Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis
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Читать онлайн книгу Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis страница 8
Sprachlos vor Verblüffung, glotzten wir auf den etwa heringgroßen silbernen Fisch, der gerade langsam an der Scheibe herunterglitschte und anscheinend ein Seawalker war.
»Hi«, sagte ich und spähte besorgt nach draußen. »Alles okay mit dir? Bist du verletzt?«
Jasper fragte gar nicht erst. Er und Shari rannten nach draußen und holten die Seawalkerin nach drinnen. Sie hatte große silbrige Brustflossen, die sie wie Flügel spreizen konnte und die gerade etwas zerknittert aussahen. Ah, so ein Tier hatte ich schon mal gesehen. Allerdings nur im Fernsehen.
Alles prima, Leute! Mir ist nur ein bisschen schwindelig, versicherte uns der Fliegende Fisch und begann, im knietiefen Wasser der Cafeteria herumzuschwimmen. Diese Glasfenster hab ich echt nicht gesehen, ihr solltet die seltener putzen.
Olivia kam mit einem Verbandskasten herbeigeeilt, Finny mit einem Arm voller Klamotten aus der schuleigenen Reservekiste. Höflich schauten wir weg, während sich die fremde Seawalkerin verwandelte, in den Klamotten wühlte und sich anzog. Shari stützte das fremde Mädchen, das noch ein bisschen schwankte, aber uns trotzdem anlächelte. Es hatte grüne Augen, mittellanges braunes Haar, das noch nass war von der Verwandlung, und bewegte sich, als würde sie jeden zweiten Tag zum Ballett gehen.
»Ich bin übrigens Izzy aus Kalifornien«, sagte sie ein bisschen verlegen und strich über das weite, gelb-grün gemusterte Kleid, das sie sich ausgesucht hatte. »Eigentlich Isabel, aber so nennt mich nur mein Dad. Also, was ist jetzt mit dem Unterricht?«
»Fängt erst später an – du hast noch nichts verpasst«, beruhigte sie Shari.
»Und fällt vielleicht sowieso aus, weil es gerade eine Hurrikanwarnung gibt«, meinte ich.
»Was?« Izzy starrte uns an. »Hab ich nicht mitbekommen. War aber auch alles ein bisschen chaotisch. Ich bin nach Miami geflogen und von dort per Anhalter auf die Keys. Dort bin ich erst mal ziemlich herumgeirrt, weil ich den Zettel mit der Adresse der Schule verloren hatte. Mein Gepäck hab ich in einem Hotel gelassen, hm, ich hab vergessen, wie es heißt. Cool, dass ich euch endlich gefunden habe!«
Wir mussten grinsen.
»Ja, sehr cool«, sagte Finny und lächelte sie an. »Dein Gepäck finden wir schon noch. So, und jetzt setzen wir uns vor den Fernseher, Dizzy Izzy, und schauen, was dieser Hurrikan gerade so treibt, okay?«
»Okay«, meinte Izzy und klaute sich ein Stück Lachs von Sharis Teller. Ihr neuer Spitzname »Wirrkopf« schien sie nicht weiter zu stören.
»Besser, ich bringe sie erst mal zu Mr Clearwater, der will es immer gleich wissen, wenn ein neuer Schüler eintrifft«, sagte ich und brachte Izzy in den ersten Stock. Wie sich herausstellte, hatte sie sich schon von Kalifornien aus angemeldet und würde in Zukunft bei uns in der Erstjahresklasse sein.
An diesem Tag verbrachten wir jede freie Minute vor dem Fernseher und glotzten den Wirbel an, der sich auf dem Bildschirm im Zeitraffer drehte. Adelina schwenkte ein Stück nach Süden, das machte uns Hoffnung. Vielleicht würde sie uns doch verfehlen und übers Meer hinweg weiterziehen, wo sie sich damit begnügen musste, ein paar Schiffe zu versenken?
Tapfer versuchten Mr García und die anderen Lehrer, vorerst trotzdem wie gewohnt Unterricht zu halten (obwohl ich den Verdacht hatte, dass das in der neuen Klasse mit den Sumpfschülern hoffnungslos war). In den letzten Stunden hatten wir hauptsächlich durchgenommen, wie man andere Wood- und Seawalker über weite Strecken – bis zu einem Kilometer – in Gedanken erreichte, also richtig Fernrufe durchführte. Doch diesmal ging es wieder um unsere Gestalten.
