Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Mann, der nicht verlieren kann - Rick Reilly страница 9
Warum die ganze Mühe, um das Märchen von einem verlogenen Handicap 2,8 in die Welt zu setzen? Was ist so schlimm an Handicap 9? Laut National Golf Foundation haben nur drei Prozent der Männer über 70 ein einstelliges Handicap. Die meisten Golfer mit 70 oder älter würden glatt ihr Gebiss dafür hergeben. Wieso muss er behaupten, er hätte Handicap 3, ein Phantasiewert, den er vom Profiabschlag aus nie im Leben erreichen würde? Sagen wir mal so: Jack Nicklaus hat laut GHIN.com ein Handicap von 3,4. Wenn Sie einen Gegner für ein Match auf Leben und Tod suchen würden, der Verlierer müsste für den Rest seines Lebens die Toiletten im Burger King von Falludscha mit der Zahnbürste sauberschrubben – würden Sie lieber gegen Trump spielen oder gegen Jack Nicklaus?
Wieso um alles in der Welt ist Handicap 9 für Trump nicht gut genug?
Weil, und das werden Sie in Kürze herausfinden, »gut genug« für einen Donald Trump niemals gut genug ist.
Kapitel 4 Pele
Er bescheißt ohne Ende.
Suzann Pettersen, LPGA-Golferin
Ich hatte einmal einen Coach, der uns sagte: »Wie du eine Sache angehst, so gehst du alles an. Bist du faul im Training, dann bist du auch faul beim Spiel. Betrügst du bei deinen Tests, dann betrügst du später auch deine Frau.«
Zumindest beim Golf trifft das zu. Der Typ, der auf dem Platz elend langsam spielt, ist auch bei Meetings ein Lahmarsch. Wer auf dem Golfplatz freigiebig mit Komplimenten ist, wird auch bei Tisch eine Schmeichelei auf den Lippen haben. Und wer auf dem Platz betrügt, wird ebenso im Geschäftlichen betrügen oder bei der Steuererklärung oder eben in der Politik.
Jack O’Donnell hat als Vizepräsident des Trump Plaza Casino in Atlantic City vier Jahre für Trump gearbeitet. O’Donnells Vater war einer der Gründer von Sawgrass, jenem legendären, von Pete Dye entworfenen Golfplatz in der Nähe von Jacksonville, Florida. »Mein Vater hat uns immer Respekt vor dem Spiel gelehrt«, erzählt O’Donnell. »Das ist der Teil des Spiels, der wirklich etwas über deinen Charakter verrät. Man spielt den Ball von dort, wo er liegt.« Als ein Kollege O’Donnells, der inzwischen verstorbene Mark Eddis, von seiner ersten Runde mit Trump zurück war, konnte O’Donnell der Versuchung nicht widerstehen und fragte nach.
»Und, schummelt er bei der Lage seines Balls oder nicht?«
Eddis sah ihn an und musste lachen. »Bei jedem einzelnen Schlag, den Abschlag ausgenommen.«
Trump schummelt beim Golf nicht einfach nur. Er bescheißt wie ein Hütchenspieler in der Fußgängerzone. Er wirft, kickt, schiebt den Ball ständig in eine bessere Position. Egal, wo der Ball liegt: Er lügt. Er verhunzt das Spiel, dass es eine Art hat. In Winged Foot, wo Trump Mitglied ist, waren die Caddys derart daran gewöhnt, dass er den Ball aufs Fairway kickt, dass sie ihm einen ganz speziellen Spitznamen verpassten: »Pele«.
»Ich habe einmal mit ihm gespielt«, sagt Bryan Marsal, langjähriges Mitglied in Winged Foot und Präsident des anstehenden 2020 U.S. Open der Männer. »Wir spielten am Samstagmorgen. Wir kamen zum ersten Abschlag, und er war der netteste Mensch. Doch auf einmal sagte er: ›Sehen Sie die beiden da? Sie betrügen. Sehen Sie mich? Ich betrüge. Und ich erwarte, dass auch Sie betrügen, weil wir diese zwei heute besiegen werden.‹ … Also: Ja, es stimmt, er wird Sie bescheißen. Ich denke allerdings, Donald ist zutiefst davon überzeugt, dass auch Sie ihn bescheißen werden. Deshalb ist es ja egal, wenn sowieso alle betrügen, dann ist das, was er tut, am Ende doch gar kein Betrug.«
Schön und gut, aber …
a) Es betrügen keineswegs alle. Abgesehen von einem gelegentlichen Mulligan am ersten Abschlag oder dem Annehmen eines geschenkten Putts vom Gegner (wenn es nur um einen Schlag über wenige Zentimeter ins Loch geht), spielen 85 Prozent der Gelegenheitsgolfer streng nach den Regeln, laut National Golf Foundation.
b) Zu sagen, »Donald Trump betrügt«, ist, als würde man sagen: »Michael Phelps schwimmt.« Er betrügt auf höchstem Niveau. Er betrügt, wenn Leute zusehen, und er betrügt, wenn niemand zusieht. Er betrügt grundsätzlich, ob es Ihnen passt oder nicht. Er betrügt, weil er eben so und nur so Golf spielt, so hat er es gelernt, so braucht er es. Es ist egal, ob Sie sein Apotheker sind oder Tiger Woods: Wenn Sie mit ihm Golf spielen, dann betrügt er auch.
Gegen Tiger Woods hat er übrigens tatsächlich betrogen. Kurz nach seinem Einzug ins Weiße Haus lud er Woods, Dustin Johnson (damals Weltranglistenerster) und den langjährigen Profi und Fox-Golfexperten Brad Faxon zu einer Runde ein.
Man schloss eine Wette ab: Faxon und Trump gegen Woods und Johnson. Da aber Woods und Johnson so gigantische Abschläge draufhaben, beschloss