Cornwall -- Immer wieder Cornwall. Armin und Rosemarie Foxius

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Cornwall -- Immer wieder Cornwall - Armin und Rosemarie Foxius

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Wanderern erobert. Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat sich deren Zahl ständig erhöht.

      Der Coast Path als eigene Institution hat eine besondere Bedeutung. Er ist kein Fernwanderweg, der große Landstriche wie ganze Waldregionen oder Gebirge wie die Alpen durchquert oder entlang eines Flussverlaufs wie der Rheinhöhenweg verläuft. Es ist ein Weg auf der Kante, wie auf Messers Schneide. Auf der einen Seite die Unendlichkeit des Meeres, mit gefühlten Entfernungen um die halbe Welt, auf der anderen Seite die Schutz gebende terra cognita, auf die man sich jederzeit zurückziehen kann; im Gegensatz zur Weite des Atlantiks dörfliche Geborgenheit. Man ist also ständig im Zwiespalt zwischen Poseidon und Gäa. Und das ist dem Wanderer schon viel an Emotion und intellektuellem Gedankenspiel und Vergnügen.

      Spazieren, Schlendern, Bummeln ist städtisch. Das kann man auf den Boulevards der Metropolen tun. Wandern ist zügiges Schreiten, zielorientiert, und man will was an Strecke schaffen. Im 19. Jahrhundert kam das Wandern als letztlich zweckfreier Zeitvertreib auf. Natürlich basierend auf Jahrtausende lange notwendige Fortbewegung, wenn man kein Pferd, Kutsche oder Wagen hatte. Was ist Albertus Magnus, um ein Beispiel zu nennen, zu Fuß von Padua, nach Krakau, nach Köln, nach Paris gewandert, um seinen Lehrverpflichtungen nachzukommen! Am Schnellsten ging es eh per Schiff, vor allem über die großen Flüsse.

      Wunsch und Drang nach Erkundung von Landschaften, von Natur ist zweihundert Jahre alt. Dichter und Maler waren die Protagonisten. Im Sommer 2018 gab es in der Berliner Alten Nationalgalerie eine Ausstellung unter dem Thema „Wanderlust“. Es wurde herausgearbeitet, dass dieses lustvolle Wandern eine Qualität der Natur- und Landschaftserfahrung entwickelte, die sich auch heute noch immer weiter ausbreitet.

      Das Wandern auf dem Coast Path geschieht nicht in Gruppen. Zumeist sieht man den Einzelwanderer, dann noch Menschen zu zweit. Es sind keine Wege für ständiges Gespräch, Ablenkung und unterhaltsames Geplauder. Die Beschaffenheit des Wegs, die atemberaubende Umgebung fordern den Menschen mit all seinen Sinnen, konfrontieren ihn nicht nur mit archaischen Grundformen unserer Erdgestaltung, sondern auch mit grundlegenden existenziellen Fragen. Wenn man sich denn darauf einlässt.

      Daphne Du Maurier schrieb einmal: „I still love walking on my own; it’s become a sort of ritual. (…) It’s not lonely, it’s just that I’ve always liked being on my own.“

      Ar

       Concorde: Absturz in einem Laden in Penzance

      25. Juli 2000, gegen 15 Uhr. Wir gucken uns in einem Laden in Penzance die angebotenen Klamotten an, Musik dudelt, Einkaufsradio mit Nachrichten – Concorde abgestürzt. 109 tote Passagiere, 4 Tote in einem getroffenen Hotel am Boden. Manchmal weiß man genau, wo man wann war, wenn etwas Entscheidendes passiert ist.

      Ro

       Cornische Heilige

      Schon beim ersten Besuch Cornwalls 1975 fiel uns die große Zahl von Orten auf, die nach Heiligen benannt waren, alles Kirchorte. Die meisten dieser Heiligennamen, und damit die Namen der Orte, sind keltischen Ursprungs, oft nur in regionaler Bedeutung. Die alte, die römisch-katholische Kirche hat sich nicht nur in den Anfängen ihrer Ausbreitung in Cornwall in der Auseinandersetzung mit natur- und auch polytheistischen Überzeugungen befunden. Keltischer Glaube, dessen Riten, die Druiden als ihre Verkünder waren immer eine starke Kraft, mal stärker zurückgedrängt, mal wieder dominierend. Vielen verehrten lokalen Heiligen wird nachgesagt, eigentlich Druiden gewesen zu sein. Jeder Ort kann noch heute ein Wishing Well vorweisen, oft der zentrale Frischwasserbrunnen, dem mythische Kraft und Bedeutung zukam. Auch heute gehen noch viele Menschen hin, manchmal auch aus uraltem, tradiertem Impetus.

