Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis

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Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis Seawalkers

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sammelte sich eine erste Gruppe von Schülern, die mit dem dunkelblauen Kleinbus der Schule aufs Festland in Sicherheit gebracht werden sollten, in meiner Nähe. Ein halbes Dutzend Schlangen und Alligatoren kroch an mir vorbei nach draußen und meckerte währenddessen darüber, dass es in nächster Zeit kein Buffet geben würde.

      »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte ich. »Pass auf dich auf, ja?«

      »Du auch auf dich«, antwortete Johnny. »Geh, so tief du kannst, und halt dich von sämtlichen Küsten und Riffen fern, klar? Wenn du ein paar Tage lang nichts zu fressen findest, ist das okay, das kann dein Haikörper problemlos verkraften. Über die Sache mit diesem Bruder reden wir, wenn wir Adelina überstanden haben.«

      Ja, das mussten wir unbedingt. Ziemlich sauer schrieb ich meinem Vater, dass ich mehr wissen wollte, aber trotz der Zeitverschiebung kam sofort zurück: Tut mir leid, dass ich ein so schwieriges Thema angesprochen habe. Lass diese Familiengeschichten ruhen, die lenken dich gerade nur ab. Scott

      Meine Finger krampften sich um das Gerät. Ich war ganz kurz davor, das Handy gegen die Wand zu donnern. Oder eine der Nummern meiner Eltern zu wählen und sie anzubrüllen. – Ja, und ob die mich ablenkten, diese Familiengeschichten! War dieser Bruder älter oder jünger als ich, sah er mir ähnlich, war er auch ein Wandler, und wenn ja, welcher, war er nett oder eher so wie Ella? Gab es einen Grund, warum Scott und meine Mutter mir nie von ihm erzählt hatten? – Horden von Fragen stauten sich in meinen Gehirnwindungen. Freuen konnte ich mich noch nicht über das neue Familienmitglied, dafür musste ich erst mal glauben, dass es wirklich existierte.

      Jemand zupfte mich am Arm. Jasper. Mit großen, beunruhigten Augen blickte er zu mir hoch. »Meine Eltern sind da, wir fahrn jetzt«, sagte er und schaute dann zum Himmel. Moment mal, wo war das Blau geblieben? Jetzt jagten dunkle Wolken darüber, Windböen zerzausten die Palmenwedel und gerade begann es zu regnen. Natürlich zückte niemand einen Regenschirm, manche streckten den Tropfen sogar das Gesicht entgegen.

      Jasper und ich umarmten uns. »Ich hoffe, ihr kommt noch durch«, sagte ich zu ihm. »Du wirst sehen, bald sind wir wieder hier und schwitzen über Gleichungen, Aufsätzen und irgendwelchen Verwandlungsübungen.«

      Jasper lächelte ein bisschen. »Glaubste wirklich? Okay, dann glaub ich’s auch.«

      Finny tauchte neben mir auf. »He, Tigerhai, was ist mit diesem Kram, den ich für dich aufheben soll, während du herumflösselst?«

      Ich rannte los, um meine Zeichensachen zu holen, brachte sie wasserdicht in einer Plastiktüte unter und stopfte sie mit meinem Handy, meiner Glücksbringer-Muschel und ein paar Dingen, die auf keinen Fall einer Naturkatastrophe zum Opfer fallen sollten, in einen Rucksack.

      »Ich beschütze ihn mit meinem Leben«, sagte Finny, als sie ihn übernahm, und salutierte übertrieben.

      »Bitte nicht!« Ich umarmte auch sie und wunderte mich darüber, dass sie mich fast nicht loslassen wollte. Hatte sie etwa Angst – die coole, selbstsichere Finny? Vorsichtig löste ich mich von ihr. »Viel Glück, bis demnächst dann.«

      »Bis demnächst. Immer schön feucht bleiben, okay?« Sie schüttelte sich das Wasser aus den blauen Haaren wie ein Hund und schaffte es, mich damit zum Lachen zu bringen. Dann verschwand sie in Richtung Parkplatz.

