Boccaccio reloaded. Centino Scrittori

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Boccaccio reloaded - Centino Scrittori

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nun war es so weit. Marisa deutete auf die Taschen und dann auf die Hintertür. Dann packte sie hastig den letzten Proviant zusammen und alle schlichen sie zur Tür.

      Das Auto stand schon bereit. Da kamen auf einmal drei große, muskulöse Männer um die Hausecke und riefen ihnen zu stehenzubleiben. In Panik sprang die Familie ins Auto hinein und riss die Türen zu. Nun zogen die Männer Pistolen und zielten auf den Wagen. Voller Angst drückte der Vater auf das Gaspedal und riss das Lenkrad herum. Mit hoher Geschwindigkeit fuhren sie direkt auf die Männer zu. Diese schafften es gerade so auszuweichen. Dann ertönte ein Schuss und als Annalisa sich umdrehte, sah sie, wie die drei in einen schwarz glänzenden Wagen stiegen und ihnen nachfuhren. Sie sagte es den Anderen. Der Vater gab sich alle Mühe, Ruhe zu bewahren und darüber nachzudenken, was nun zu tun war. Irgendwie mussten sie es schaffen, diese Kerle loszuwerden und über die Grenze zu kommen.

      Das Gute war, dass sie nicht allzu weit von der Grenze entfernt wohnten. Nur etwa 21 Stunden, aber trotzdem konnten sie diese auf gar keinen Fall durchfahren. Vielleicht würden sie, wenn sie sich abwechselten, es in 14 Stunden schaffen. Und schon jetzt wurde es dunkel, sie würden also die Nacht durchfahren müssen. Durch die Nacht zu fahren war zwar sehr anstrengend, aber es war dunkel und das hieß, es war einfacher für sie, ihre Verfolger abzuschütteln. Und er hatte auch schon für ihre Flucht ein paar Vorkehrungen getroffen. In 50 Kilometern stand auf einer abgelegenen Raststätte ein anderer Wagen mit neuem Nummernschild ihres Heimatlandes bereit und er hatte Pässe mit neuen Namen für sie machen lassen, damit es bei der Grenzkontrolle weniger Probleme gab. Außerdem lag eine Pistole mitsamt Munition im Handschuhfach, nur für den Fall. Also mussten sie es als Erstes zur Raststätte schaffen. Er bat die Mädchen, die Autos hinter ihnen im Blick zu behalten und Bescheid zu geben, wenn hinter ihnen der Wagen der drei Männer oder sonst ein auffälliges Auto auftauchte. Sie fuhren nun auf die Autobahn und er drückte nochmals volle Pulle auf das Gaspedal. Sie rasten weg von ihrem normalen Leben und weg von den schrecklichen Ereignissen, die sich momentan im ganzen Land abspielten.

      Nachdem sie einige Zeit gefahren waren, bogen sie von der Autobahn ab und hielten auf einer kleinen abgelegenen Raststätte. Er drehte sich um und erklärt seiner Familie, dass sie nun umladen müssten, da sie von nun an in einem unauffälligeren Auto weiterfahren würden. Auch gab er ihnen ihre neuen Pässe und schärfte ihnen ein, sich nur noch mit den Namen, die in den Pässen gedruckt waren, vorzustellen. Dann stiegen sie aus und luden ihre Taschen in ein gebrauchtes und etwas zerkratztes Auto. Die Pistole verstaute der Vater wieder im Handschuhfach. Als Annalisa und Lilliana diese sahen, warfen sie sich einen erschreckten Blick zu, den er bemerkte und weshalb er beiden sagte, dass sie sie bestimmt nicht benötigen würden. Aber tief in seinem Inneren ahnte er, dass das vermutlich nicht stimmte, jedoch sollten die beiden keine Angst haben.

      Als sie alles umgepackt hatten, stiegen sie in das Auto und der Vater startete den Motor. Er hoffte so sehr, dass sie es schaffen würden und dass alles klappen würde. Sie fuhren nicht auf der Autobahn weiter, sondern auf Landstraßen durch kleine Dörfer und Wälder. Dies würde zwar länger dauern, aber hier war es unwahrscheinlicher auf Verfolger zu treffen. Nach sechs Stunden Fahrt waren die beiden Töchter eingeschlafen. Marisa schlug vor, in einer einsamen Nebenstraße zu parken, etwas zu schlafen und dann im Morgengrauen weiterzufahren. Er willigte ein, was wohl das Klügste war, denn schließlich brauchten sie beide auch ein wenig Schlaf. Er stoppte also auf einem verlassenen Waldweg, machte die Scheinwerfer aus, verriegelte die Türen, lehnte den Sitz etwas nach hinten und schloss die Augen. Schnell verfiel er dem Schlaf, denn er hatte die letzten Nächte kaum geschlafen.

