Wer auf dich wartet. Gytha Lodge

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Wer auf dich wartet - Gytha Lodge Detective Chief Inspector Sheens ermittelt

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sagte er, holte sich einen Stuhl aus der Küche und wies auf das Sofa, »nehmen Sie Platz.«

      »Danke«, sagte Juliette und setzte sich vorsichtig. »Meines Wissens sind Sie Zoe Swardadines Vermieter. Ist das korrekt?«

      Felix erstarrte kurz, bevor er Platz nahm, als wäre nichts gewesen.

      »Ja«, antwortete er. »Ist dies … Geht es ihr gut?«

      »Zoe ist in ihrer Wohnung tot aufgefunden worden«, sagte Juliette sanft. »Es tut mir leid, Ihnen diese Nachricht überbringen zu müssen.«

      »Ist das … ist das Ihr Ernst?« Der Ausdruck in den Augen des Mannes wirkte beinahe gehetzt. »Ich habe gestern noch mit ihr gesprochen.«

      »Ein Freund von ihr hat sich Sorgen um sie gemacht hat und uns angerufen.« Juliette wählte ihre Worte mit Bedacht. »Als wir in die Wohnung kamen, war sie bereits tot.«

      »Mein Gott«, sagte Felix und dann noch einmal: »Mein Gott.« Er stand auf und stützte sich auf die Arbeitsplatte. »Hat sie … hat sie es selbst getan?«

      Hanson fand die Frage merkwürdig. »Es ist noch zu früh, um das mit Bestimmtheit zu sagen«, antwortete sie. »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass sie selbstmordgefährdet war?«

      »Nein, natürlich nicht«, sagte Felix und fügte hinzu: »Dann hätte ich … Ich hätte etwas getan …«

      Es entstand ein Schweigen, und Juliette hatte den Eindruck, dass er tief in eine Erinnerung versunken war.

      »Soweit ich weiß, besitzen Sie einen Schlüssel zu ihrer Wohnung«, sagte sie schließlich.

      »Ja, selbstverständlich. Ich muss Zugang haben, damit ich Dinge reparieren oder Handwerker hereinlassen kann.« Juliette wunderte sich über seinen defensiven Tonfall. Felix blickte zu einer Reihe von Haken neben der Wohnungstür. »Brauchen Sie ihn …? Ich könnte ihn raussuchen. Aber ich habe nur den einen …«

      »Ich frage den Chef«, erwiderte Juliette. »Es wäre wahrscheinlich nützlich, ihn griffbereit zu haben. Sie haben gesagt, Sie hätten gestern mit ihr gesprochen. Wann genau war das?«

      »Am Vormittag«, sagte er rasch. »Nur ein kurzer Plausch.«

      Juliette lächelte. »Sprechen Sie häufig mit Ihren Mietern?«

      »O nein. Ich habe nur diese eine Wohnung, die ich vermiete, und Zoe war mehr eine Freundin als nur eine Mieterin. Ich kannte sie aus dem Café, bevor sie eingezogen ist. Mein Gott.« Er ließ beide Arme hängen und wirkte plötzlich kraftlos.

      »Wie ging es ihr, als Sie mit ihr gesprochen haben?«, fragte Juliette.

      Felix zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Sie wirkte beschäftigt, nehme ich an. Sie schien nicht so viel Zeit zu haben wie üblich.«

      »Und nach diesem Gespräch haben Sie sie nicht mehr gesehen?«, bohrte Hanson weiter.

      »Nun … gesehen habe ich sie schon. Als sie nach Hause gekommen ist.«

      »Sie haben sie gesehen …?«

      »Unten«, sagte er und wies mit dem Kopf auf das Küchenfenster, von dem aus man auf die Straße blicken konnte. Juliette stand auf und trat an das Fenster. Sie probierte aus, ob man auch die Haustür beobachten konnte. Aber selbst wenn sie ganz rechts stand, sah sie nur den Bürgersteig direkt davor. Trotzdem konnte man problemlos verfolgen, wer das Haus betrat und verließ.

      »Um wie viel Uhr war das?« Sie wandte sich zu Felix um.

      »So gegen acht, würde ich sagen.« Er zuckte erneut die Achseln. »Es war dunkel. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, doch es war schon eine Weile dunkel.«

      Juliette notierte das in ihrem Block und schob ihn zusammen mit dem Stift zurück in ihre Tasche.

