Cornwall -- Immer wieder Cornwall. Armin und Rosemarie Foxius

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Cornwall -- Immer wieder Cornwall - Armin und Rosemarie Foxius

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jungsteinzeitlichen Parzellen, die es noch gibt, waren sehr klein, denn der Ackerbau per Hand war sehr mühsam; der Bauer musste achtgeben, nicht vom nachwachsenden Unkraut überholt zu werden. Im Mittelalter legte man größere Felder an, beseitigte störende Mauern. Kenner erkennen solche Eingriffe an merkwürdigen Verläufen der Hedges, herausragenden Ecken oder Haken, die die ehemaligen Maueranschlüsse markieren.

      Seuchen wie die Pest dezimierten die Bevölkerung, bereits kultiviertes Land und seine Befestigungen wurden wieder der Natur überlassen. Diese Hedges verschwinden fast in der Landschaft, sind aber mit geschultem Blick gut zu erkennen, immerhin erheben sie sich ja über der ursprünglichen Oberfläche.

      Die uralte Kulturtechnik lebt weiter. Auch Neuerbautes, Häuser und Straßen, werden mit Cornish Hedges begrenzt; so ergibt sich ein geschlossenes Bild, in dem Landschaft, Verkehrswege und Ortschaften miteinander verknüpft sind, keine Wildnis, sondern Ergebnis planerischen menschlichen Wirkens im Einklang mit der Natur im Lauf der Geschichte.

      Ro

       Cornish Pasty: Vom Arme-Leute-Essen zum Kult

      Als Fan der Cornish Pasty und meiner Kochkünste schenkte mir mein Sohn, der mir öfter Küchengeräte zum Geschenk macht, eine Cornish-Pasty-Form mit beiliegendem Rezept. Der Gedanke dahinter war, diese leckere Speise nunmehr öfter genießen zu können. Es sei gleich gesagt: So richtig sind mir die Pasties nicht gelungen.

      Eigentlich wusste ich, wie sie aussehen und was drin sein sollte: Die Pasty, fleischlos ein Arme-Leute-Essen, war ursprünglich die Verpflegung der Bergarbeiter in den Zinn- und Kupferminen. Sie sieht ähnlich aus wie die italienische Calzone aus Pizzateig. Aber Teig und Füllung sind anders. Traditionell besteht eine Cornish Pasty aus Mürbeteig. Die rohe Füllung aus gewürfeltem oder gehacktem Rindfleisch, Kartoffel- und Zwiebelscheiben sowie in Stücke geschnittenen Rübchen, kräftig gewürzt mit Salz und Pfeffer, wird auf eine rund ausgerollte Teigplatte gehäuft. Sie wird dann zu einem großen D zusammengeklappt und mit Fingerspitzengefühl verschlossen. Die Verschließtechnik wird Crimpen genannt.

      Cornwalls Teigtaschen

      Die Kunst zu crimpen, die Pasty durch Fälteln des Randes dicht zu verschließen, ist schwierig. Es wird erzählt, dass Kinder mit Knetgummi üben mussten, bevor man sie an den Teig ließ. Die fertig geformten Teigtaschen werden noch mit Eiermilch glasiert und dann eine knappe Stunde bei mittlerer Hitze gebacken.

      Cornish Pasty ist kulinarisches Erbe von Cornwall, eine geschützte geografische Angabe, die ins EU-Qualitätsregister eingetragen ist wie bei uns die Nürnberger Rostbratwürstchen. Kommerziell vertriebene Cornish Pasties müssen in Cornwall hergestellt sein. Was wird sein, wenn Großbritannien die EU verlässt?

      In Cornwall kann man sie überall kaufen, es gibt spezialisierte Pasty-Ketten wie West Cornwall Pasty Co., Pasty Presto oder Oggy Oggy. Oggy ist das Wort in cornischem Slang für die Pasty, Es heißt, dass früher die Bergarbeiterfrauen die heißen Pastys zum Schacht brachten und sich mit dem lauten Ruf „Oggy oggy oggy!“ bemerkbar machten. Von unten kam die Antwort der hungrigen Männer: „Oi oi oi!“ In neuerer Zeit übernahmen u.a. die Fans von Rugby Teams diesen Schlachtruf. Als Margaret Thatcher 1979 Britischer Premierminister wurde, dichteten ihre Gegner ihn um: „Maggie Maggie Maggie! Out out out!“

      Auch in den Bahnhöfen von London und anderen britischen Großstädten werden Cornish Pastys verkauft. Offenbar liebt der Brite das kulinarische Erbe. Aber die Pasty ist auch praktisch zu essen.

      Man bematscht sich nicht die Finger, wenn man sie einigermaßen geschickt direkt aus der Tüte isst, an einer Ecke beginnend, auf einer Bank oder einer Mauer neben Menschen sitzend, die ebenfalls Pasty aus dem Papier essen, an der Küste bedrängt von Möwen, die auf herabfallende Brocken spekulieren.

