Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett

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Es ist wahrscheinlich so, dass McQuinn tatsächlich zu Walker flieht, um sich dort ein Pferd auszuleihen und sich mit allem Notwendigen für seine weitere Flucht zu versorgen.“

      Die Pferde wurden herangeführt.

      Und schon wenig später hatte Harrison ein Rudel unversöhnlicher Jäger auf seiner Fährte sitzen.

      *

      Er hörte sie kommen. Der Hufschlag rollte vor ihnen her durch die Nacht. Die Füße brannten Harrison schon in den engen Reitstiefeln. Für den Weg bis zur Walker-Ranch hatte er anderthalb Stunden eingeplant gehabt. Nun war eine halbe Stunde seit seiner Flucht vergangen. Irgendwann war der Schusslärm weit hinter ihm im Rauschen der Blätter und dem Gurgeln des Flusses zu seiner Rechten versunken.

      Die Hoffnung, dass Tex Dooley und Slim Winslow kein Leid zugefügt worden war, beherrschte sein Denken. Doch die Sorge um die beiden ließ sich nicht verdrängen. Und jetzt galt es, die eigene Haut zu retten. Denn Harrison sagte sich, dass seine Häscher nicht lange fackeln würden, wenn er ihnen vor die Läufe kam. Sie würden erst schießen und dann die Fragen stellen.

      Das Hufgetrappel wurde deutlicher und prallte heran wie eine Botschaft von Unheil und Verderben. Sie kamen direkt auf seiner Fährte. Harrison schlug sich ins Ufergebüsch. Zweige zupften an seiner Jacke, peitschten sein Gesicht, er stolperte in der Finsternis über eine Wurzel und stürzte um ein Haar. Auf dem Fluss spiegelte sich das Mondlicht. Harrisons Hände saugten sich regelrecht am Gewehr fest.

      Nach nicht ganz zehn Minuten schälte sich der Trupp aus der Nacht. Unwillkürlich duckte Harrison sich. Er zog den Kopf zwischen die Schultern. In diesen Sekunden stand er unter einer ungeheuren inneren Anspannung und Erregung.

      Aber das Aufgebot zog vorüber. Der Hufschlag wurde leiser und leiser und verklang schließlich. Der Aufruhr der Gefühle in Harrison legte sich. Er verließ seine Deckung und setzte seinen Weg fort. Er war hellwach und auf ansatzlose Reaktion eingestellt. Und er fragte sich unablässig, was wohl aus Dooley und Winslow geworden war. Allein der Gedanke, dass sie seinetwegen vielleicht der gnadenlosen Stimmung einiger aufgebrachter, auf Rache erpichter Männer zum Opfer gefallen waren, war ihm unerträglich. Und er quälte sich mit Zweifeln, die auf ihn einstürmten und ihm unbarmherzig einhämmerten, dass es ein Fehler gewesen war, die beiden Oldtimer der rücksichtslosen Horde zu überlassen.

      Seine Füße brannten bald wie Feuer. Er schätzte, dass er die halbe Strecke zurückgelegt hatte. dass sein Plan, sich zu Walker durchzuschlagen, durchschaut worden war, wusste er. Darum wollte er sich der Ranch erst nähern, wenn er sicher sein konnte, dass die Luft rein war. Er setzte darauf, dass sie sich bei Walker nicht aufhalten würden, wenn sie ihn nicht fanden.

      Harrison zog die Stiefel aus. Die Blasen, die er sich an den Fersen und Zehen schon gelaufen hatte, waren zum Teil bereits aufgeplatzt und stachen, als würde sich ihm glühender Stahl ins Fleisch bohren. Er knüpfte die Stiefel zusammen und hängte sie sich über die Schulter. Auf Socken ging er weiter. Er trat auf einen spitzen Stein und stöhnte vor Schmerz.

      Und dann sprang ihn eine höhnische Stimme an: „Ich habe es geahnt, McQuinn. Du hast uns gehört und an dir vorbeireiten lassen. Darum haben wir uns von den Dummköpfen aus der Stadt verabschiedet und sie alleine weiterziehen lassen. Der Sheriff denkt, dass wir uns auf dem Weg zur B.R. befinden. Wir aber haben uns hier auf die Lauer gelegt.“

      Ein blechernes Lachen folgte. Gewehre wurden mit hartem Knacken durchgeladen.

      Harrison war wie erstarrt. Seine Gedanken wirbelten und überschlugen sich. Im Ufergebüsch steckten die Kerle von der Brazos River Ranch, und die hohntriefenden Worte eben waren aus Flint Dexters Mund gekommen.

