Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
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Читать онлайн книгу Der Mann, der nicht verlieren kann - Rick Reilly страница 10
»Auf dieser einen Bahn spielte Donald seinen zweiten Schlag und haute ihn voll in den Teich«, erinnert sich Faxon. »Da sagte er zu mir: ›Hey, schmeiß mir mal schnell ’nen zweiten Ball rüber, es guckt gerade keiner.‹ Ich tat, was er sagte, aber den schlug er auch ins Wasser. Also fuhr er hin und droppte den Ball dort, wo er schon beim ersten Mal hätte droppen müssen, und spielte von dort aufs Grün.«
Währenddessen hatte auf der anderen Seite des Fairways Woods – er ist nun mal Woods – seinen Annäherungsschlag bis auf 30 Zentimeter an die Fahne gespielt und stand bereit zu einem kinderleichten Birdie. Jetzt waren alle auf dem Grün, und Trumps Ball lag vielleicht sechs Meter von der Fahne, und er bekam einen Schlag gut. Trump fragte: »Also, wo stehen wir?«
Faxon antwortete: »Na ja, Tiger hat gerade eine 3 gespielt. Der wievielte Schlag ist Ihr Putt, Mister President?«
Daraufhin Trump: »Der vierte, für eine Drei.«
Faxon musste lachen – laut Regelbuch war es sein siebter Schlag. Trump behauptete jedoch steif und fest, es wäre der vierte, also eine Drei für das Loch, seinen Bonusschlag eingerechnet.
»Ist das nicht genial?«, erinnert sich Faxon. »Der vierte, für eine Drei! Er hat den Putt dann eh verfehlt. Aber es macht echt Spaß, mit ihm zu spielen. Er steckt sich jeden Putt einfach in die Tasche [als ob der Gegner ihm das erlaubt hätte], und doch will man insgeheim geradezu, dass er so was macht. Man hat so viel darüber gehört, dass man selbst dabei gewesen sein will, damit man die Geschichten aus erster Hand erzählen kann.«
Einmal spielte ein alter Freund von mir, ein Countrymusiker, erstmals mit Trump in L.A. Schon auf der allerersten Bahn kickte Trump seinen Ball aus dem Rough aufs Fairway. Mein Musikerfreund war perplex.
»Moment mal«, rief er. »Läuft das jetzt den ganzen Tag so, Donald?«
»Oh«, erläuterte Trump. »Alle, mit denen ich spiele, schmeißen den Ball zurück aus dem Rough. Du kannst gar nicht anders, wenn du gegen die auf einen grünen Zweig kommen willst.«
Nur fürs Protokoll: Ich spiele seit einem halben Jahrhundert Golf, und ich habe bisher nur einen einzigen Menschen kennengelernt, der das tut. Sein Bild ist auf dem Cover.
Einmal hatte Trump drei prominente Football-Kommentatoren von ESPN – Mike Tirico (heute bei NBC), Jon Gruden (heute Coach der Raiders) und Ron »Jaws« Jaworski, ehemals Quarterback der Eagles – auf einem seiner Golfplätze zu Gast. Trump liebt es, mit seinen Plätzen bei Promis anzugeben, und je berühmter du bist, desto wichtiger ist es ihm, dich zu treffen und von den anderen Mitgliedern mit dir gesehen zu werden. Trump kam an, als sich die anderen drei gerade auf die Runde vorbereiteten, und er entschied sofort, wie die Teams verteilt werden. »Ich spiele zusammen mit Gruden, ich mag nämlich Gewinner.«
Und schon ging es los. An einer Stelle spielten sie ein blindes Par 5, und Tirico, der ein Handicap von 12,3 hat, lag rund 210 Meter vom Grün entfernt. Er spielte den besten Holz-3-Schlag seines Lebens. »Du meine Güte!«, staunte da sein Caddy. Der Schlag hatte von Anfang an die Fahne angepeilt, schaffte es perfekt über den Hügel und würde nahe an der Fahne landen. Ganz erschrocken von seinen plötzlich erwachten Fähigkeiten gab Tirico seinem Caddy ein High five und schlenderte, nein, schwebte geradezu in Richtung Grün.
Aber als sie dort ankamen, lag sein Ball irgendwie kein bisschen in der Nähe der Fahne – er war noch nicht einmal auf dem Grün. Er befand sich 15 Meter seitlich von der Fahne, noch dazu im Bunker. Wenn er nicht unterwegs mit einer Drohne kollidiert war, war dies physikalisch ein Ding der Unmöglichkeit.
»Übel versprungen«, meinte Trump zu Tirico, der die Markierung auf dem Ball prüfte, weil er nicht glauben konnte, dass das seiner war. Er war es. Verdattert brauchte Tirico zwei Swipes, um aus dem Bunker zu kommen, und spielte am Ende eine 7.
