Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett

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Wasser spritzte unter den Einschlägen. Harrison pumpte seine Lungen voll Sauerstoff und ließ sich wieder wegsacken. Die Erkenntnis, dass er ihnen zunächst entkommen war, beflügelte ihn. Weit holten seine Arme aus, die kraftvollen Schwimmstöße und die Strömung brachten ihn schnell flussabwärts.

      Irgendwo, weitab, trieb ihn die Strömung ans flache Ufer. Erschöpft blieb er liegen. Die Finsternis hüllte ihn ein wie ein Mantel. Und seine Ein­samkeit wurde ihm bewusst. Verlo­renheit senkte sich in sein Gemüt, und dazu gesellte sich die Verzweiflung, die dem Wissen entsprang, dass inner­halb weniger Stunden sein bisheriges Leben zerstört worden war. Er folgte dem Fluss nach Südwesten. Zerschun­den, blutend und triefend vor Nässe setzte er mechanisch einen Fuß vor den anderen, die Schusswunde mit beiden Händen umklammernd, den Schmerz verbeißend.

      Bald überfiel Harrison bleierne Er­schöpfung. Sein eingefallenes, von Blutverlusten und Schmerz gezeich­netes Gesicht verzerrte sich. Aber un­ermüdlich kämpfte er sich vorwärts. Die Schübe der Benommenheit ka­men schneller, die Abstände zwi­schen ihnen wurden immer kürzer.

      Wie ein Betrunkener wankte er da­hin. Sie werden nicht ruhen, bis sie dich haben!, durchpeitschte eine un­barmherzige Stimme sein Gehirn. Sie jagen dich, bis sie dich Big John tot vor die Füße legen können. Du bist allein, unbewaffnet, am Ende...

      Er ächzte. Immer wieder knickte das zerschossene Bein unter ihm weg. Die Blutung kam nicht zum Stillstand. Er nahm sein Halstuch ab und schlang es um das Bein. Die Angst, dass er es nicht schaffen könnte, durchrann ihn wie ein Fieberschauer. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er fror erbärmlich. Seine Zähne schlu­gen wie im Schüttelfrost aufeinander.

      Der Fluss gurgelte und rauschte. Harrison lag im Ufersand. Wasser um­spülte seine Beine. Er brauchte Hilfe. Und Hilfe konnte er nur auf der Walker-Ranch erhalten. Anderthalb, vielleicht sogar noch zwei Meilen! Es war aussichtslos. In sei­nem Zustand konnte er diese Entfer­nung nicht mehr bewältigen. Er würde irgendwo umfallen, und wenn er nicht verblutete, würden ihn Big Johns Sattelfalken finden.

      Harrison starrte auf den Fluss. Und dann fasste er einen Ent­schluss: Schwimmen! Nun, wenn er infolge seines Blutverlustes die Besin­nung verlor, dann ertrank er eben. Ein jämmerlicher Tod, aber immer noch gnädiger, als von ihnen abgeknallt zu werden wie ein räudiger Hund oder am Ende eines Lassos elend zugrunde zu gehen.

      In jähem Entschluss erhob er sich. Er watete ins Wasser, verlor den Bo­den unter den Füßen. Die Strömung packte ihn. Er legte sich auf den Rüc­ken, sah weit über sich den Nachthim­mel, ließ sich dahintragen. Neue Hoff­nungen beflügelten seine Gedanken.

      Die dunklen, drohend anmutenden Buschgruppen am Ufer schienen vor­beizuhuschen. Hin und wieder war­fen ihn unvermutete Stromschnellen herum, zerrten tückische Wirbel an ihm, aber mit wenigen kräftigen Ru­derbewegungen der Arme befreite er sich. Der Fluss wurde breiter und ruhi­ger. Harrison schwamm zum Ufer, kroch auf allen vieren die Uferböschung hinauf und ruhte kurze Zeit zwischen den dichten Büschen aus. Dann schlug er sich hindurch. Verschwommen zeichneten sich die Gebäude der Walker-Ranch durch die Dunkelheit ab. Es gab neben dem flachen Wohnhaus einen Pferdestall, einige Schuppen, zwei Stangencor­rals und einen hohen Turm mit einem Windrad beim Brunnen. Das Windrad dreht sich knarrend im Nachtwind.

      Ruhig lagen die Gebäude vor Harrison im silbrigen Mondlicht. Nirgends brannte Licht. Walker und seine Familie schienen zu schlafen. Harrison konnte sich nicht entschließen. Die Ruhe hier kam ihm unecht und trügerisch vor. Schwer hing die Kleidung an ihm. Der Schmerz, den er im Wasser kaum wahrgenommen hatte, kam mit Macht zurück.

      Hatten der Sheriff und der Rest des Aufgebots die Ranch bereits wieder verlassen?

