Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
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Trump macht oft ein großes Tamtam um die 68, die er nach eigener Aussage einmal auf dem berühmten und schwierigen Platz eines Country Clubs in Los Angeles gespielt hat. Schon das wäre eine unglaubliche Leistung, selbst für den Besitzer eines der Selbstgefälligkeit geschuldeten Handicap 3 wie Trump. Der Kurs ist wirklich verdammt anspruchsvoll, voller Tücken und Gefahren, teuflischer Grüns und so tiefer Bunker, dass du einen Londoner Doppeldeckerbus darin verstecken kannst. Trump schwebte also eines Nachmittags mit breiter Brust im Clubhaus ein und prahlte mit der 68, die er gerade gespielt hätte. Sofort stieß er auf größte Zweifel. »Im Leben nicht«, beschieden ihm Clubmitglieder, die es sich auf der Terrasse neben dem 18. Loch gemütlich gemacht hatten.
Aber Trumps Freunde nennen ihn auch gerne mal »Double Down« (Mister »Jetzt-erst-recht«), und das tun sie nicht ohne Grund.
»Hab ich wohl gespielt«, sagte er. »Und es war sogar eine saubere 68.«
Ach, gibt es auch andere?
Der führende Profi dieses Clubs ist ziemlich pedantisch, was die Regeln angeht. Er ist sogar bei der PGA of America als Funktionär für die Regeln zuständig. Der würde eher in Stöckelschuhen spielen als einen Regelverstoß begehen. Kaum war Trump wieder weg, zitierte er die zwei Caddys der Gruppe in sein Büro. Die beiden trugen noch immer ihre weißen Overalls, kamen ins Büro und nahmen Platz. Der Profi schloss die Tür.
»Also«, sagte er. »Mr. Trump behauptet, er hätte heute eine 68 gespielt. Trifft das zu?«
Die beiden Caddys sahen sich fragend an.
»Nicht im Entferntesten«, antwortete der eine.
»In tausend Jahren nicht«, ergänzte der andere.
»Im besten Falle eine 79«, korrigierte der erste.
Die 68 kam zustande – laut Aussage der beiden – durch Ballwürfe, Kicks und Golfbälle, die straflos aufs Fairway zurückbefördert wurden. Da wurden Bälle anderer Spieler weitergespielt, es gab Wiederholungsschläge und Mulligans überall und jederzeit. Und das typische Geräusch, das der Plastikball macht, wenn er in die Plastikschale des Lochs kullert, wurde an dem Tag nur selten vernommen. »Er spielte wirklich nicht schlecht, aber eine 68 dürfte es wohl kaum gewesen sein«, sagt der langjährige NBA- und College-Basketballtrainer Mike Dunleavy, der in der Gruppe dabei war. »Ein paar Bälle wurden inkorrekt versetzt und Ähnliches mehr.« Beziehungsweise: Es gab so viel Trickserei und Beschiss, dass am Ende kein Mensch wusste, was er wirklich gespielt hatte. Für jeden anderen wäre ein Ergebnis in den hohen 70ern auf diesem Platz ein Ergebnis zum Einrahmen gewesen. Trump reichte das nicht im Entferntesten.
Greg Puga aus Los Angeles, im Jahr 2000 U.S. Mid-Amateur Champion und lange Jahre als Spieler und Caddy aktiv, hat schon viele Male mit Trump im gleichen Flight gespielt.
Er hat von der 68 gehört – und er gehört quasi zum Inventar in den Caddy-Räumen von L.A. –, und er glaubt kein Wort davon. »Achtundsechzig?«, wundert sich Puga. »Auf dem Kurs? Ihr wollt mich wohl verarschen. Nicht einmal auf dem Minigolfplatz in Long Beach würde der eine 68 hinbekommen. Keine Chance. Im Leben nicht.«
Wer aus einer 78 eine 68 machen will, muss schon ein paar clevere Tricks auf Lager haben. Daran jedenfalls herrscht bei Trump kein Mangel.