      »Vielen Dank«, sagte sie. »Das ist wirklich hilfreich. Der Chef möchte bestimmt, dass Sie diese Aussage noch einmal auf dem Kommissariat zu Protokoll geben. Ist das in Ordnung? Haben Sie … eine Beschäftigung?«

      Nach einer kurzen Pause antwortete Felix: »Nein. Nein, das ist kein Problem. Ich kann mir die Zeit nehmen.«

      Er brachte Juliette zur Tür, und sie trat nachdenklich in den Flur. Auf halbem Treppenabsatz blieb sie stehen und schickte dem Chef per SMS eine kurze Zusammenfassung ihres Gesprächs mit Zoes Vermieter, bevor sie sich auf die Suche nach Überwachungskameras machte.

      O’Malley kehrte ins Kommissariat zurück, bevor Aidan Poole und Zoes Eltern eingetroffen waren, und gab Jonah einen knappen Abriss dessen, was er von Victor Varos und Maeve Silver in dem Café erfahren hatte.

      »Es gibt offenbar starke Gefühle«, fasste er seinen Eindruck zusammen. »Vor allem bei Victor. Ich würde vermuten, dass er sie vergeblich angeschmachtet hat. Ich denke, mit beiden sollten wir uns noch einmal gründlicher unterhalten.«

      Jonah hatte zugestimmt und O’Malley gebeten, sich darum zu kümmern, bevor er sich noch einmal die Abschrift von Aidans erstem Anruf vorgenommen und sie mit der Verbrechensmeldung verglichen hatte, die er am darauffolgenden Vormittag online gemacht hatte. Die schreiend offensichtliche Frage lautete, warum Aidan die Polizei gerufen hatte, statt selbst zu Zoe zu eilen. Zwischen den beiden Meldungen waren zwölf Stunden vergangen, und Aidan Poole hatte danach offenbar nicht mehr über das Wohlbefinden seiner Freundin gewusst als zu Beginn.

      Dafür waren Jonah mehrere mögliche Erklärungen eingefallen. Die erste war, dass Aidan und Zoe wegen irgendetwas gestritten hatten und sie nicht auf seine Anrufe und Besuche reagiert hatte. Ein solcher Streit wäre für Aidan natürlich ein weiterer Grund gewesen, sich Sorgen um sie zu machen. Diese Theorie ging davon aus, dass die vorgebliche Beobachtung eines Mordes reine Fiktion gewesen war, um die Polizei dazu zu zwingen, nach ihr zu sehen.

      Sein zweiter Gedanke war, dass Aidan ganz genau wusste, dass Zoe tot war, weil er sie selbst umgebracht hatte. Weil er geglaubt hatte, verdächtig zu wirken, wenn er derjenige war, der ihre Leiche fand, und um den Verdacht in eine andere Richtung zu lenken, hatte er die Polizei angerufen und gehofft, dass sie unverzüglich anrücken würde. Als nichts passierte, hatte er es noch einmal versucht.

      Was Jonah als Drittes einfiel, war viel unkomplizierter und passte zu der Tatsache, dass Aidan als Tatort »Southampton« angegeben hatte. Die dritte Theorie lautete, dass Aidan nicht selbst vorbeigefahren war, weil er gar nicht wusste, wo Zoe wohnte. Und obwohl das die einfachste Erklärung war, warf sie genauso viele Fragen auf wie die beiden anderen. Wenn Zoe schon seit fünf oder sechs Monaten dort lebte, wie konnte er ihre Adresse nicht gekannt haben?

      Am Ende traf Aidan vor den Eltern ein, worüber Jonah erleichtert war. Es gab eine Menge Fragen, auf die er eine Antwort wollte, ehe er mit Mr and Mrs Swardadine sprach.

      Leibhaftig wirkte Dr. Aidan Poole deutlich weniger weltgewandt als auf seinem Foto, doch Jonah war bereit einzuräumen, dass das den Umständen geschuldet sein konnte. Sein Jackett und die Jeans waren durchaus ordentlich, doch seine Haut glänzte unvorteilhaft, und der eigentlich gesunde Teint wirkte blass und ebenso kränklich wie die glasigen, blutunterlaufenen Augen. Alles Spuren der Trauer, die das perfekte Porträt verschrammt und verschmiert hatten, bis es schäbig und unattraktiv wirkte.

      »Ich hätte meinen Namen angeben sollen, als ich angerufen habe«, erklärte der Dozent, sobald das Aufnahmegerät lief.

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