Wer auf dich wartet. Gytha Lodge

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Wer auf dich wartet - Gytha Lodge Detective Chief Inspector Sheens ermittelt

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oder unfreundlicher geworden war?«

      »Irgendwie schon. Ich weiß nicht. Sie hat sich einfach zurückgezogen, wissen Sie.«

      »Gab es einen Grund dafür?«

      Wieder zögerte Angeline, bevor sie mit zittriger Stimme sagte: »Diese Beziehung hat sie wirklich beschädigt. Ich meine, er war nett zu ihr, aber gleichzeitig fühlte sie sich seinetwegen auch schlecht.«

      »Ist er … in irgendeiner Weise ausfällig oder gewalttätig geworden?«

      »Nein, nein«, erwiderte Angeline hastig. »Das will ich damit nicht sagen. Nur … manchmal sind Menschen einfach nicht gut für einander.«

      Im Wagen ließ Domnall O’Malley den Chef in Ruhe nachdenken. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, den DCI nicht zu stören, wenn der sich alle Details durch den Kopf gehen ließ. Und auch O’Malley war es lieber, wenn die ersten Eindrücke sich ungestört setzen konnten.

      Im CID marschierte Sheens direkt in sein Büro. Lightman war gegangen, vermutlich um seine Pläne für den Abend zu verfolgen, was immer er vorhatte, und auch sonst waren an einem Freitagnachmittag um kurz vor fünf nicht mehr viele andere Detectives da. Es herrschte die Art Ruhe, die entweder der Konzentration förderlich war oder lähmend wirkte.

      O’Malley erweckte seinen Computer zum Leben, loggte sich in die Datenbank ein und suchte nach möglichen Vorstrafen aller Personen, die ihnen im Zusammenhang mit dem Fall bislang namentlich untergekommen waren. Er begann mit Zoes Eltern, fand jedoch auch mit diversen Varianten der Schreibweise ihres Namens keinen Eintrag, weshalb er mit Aidan Poole weitermachte, der ebenfalls eine reine Weste hatte.

      Angeline Judd tauchte hingegen zu O’Malleys kurzer Erregung im System auf, wie sich herausstellte, handelte es sich jedoch lediglich um einen Verweis wegen Besitzes von Marihuana im Alter von fünfzehn Jahren. Sie war mit einer Gruppe Freundinnen aufgegriffen worden, und die Sache war folgenlos geblieben. O’Malley machte sich eine Notiz, glaubte jedoch nicht, dass es für den Fall von Bedeutung war.

      Da auch seine weiteren Abfragen ergebnislos blieben, versuchte er es im Netz. Angeline schien dort nur minimal präsent zu sein, mit Ausnahme von Twitter, wo sie moderat aktiv war. Die meisten ihrer Posts handelten davon, dass sie sich traurig oder betrogen fühlte. In den anderen kamen vor allem Kätzchen vor, was nur wenig Rückschlüsse auf mögliche mörderische Absichten zuließ. Aber als er einige ihrer eher morbiden Einträge von vor ein paar Monaten anklickte, sah er, dass Zoe Swardadine einer der ganz wenigen Menschen gewesen war, die ihr geantwortet hatten. Die Grundbotschaft war immer die gleiche: Halte durch. Sei stark. Du wirst geliebt. Alles wird gut.

      Aber im Laufe der Monate waren Zoes Antworten sporadischer geworden, was O’Malley ihr kaum verdenken konnte.

      Aidan Poole hingegen war online sehr viel präsenter. Der oberste Treffer war eine Seite des Lehrpersonals der Southampton University. O’Malley öffnete sie und sah sich dem irgendwie düsteren Porträt eines dunkelhaarigen Mannes gegenüber. Es war seitlich von oben aufgenommen, eine künstlerische Fotografie, die Poole auf eine mürrische Art attraktiv aussehen ließ, über die O’Malley leise lachen musste. Denn was das Bild weniger vermittelte, war Professionalität, aber vielleicht hatte Aidan das Foto nicht selbst ausgesucht.

      O’Malley las den kurzen Lebenslauf und erfuhr, dass Aidan Poole seinen Abschluss in Warwick gemacht hatte, wo auch Juliette Hanson studiert hatte. Aber dazwischen lagen gut fünfzehn Jahre, sodass diese Verbindung wahrscheinlich ziemlich nutzlos war.