      Heimwehkranke Auswanderer aus Cornwall formten sich eine Pasty aus Ton und benutzten sie als Spardose, sie brachten die Pasty auch in die USA, nach Australien und andere Teile der Welt; bei uns in Köln gibt es zu unserer großen Freude auch einen Pasty-Laden. Pastys werden mittlerweile in verschiedenen Größen und mit Variationen bei den Füllungen angeboten; der Umsatz ist beträchtlich; 6 Prozent der cornischen Lebensmittelwirtschaft sollen auf das Konto der Cornish Pasty gehen.

      Übrigens, den essbaren Taschenkrebs kann man von anderen Krebsen sehr gut unterscheiden; sein Panzer mit der gekräuselten Kante sieht aus wie eine Cornish Pasty.

      Ro

       Das Life Boat Disaster 1981: Katastrophe vor Weihnachten

      Seit dem ersten Besuch Cornwalls kannten wir das idyllische Fischerörtchen Mousehole an der oft sturmumwehten südlichen Westküste, auf dem Weg von Penzance nach Land’s End. Wir kannten den direkt am muschelförmigen Hafenbecken gelegenen Pub Ship Inn und seinen Wirt Charles Greenhaugh. Wir wussten von der nationwide bekannten Weihnachtsbeleuchtung, wir hatten das Lifeboathouse auf der Straße von Newlyn nach Mousehole besichtigt, die Solomon Browne still ruhend auf ihren Stützen gesehen, dazu die Ausrüstung der Besatzung direkt daneben an Haken hängend, die Stiefel paarweise auf dem Boden, die Helme in offenen Fächern, dann die steile Rutsche für das Rettungsboot vor dem Gebäude direkt ins Meer. Am Militärflugplatz Culdrose der Royal Navy waren wir auf dem Weg zum Lizard schon mehrfach vorbeigefahren und hatten dort auch die robusten Sea King Hubschrauber auf dem Hangar gesehen. Die steilen Klippen der Felsformationen bei Tater-du kannten wir von unseren Touren auf dem Coast Path. Von dort konnte man im Sommer auf die blaue, ruhige See schauend seinen Gedanken nachgehen.

      Kurz vor den Weihnachtsferien 1981, die wir in Penzance verbringen wollten, hörten wir eine Nachricht im deutschen Fernsehen, die uns aufschreckte: Vor der Küste Cornwalls hätte sich in schwerem Sturm eine Tragödie ereignet. Ein Frachter wäre bei schwerer See in Seenot geraten, ein Seenotrettungsschiff (life boat) wäre zu Hilfe ausgelaufen. Beim Versuch, die Mannschaft zu retten, wären beide Schiffe an den Klippen zerschellt.

      Nun wüteten im Dezember 1981 heftige Stürme über dem Atlantik und Westeuropa; auch unsere Anfahrt Richtung Cornwall war nicht so einfach wie gewohnt. Auf dem Weg von Köln nach Calais behinderten uns Schneestürme; die Überfahrt von Calais nach Dover war stürmisch. Und da rief der Purser auf der Fähre zu Spenden für die Hinterbliebenen des „Life Boat Disasters“ auf, informierte über die Ereignisse.

      So erfuhren wir mehr: Es war das Penlee Lifeboat, die Solomon Brown, das zerschellt war, das Seenotrettungsboot, das für Rettungseinsätze in der Mount’s Bay, also auch Penzance, Ziel unserer Reise, zuständig war. Also unser Lifeboat, dessen Haus, die Penlee Lifeboat Station, wir ja kannten. Mount’s Bay, die größte Bucht Cornwalls, öffnet sich im äußersten Südwesten zum Atlantischen Ozean. Sie wird als „maritime trap“, besonders in den Wintermonaten, beschrieben. Mit voller Wucht treffen die Stürme auf die Bucht. Segelschiffe, die einst vom Sturm in Richtung der felsigen Küste getrieben wurden, waren fast verloren, denn sie liefen Gefahr auf Klippen und sandige Untiefen aufzulaufen, zu kentern und zerschmettert zu werden. Allein im 19. Jahrhundert sollen über 150 Segelschiffe dort Schiffbruch erlitten haben.

      Von Falmouth aus, dem letzten sicheren Hafen, gibt es keine Zuflucht. Nun sind seit dem Ende der Segelschifffahrt Schiffe in widrigen Winden besser zu manövrieren, aber wehe, wenn es technische Probleme gibt. Dann sind sie, mehr noch als Segelschiffe, Wind und Wellen ausgeliefert.

      Das war dem Frachter Union Star widerfahren. Mit acht Menschen an Bord, darunter die Frau des Kapitäns und seine zwei Töchter, geriet er in Seenot. Kostengründe – wie es hieß – hielten den Kapitän davon ab, rechtzeitig SOS zu funken, und dann war alles zu spät.

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