu kurz.« Seine Chips haben es durchaus in sich, aber im Bunker ist er eine Katastrophe. Hoffentlich geht’s ihm nicht irgendwann wie Saddam Hussein, dass er in einem Erdloch feststeckt und nie wieder rauskommt.
Womit wir bei Trump wären.
Kein Präsident war jemals so vernarrt in das Golfspiel wie Donald Trump. Keiner steckte jemals so knietief im Golf wie er. Trump spielt nicht einfach nur auf Golfplätzen; er baut sie, er kauft sie, besitzt sie, betreibt sie, zettelt wegen Golfplätzen Rechtsstreitigkeiten an, lügt über sie, tyrannisiert den Rest der Welt damit und gibt grenzenlos mit ihnen an. Die Leute, die er kennt, die Geschäfte, die er betreibt, die Gefälligkeiten, die er verteilt, der Zugang, den er gewährt, die Schwierigkeiten, in die er gerät, die Orte, die er besucht, das Geld, das er verdient, das Geld, das er verliert, die Ansichten, die in seinem Hirn entstehen: Trumps Geist, Trumps Seele ist ein einziger Golfball – samt der zahllosen Dellen darin.
Alsdann, macht euch startklar, liebe Ballerinen – es wird ein wilder Tanz.
Kapitel 3 Der Knabe mit der fetten Kohle
Sieh dir die Typen in Cobbs Creek genau an. Die ziehen dich aus bis aufs Hemd.
Donald J. Trump
Wenn Sie als Sohn von Fred Trump zur Welt gekommen wären, hätten Sie einen Spruch immer und immer und immer wieder zu hören bekommen: Gewinne, gewinne, und dann gewinne noch mehr. Was immer du auch tust: Sei ein Gewinner. Fred Trump drängte seine Jungs unablässig, »Killer« zu sein. Im Leben eines Trump ging es nicht darum, in den Arm genommen zu werden, ums Familienpicknick oder ums Vorlesen vorm Schlafengehen. Es ging ums Gewinnen und um sonst gar nichts.
»Nach den Geschichten, die man über Fred so hört«, sagt Jack O’Donnell, Vizepräsident des Trump Plaza Casino von 1987 bis 1990, »war er ziemlich grob zu seinen Jungs – gewinnen, gewinnen, gewinnen, Härte, Härte, Härte, immer der Erste sein. Das ist nicht so einfach.«
Der Sohnemann entschied sich für den Sport – kein Wunder. So hatte er jeden Tag die Chance, seinem Vater zu beweisen, dass er wirklich ein Gewinner war. Trump besaß eine natürliche sportliche Begabung – »Ich war immer der beste Athlet«, prahlte er einmal, »aber darüber redet ja nie jemand.« Er behauptet gerne, er hätte einmal auch Baseballprofi werden können. »Aber das waren schlechte Zeiten für Baseball, du konntest kaum Geld damit verdienen«, erzählte er dem Golf-Podcaster David Feherty. Also entschied er sich für eine Karriere im Immobiliengeschäft. Noch mal zum Mitschreiben: Major League Baseball hat Donald Trump auf Knien angefleht, Profi zu werden, aber sie haben ihm zu wenig Geld geboten, deshalb brach er das Herz der gesamten Baseballwelt und – nun ja, trat in die Fußstapfen des Herrn Papa.
Kein Wunder also, dass sich Trump ins Golfspiel verliebte. Jede Runde Golf bietet 18 Gewinnchancen, an jedem Loch eine, und dazu Nummer 19 – der Endstand auf deiner Scorekarte verglichen mit meiner. Ich besiege dich. Ich gewinne. Du bist ein Loser. Trumps Liebesaffäre mit dem Golf ist dauerhafter als jede Beziehung, die er jemals mit irgendeiner Frau oder Berufskarriere oder Partei hatte.
Fred Trump, Sohn eines deutschen Einwanderers, spielte auch, allerdings nur selten. In Trumps jungen Jahren nahm ihn sein Daddy einmal mit nach Forest Park unweit von Queens. Klein-Donald spielte damals nicht selbst, erzählte jedoch, sein Vater »war, zumindest potenziell, ein sehr guter Golfer. Er hat vielleicht nur zehnmal im Leben gespielt, aber er hatte einen schönen Schwung.«
Donalds Golfleidenschaft erwachte erst in seiner Zeit auf dem College in den späten sechziger Jahren, und Sie kommen nie im Leben darauf, wo das passierte: auf dem heruntergekommenen Golfkartoffelacker von Cobbs Creek in Philadelphia, auch bekannt als »The Crick«, wo sich eine abenteuerliche Mischung aus Zockern, Ganoven und arbeitslosen Stahlarbeitern traf. Cobbs Creek war ein öffentlicher Golfplatz, Wochenendfreizeitgolfer für zwei Dollar die Runde gab es ebenso wie Zocker, bei denen es um 100 Dollar pro Loch ging, und Studenten der Universität von Pennsylvania. Einer dieser Studenten war Trump, der die zehn Minuten von der Pennsylvania Wharton Business School herübergefahren kam, um mit seinen Kumpels zu spielen. »Ich erinnere mich an Trump«, sagt Bob Steele, 76, ein »Cobbs Cricker« seit 1962. »Er hat sich nicht reingeschlichen. Er hat bezahlt. Man konnte Papas fette Kohle bei dem Knaben förmlich riechen. Ich erinnere mich, dass er ständig gequasselt hat. Sah aber ganz gut aus, stach irgendwie aus der Masse heraus. Schicke Klamotten und so. Als ich ihn dann im Präsidentschaftswahlkampf im Fernsehen sah, dachte ich: ›Hey! Der Typ war doch mal Cricker!‹«
Als echter Cricker hast du auf