»Hinterher«, erinnert sich Tirico, »kam Trumps Caddy zu mir und meinte: ›Erinnern Sie sich an den tollen Schlag auf dem Par 5? Der lag vielleicht drei Meter von der Fahne. Trump hat ihn einfach in den Bunker geschmissen. Ich hab’s gesehen‹.«
Und was tat Tirico? Er lachte, schüttelte bloß den Kopf, ging nach drinnen und zahlte Trump aus. Wenn es um Golf geht, bist nun mal du der Kellner und Trump ist der Koch.
Aber warum? Warum betrügt Trump ständig, wo er eigentlich ein ganz guter Spieler ist? Und wie kann es sein, dass er selbst vor Publikum derart schamlos betrügt? Sie sprechen ihn darauf an, doch er zuckt bloß mit den Achseln und betrügt immer weiter. Seinen Ruf in der Welt des Golfsports hat er damit komplett ruiniert. 90 Prozent der Leute, die ich – offiziell und inoffiziell – interviewt habe, sagen, dass er ganz offen betrügt. Viele von ihnen hätten deshalb aufgehört, mit ihm zu spielen. Also warum? Warum bescheißen? Warum lügen? Warum das eigene Handicap hochjazzen, die eigenen Scores fälschen, Clubmeisterschaften reklamieren, die er nie gewonnen hat?
»Er kann nicht anders«, ist Harvard-Psychiater Dr. Lance Dodes, Co-Autor von Wie gefährlich ist Donald Trump? 27 Stellungnahmen aus Psychiatrie und Psychologie überzeugt. »Er muss in allem, was er tut, der Beste sein. Er kann es nicht ertragen, nicht zu gewinnen, nicht der Beste zu sein. Das muss schon sehr früh in seiner Persönlichkeitsentwicklung begonnen haben. Nicht der Beste zu sein ist für ihn so schlimm wie für Normalsterbliche das Geräusch von Fingernägeln auf der Schiefertafel. Er hält es nicht aus … Er übertreibt seine Golfscores und sein Handicap aus dem gleichen Grund, aus dem er auch alles andere übertreibt. Er kann nicht anders. Er zeigt alle Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Menschen mit dieser Krankheit ist ihr Zustand nicht bewusst. Er hat keinerlei Gefühl für Moral in irgendwelchen Dingen. Es fehlt ihm jede Fähigkeit zur Empathie. Er ist ein sehr kranker Mann. Er erkennt überhaupt nicht, dass andere Menschen Rechte und Gefühle haben. Andere Menschen zählen für ihn schlicht überhaupt nicht.«
Trump versichert standhaft, er würde nicht betrügen. »Ich berühre niemals den Ball«, sagt er. Das ist noch nicht einmal komplett gelogen, meint der Schauspieler Anthony Anderson. »Ich sage nicht, Trump würde schummeln. Aber wenn Trumps Caddy für ihn betrügt, ist das dann Betrug oder nicht?«
»Wir haben eindeutig gesehen, wie Trump auf dem Trump National [Bedminster] einen Ball in den See verzogen hat«, erinnerte sich der Schauspieler Samuel L. Jackson einmal, »und sein Caddy sagte ihm, er hätte den Ball gefunden!«
Die mit Trump befreundete LPGA-Profispielerin Suzann Pettersen geht davon aus, dass er seinen Caddy extrem gut bezahlt, denn »ganz gleich, wie weit er den Ball in die Botanik semmelt, wenn wir hinkommen, liegt er immer mitten auf dem Fairway«.
Sie können natürlich versuchen, sich zu wehren, aber es wird Ihnen nichts nützen. Als Doc Rivers, Basketballtrainer der L.A. Clippers, das erste Mal gegen Trump spielte, war der Freund, mit dem Rivers dort war, Trumps Teampartner. Der Freund kam irgendwann herüber und tröstete ihn. »Er zu mir: ›Na ja, es ist einfach so. Du hast heute absolut null Siegchancen.‹ Ich dachte, das ist bloß der übliche Trash-Talk. Ich darauf also: ›Okay, dann wollen wir doch mal sehen, was ihr draufhabt!‹ Aber dann sah ich mit eigenen Augen, wie Trump bescheißt. So etwa am fünften oder sechsten Loch sagte ich zu meinem Kumpel: ›Inzwischen weiß ich, was du meintest. Du hast recht – null Chance.‹«
Boxer Óscar de la Hoya sagte, er könne bezeugen, wie Trump betrügt. Rocker Alice Cooper dito. Der aus New Jersey stammende Bill Rayburn berichtete mir auf Facebook davon. »Bei einer Prominentenrunde spielte ich einmal den Caddy für ihn. Selbst vor Zuschauertribünen, Schiedsrichtern und mir, der ich direkt danebenstand, betrog er ganz offen, mindestens zehnmal in der Runde. Ungefähr am 15. Loch hörte ich auf zu zählen … Er kickte den Ball weg, wenn er direkt neben einem Baumstumpf lag, er trickste bei