      Oft hat es wohl parallel existierende und sich gegenseitig duldende Glaubensrichtungen und Praktiken gegeben. Das Leben dieser Heiligen wird in Hunderten von Legenden erzählt, über Jahrhunderte von vielen Generationen mündlich weiter gegeben, verändert, zu Heldenepen ausgeweitet. Erst im 19. Jahrhundert ging man daran, systematisch aufzuschreiben, schriftlich zu fixieren, zu sammeln, zu strukturieren. Die fehlenden schriftlichen Quellen vorher gaben da viel Raum für Spekulationen. Diese unterschiedlichen Legenden haben sich gegenseitig befruchtet, es gab Übernahmen, es wurde kopiert, abgeschrieben. Oft waren die Heiligennamen austauschbar. Aber das kennen wir ja auch aus unserem Mitteleuropa.

      Aber dennoch haben auch die großen theologischen Auseinandersetzungen hier stattgefunden, wie im 4./5. Jahrhundert die Frage der Prädestination des Augustinus von Hippo. Dessen Lehre von der Vorbestimmtheit allen menschlichen Seins und Tuns durch den göttlichen Willen wurde u.a. durch Pelagius relativiert, der die Freiheit des menschlichen Willens betonte. Letztere Position muss vor allem in unserem Cornwall eher vertreten worden sein. So betonen dies heute gern cornische Historiker und Theologen. Aber auch in Irland und Schottland wird oft auf die den Zentralen (Rom, London) widerstehenden und abtrünnigen Positionen hingewiesen.

      Kirche, Verwaltung und Markt waren die wichtigen Elemente bei der Ortsbildung, wobei die Kirche die größte Zahl stellte und die zentrale Position im Ortskern inne hatte, der sich die anderen beiden im Laufe der Geschichte zugesellten. Wobei die frühen Kirchen oft an Plätzen errichtet wurden, die vorher schon von religiösen Kultstätten und herrschaftlichen Verwaltungseinrichtungen, die ja oft personell und lokal eins waren, besetzt waren.

      Die Begegnungen von Kirchenpatronaten und Ortsbezeichnungen aus archaischen, keltischen, christlichen Herkünften und Überzeugungen waren wohl keine Okkupation oder feindliche Übernahme, sondern wohl eher Zeichen von Kommunikation und Kooperation in Rücksicht auf die Menschen vor Ort, und wohl auch von diesen gewollt und praktiziert.

      Ein weitaus sichtbares Beispiel ist ja auch der Michael’s Mount, der hier in Cornwall wie auch in vielen Teilen Europas für die Weiterführung „heidnischer“ Vorstellung und Bedeutung und Transferierung in den christlichen Kosmos steht.

      Nennen wir einige Heilige, die diese Ortsnamen gebende Rolle hatten.

      St Austell und St Mewan, in bretonischen Klöstern ausgebildet.

      St Erth, der in Irland konvertierte und von St Patrick getauft und dann in die Mission geschickt wurde.

      St Germoe, ebenfalls ein Ire, landete in Hayle. Ein Ort zwischen Helston und Marazion ist nach ihm benannt.

      St Ia, ebenfalls aus Irland, wurde Kirchpatronin und Ortsnamengeberin in St Ives.

      St Just, St Keverne, St Gulval, St Gennap, und viele, viele mehr geben noch heute Zeugnis der frühen Christianisierung in den sogenannten dark ages, die wie wir ja seit längerem wissen, kein dunkles Mittelalter waren.

      Alle diese Heiligen Cornwalls haben Orte ihrer Verehrung, und ihre Namens- und Gedenktage sind oft Kristallisationspunkte für Riten, Bräuche, Feiern und Feste.

      Ar

       Cornische Sprache

      Das ist ja nun so eine Sache mit Regionalsprachen und Dialekten. Jahrhundertelang gingen Zentralregierungen gegen sie vor und bekämpften sie als mögliche Quellen und Begleiterscheinungen von antizentralistischen Bewegungen bis hin zum Separatismus. Jahrzehntelang, und oft bis heute, waren sie verpönt als Hindernis für Bildung, Aufstieg und Karriere.

      Den entstehenden, vor allem staatlichen, Schulen kam hierbei eine wichtige Rolle zu, Hochsprache galt als alleiniger Maßstab. Dazu eine Vermischung staatlicher Funktionsträger und Beamter über das ganze Land hin, um keine regionalen Hierarchien entstehen zu lassen, bestehende zu zerschlagen.

      Mit der politischen und zunehmend kulturellen Einordnung Cornwalls nach England wurden auch die sprachlichen

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