*Der unsichtbare Ball
»Ich habe oft mit ihm gespielt«, erzählt ein häufiger Gast in Trumps Viererrunden. »Einmal war ich auf dem Fairway, und er war neben dem Grün, aber ein wenig hinter einem Hügel. Er glaubte wohl, dass niemand zuschaut, aber ich habe es gesehen. Ich sah, wie er eine Chip-Bewegung seitlich des Hügels gemacht hat, allerdings kam kein Ball geflogen. Dann ging er den Hügel hoch, griff mit der Hand ins Loch und zog einen Ball heraus. Den musste er schon die ganze Zeit in der Hand gehabt haben. Er hob den Kopf und rief ›Der Chip hat gesessen!‹ Im Ernst jetzt, wer tut so etwas?«
*Aufklauben und Einsacken
Bei diesem listigen kleinen Trick spielt man auf dem Grün den Annäherungsschlag und sammelt den Rest dann einfach rasch auf, ganz gleich, wie weit der Ball noch vom Loch entfernt ist, bevor der Gegner etwas sagen oder mit einem entrüsteten »Moment mal!« einschreiten kann. Trump ist diesbezüglich ein Meister seines Fachs. Manchmal macht er das sogar, während der Ball noch rollt. Die Kameras von MSNBC fingen einen Fall ein, bei dem sein Ball anderthalb Meter über das Loch hinaus gelaufen war und sogar noch schneller wurde. Bevor irgendjemand Protest einlegen konnte, hatte er sich den Ball geschnappt und in der Hosentasche verschwinden lassen.
*Bällchen, wechsel dich!
»Immer wenn ich in Trumps Flight als Caddy unterwegs war«, erzählt Puga, »hatte er seinen eigenen Golfwagen. Er achtet darauf, immer als Erster abzuschlagen, dann steigt er schnell in seinen Wagen, ist also schon mitten auf dem Fairway, bevor die anderen überhaupt losfahren. So ist er immer schnell bei seinem Ball und kann dessen Lage manipulieren. Dieses Mal – wir waren am 18. Loch – schlug er wie immer zuerst, verzog etwas nach rechts, hüpfte schnell in den Wagen und fuhr davon. Mein Mitspieler traf seinen Ball perfekt, mitten aufs Fairway. Im Ernst, ich habe genau gesehen, wie perfekt mittig er lag. Einer seiner besten Drives an dem Tag. Aber als wir hinterherkamen, war sein Ball nicht mehr da. Nirgendwo zu finden. Und Trump war schon auf dem Grün und am Putten! Wo zur Hölle war unser Ball? Da schrie Trump auch schon zurück in unsere Richtung: ›Hallo Jungs, ich hab ein Birdie gespielt!‹ Er hielt seinen Ball in die Höhe und feierte sich selbst. Und da merkten wir, was passiert war. Der Drecksack hatte unseren Ball gestohlen! Er war wie immer als Erster da, spielte unseren Ball, dann nichts wie hinterher, und dann tat er so, als hätte er einen Birdie-Putt hinterhergeschickt. Ist das zu fassen?«
Einmal spielte Trump auf einem Platz mit einem der berühmt-berüchtigten Löcher von L.A. – ein Par 5, auf dem Howard Hughes einmal mit dem Flugzeug gelandet ist, um Katherine Hepburn zu einem Date abzuholen –, da gibt’s diesen Teich unmittelbar links vom Grün. »Ich habe gesehen, wie Trumps Ball in den Teich geplumpst ist«, erzählte mir einer der Caddys. »Ich habe sogar gesehen, wie sich die Wasseroberfläche kräuselte! Aber als wir ihn und seinen Golfwagen eingeholt hatten, lag der Ball auf dem Fairway. Wir fragten, wie das denn wohl möglich wäre, und er verkündete allen Ernstes: ›Das müssen die Gezeiten gewesen sein‹.«
Wer noch einen Beweis braucht, dass Trump betrügt: Wenn er vor TV-Kameras spielt, bleibt von unserem Golfhelden nicht viel übrig.
Das berühmte Pebble Beach Pro-Am ist ein über vier Tage und drei Plätze gehendes Profi-plus-Promi-Event, das Bing Crosby ins Leben gerufen hat und schon in frühen Jahren von CBS live übertragen wurde. Bill Murray ist einer der Stammgäste. Beim Pebble Beach laufen eigentlich zwei Turniere parallel – das Profiturnier und das Teamturnier. Jedes Turnier hat seinen eigenen Cut. Im Teamturnier macht man als Team – der Promi und sein jeweiliger Profi – den Cut, aber Trumps Team hat den Cut nie geschafft. Siebenmal hat er teilgenommen, nie hat er den Cut geschafft. Am nächsten dran war er 1998, als die ganze Sause aus Witterungsgründen abgebrochen wurde. Nun könnte man sagen: »Na bitte, da haben wir’s. Trump hatte immer schrecklich