Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis

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Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis Seawalkers

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Sturm, das ist was anderes.«

      Jetzt ergriff unsere zierliche Klassensprecherin Juna, in zweiter Gestalt ein Falterfisch, das Wort. »Wenn der Hurrikan die Keys erwischt … was passiert dann mit der Schule?« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Kann es sein, dass sie zerstört wird?«

      Tiefe Stille senkte sich über die Eingangshalle. Wir sahen alle, wie Jack Clearwater tief durchatmete. Jeder von uns wusste, dass diese Schule sein großer Traum war, dass er alles drangesetzt hatte, sie Wirklichkeit werden zu lassen, obwohl er streng genommen nicht mal ein Wassertier war. »Wir haben das Hauptgebäude so hurrikansicher gebaut, wie es mit unserem Budget ging. Die Wände sind nicht aus Holz, sondern aus Beton. Unsere Türen und Fenster sind alle aus dickem, bruchfestem Glas, sie haben einen Metallrahmen und sind solide verschraubt. Denn wenn ein Fenster zerschmettert wird, zum Beispiel durch ein herumfliegendes Trümmerteil, und der Wind ins Gebäude fahren kann, explodiert das Haus förmlich und der Winddruck fetzt das Dach weg.«

      Unwillkürlich blickten wir alle nach oben. Nein, hierbleiben kam nicht infrage, das wurde uns allen in diesem Moment klar.

      »Einen Tag lang warten wir noch, damit klar ist, ob der Sturm uns wirklich trifft … dann werden wir eure Eltern bitten, euch abzuholen«, fuhr unser junger Schulleiter fort.

      »Sie sollten möglichst nicht bis zur letzten Sekunde warten«, fügte Miss White hinzu. »Wahrscheinlich sind jetzt schon alle Flüge ausgebucht, und bevor es ernst wird, sind auch die Straßen völlig verstopft, weil die meisten mit dem Auto zu fliehen versuchen.«

      In das beklommene Schweigen hinein meldete sich Nox ein bisschen vorwurfsvoll zu Wort. Ja, und ich soll wohl wieder in die Zahnarztpraxis? Kein Problem. Steckt mich einfach in einen Eimer und liefert mich dort ab, Leute.

      Für dich ist das vielleicht kein Problem, aber ICH bleibe hier, angewachsen ist angewachsen. Die Seeanemone Mrs Monk wedelte unglücklich mit ihren zahlreichen Tentakeln.

      Neugierig näherte sich ihr eins der winzigen Seepferdchen, doch mit einem He, hiergeblieben, das sticht!, scheuchte Nox es zurück in Sicherheit. Zwei andere Miniseepferdchen hielten sich dabei kichernd an seiner Rückenflosse fest. Anscheinend waren nicht alle normale Tiere, sondern Linus hatte das eine oder andere Seawalker-Kind zur Welt gebracht!

      »Wir finden für jeden eine Lösung«, versprach ihm Mr Clearwater. »Mit Bussen und den Schulautos können wir alle, die nicht abgeholt werden, ins Landesinnere bringen.«

      »Ja, mit ganz viel Proviant!«, verkündete Kegor, der neue Schüler mit der struppigen dunklen Haarmähne, und die neuen Alligatoren und Pythos lachten und schrien ihre Zustimmung. »Wir kommen dann einfach später wieder, wenn ihr alles repariert habt! Schließlich gefällt’s uns hier.«

      Ja, das hatten wir gemerkt. Viele Schüler und sämtliche Lehrer blickten säuerlich drein, aber niemand machte eine Bemerkung.

      In der Stille, die folgte, trat Shari vor. »Ich werde nicht an Land sein, wenn dieser Sturm kommt«, sagte sie fest. »Wir schwimmen raus ins tiefe Wasser. Blue und ich und Noah.«

      Ihre Freunde nickten. Chris sagte nüchtern: »Ich bin auch dabei.«

      Shari wandte sich an mich, der Blick ihrer braunen Augen war eindringlich. »Tiago? Was ist mir dir?«

      »Ich …«, begann ich und musste schlucken. Erst seit ein paar Wochen wusste ich, dass ich ein Tigerhai war, und jetzt sollte ich bei extremem Wetter raus aufs offene Meer? Doch Farryn García und die anderen Lehrer sagten diesem Delfinmädchen nicht, dass es verrückt sei, sie warteten auf meine Antwort.

