Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly

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Der Mann, der nicht verlieren kann - Rick  Reilly

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in Atlantic City. »Eines Tages war ich auf dem Platz und wollte spielen, und uns fehlte noch ein Mann. Und da sah ich diesen [Banker] auf dem Golfplatz. Wir fragten: ›Wollen Sie nicht bei uns mitspielen?‹ … Er war ein erbärmlicher Golfer, schrecklich … Okay, ich steckte also in echten Schwierigkeiten. Ich schuldete dem Mann zig Millionen Dollar. Also, er haute über den ersten Ball, er haute über den zweiten. Das ging zwei oder drei Bahnen immer so weiter. Am Ende sagte ich zu ihm: ›Tun Sie mir einen Gefallen. Halten Sie die Hände in V-Form, das V zeigt zu den Schultern. Und achten Sie auf einen festen Griff.‹ Er hatte einen elend schwachen Griff. Und da spielte der Typ den besten Ball seines Lebens. Der ging nach rechts raus und zog dann wieder nach innen, mitten auf das Fairway. Er sagte: ›So gut habe ich noch nie getroffen! Das war der beste Schlag, den ich je gespielt habe!‹ Und am Ende spielte er tatsächlich die beste Runde seines Lebens … Am nächsten Tag sah er mich und meinte: ›Hey, können wir das beim Lunch mal besprechen?‹ Und innerhalb von zehn Minuten hatte ich alles mit ihm geregelt. Also, wer weiß, vielleicht würde ich ohne Golf überhaupt nicht hier sitzen!«

      Kein anderer Sport zog Trump so sehr in den Bann wie Golf. Er wurde süchtig nach dem ständigen Wettstreit, Loch für Loch, Tag für Tag. Und es ging nicht nur um die Wetten. Er betrachtete auch sein eigenes Handicap als eine Art Kampf gegen sich selbst, den er Tag für Tag gewinnen musste.

      »Ich würde sagen, er spielt eine ordentliche 7«, sagt A.J., Trumps fester Caddy auf seinem Platz in Washington. (Er möchte nicht, dass sein Nachname genannt wird.) »Er zieht den Schwung wirklich gut durch. Sein Drive geht richtig weit. Für einen 72-Jährigen spielt er schon erstaunlich. Er hat ein bisschen Probleme vor dem Grün, aber er kann praktisch von überall einen Flop spielen [einen sehr hohen, weichen Chip]. Beim Flop ist er wirklich stark. Und manchmal hat er auch beim Putten einen guten Tag. Mal mehr, mal weniger.«

      »Ich gebe ihm eine gute 10«, sagt Faxon. »Wahrscheinlich wünscht er mich zum Teufel dafür, aber ich denke, das kommt etwa hin.« Der viermalige Major-Titelträger Ernie Els spielte eine Runde mit ihm und taxierte ihn auf »etwa eine 8 oder 9«. Die LPGA-Legende Annika Sörenstam hat mindestens zweimal mit ihm gespielt und sieht ihn »bei ungefähr 9 oder 10«.

      Nach Einschätzung des Caddys und mehrerer Profis, die immerhin ihren Lebensunterhalt mit Golf verdienen, liegt sein Handicap also irgendwo zwischen 7 und 10. Schön und gut, es gibt da nur ein Problem: Trump selbst beharrt darauf, er hätte ein Handicap von 2,8. In der Welt der Golfhandicaps ist das ein himmelweiter Unterschied. Wenn Trump Handicap 2,8 hat, dann ist Queen Elizabeth Stabhochspringerin. Nie im Leben. Jemand mit Handicap 9 bräuchte fünf Jahre hartes Training, um auf 2,8 zu kommen – und Donald Trump trainiert nicht.

      Der ehemalige Sprecher der Republikaner im Abgeordnetenhaus von Florida, Will Weatherford, spielte mit Trump im Jahr 2015 im Southern Highlands Golf Club in Las Vegas, am Tag des Boxkampfs zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao. »Er war sehr amüsant«, erinnert sich Weatherford. »Wenn du mit Donald spielst, kriegst du eine ganze Menge zu hören. Er erzählt alle möglichen Geschichten, langweilig wird die Runde bestimmt nicht.«

      War er eher pedantisch, was die Regeln angeht?

      »Nicht wirklich. Ich erinnere mich an ein Par 3, da haute er den Abschlag deutlich in die Botanik. Er setzte sich einen zweiten Ball aufs Tee und haute auch den daneben. Der dritte Versuch landete dann vielleicht drei oder vier Meter von der Fahne. Er schaffte den Putt, und ich bin ziemlich sicher, er hat sich für die Bahn eine 2 notiert. Ich genehmige mir auch mal einen Mulligan, ich bin nicht der Oberschiedsrichter … Aber später erzählte er offenbar jedem, er hätte Handicap 2 oder 3, sie bräuchten bloß Will Weatherford zu fragen, der könne bestätigen, was für ein toller Golfer er wäre. Ganz im Ernst, wenn der Handicap 2 hat, dann ist das zumindest für mich neu. Ich habe schon mit Leuten mit Handicap 2 gespielt, und das war eine ganz andere Welt.«

      Wie schätzten Sie ihn denn dann ein?

