Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett

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tänzelte. Er drängte es aus der Reihe der anderen Tiere. Auch seine Ranchnachbarn saßen auf. Sie verließen die Stadt in östliche Richtung. Dort lag der California Creek, und an dem Fluss hatten sie ihre Ranches gegründet.

      *

      Es war Mitternacht vorbei, als Harrison in den Ranchhof ritt. Das Mondlicht lag auf den Dächern und funkelte auf den Fensterscheiben. Sein Ranchhaus verfügte nur über zwei Räume. In einem kleinen Anbau befand sich die Küche. In einem zweiten, flachen Gebäude hausten Tex Dooley und Slim Winslow, die beiden Cowboys, die beide um die fünfzig Jahre alt waren und auf keiner anderen Ranch Arbeit gefunden hatten.

      Es waren dankbare und treue Burschen. Sie wären für Harrison durchs Feuer gegangen. Jetzt schliefen sie.

      Harrison war fix und fertig. Als er absaß, brach er fast zusammen. Er führte das Pferd in die Fence, nahm dem Tier Sattel und Zaumzeug ab und überließ es sich selbst. Dann ging er zum Tränketrog, kniete davor nieder und steckte seinen Kopf ins Wasser. Es war kalt und wusch ihm Staub, Schweiß und Blut aus dem Gesicht. Das Brennen in den kleinen Platz- und Schürfwunden endete. Prustend hob Harrison den Kopf wieder in die Höhe. Sein Verstand arbeitete nun klarer. Er drückte sich hoch. Mit den gespreizten Fingern strich er sich die nassen Haare aus der Stirn. Über den Hof trieb eine mürrische Stimme: „Bist du das, Harrison?“

      Es war Tex Dooley, der es gerufen hatte. Er hatte den pochenden Hufschlag vernommen, sich notdürftig angekleidet, und stand nun im Türrechteck. Die absolute Finsternis in der Unterkunft sog seine Gestalt auf. Harrison konnte von dem Cowboy nichts sehen.

      „Ja. Leg dich wieder hin, Tex. Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt haben sollte.“

      „Vor dem Morgen haben wir dich nicht zurückerwartet, Harrison“, rief Tex. „Was ist geschehen?“

      Harrison hatte sich aufgerichtet und ging nun mit schleppenden Schritten auf das Ranchhaus zu. „Bancroft hat verrückt gespielt. Er ging auf mich los. Als sich aber abzeichnete, dass er den Kürzeren zieht, mischten die Schufte von der B.R. mit. Du wirst mich morgen bei Tageslicht kaum wiedererkennen, Tex. Ich sehe wahrscheinlich aus, als wäre eine Stampede über mich hinweggedonnert.“

      Tex Dooley zerkaute eine Verwünschung. Spontan rief er dann: „Ich komme hinüber und sehe es mir an, Harrison. Hat dich schon jemand verarztet?“

      „Ich schaffe das schon, Tex. Schlaf ruhig weiter.“

      „Kommt nicht in Frage.“

      Harrison betrat das Haus und machte Licht. Im Schein der Laterne sah sein Gesicht zum Fürchten aus. Die Augen waren fast zugeschwollen. Die Unterlippe war dick und aufgeplatzt. Dunkle Blutergüsse verfärbten die Haut.

      Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und seufzte. Seine Unterarme lagen auf den Oberschenkeln. Seine Hände baumelten zwischen den Knien. Die Handknöchel waren aufgeschlagen. Er vermittelte den Eindruck eines geschlagenen Mannes. Das trübe Licht zeichnete düstere Schatten in seine entstellten Züge.

      Tex Dooley kam. Er trug ein Päckchen Verbandszeug. Ihm folgte Slim Winslow auf dem Fuße. Es waren krummbeinige, hagere und falkenäugige Burschen, die die Erfahrungen eines langen Lebens geprägt hatten und die auf den ersten Blick erkannten, ob ein Mann nur angeschlagen oder für alle Zeiten zerbrochen war.

      Dooley knurrte: „Big John beginnt also, Nägel mit Köpfen zu machen, wie. Und er spannt unsere eigenen Leute vor seinen schmutzigen Karren. Pfui Teufel! Das ist an Niedertracht kaum zu überbieten.“

      „Man müsste Bancroft teeren und federn!“, giftete Slim Winslow.