      Ansonsten bot die Seite wenig von Interesse, sodass er weitersuchte und es mit einem Eintrag der Royal Economic Society probierte. Aidans Foto war dasselbe leicht mürrische Porträt, also musste Aidan es doch selbst ausgesucht haben. Darin lag eine Eitelkeit, die O’Malley sowohl interessant als auch amüsant fand.

      Nachdem er außer einer Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen nichts weiter gefunden hatte, wählte er die Nummern von Victor Varos und Maeve Silver. Beide gingen nicht dran, aber Hanson hatte noch aus Zoes Wohnung eine E-Mail geschickt, die auch die Adresse und Telefonnummer des Cafés Gina enthielt, wo Victor arbeitete. Dazu den Vermerk, dass er dort anzutreffen sein sollte.

      Seufzend stand O’Malley wieder auf und nahm seinen Mantel und seine Schlüssel. Auf dem Weg hinaus klopfte er an die Tür des DCI.

      »Ich versuche, einen der Freunde zu erwischen«, sagte er. »Soll ich unterwegs die Universität anrufen, um die Nachricht zu überbringen?«

      »Das habe ich vor ein paar Minuten schon probiert«, antwortete Sheens mit einem Kopfschütteln. »Ich hatte eine Sekretärin dran, die steif und fest behauptete, dass der Dekan den ganzen Tag beschäftigt ist.«

      »Ich frage mich, was ihn bewegen würde, nicht mehr beschäftigt zu sein«, sagte O’Malley und überlegte. »Wenn Sie wollen, könnte ich anrufen und sagen, bei ihm zu Hause sei eingebrochen worden.«

      Sheens lachte. »Wenn er sich nicht meldet, komme ich darauf zurück.«

      Von außen sah das Café Gina teuer aus, stilvoll beleuchtet mit einer Reihe von modischen Deckenlampen in Form von Glühbirnen im Retrodesign. An der Decke kreuzten sich diverse Rohre, die so niedrig hingen, dass O’Malley sich sicher war, dass sie zur Dekoration nachträglich angebracht worden waren. Vor der Tür stand eine große Tafel, auf der in Handschrift stand: »Kaffee ist wie das Leben zum Genießen da.« Ihm kam der seltsame Gedanke, dass Zoe das geschrieben haben könnte, wenn sie hier gearbeitet hatte.

      O’Malley betrat das warme, helle Lokal. Von innen wirkte es ebenfalls teuer. Die Tische waren mit Absicht wackelig. Sie sollten den Anschein erwecken, dass jeder einzelne von ihnen aus einem Eichenstamm geschnitzt wurde, von jemandem, dem es ein Anliegen war, dass man die Handarbeit auch sah. Auf einer großen Tafel hinter dem Tresen standen verzierte Listen mit Speisen und Getränken. O’Malley entdeckte einen Kaffee für fast fünf Pfund.

      Im Moment stand nur eine Person hinter dem Tresen, ein kleiner untersetzter Mann mit einem leicht amüsierten Gesichtsausdruck.

      O’Malley trat auf ihn zu und lächelte knapp. »Ich suche Victor.«

      »Oh, er ist …« Der Barista wies vage zum anderen Ende des Tresens, doch im selben Moment kam ein großer schlanker Mann mit sehr dunklem Haar und durchdringenden blauen Augen aus einer Tür zu den hinteren Räumen des Cafés.

      »Victor«, sagte O’Malley. »Ich würde Sie gern kurz sprechen. Ich bin von der Polizei.«

      Victor erstarrte. Irgendwo hinter ihm regte sich etwas, und eine junge weibliche Stimme mit nordirischem Akzent durchschnitt die Stille.

      »Geht es um Zoe? Was ist passiert?«

      O’Malley musste sich umdrehen, um sie anzusehen. Sie war direkt hinter ihm stehen geblieben. Ihr Gesicht war bis auf zwei rote Flecken auf ihren Wangen sehr weiß.

      »Sind Sie mit Zoe befreundet?«

      »Ja. Ich bin … ich war ihre Mitbewohnerin. Ich bin Maeve.«

      O’Malley nickte ihr zu. »Ah. Ich habe versucht, Sie zu erreichen.«

      »Mein Handy war …« Sie wies auf einen Tisch an der Wand, wo ein iPhone mit einem verworrenen Kabel in eine Steckdose gestöpselt war. »Was ist passiert? Ich hab Polizeiautos gesehen.«

      O’Malley bedachte sie mit einem Lächeln, das er sich für das Überbringen von schlechten Nachrichten vorbehielt,

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