Wer auf dich wartet. Gytha Lodge
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Читать онлайн книгу Wer auf dich wartet - Gytha Lodge страница 18
Aidans Kiefer verspannten sich, als er sich nickend abwandte.
»Zoe war also Ihre Freundin?«, fragte Jonah, als Aidan stumm blieb. Der Dozent nickte, und Jonah fuhr fort: »Sie müssen mir erzählen, was Sie gesehen haben. So genau wie möglich.«
»Ja«, sagte Aidan. Sein Kinn blieb angespannt, und Jonah konnte förmlich spüren, wie er die Zähne aufeinanderbiss.
Aidan erzählte alles noch einmal, wobei sein Tonfall vor Nervosität zwischendurch immer wieder schrill wurde. Der Skype-Anruf. Der Eindringling, den er gehört hatte. Die Geräusche eines Kampfes.
Für Jonah klang seine Schilderung nicht einstudiert. Immer wieder entstanden Pausen, in denen Aidan seine Worte genau wählte. Und die waren es, die Jonah tatsächlich am meisten interessierten.
»Deshalb haben Sie die Polizei angerufen?«
»Ja.« Er sah Jonah ein wenig verzweifelt an. »Aber ich habe es nicht besonders gut hingekriegt zu erklären, was sie tun mussten, und das … das bereue ich wirklich.«
Seine Stimme verlor sich. Jonah beobachtete ihn genau, dann sagte er: »Sie wissen, dass es sich um eine Mordermittlung handelt. Deshalb sind andere Erwägungen weniger wichtig als sonst.«
Aidan wich instinktiv vor ihm zurück.
»Ich muss wissen, was Sie mir verschweigen«, fuhr Jonah fort.
Aidan schüttelte den Kopf. »Sie ist … Studentin.« Er verzog das Gesicht. »Ich bin Dozent. Wir haben unsere Beziehung geheim gehalten, weil es sie eigentlich nicht hätte geben dürfen. Die Universität würde es ohne Frage missbilligen, und wenn ihr etwas zugestoßen ist und ich darin verwickelt bin …«
Jonah sah ihn lange fest an. Aidan erwiderte den Blick kurz und wandte sich dann wieder ab.
»Haben Sie Grund zu der Vermutung, dass jemand Zoe etwas antun wollte?«, fragte Jonah leise.
»Ich weiß nicht«, antwortete er. »Aber ich frage mich immer wieder, ob sie jemanden kennengelernt hatte, wissen Sie? Ob es einen anderen gab und das der Grund war, warum sie nicht zu erreichen war … Vielleicht wollte sie es mir an dem Abend sagen. Könnte er sie umgebracht haben? Wenn es einen anderen gab? Jemanden, dem sie den Schlüssel gegeben hatte.«
»Sie hat nie etwas in der Richtung angedeutet?«
Aidan schüttelte den Kopf und fügte dann zögernd hinzu: »Aber es gab, Sie wissen schon … Interessenten. Vor allem einen. Ihr Kumpel Victor, der mit ihr in dem Café gearbeitet hat.«
»Wie kommen Sie darauf, dass er in sie verliebt war?«
»Das konnte jeder Blinde sehen«, sagte Aidan, und seine Stimme klang wieder ein wenig kräftiger. »Als ihm klar wurde, dass wir zusammen waren, wollte er auf mich losgehen, und dann hat er meinen Laptop ruiniert. Man hätte ihn verdammt noch mal feuern sollen. Danach hat er zwei Monate lang nicht mehr mit uns gesprochen, und er hat mich ganz offensichtlich gehasst.«
Jonah sah Aidan nachdenklich an und fragte: »Kennen Sie Zoes Adresse?«
Er bemerkte, dass Aidan leicht errötete.
»Nicht ihre neue«, sagte er.
»Wann ist sie dorthin gezogen?«
»Ich … vor etwa vier Monaten vielleicht.«
Jonah sah ihn einfach weiter an, und Aidan ließ den Blick wieder sinken.