»Zelda, du bist dran mit der Verwandlung unter Stress«, sagte er. »Daphne, stell dich bitte ihr gegenüber und greif sie an, am besten, du versuchst, sie an den Armen zu packen.«
Das kam nicht gut an, sofort setzte im Klassenzimmer Gemurmel ein. »Stress haben wir eh schon!« – »Kein Bock.« – »Wir müssen Nachrichten schauen!«
Und Daphne, in zweiter Gestalt eine Lachmöwe, verschränkte die Arme. »Mr García, aber wenn Zelda das schafft, habe ich ein ekliges Geglibber in den Händen, oder? No way!« Sie war ziemlich geschwätzig, aber meistens ganz okay, obwohl sie mit Ella befreundet war. Doch unsere Nerven waren zurzeit nicht in bestem Zustand, da fiel Nettsein nicht leicht.
Zelda sah aus, als wäre sie den Tränen nahe. »Ich weiß, dass ich eine Qualle bin, meinst du, ich kann was dafür, du bescheuertes Federvieh?«
Unser Lehrer bedachte beide mit einem Laser-Blick und sie murmelten eine Entschuldigung, ohne sich anzusehen.
»Ich mach’s«, sagte Mara, unsere gutmütige Seekuh-Wandlerin, und unser Lehrer nickte ihr zu. Doch Mara brauchte für alles, was sie tat, unglaublich lange – wenn wir Tests schrieben, war sie immer diejenige, die um eine Zeitverlängerung bettelte (und sie wegen ihrer zweiten Gestalt auch bekam). Während sie ihre Schreibsachen stapelte, ihren runden Körper umständlich hinter ihrem Pult hervorhievte und nach vorne watschelte, hätten Daphne und Zelda die Übung wahrscheinlich dreimal ausführen können.
Dann war es so weit. In Zeitlupe stürzte sich Mara auf Zelda. Die wartete nicht, bis unser Seekuhmädchen bei ihr angekommen war, sondern verwandelte sich in aller Ruhe schon mal. Das hatte zur Folge, dass es doch noch gefährlich wurde, weil Mara beinahe mit dem ganzen Gewicht auf Zelda draufgetreten wäre.
Mr García, um ganz ehrlich zu sein … ich war bei der Verwandlung nicht gestresst, kam es von der Qualle auf dem Fußboden.
»Kann ich verstehen«, sagte Mr García. Seufzend teilte unser Lehrer für den Rest der Klasse Übungspartner ein – ich bekam Lucy – und ließ uns machen. Meine Lieblingskrake ließ sich auch nicht besonders von mir stressen. Stattdessen beobachtete sie ziemlich oft Finny – gerade in menschlicher Gestalt.
»Was ist?«, fragte ich sie schließlich. »Hast du mit Finny noch eine Rechnung offen oder was?«
Ihr Geisternetz-Armband, das du ihr geschenkt hast, ist so hübsch, seufzte Lucy und klang dabei ein bisschen neidisch. Meinst du, ich kann irgendwann auch so eins haben?
Oder gleich acht, als Deko für jeden Arm?, witzelte ich. Leider musste ich sie enttäuschen. Was von dem lebensgefährlichen, kaputten Fischernetz übrig geblieben war, war längst mit dem restlichen Müll abgeholt worden.
Unser neue Schülerin Izzy hatte noch sehr wenig Übung in Verwandlung, aber sie versuchte, mit ihrer Partnerin Blue tapfer mitzumachen. Anscheinend konnte sie sich aber nicht richtig konzentrieren, sie schaute so wie Lucy ziemlich oft in eine andere Richtung. Ich folgte ihrem Blick. Sie beobachtete Chris und Nestor. Waren die ihr gutes Vorbild oder gefiel ihr etwa einer von denen?
Konzentrier dich endlich, sonst fress ich dich versehentlich, rüffelte Blue ihre Übungspartnerin. Izzy schaffte es beinahe, verlegen dreinzuschauen, obwohl sie gerade ein Fliegender Fisch war.
In der Verwandlungsarena 2 nebenan war währenddessen einiges los gewesen, das hatte man am Lärm gehört. Als Jasper und ich nach der Stunde gingen, sahen wir Mr Clearwater erschöpft aus dem anderen Raum wanken, in dem die Reptilienklasse unterrichtet wurde. Stifte, Teile von Stühlen und Getränkedosen flogen ihm hinterher. Ein Papierflieger traf ihn von hinten am Kopf, doch er reagierte nicht darauf. Jasper und ich wechselten einen Blick. Diese Neuen kosteten viel Kraft, die unsere Lehrer im Moment eigentlich für andere Dinge brauchten!