      Harrison hatte das Gesicht gehoben. „Es ist alles so durchsichtig, so durchschaubar. Big John fängt mit mir an, weil mein Land zwischen seiner Nordweide und dem Creek liegt. Auf seiner Nordweide stehen die meisten Longhorns. Weiter südlich gibt es kleine Nebenflüsse und Bäche. Hier im Norden aber braucht er ungehinderten Zugang zum Fluss. Darum will er mich zuerst aus dem Weg räumen, ehe er sich Walker, Faithfull und Hogan widmet.“

      „Und dann kommen die Siedler am Brazos River dran, nicht wahr?“, bellte grimmig Tex Dooleys Organ. „O verdammt! Der alte Despot ist drauf und dran, einen Weidekrieg vom Zaun zu brechen.- Hol mal die Flasche Whisky aus der Anrichte, Slim.“

      Slim Winslow brachte die Flasche. Tex Dooley machte sich daran, die kleinen Wunden in Harrisons Gesicht zu versorgen. Als er sie mit dem scharfen Schnaps auswusch, stöhnte Harrison. Winslow ging ihm zur Hand. Dann klebten eine Menge Pflaster in Harrisons Gesicht. Slim fragte: „Wirst du die Prügel auf dir sitzen lassen, Harrison? Oder ziehst du Bancroft zur Rechenschaft? Ich würde ihn durch Sonne und Mond prügeln. Und ich würde nicht eher locker lassen, als bis er mir reinen Wein einschenkte, was ihn bewog, sich auf die Seite der Brazos River Ranch zu schlagen.“

      „Ich weiß nicht, was ich tue“, versetzte Harrison. „Ich will darüber schlafen. Morgen sieht alles wahrscheinlich schon wieder ganz anders aus. Möglicherweise war es wirklich nur wegen der Rinder, die immer wieder auf Bancrofts Weide laufen. Vielleicht sollten wir wirklich einen Zaun ziehen, um künftigen Verdruss zu vermeiden.“

      Die beiden Oldtimer musterten ihn, als zweifelten sie an seinem Verstand. Dann schluckte Tex Dooley fast krampfhaft, und es entrang sich ihm hastig: „Sollte ich mich am Ende in dir getäuscht haben, als ich vorhin zur Tür hereinkam, Harrison? Da sah ich einen Mann, der zwar eine Schlacht verloren hat, der aber deswegen noch lange nicht die Flinte ins Korn wirft. Haben Sie vielleicht doch alles das, was einen Mann ausmacht, in dir zertrümmert? Wenn das so ist, dann brauchst du dir wegen eines Zaunes keine Gedanken mehr zu machen. Dann solltest du aufgeben und das Land verlassen, um irgendwo neu anzufangen. Denn der Zaun wird Big John und seine Sattelstrolche nicht abhalten, über dich zu kommen wie der Bussard über das Wiesel. Und du wirst ihm nichts entgegenzusetzen haben.“

      Sekundenlang herrschte betroffenes, drückendes Schweigen in dem spartanisch eingerichteten Raum. Doch dann schlug Harrison einem jähen Impuls folgend die flache Hand auf den grobgezimmerten Tisch. Er hatte sich von einem Augenblick zum anderen entschieden. Und als er sprach, lag in seiner Stimme ein abschließender, endgültiger Tonfall. Er sagte: „Du hast recht, Tex. Wir haben es nicht nötig, klein beizugeben. Du hast dich nicht getäuscht. Ich bin entschlossen, Big John und seinen Handlangern die Stirn zu bieten. Und morgen reite ich hinüber zu Bancroft. Mal sehen, wie weit es mit ihm her ist, wenn ihm nicht ein Dutzend B.R.-Schufte den Rücken stärken.“

      „Das ist der Harrison McQuinn, wie ich ihn kenne!“, knurrte Tex Dooley zufrieden.

      Slim Winslow nickte wiederholt und unterstrich damit Dooleys Aussage.

      *

      Bob Bancroft verließ sein Haus. Auch seine Ranch lag am California Creek. Alles wirkte grau in grau, heruntergekommen und abgewirtschaftet. In Bancrofts Zügen hatte die vergangene Nacht unübersehbare Spuren hinterlassen. In seinem vom regelmäßigen Alkoholgenuss aufgedunsenem Gesicht zeigten sich erste Anzeichen von Verwahrlosung und Lasterhaftigkeit.

      Harrisons Fäuste hatten Schwellungen, Blutergüsse und Platzwunden hinterlassen. Und sicherlich befand sich Bancroft in einer ähnlich schlechten körperlichen Verfassung wie Harrison, der sich erst der Übermacht geschlagen geben musste.

      Bancroft war verkatert. Seine Augen waren gerötet und wässrig. Mundhöhle und Hals waren trocken wie Wüstensand. Am Holm stand noch das Pferd unter dem Sattel. Es ließ müde den Kopf hängen und peitschte mit dem Schweif nach den blutsaugenden Bremsen.

      Es war bereits heller Vormittag. Die Sonne hatte den Morgendunst vertrieben.

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