Wer auf dich wartet. Gytha Lodge

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Wer auf dich wartet - Gytha Lodge Detective Chief Inspector Sheens ermittelt

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weder der Braut noch dem Bräutigam besonders nahe.«

      »Doch, eigentlich schon«, erwiderte Zoe und beobachtete eine Weile, wie die Barkeeperin Jägermeister-Shots in die Gläser schenkte. »Gegen die beiden hab ich nichts.«

      »Welchen von beiden?«

      »Welchen …? Oh. Ich kenne Gina.« Sie sah ihn an. »Und du?«

      Er beugte sich vor und blickte mit listig funkelnden Augen an ihr vorbei. »Weder noch. Ich wollte etwas trinken und habe erst später gemerkt, dass ich in eine geschlossene Veranstaltung mit Gratis-Drinks gestolpert bin.«

      Ihr Lachen hatte einen unwillkürlich schockierten Unterton. »Das ist schrecklich!«

      »Ich weiß«, sagte er. »Glaubst du, sie können es sich leisten?«

      »Wahrscheinlich«, erwiderte Zoe. »Aber ich würde nicht davon ausgehen. Einige von uns haben so etwas wie Moral, weißt du.«

      »Nicht die, die auf meiner Seite des Tresens sitzen«, entgegnete er, hob ein Glas, das aussah, als würde es Gin Tonic enthalten, und kippte den Rest hinunter.

      Während er schluckte, beobachtete Zoe seinen Hals, und ihr Blick wanderte weiter über seine Schultern und seinen Oberkörper, als er es nicht sehen konnte. Er war älter, dachte sie. Nicht annähernd so alt wie Felix, aber auf jeden Fall über dreißig. Wahrscheinlich ein Alter, auf das sie sich bei einer Dating-App nur zögernd eingelassen hätte.

      Aber er war fit. Das war offensichtlich. Sie hätte darauf gewettet, dass sich unter dem Hemd ansehnliche Muskeln versteckten.

      Und dann zwang sie sich, den Blick abzuwenden, weil es definitiv keine gute Idee war, ihn, fünf Minuten, nachdem sie sich begegnet waren, auf diese Weise anzusehen.

      »Fertig«, sagte die Barkeeperin fröhlich und reihte die Shots zwischen den Gläsern mit Red Bull auf der Bar auf. Zoe ging auf, dass sie ihre Bestellung niemals allein in den Nachbarraum tragen konnte.

      »Machen Sie noch mal vier?«, fragte ihr Barhocker-Nachbar. »Ich will mittrinken.«

      Der Kellnerin nahm es mit Fassung. Zoe schüttelte leicht den Kopf. »Müssen es wirklich vier sein?«

      »Ich dachte, das sind zwei für jeden«, erwiderte er. »Niemand – niemand – sagt nein zu einem Jägerbomb.«

      Er sagte es mit einem gespielten Ernst, der Zoe zum Lachen brachte. Es war einer dieser Lachanfälle, die man nur schwer wieder stoppen konnte. Das Lachen lauerte immer noch, als sie ihre beiden Shots vor ihm leerte. Er versprach, sie bei der nächsten Runde zu schlagen.

      »Wer sagt, dass es eine nächste Runde gibt?«, fragte Zoe, doch sie sagte es mit einem Lächeln.

      »Die kleine Stimme deines Gewissens«, entgegnete er. »Sie sagt: ›Lass Aidan nicht alleine trinken. Schau dir den armen Mann an. Er kennt sonst niemanden hier.‹«

      »Das liegt daran, dass du nicht eingeladen bist!«, sagte Zoe halb empört, halb gefangen von seinem Namen. Auf der Schule war sie mal in einen Jungen namens Aidan verliebt gewesen. Er spielte Schlagzeug, und die Haare hingen ihm ins Gesicht.