      »Ich habe etwa ein Handicap von 12 oder 13, und ich würde sagen, er war zumindest nicht besser als ich.«

      Wenn man Trump auf GHIN.com nachschlägt – das Online-Handicap-Register der USGA –, steht er dort mit 2,8. Aber zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buchs im Frühjahr 2019 hatte er nur 20 Ergebnisse in den letzten sieben Jahren gemeldet. In sieben Jahren? Für einen geradezu besessenen Golfer wie Trump ist das ein Witz. Beim Golf ist es Ehrensache für jeden Spieler, jede Runde zu melden, sei sie nun gut oder schlecht gelaufen, damit der berechnete Wert auch die wirkliche Spielstärke abbildet. Du beendest deine Runde, reichst dem Gegner die Hand und setzt dich direkt an den Computer, trägst dein Ergebnis ein. Dann bezahlst du deine Wettschulden und gehst an die Bar und trinkst ein Bier, in dieser Reihenfolge. Wenn die Leute sehen, dass du deine Scores nicht meldest, fragt dich irgendwann keiner mehr, ob du eine Runde spielen willst. Sogar die Leute, mit denen Trump spielt, melden ihre Scores. Allein 2016 hat Rudy Giuliani 16 Ergebnisse eingetragen. Tony Russo, ein bekannter Lobbyist in Washington, meldete 20 Runden allein im Sommer 2018. Jeder, der bloß dreimal im Jahr spielt, läge eher bei 22,8 als bei 2,8. Wir wissen, dass diese 2,8 gelogen sind, denn als Präsident spielt er laut TrumpGolfCount.com, einer akribischen Statistik über Trumps Golfaktivitäten, im Schnitt vielleicht 80 Runden im Jahr. Wenn er im Schnitt 80 Runden pro Jahr spielt, aber nur drei davon meldet, dann heißt das, dass er über 96 Prozent davon unter den Tisch fallen lässt.

      Wie nennt man das wohl? Im besten Fall nennt man es Rosinenpickerei. Er protzt ausschließlich mit seinen besten Runden. Und selbst bei den Scores, die er tatsächlich einträgt, zieht er entweder diverse Schläge vom Endergebnis ab oder übertreibt beim Schwierigkeitsgrad des gespielten Kurses. Das GHIN-System nimmt jeweils die 20 aktuellsten Ergebnisse eines Spielers, streicht die zehn schwächsten und berechnet dann den Durchschnitt der besten zehn, wobei der Schwierigkeitsgrad der gespielten Kurse in die Endabrechnung einfließt. Aber sehen wir uns diese 20 Scores einmal genauer an:

       Im ganzen Jahr 2016 hat er nur eine einzige Runde gemeldet, 2015 auch nur zwei. Wem wollen Sie nun glauben? Dem Trump, der sagt, er sei ein supertoller Golfer, der will, dass Sie ihm Ihre Stimme geben, weil er ein Golfchampion ist, der in seinen Tweets die Hälfte der Zeit von nichts anderem spricht als Golf? Oder dem anderen Trump, der offenbar nur so oft Golf spielt, wie Schalke 04 Deutscher Meister wird?

       Sehen Sie sich die »Slopes«, also die Platzbewertung, seiner Scores an. Dieser Wert beschreibt die relative Schwierigkeit eines Platzes. Der Computer ist wesentlich stärker beeindruckt von einer 100 auf einem Platz mit Slope 130 als von einer 100, die Sie auf einem Platz mit Slope 115 spielen. Der Durchschnittswert dieser Platzbewertungen liegt bei ungefähr 120. 15 der 20 von Trump gemeldeten Scores wurden auf Plätzen mit einem Slope über 140 gespielt. Alles, was über 140 liegt, ist von schier groteskem Schwierigkeitsgrad. Das ist wie ein Skiläufer, der ausschließlich schwarze Pisten fährt und auch von diesen nur die allerschwierigsten. In Amerika haben nur wirklich hundsgemeine Kurse einen Wert von 140 und darüber. Nur um das Ganze in Relation zu setzen: Augusta National hat 137. Bethpage Black in New York ist schwieriger als die Relativitätstheorie, hat aber trotzdem nur 144. Ich spiele einmal wöchentlich auf einigen ganz guten Plätzen, und der höchste Slope meiner letzten 20 Runden war 135. Trump könnte also den GHIN-Computer dadurch überlisten, dass er den Slope mit den viel weiter hinten liegenden Abschlägen der Profis nimmt – obwohl alle sagen, dass er die normalen Amateurabschläge spielt – und damit dafür sorgt, dass sein Score für den Computer eindrucksvoller wirkt, was wiederum sein Handicap drückt. Auch das ist letztlich nichts als ein fauler Trick und skrupelloser Betrug, aber man muss zugeben, auch irgendwie genial.

       Im Oktober 2017 meldete er eine 68 und löschte den Eintrag danach wieder. Können Sie sich irgendeinen Golfer vorstellen, der eine 68 in die Tonne tritt? Die meisten würden sich die Scorekarte auf Posterformat vergrößern lassen und das Wohnzimmer damit tapezieren.

Datum Score Kursbewertung/Slope

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