      Er fand keine Antwort auf diese bohrende Frage. Sie konnten ihre Pferde im Stall untergebracht und sich auf der Ranch verschanzt haben. Weit im Norden glaubte Harrison das Pochen von Hufen zu hören. Er war sich nicht sicher. Vielleicht spielten ihm auch die überreizten Sinne einen Streich. Wahrscheinlicher aber war, dass Flint Dexter und seine Revolvercowboys dort oben durch die Nacht ritten, auf der Suche nach ihm, den Entschluss in den Gemütern, ihm ein weiteres Mal keine Chance mehr zu lassen.

      Da schlug Walkers Hund an. Sein wütendes Bellen erfüllte die Nacht. Die Kette, die ihn hielt, rasselte. Harrison staute den Atem. Da erklang auch schon Ben Walkers Stimme: „Bist du da draußen, McQuinn?“

      Harrison schwieg.

      Der Hund gebärdete sich wie verrückt. Mit scharfem Tonfall gebot ihm Walker, still zu sein. Das wütende Gekläffe endete. Drängend rief Walker: „Der Sheriff war hier, Harrison. Wir wissen, was sich zugetragen hat. Wenn du da draußen bist, dann zeig dich. Komm ins Haus.“

      Schwer trug Harrison an seiner Unschlüssigkeit. Unrast ließ sein Herz schneller schlagen. Er war am Ende. Schließlich überwand er sich. „Seid ihr alleine, Ben? Sind der Sheriff und das Aufgebot schon weitergeritten?“

      „Ja. Hickock erzählte uns, dass auf deiner Ranch ein Kampf stattgefunden hat. Dexter hat Dooley erschossen. Winslow wurde verhaftet und in die Stadt gebracht. Bist du in Ordnung, Harrison?“

      Die Nachricht von Dooleys Tod hallte durch Harrisons Bewusstsein wie höllisches Geläut. Es wollte ihm nicht in den Kopf. Ächzend entrang es sich ihm: „Gütiger Gott, Dooley ist tot? Dexter hat ihn erschossen! Dieser verdammte Bastard! Er hat Dooley abgeknallt, nachdem dieser meinen Platz am Fenster einnahm ...“

      Seine Stimmbänder versagten. Denn plötzlich spürte Harrison etwas, das stärker war als alle Erschöpfung und Schmerzen, die ihn quälten: Hass, grenzenlosen Hass. Er kam in rasenden, giftigen Wogen und überwältigte ihn.

      „Komm ins Haus, Harrison“, rief nun eine Frauenstimme. Sie gehörte Kathy, Walkers Frau.

      Es gelang Harrison, seinen Hass auf Dexter zu unterdrücken. „Ich bin verwundet, außerdem sitzen mir Dexter und seine Reiter im Genick!“, rief er und humpelte auf das Haus zu. „Ich will euch auch keine Umstände oder Ärger bereiten. Aber ich brauche eure Hilfe.“

      Knarrend wurde die Haustür aufgezogen. Ben Walker trat ins Mondlicht. Der Hund fiepte leise. Die beiden Männer trafen aufeinander. „Leg deinen Arm um meine Schultern“, murmelte Walker. „Ich helfe dir ins Haus.“

      „Sattle mir ein Pferd, Ben, gib mir außerdem ein Gewehr und Munition und Proviant für ein paar Tage. Ich bezahle dir alles, wenn ich meine Unschuld bewiesen habe und wieder auf meine Ranch zurück kann.“

      „Du kriegst alles, was du brauchst. Jetzt komm erst mal ins Haus. In deinem Zustand kippst du nach einer Meile aus dem Sattel.“

      Kathy erwartete sie mit einer Laterne in der Hand unter der Tür. In der Küche drückte Walker Harrison auf einen Stuhl. Harrison zitterte leicht. Es war nicht zu erkennen, ob aus Schwäche und Erschöpfung oder Hass auf Flint Dexter. Tiefe Linien zogen sich von seinen Nasenflügeln bis zu seinen Mundwinkeln. Seine Augen glühten wie im Fieber. Er war bleich, scharf zeichneten sich die Backenknochen unter der Haut ab.

      „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, murmelte Harrison lahm. „Ich muss fort sein, wenn die Schufte von der B.R. hier aufkreuzen.“

      Eine Woge der Benommenheit spülte ihn hinweg und ebbte dann ab. Nur unterbewusst nahm er wahr, dass hinter ihm eine Tür geöffnet wurde. Ein kühler Luftzug streifte ihn. Ein Mann sagte rau:

      „Ich verhafte dich wegen Mordverdachts, Harrison. Heb die Hände und unternimm nichts, was mich zwingen würde, abzudrücken.“

      Müde drehte Harrison den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah er Sheriff Jim Hickock. Drei

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