Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis

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Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis Seawalkers

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das elegant durch den Mittelgang flatterte.

      In der nächsten Stunde erfuhren wir, dass Rochen biologisch gesehen platt gedrückte Haie waren und ebenso wie ihre Verwandten kein Knochenskelett hatten, sondern eins aus biegsamem Knorpel. Doch kaum jemand konnte sich so richtig auf Finnys Jagdübungen konzentrieren, obwohl es eindrucksvoll aussah, wie sie auf Krebs- und Seestern-Attrappen losging. Sie warf ihren Körper wie eine große Decke über die Beute.

      »Hat einer von euch eine Ahnung, was sie mit den anderen Problemen gemeint hat?«, fragte Shari während der Pause in die Runde. Wir standen auf dem etwas erhöhten und dadurch über dem Wasserspiegel liegenden Balkon vor den großen Glasfenstern der Cafeteria, hier ging immer ein angenehm kühler Seewind.

      Finny – inzwischen wieder in T-Shirt und Shorts – zuckte die Schultern. »Vielleicht fehlt’s wieder an Kohle. Das ist bestimmt auch der Grund, warum Clearwater diese ganzen Neulinge noch nicht rausgeworfen hat: Ellas Mama bezahlt ja für sie alle Schulgeld, und sicher nicht zu knapp.«

      »Aber Jack ist doch nicht geldgierig«, erwiderte Juna empört – unser netter junger Schulleiter war ihr Held.

      »Stimmt, ist er nicht«, lenkte Finny ein, während ihr ein paar vorbeikommende Schüler »Hey, cooler Auftritt!« zuriefen. »Aber die Schule hier wird halt noch nicht wie die Clearwater High vom Rat finanziert, ich hab gehört, der Rat ist skeptisch, weil Jack noch so jung ist, und schaut sich erst mal an, ob das hier funktioniert. Das heißt, unsere Blue Reef High muss genug Geld reinholen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. Sonst geht sie pleite.«

      »Wo hast du das denn gehört?«, fragte Juna mit großen Augen.

      »Ähm … Mr Clearwater telefoniert ab und zu mit seiner Mutter in der anderen Schule, um sich Ratschläge zu holen, und einmal bin ich zufällig an seiner Tür vorbeigegangen …« Natürlich lief Finny keineswegs rot an.

      Mir fiel die Versammlung in Mr Clearwaters Zimmer ein und dass untypischerweise der Fernseher an gewesen war, als ich reingekommen war. Als ich den anderen davon erzählte, meinte Finny: »Na dann, worauf warten wir?« Sie ging in die Cafeteria, schnappte sich die Fernbedienung des Geräts, das dort an der Wand befestigt war, und begann, durch die Kanäle zu zappen.

      Eine Minute später wussten wir, wovor unsere Lehrer sich gerade fürchteten.

       Gefahr zieht herauf

      Auf dem Fernsehmonitor drehte sich ein riesiger weißer Wirbel mit einer Art Loch in der Mitte, während ein Wetteransager mit ernstem Gesicht danebenstand und etwas erläuterte.

      »Ach, du Scheiße«, rief ich.

      »Du sagst es«, meinte Finny, die so wie ich als Mensch aufgewachsen war. Doch Shari und Blue, die noch vor Kurzem als Delfine gelebt hatten, blickten verständnislos auf den Fernseher. »Was soll das denn sein? Sieht irgendwie flockig aus.«

      »Stimmt, aber nur von weit oben gesehen«, erklärte Noah. »Das ist ein Hurrikan. Ein extrem starker Sturm, der alles plattmacht, was in seinem Weg liegt.«

      »Liegen wir denn hier in seinem Weg?«, fragte Shari und runzelte die Stirn. »Ich hab auf dem Highway Schilder gesehen mit dem gezeichneten Bild von so einem Hurrikan und einem Pfeil, der ja wohl ›hier entlang‹ heißt …«

      Zu meiner Schande musste ich ebenso lachen wie Finny und Noah. »Das sind Schilder, die einem sagen, wohin man bei einem Hurrikan flüchten sollte«, erklärte ich. »Der Sturm wandert irgendwohin. Unzählige Wetterexperten beobachten das und versuchen vorherzusehen, was er als Nächstes macht.«

      Aus dem Fernseher tönte es: »… könnte der Sturm, den die Metorologen Adelina getauft haben, schon in zwei Tagen im Süden Floridas auf Land stoßen, falls er nicht abdreht.«

      Dieses wirbelnde, strudelnde weiße Monster, das aus dem Weltall so harmlos aussah, war einige Tausend Kilometer groß … und auf dem Weg zu uns.