      »Und darüber bin ich sehr froh«, sagte er erneut für einen Augenblick beinahe ernst, der sie unvorbereitet erwischte. »Erzähl mal«, fuhr er fort, »warum war die Hochzeit so schlimm? Eine weit zurückgehende Fehde?«, bohrte er weiter. »Streit mit deinem Freund? Exfreund?« Und dann nach einer Pause: »Mit deiner Freundin?«

      »Nein«, antwortete sie und gab sich plötzlich große Mühe, ihr Vergnügen zu verbergen. Er versuchte herauszufinden, ob sie Single war, und die Vorstellung machte sie ganz zappelig vor Aufregung. »Bloß Freunde, und einige von ihnen haben eine schwere Zeit durchgemacht. Eigentlich sind sie diejenigen, für die es hart war, nicht ich. Mir geht es gut.«

      Er sah sie nachdenklich an und sagte: »Das ist schade. Nicht, dass es dir gut geht. Der Rest.« Er blickte zu der Reihe von Gläsern. »Die kriegst du nie alle getragen …«

      Zoe blickte ebenfalls zu den Gläsern, und wieder sprudelte ein Lachen aus ihr heraus. »Nein, ich weiß. Das passiert mir immer.«

      »Ich könnte ein Gentleman sein und anbieten, ein paar für dich zu tragen«, sagte er.

      Der Gedanke machte Zoe seltsam nervös. Wenn er sie begleitete und mit ihren Freunden sprach, würde er womöglich für den Rest des Abends dabeibleiben. Die Vorstellung, wie Victor darauf reagieren würde, wenn sie mit einem weiteren älteren Mann zurückkehrte, war kein bisschen verlockend.

      Aber noch bevor sie widersprechen konnte, fuhr Aidan schon fort: »Leider bin ich kein guter Gentleman. Deshalb wollte ich vorschlagen, wir trinken sie, um dir das Leben zu erleichtern.«

      »Und wie soll ich das den anderen erklären?«, fragte sie. »Nach zwanzig Minuten mit leeren Händen zurückzukommen?«

      »Geh einfach nicht zurück«, sagte er mit einem Schulterzucken und einem weiteren mutwilligen Lächeln.

      »Dann geht Victor an die Decke …«, sagte Zoe unwillkürlich und bereute es augenblicklich.

      »Also Victor, der kein Freund oder Exfreund sein kann …«, sagte Aidan langsam und hob sein Glas. »Er muss …«

      »Nur ein Freund«, sagte sie rasch und spürte, wie sie rot wurde. »Er ist bloß … so ein Anstandswauwau.« Sie lachte gezwungen. »Eben wollte er auf einen unserer sehr schwulen Stammgäste losgehen, weil er den Arm um mich gelegt hat.«

      »Verstehe«, sagte Aidan, und als Zoe zu ihm aufblickte, lächelte er. »Das könnte spaßig werden.«

      5.

      Linda McCullough war kurz nach dem Team der Spurensicherung in der Wohnung eingetroffen, und sobald sie die Schwelle überschritten hatte, fühlte Jonah sich besser. Die Hampshire Constabulary konnte sich ungemein glücklich schätzen, eine Forensikerin zu haben, die nicht nur jeden Tatort persönlich in Augenschein nehmen wollte, sondern neben ihrem Abschluss in Kriminaltechnik auch noch studierte Biologin und Chemikerin war.

      Außerdem konnte man gut mit ihr zusammenarbeiten. Ihr unerschütterlicher Humor und ihre staubtrockene Art waren unschätzbar, und Jonah hatte gelernt, sich auf ihr Urteil und ihr Auge fürs Detail zu verlassen. Er wusste nur zu gut, wie viele seiner Fälle ohne sie nie zur Anklage gekommen wären.

      »Versuchen Sie, nicht im Weg rumzustehen, Sheens«, sagte McCullough mit einem knappen Lächeln, nachdem sie ihnen ein Stück Plastikplane zugewiesen hatte, auf das sie sich stellen sollten.

      »Ich werde mir alle Mühe geben«, erwiderte Jonah im gleichen Ton. »Irgendwelche Neuigkeiten vom Gerichtsmediziner?«

      »Er hat gesagt, er wäre in zwanzig Minuten hier.« McCullough blickte auf ihre Uhr. »Das heißt, er müsste in fünf Minuten ankommen. Wir fangen hier draußen an. Ich warte, bis er da ist, bevor ich mir die Leiche ansehe.«

      »Auf der Arbeitsplatte stehen mehrere Gläser, bei denen ich an Fingerabdrücken oder DNA-Spuren interessiert wäre«, sagte Jonah und wies mit dem Kopf Richtung Küche.

      »Das kann ich mir vorstellen.« McCullough setzte einen Mundschutz auf und ging an ihm vorbei in die Küche.

      Jonahs

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