      Inzwischen waren viele Schüler weg. Diejenigen, die noch da waren – die Delfine, Chris, aber auch ein paar andere –, sorgten mit den Lehrern dafür, dass die Schule einigermaßen hurrikanfest wurde. Mr García montierte mit zwei Schülern die Regenwassersammler auf dem Dach ab und sicherte unsere Solarmodule. Carmen, die Hammerhai-Wandlerin aus dem zweiten Schuljahr, war noch da und schwang gemeinsam mit Ralph und Chris den Akkuschrauber, um Sperrholzplatten vor den Panoramafenstern der Cafeteria anzubringen. Ich öffnete den Mund, um sie anzufeuern, doch Carmen schenkte mir einen drohenden Blick. »Ein einziger Witz über Werkzeug und Hammerhaie und du wirst es bereuen, glaub mir!«

      »Nein, nein, so was würde ich nie sagen«, versicherte ich ihr und packte mit an, als es galt, eine besonders schwere Platte an die richtige Stelle zu heben. Inzwischen waren meine Klamotten völlig durchtränkt, aber ich beachtete es einfach nicht.

      Shari und ich halfen, die Seeanemone Mrs Monk und die Seepferdchen in einem Reiseaquarium unterzubringen und in eins der Autos zu laden. Dabei stolperte ich über eine Python-Nachzüglerin und wäre beinahe zu Boden gegangen. Zum Glück schwappte nur ein bisschen fischloses Wasser über den Rand, aber ein zartes Weinen drang in meinen Kopf, da hatte sich wohl jemand erschreckt.

      Vorsichtig mit den kleinen, Stolperflosse!, schnauzte Nox mich aus einem anderen Behälter an. Vielleicht hatte er die Kids doch ins Herz geschlossen.

      »Jaja, reg dich ab, Lästerschnabel«, antwortete ich. »Ich trag sie so sanft, als würden sie auf Wolken schweben, hast du das übersehen?«

      Total lieb von dir, Nox, dass du so auf sie achtgibst. Linus schwamm zwischen seinem Nachwuchs umher und bog den gelben, pferdeartigen Hals. Ich glaube, ich werde sie dir zu Ehren Lox, Mox, Tox und Jox nennen.

      »Hm, hab schon schönere Namen gehört«, sagte Shari und packte sämtliche Wandler mit auf x endenden Namen in den Kofferraum.

      Aber Nox wirkte gerührt. Wirklich, das würdest du tun?

      Na ja, am besten warten wir mit dem Namengeben noch, bis wir wissen, wie viele von ihnen dieses improvisierte Aquarium und den Hurrikan überleben, meinte Linus. Dann können wir vielleicht den Namen Jox weglassen, der gefällt mir eh nicht so gut.

      Shari, Nox und ich stöhnten auf.

      »Macht schnell, wir haben nicht mehr viel Zeit!«, drängte Mr Clearwater und blickte zum Himmel. Instinktiv taten wir es ihm gleich. »Wir müssen noch das Motorboot und die Schlauchboote an Land und ins Bootshaus bringen und sicher verzurren. Joshua, könntest du noch den Fernseher abmontieren?«

      Wir schufteten alle, bis sich das Regenwasser auf unseren Gesichtern mit reichlich Schweiß vermischt hatte. Zwischendurch schlangen wir eine kalte Nudelsuppe herunter und jeder trank eine große Flasche Wasser leer – wir würden eine ganze Weile nicht zum Essen kommen.

      »Wie lange noch?«, fragte Shari und beobachtete die Wellen, die die Lagune aufwühlten. Das Wasser war nicht mehr klar, sondern graugrün und trübe.

      »Angeblich noch ein oder zwei Stunden, bis es richtig anfängt«, wollte ich ihr zurufen, aber der Wind riss mir die Worte vom Mund weg und raus übers Meer. Wahrscheinlich konnte man auf dem Satellitenbild sehen, dass die wirbelnden weißen Arme von Adelina uns schon fast berührten.

      »Lass uns losschwimmen«, sagte Noah und schaute mit Kennerblick hoch zu den Wolken. »Je höher die Wellen werden, desto anstrengender wird das. In Neuseeland haben wir oft heftiges Wetter, ich kenne das.«

      »Ja, let’s go«, meinte auch Chris und Blue nickte. Sie war sehr blass. »Wo ist Miss White? Sie wollte uns doch begleiten.«

      »Die verabschiedet sich von Jack, der gerade Noemi in sein Auto stopft. Miss White hat ihm ihre geliebten Halbedelsteinringe anvertraut«, berichtete Chris. »Vielleicht hat er nach dem Hurrikan endlich Glück und darf mit ihr ausgehen?«

      Da war sie schon. Mit langen Schritten kam Miss White zum Strand. »Alles bereit? Dann los! Das wird auch für mich eine neue Erfahrung, falls es euch interessiert.«

      Sie

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