Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly
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Auf diese Weise lernte das Millionärssöhnchen das Spiel inmitten von Schreinern und Busfahrern und Kleinbetrügern mit Spikes an den Schuhsohlen, auf einem Platz, der schon bessere Tage, aber schon lange keinen anständigen Rasenmäher mehr gesehen hatte. »Ich hatte Freunde, die Golfer waren«, erzählte Trump dem Golf Digest. »Ich hatte bis dahin noch nie Golf gespielt – immer nur Baseball und Football und so. Ich kam also nach Cobbs Creek … Ein öffentlicher Golfplatz, ein rauer Kurs, kein Grashalm mehr im Abschlagfeld, aber es war okay, und tolle Leute. Alles Ganoven da draußen. Jedenfalls mehr, als mir bis dahin jemals über den Weg gelaufen waren. Ich spielte Golf mit meinen Freunden, und irgendwann fing ich an, auch mit diesen Ganoven zu spielen. Ich habe eine Menge gelernt da draußen. Eine Menge über Golf, eine Menge übers Glücksspiel, über alles, was du im Leben brauchst.«
Und er hat Lehrgeld bezahlt – sagt Steele: »Die Zocker dort, wenn die gesehen haben, dass da so ein Schnösel mit Panamahut auftaucht und spielen will, dann konntest du sicher sein: Die nehmen den Kerl aus wie eine Weihnachtsgans.«
Da waren diese Zocker, Row Boat und Frankie und ein Dutzend andere Jungs, die nahmen es mit den Regeln nicht so genau, solange sie an deine Knete kamen. Sogar Charlie Sifford, der erste schwarze PGA-Profi und ein Zocker, wie er im Buche steht, ließ sich dort ab und zu blicken. Der ganze Platz war voller Leute mit Löchern in den Hosentaschen – so konnte man auch mal einen schön platzierten Ersatzball fallen lassen, wenn keiner zusah. Und wenn gerade keine Opfer da waren, die sie schröpfen konnten, dann schröpften sie sich eben gegenseitig.
»Einmal spielte Frankie gegen einen anderen Zocker um 50 Dollar«, erinnert sich Steele. »Beim 18. Loch war Gleichstand. Frankies Gegner verzog den nächsten Abschlag nach links in die Botanik und hat seinen Ball nicht mehr gefunden. Plötzlich rief der Gauner: ›Hey! Ich hab’ ihn!‹ Frankie kam zu ihm rüber und war ziemlich angepisst. ›Du Arsch! Wie willst du deinen Ball finden, wenn ich ihn in der Tasche habe?!?‹«
Als Cricker lernte Trump: (a) Es ist kein Betrug, solange du nicht erwischt wirst; (b) Wenn du deinen Gegner immer ordentlich zutextest, blickt er irgendwann einfach nicht mehr durch, und (c) Der beste Schlag beim Golf ist der Handschlag, nachdem der Gegner deinen Scheck unterschrieben hat.
Auf dem Crick perfektionierte Trump seinen Schwung, mit dem er voll durch den Ball hindurchging. Er setzt den Schwung extrem nah am Körper an, und die Schlagbewegung verläuft sehr flach, fast parallel zum Boden. Aber beim Downswing steigt er plötzlich wieder, zieht voll durch den Ball, noch beschleunigt durch eine furiose Hüftdrehung, wie man sie nur ganz selten bei Amateuren bewundern kann, fast wie Sam Snead, mit ausgedehntem Nachschwung. Wahrlich eine Bombe von Abschlag – als ob er als Präsident nicht schon genug Bomben platzen lassen würde. »Gegen seinen Drive hatte ich nie eine Chance«, klagte einst Bill Clinton.
»Für mich ist die Hüfte das A und O«, erzählte Trump einmal Jaime Diaz von Golf Digest. »Du musst die Hüfte schnell genug wegdrehen, dann können die Arme voll durchschwingen. Das mit den Hüften habe ich vor Ewigkeiten in dem Buch von Ben Hogan gelesen. Für mich wurde es zu einer simplen Grundregel, und ich bin immer dabei geblieben. Es sieht vielleicht ein bisschen schräg aus, aber je besser ich die Hüfte wegdrehe, desto gerader treffe ich den Schlag.«
»Am meisten hat mich beeindruckt«, schrieb Tiger Woods in seinem Blog nach einer Partie mit ihm, »wie weit er den Ball mit seinen 70 Jahren schlagen kann. Er hat wirklich einen ordentlichen Schwung drauf.«
Leider ist der Rest seines Spiels nicht annähernd so gut. Brad Faxon, ehemaliger Star auf der Tour und heute Golfexperte bei Fox, spielte mit Trump in West Palm Beach. »Er ist stark beim Abschlag, trifft den Draw jedes Mal wirklich sauber«, sagt Faxon. »Sein Spiel mit dem Eisen ist okay. Seine Chips sind aber schwach. Er vermeidet den Chip fast um jeden Preis, deshalb puttet er, so viel er kann, selbst aus dem Bunker und in der Nähe des Wassers, wenn es irgendwie geht. Sein Putt ist nicht so übel. Vom Abschlag bis zum Grün hat er vielleicht Handicap 4, aber sein Chip bestenfalls Handicap 20.«
»Ich bin eigentlich ein ganz natürlicher Golfer«, sagt Trump, bescheiden wie immer.