      »Was jetzt? Rette sich, wer kann?«, fragte Juna, sie war blass geworden.

      »Ich schätze, das ist der Plan«, meinte ich. Ich hatte vor ein paar Jahren Hurrikan Irma miterlebt, der zum Glück Miami nur gestreift hatte. Wir hatten uns damals im Orange Blossom Motel verschanzt, das weit genug vom Meer weg gewesen war. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie ich fasziniert durchs Klofenster nach draußen gestarrt hatte, wo man vor lauter Regen keinen Meter weit sehen konnte und der Wind dicke Äste von den Bäumen riss. Damals waren sieben Millionen Menschen evakuiert worden und in den Fernsehberichten hatten die Florida Keys ausgesehen wie ein einziges Trümmerfeld.

      Schon damals war mir klar gewesen, dass es nicht mein letzter Hurrikan gewesen war – Florida riskierte in jedem Sommer und Herbst, von einem getroffen zu werden. Kalifornien hatte seine Erdbeben, der Mittlere Westen seine Tornados und wir hier im tropischen Süden eben Hurrikans. Aber irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass es schon so bald wieder so weit sein würde. So wie man weiß, dass man irgendwann sterben muss, aber es nicht wirklich glauben kann.

      Unsere Stunden im Fach Verhalten in besonderen Fällen fanden diesmal in der Eingangshalle statt, die auch als Aula dient – und jeder in der Schule war gekommen.

      Auf dem Monitor war wieder das Satellitenbild zu sehen, das wir schon aus dem Fernsehen kannten. »Go home, Adelina!«, grölte einer der neuen Schüler, gerade in Menschengestalt, und einer der anderen Neuankömmlinge warf eine Getränkedose auf den Monitor. Zehn Millisekunden nachdem die Dose dagegengeknallt war, hatte sich Miss White den Übeltäter vorgeknöpft und es wurde wieder ruhig.

      »Wir haben Glück, dass uns genügend Vorwarnzeit bleibt«, sagte Jack Clearwater, ohne den Zwischenruf zu beachten. »Solche Hurrikans können Windgeschwindigkeiten von dreihundertfünfzig Stundenkilometern erreichen. Noch wissen wir nicht, ob wir hier in Key Largo getroffen werden. Wenn Adelina nicht abdreht, müssen wir die Blue Reef Highschool evakuieren.«

      »Digga! Warum können wir nicht hierbleiben? Ey, ist doch nur Wind«, meldete sich Ralph zu Wort.

      »Erwähnte ich schon, dass es bei solchen Hurrikans auch zu einer Sturmflut kommt, also auch alles überschwemmt wird?«, fragte Jack Clearwater.

      Chris, unser Seelöwen-Wandler, grinste. »Das ist ja wohl das geringste Problem. Schließlich sind wir Seawalker.«

      Eigentlich hatte er recht, oder? Doch mir fiel auf, dass viele der Meerestier-Wandler dazu nichts sagten. Auch die sonst so fröhliche Shari wirkte sehr ernst.

      »Für die Riff-Fische wie Juna, Linus oder Olivia wäre das sehr wohl ein Problem«, mischte sich Farryn García an. »Ehrlich gesagt, für die meisten von euch wäre es sicherer, Richtung Inland zu flüchten. Überschätzt eure Kraft nicht.«

      Jasper schaute mich vorwurfsvoll von der Seite an.

      »Was?«, zischte ich ihm zu.

      »Du warst das. Du mit deinem blöden Witz über die Riesenwelle. Und jetzt kommt se wirklich.«

      Ich verdrehte

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