»Ich weiß, es klingt ein bisschen seltsam. Als wir uns vor einer Weile getrennt hatten, ist sie weggezogen, weil sie neu anfangen wollte. Aber als es dann wieder losging mit uns, haben wir es so gemacht wie ganz am Anfang. Wir haben uns verabredet und sind jedes Mal in meinem Hotel gelandet …« Er schloss kurz die Augen. »So … so hört sich das wirklich schrecklich an. Aber das war es nicht. Es war … wunderbar.«
Der schimmernde Glanz in seinen Augen quoll über, und Aidan wischte sich verlegen die Tränen weg. Jonah beschloss, es fürs Erste dabei zu belassen. Er hatte das starke Gefühl, dass Aidan Poole eine Menge zurückhielt, doch er war sich auch bewusst, wie es sich auf der Aufnahme anhören würde, wenn er einen offensichtlich trauernden Zeugen drangsalierte. Und falls es zum Prozess kam, wurde jedes Wort von ihm auf die Waagschale gelegt.
»Das ist für den Augenblick alles«, sagte er. »Aber wir müssen noch Ihre Fingerabdrücke nehmen. Ich schaue nach, ob gerade jemand Zeit hat.«
»Warum?«, fragte Aidan, und wieder spürte Jonah seine Anspannung. »Sie wissen, dass ich es nicht war.«
»Das müssen wir mit Sicherheit ausschließen. Selbst wenn Sie nie in der Wohnung waren, werden Sie Dinge berührt haben, die Zoe gehörten.«
»Oh«, sagte Aidan. »Natürlich. Tut mir leid.«
Jonah stand auf. »Ich bringe Sie nach unten.«
Juliettes Suche nach Überwachungskameras hatte zwei Treffer ergeben. Auf dem Parkplatz hinter dem Wohnblock gab es eine Kamera, die auf das Tor gerichtet war und durch den Torbogen unter dem Gebäude die Straße im Blick hatte. Der Eingang zu den meisten Wohnungen befand sich direkt neben dem Torbogen, sodass eine gute Chance bestand, dass die Kamera jeden erfasst hatte, der aus Richtung Innenstadt gekommen oder gegangen war.
Am unteren Ende der Latterworth Road auf dem Weg in die Stadt gab es eine weitere Kamera an einem Laternenmast mit Blick auf den aus der City kommenden Verkehr. Das andere Ende der Straße war leider gar nicht abgedeckt. Nur wer aus südlicher Richtung gekommen war, konnte von den Kameras erfasst worden sein.
Natürlich hatte es während ihrer gesamten Erkundungsmission geregnet. Nur durch Kopftuch und ihre Jacke geschützt, war Juliette völlig durchnässt, als sie wieder zu ihrem Wagen kam. Sie stieg ein und drehte die Heizung auf, sodass ihre Kleidung zumindest wieder halbwegs trocken war, als sie das Kommissariat erreichte.
DI Walker, einer der Detectives für East Hampshire, lächelte mitfühlend, als sie hereinkam. »Von Tür zu Tür gelaufen?«
»So ähnlich«, antwortete sie. »Überwachungskameras suchen.«
»Ich hab immer eine Regenhose im Wagen«, vertraute er ihr leise an. »Die sehen beschissen aus, aber …« Er zuckte die Schultern. »Besser, als sich den ganzen Tag den Arsch abzufrieren.«
»Guter Tipp«, sagte Juliette. Sie erzählte ihm nicht, dass sie wochenlang wasserdichte Kleidung im Wagen gehabt hatte, in einer gepackten Reisetasche, die zur Sicherheit immer im Kofferraum gestanden hatte, damit sie jederzeit Reißaus nehmen konnte vor ihrem gewalttätigen Freund, mit dem sie zusammengelebt hatte. Die Tasche herauszunehmen, nachdem sie sich endlich von ihm befreit hatte, war psychologisch ein wichtiger Schritt gewesen. Pech bloß, dass es praktisch gesehen ziemlich dumm gewesen war.
Sie fuhr den Computer auf ihrem Schreibtisch hoch und ging noch einmal die Tatortfotos durch. Bei einem der Fotos aus der Küche, auf dem zwei Futternäpfe zu sehen waren, hielt sie inne. Sie hatte die Katze vergessen.
Das wollte sie gerade dem DCI erzählen, als sie ihn mit einem dunkelhaarigen, leicht verstimmt wirkenden Mann Ende dreißig aus dem Vernehmungszimmer kommen sah.