      Und jetzt erklang wieder Dexters Stimme: „Lass deinen Schießprügel fallen, McQuinn, und schnall den Revolvergurt ab. Du solltest es ohne Hintergedanken tun, denn auf dich zielen ein halbes Dutzend Gewehre, und du bist gut auszumachen im Mond- und Sternenlicht. Wenn wir abdrücken, verwandeln wir dich in ein Sieb.“

      Hart stieß Harrison die Luft durch die Nase aus. Die Lähmung, die die letzte Faser seines Körpers erfasst hatte, konnte er überwinden. Mit dem Gedanken, sich ihnen auf Gedeih und Verderb auszuliefern, wollte er sich nicht abfinden. Alles in ihm wehrte sich dagegen. Sicher, das Unabänderliche seiner Lage wurde ihm voll und ganz bewusst. Aber er war nicht der Mann, der sich wie ein Hammel zur Schlachtbank führen ließ.

      Von einem Augenblick zum anderen schien er sich in eine große, gefährliche Raubkatze zu verwandeln. Das Feuer der Auflehnung, der Selbsterhaltungstrieb und der Gedanke an die eigene Unschuld ließ Harrison alle Bedenken über Bord werfen. Er stieß sich ab, hechtete in das Gestrüpp, Dornen zerkratzen sein Gesicht und seine Hände, ein Schuss krachte, ein zweiter ...

      „Aufhören!“, brüllte einer erschreckt. „Um ein Haar hätte mich die Kugel getroffen! Verdammt, hört auf, blindlings herumzuballern!“

      Harrison robbte durch die Büsche, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken. Er achtete nicht darauf, dass er sich Hände, Knie und Gesicht blutig riss, dass zurückschnellende Zweige verrieten, wo er sich befand. Sein ganzes Bestreben war nur darauf ausgerichtet, den Fluss zu erreichen. Nur im Fluss konnte er ihnen entkommen.

      Um ihn herum war die Nacht voll von den typischen Geräuschen, die ein halbes Dutzend Männer verursachen, die durch dichtes Zweiggespinst eine Hetzjagd veranstalteten. Trockene Äste zerbrachen unter harten Stiefelsohlen, Sporen klirrten, Blattwerk raschelte.

      Der Fluss lag vor Harrison. Ein Stück weiter oben brach in diesem Moment einer seiner Häscher aus dem Gebüsch. Geduckt stand er da, in seine, Harrisons, Richtung starrend. Harrison visierte ihn kurz an und drückte ab. Das rechte Bein wurde dem Burschen vom Boden weggerissen, er stürzte und brüllte Schmerz und Schreck hinaus.

      Harrison schnellte hoch, überwand mit einem Satz den schmalen Ufersaum und stürzte sich kopfüber ins Wasser. Es schlug über ihm zusammen. Die Stiefel rutschten von seiner Schulter und versanken. Alle Geräusche, die ihn bisher umgaben, waren wie abgeschnitten. In seinen Ohren war nur noch das Brausen der Fluten. Harrison glitt unter der Wasseroberfläche dahin. Er war ein ziemlich guter Schwimmer. Die Strömung ergriff ihn, und er wusste, dass er sich in der Flussmitte befand.

      Er musste auftauchen. Wie der Überdruck aus einem Dampfkessel entwich die verbrauchte Luft seinen strapazierten Lungen. Der Druck, der sich in seinem Kopf zu bilden begonnen hatte, ließ nach. Nach wie vor hielt er das Gewehr in der Hand. Sein suchender Blick glitt über das Ufer. Wie eine schwarze, undurchdringliche Wand mutete das Ufergebüsch an. Die Handvoll Gestalten waren vor dieser Kulisse kaum auszumachen. Dennoch entgingen sie Harrison nicht. Er ahnte, dass sie sich nach ihm die Augen ausschauten.

      Er legte sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Doch einer der Kerle am Flussufer schien über den scharfen Blick einer Eule zu verfügen. Er brüllte: „Dort ist er! In der Flussmitte! Er lässt sich von der Strömung flussabwärts tragen.“

      Sie eröffneten das Feuer. Glühender Schmerz durchzuckte Harrison, als eine Kugel seinen Oberschenkel durchschlug. Sekundenlang war er wie betäubt, und in diesem Moment erfasste ihn ein Strudel, wirbelte ihn herum, zog ihn unter Wasser und ließ ihn nicht mehr los. Die Luft wurde ihm knapp. Seine Lungen begannen zu schmerzen, der Kopf drohte ihm zu zerplatzen. Er kämpfte verbissen gegen die unwiderstehliche Kraft an, die ihn unter Wasser drückte, verlor das Gewehr, ruderte verzweifelt mit den Armen, und spürte endlich Untergrund unter den Füßen. Kraftvoll stieß er sich ab. Und aufs Neue durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche. Mit schwindelerregender Vehemenz füllten sich seine Lungen mit frischem Sauerstoff.

      Am Ufer rannten die B.R.-Schießer entlang. Flint Dexter brüllte mit sich über­schlagender

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