Deutschstunde. Siegfried Lenz

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Deutschstunde - Siegfried Lenz

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mit ihrem Sohn in die Nordsee gehen will. Schon überlegte ich, was ich tun sollte, wie groß vor allem meine Verpflichtung war, Mutter watend durch die Brandung zu begleiten und mit ihr gehorsam vor der Wrackboje zu versinken, als sie wieder die Richtung änderte und unter dem Deich weiterging, unsichtbar jetzt für alle, die uns von Bleekenwarf nachgeblickt hätten. Sie ließ meine Hand los. Sie befahl mir, voranzugehen, und ich fragte sie, ohne mich umzudrehen, warum wir den Geburtstag so plötzlich verlassen hatten. Ich bekam keine Antwort. Da fragte ich sie, ob Vater auch den Geburtstag verlassen hatte oder gleich verlassen würde, und sie schnaubte leicht und schwieg. Sie schwieg, bis wir am rotbemützten automatischen Feuer waren, da sagte sie: Schnell, komm schnell, ich muß ein Beruhigungspulver nehmen, ich muß mich hinlegen, und danach überholte sie mich und achtete nicht mehr darauf, ob ich ihr noch folgen konnte.

      Aber ich hielt mich dicht hinter ihr, sprang neben ihr die Treppe hinauf und trat mit ihr zusammen in die Küche, wo sie gleich hinauflangte zu dem blanken, peinlich ausgerichteten Spalier der Reis-, Grieß-, Mehl-, Sago-, Graupenbehälter, die mit allem gefüllt waren, nur nicht mit dem, was die goldumrandete Aufschrift versprach; sie stülpte einen Behälter um, fischte sich aus einem Hügel von Röhrchen, Schachteln und Blechkästen eine kleine Spitztüte, deren Inhalt sie in ein Wasserglas schüttete und sitzend mit geschlossenen Augen trank. Ich stand neben ihr in angstvollem Gehorsam, zu dem sie mich gebracht hatte, und betrachtete sie interessiert und vorwurfsvoll: das spitze Kinn, die rotblonden Wimpern, die Nasenlöcher, die gekrümmten Lippen, und ich wagte nicht, sie zu berühren. Meine Mutter stemmte die Arme auf den Rand der Sitzfläche. Sie streckte ihren Körper. Für einen Augenblick hielt sie den Atem an. Ich fragte sie, ob das Pulver ihr schon helfe, und gleich darauf, ob ich zurückdürfe zum Geburtstag nach Bleekenwarf, und weil sie mir keine Antwort geben wollte, fragte ich, warum wir so schnell laufen mußten unter dem Deich. Jetzt sah sie mich aus schmalen Augen an, stand auf und befahl mir, ihr zu folgen.

      Wir gingen nach oben, an meinem Zimmer vorbei, stiegen auf den Boden und öffneten die Tür zur Bodenkammer, in der Addi wohnte. Da stand sein Pappkoffer. Auf dem Fensterbrett blinkte sein Rasierzeug. Ein Pullover lag da. Unter dem Schemel warteten neue Segeltuchschuhe auf schönes Wetter. Eine Schirmmütze, ein Schal, ein Stapel Taschentücher lagen auf der Kommode, und auf dem Kopfkissen des Bettes lag ein Buch »Wir nahmen Narvik«. Pack alles zusammen, sagte meine Mutter, und, weil ich mich nicht rührte: Pack alles in den Koffer. Nochmals mußte sie mich auffordern, Addis Sachen in seinen Pappkoffer zu legen, und als ich es dann tat unter ihren kontrollierenden Blicken, sagte sie leise: Wir dürfen nichts vergessen, er soll alles mitnehmen, alles. Sie reichte mir einen billigen, gewiß unbenutzten Fotoapparat zu und sagte: Steck den zwischen die Socken. Einen Schlips legte sie selbst zusammen und steckte ihn unter die Oberhemden. Wir falteten, knifften, preßten, stauten, bis nichts mehr in der Kammer an Addi erinnerte außer seinem Koffer; und als Gudrun Jepsen den Koffer aufnahm und hinaustrug, konnte niemand den Widerwillen übersehen, der ihre Hand versteifen ließ. Was dachte ich mir dabei? Ich dachte zuerst, daß sie Addi mit einem besseren Zimmer belohnen wollte, hoffte auch schon, ihn als Zimmergenossen zu bekommen; doch wir stiegen hinab bis zum Flur, und dort, neben dem Büro meines Vaters, ließ sie den Koffer aus Kniehöhe fallen, drückte ihn gegen die Wand und klopfte sich die Hände ab. Reist er ab? fragte ich, und sie, schon wieder beruhigt: Er hat hier nichts verloren, darum reist er ab; ich habe mit ihm gesprochen. – Warum, fragte ich, warum muß er abreisen? – Das verstehst du nicht, sagte meine Mutter und blickte durch das Fenster über das flache Land nach Bleekenwarf hinüber, und auf einmal, ohne sich zu bewegen oder die Stimme zu heben: Wir brauchen keinen Kranken in der Familie. – Reist Hilke auch ab? fragte ich da, worauf meine Mutter sagte: Das wird sich zeigen; bald werden wir wissen, welche Bande – sie sagte tatsächlich Bande – stärker sind.

      Ich sah nur in ihr strenges rötliches Gesicht und wußte schon, daß der Geburtstag beendet war, daß sie mir zumindest nicht erlauben würde, noch einmal nach Bleekenwarf zu gehen; darum nickte ich, als sie mich ins Bett schickte mit einer Mettwurststulle. Ich verdunkelte mein Fenster. Ich zog mich aus und baute auf dem Stuhl neben dem Bett mein Päckchen, wie sie es mir beigebracht hatten: glattgestrichen die Hosen, den Pullover zu einem viereckigen Neutrum gefaltet, darauf, mit den Kanten abschließend, das zusammengelegte Hemd, in peinlicher Übereinstimmung, das Unterhemd – in der umgekehrten Reihenfolge würde ich die Sachen am nächsten Morgen anziehen. Ich lauschte, im Haus war alles still.

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