Golf und Trump, das ist ein ungleiches Paar, denn beim Golf zählt eigentlich nicht das Gewinnen, sondern die Ehre. Jack Nicklaus ist vielleicht der größte Sieger, den das Spiel je hervorbrachte, aber der King wird für immer Arnold Palmer bleiben, und zwar wegen der noblen Art und Weise, wie er sich gegenüber seinen Gegnern verhalten hat, egal, ob Prinzen oder Patzer. Bobby Jones war so durchdrungen vom Prinzip des Spiels um die Ehre, dass er sich weigerte, Profi zu werden, obwohl er sieben Major-Turniere gewonnen hat. Profi zu sein war für ihn einfach nicht gentlemanlike. Erst mit Tiger Woods kam die Idee des Gewinnens um fast jeden Preis beim Golf auf. Woods’ Vater Earl erzählte mir einmal, sie hätten früher ein Mantra gehabt, an das sie sich nach jedem Sieg hielten: »Wir kamen. Wir sahen. Wir siegten. Und dann machten wir uns so schnell wie möglich vom Acker.«
Und trotzdem: Woods wäre lieber Letzter geworden, als zu betrügen. An jedem Tag, in jedem Turnier, in jedem Bundesstaat zeigen Spieler ihre eigenen Regelverstöße an, die niemand gesehen hat außer ihnen selbst. Hale Irwin verpasste 1983 das Playoff beim British Open um einen Schlag, weil er, wie er sagte, am letzten Tag bei einem Putt über zwei Zentimeter den Ball verfehlt hatte. Außer Irwin selbst hat das keiner mitbekommen. Aber beim Golf reicht das. Es ist nicht so lange her, da stand eine Highschool-Schülerin aus South Dakota namens Kate Wynja dicht vor einem haushohen Sieg in der Meisterschaft des Bundesstaates, als sie feststellte, dass auf der unterschriebenen Scorekarte eine 4 an einem Loch notiert war, auf dem sie in Wirklichkeit eine 5 gespielt hatte. Niemand sonst wusste davon etwas, und ob 4 oder 5 hätte am Turnierausgang nicht das Geringste geändert. Sie aber meldete es sofort den Offiziellen, denen nichts anderes übrig blieb, als sie zu disqualifizieren. Das kostete sie nicht nur den Einzelsieg, auch der Mannschaftstitel für ihr Team war damit futsch. Selbst Jack Nicklaus höchstpersönlich zeigte sich beeindruckt und twitterte:
Gratulation an diese junge Dame, weil sie Golf dazu nutzt, uns allen eine Lektion fürs Leben in Sachen Ehrlichkeit und Fairness zu erteilen.
Beim Golf beschummelt man den Gegner nicht. Man beschummelt seine Freunde nicht. Man schummelt überhaupt nicht, Punkt. Aber irgendwie – entweder wegen der harten Schule seines Vaters oder wegen der Cricker, die ihm an die Brieftasche wollten – scheint Trump das nicht mitbekommen zu haben. Das Prinzip »Gewinne, und gnade dir Gott, wenn nicht« schickte das »ehrenhafte Spiel« gleich in Runde eins auf die Bretter. Trump musste gewinnen, ganz egal wie, und Mittel und Wege lassen sich finden …
»Er hat ein Spiel gefunden, das perfekt zu ihm passt«, sagt O’Donnell. »Er hat eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne, da ist Golf ideal für ihn. Du stehst eine Minute am Abschlag und unterhältst dich ein bisschen, dann spielst du deinen Abschlag und gehst deiner Wege. Es braucht keine langen Konzentrationsphasen. Aber das Tollste dabei ist, dass man alles eigenständig regelt. Da kann er nach Herzenslust bescheißen.«
Nach dem College nahm er diese Lehre in die Country Clubs mit, und da stellte Trump fest, dass er nicht nur seine Gegner, die so ganz anders waren als die schlitzohrigen Cricker, einfach mit dem Bleistift übers Ohr hauen konnte: Mit seinem Charme und seinem soliden Spiel ließ sich auch der Karriereweg bis ganz nach oben bahnen.
»Da war dieser [New Yorker] Banker, der