      »Komm schon, Alter«, rief Noah. »Wir lassen dich da draußen nicht im Stich. Als Hai musst du nicht mal zum Atmen hochkommen. Wahrscheinlich wirst du nachher sagen, das Ganze war eine coole Achterbahn.«

      »Red ihm nichts ein«, befahl die sonst so ruhige Blue, plötzlich ärgerlich. »Ich hab als Delfin in der Karibik mal einen Sturm erlebt. Wirklich sicher ist man vor so was nur ganz weit weg.«

      »Das stimmt und ich sage euch, ihr macht einen Fehler«, erklärte Miss White und wandte sich an meine beste Freundin. »Shari, du weißt noch nicht, wie mächtig die Natur ist. In einem großen Steingebäude kann man sich verkriechen, solange der Hurrikan dauert … aber im Meer seid ihr ihm ausgesetzt.«

      Ich hätte ihr gleich sagen können, dass es keinen Sinn hatte. Wenn Shari sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann klebte das dadrin und war nicht mehr rauszukriegen.

      Also wandte sich Miss White an unseren Schulleiter. »Jack, willst du ihr das wirklich erlauben?«

      »Alisha … glaubst du wirklich, dass ich einen Delfin aus dem Wasser raushalten kann?«, fragte er zurück und Mr García ergänzte: »Mir wäre natürlich am liebsten, wir könnten ihre Eltern fragen, aber ich habe keine Ahnung, wo die gerade herumschwimmen. Nur Noahs Eltern habe ich erreicht, sie können nicht rechtzeitig hier sein, um ihn abzuholen, und sagen, wir sollen uns um ihn kümmern.«

      Meine Lieblingslehrerin wirkte hin- und hergerissen. »Dann begleite ich die Gruppe, die den Sturm im Meer durchstehen will«, entschied sie schließlich und dankbar blickte ich sie an. Das war eine gute Idee von ihr und beruhigte mich sehr.

      »Finny … was ist mit dir?« Plötzlich wollte ich wissen, was unsere Rochen-Wandlerin tun würde. »Land oder Meer?«

      »Land, Mann!«, erwiderte Finny, legte mir die Hand auf den Arm und seufzte. »Mein Vater – der Cop, du erinnerst dich? – weiß nicht, was wir sind, meine Mutter und ich. Der wird uns in irgendeinen Bunker schleppen. Dad würde die Vollkrise bekommen, wenn er nicht weiß, dass wir in Sicherheit sind.«

      Noch immer sah Shari mich unverwandt an, sie wartete auf meine Antwort. Und plötzlich wusste ich nicht mehr, wie ich jemals hatte darüber nachdenken können, an Land zu bleiben. Ich wollte bei ihr sein, immer und überall. Wie schön, dass es ihr anscheinend so wichtig war, dass ich an ihrer Seite war.

      »Bin dabei«, sagte ich zu ihr und versuchte, ganz lässig zu klingen.

       Die pure Ablenkung

      Beim Frühstück am nächsten Morgen diskutierten wir natürlich wie wild darüber, was wahrscheinlich auf uns zukam. »Wahrscheinlich werden die Wellen riesig sein … hoffentlich fegen die nich’ die ganze Schule weg«, meinte Jasper und gruselte sich genüsslich.

      Finny klopfte gegen eine Wand. »Ach Quatsch. Ist das hier Beton oder nicht?«

      »Gute Menschenqualität! Sagt man doch so, oder?« Shari klopfte ebenfalls gegen den Beton, dann beäugte sie die großen Glasscheiben, aus denen man von der Cafeteria aus übers Meer hinausblicken konnte. »Aber dieses ganze Glas, ich weiß ja nicht … ich hab an meinem ersten Tag an Land ein Glas fallen lassen und das hat sich in jede Menge Stücke aufgelöst, weil es sich mit dem Boden nicht verstanden hat.«

      »Frechheit«, meinte ich. »Aber keine Sorge, das hier ist viel …«

      Wir zuckten alle zusammen, als etwas von außen gegen die Glasscheiben klatschte. Irgendetwas Silbernes.

      Aua!

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