      Geweckt wurde er von Schreien. Annalisa und Lilliana saßen stocksteif und mit fürchterlicher Angst in den Augen auf der Rückbank und starrten aus dem Fenster. Mutter und Vater taten es ihnen gleich. Es fing schon an zu dämmern, draußen konnte man eine schwarze Gestalt erkennen, die um das Auto herumschlich. Die Hand des Vaters wanderte zum Handschuhfach und er holte die Pistole heraus. Da ertönte ein Schuss und eine Kugel sauste durch die Vorderscheibe. Annalisa heulte auf alle drehen sich erschrocken zu ihr um, aber ihr war nichts passiert. Allen ging es gut, dann ertönte der nächste Schuss und streifte Lillianas Arm. Sie schrie, Panik machte sich auf ihrem Gesicht breit. Der Vater wies alle an, sich zu ducken. Und er meinte, dass er nun nach draußen gehen würde und sie losfahren sollten, sie hatten keine andere Wahl. Marisa und die Mädchen protestierten und hielten ihn fest. Dann ertönten noch mehr Schüsse und er warf Marisa einen traurigen Blick zu, die ihm daraufhin einen heißen Kuss gab und ihm zuflüsterte, wie sehr sie ihn liebte. Er drehte den Kopf nach hinten und betrachtete seine beiden Töchter, denen Tränen über die Wangen liefen. Sie wussten, dass es die einzige Möglichkeit war. Sie sagten ihm, dass sie ihn liebten, und er drückte ihnen einen Kuss auf die Stirn und sagte, dass sie sich gar nicht vorstellen konnten, wie sehr auch er sie beide liebte.

      Dann öffnete er die Tür, lehnte sich heraus, feuerte einen Schuss in die Dämmerung ab und schmiss sich aus dem Wagen. Marisa stiegt über die Mittelkonsole auf den Fahrersitz, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und startete den Motor. Sie fuhren auf eine Landstraße. Sie alle zuckten zusammen, als sie noch mehr Schüsse hörten und dann wurde es still. Nichts war mehr zu vernehmen. Dann gab Marisa Gas, den Blick stur geradeaus gerichtet. Immer wieder kamen Tränen hoch, doch die blinzelte sie weg. Sie musste es schaffen, ihre Kinder hier herauszuschaffen. Von hinten hörte man leises Schluchzen, doch irgendwann wurde es leise, keiner redete mehr, die beiden Mädchen schauten voller Traurigkeit aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Keiner von ihnen konnte so richtig begreifen, was gerade geschehen war.

      Nach einigen anstrengenden Stunden erreichten sie die Grenze und es gab keine großen Probleme bei der Grenzüberquerung. Auch über die zerschossene Frontscheibe wunderte sich keiner, da so etwas bei der momentanen Lage des Landes kein Wunder war. Aber ganz hatten sie es doch noch nicht geschafft, denn sie mussten es noch zur Grenze ihres Heimatlandes schaffen. Mittlerweile fiel es der Mutter immer schwerer, sich auf die Straße zu konzentrieren, aber sie biss die Zähne zusammen, so weit war es schließlich nicht mehr. Und da endlich erblickten sie das Schild, das sie darauf hinwies, dass sie die Grenze zu ihrem Heimatland überquert hatten.

      (Lotta Priewe)

       Siebte Geschichte

       „War das deine eigene Geschichte“, fragt ein älterer Mann, den ich davor noch nie gesehen habe. Das kleine Mädchen meint: „Nein, aber das ist leider die Geschichte von einer guten Freundin von mir…“ Danach wird es kurz still und das Mädchen lehnt sich auf den Arm von ihrer Mutter. Um die Stille zu unterbrechen, möchte jetzt ein junger Mann eine Geschichte erzählen.

      Es war einmal eine Familie mit drei Kindern. Sie lebten in einem kleinen Dorf und betrieben einen kleinen Bauernhof. Da die Familie nicht besonders viel Geld hatte, mussten die Kinder schon in jungen Jahren arbeiten und halfen somit auf dem Bauernhof mit. Wegen dem mangelnden Geld genossen die Kinder auch keine besonders gute schulische Bildung, wodurch ihre Aufstiegschancen im späteren Leben deutlich eingeschränkt wurden. In ihrer Freizeit spielten die Kinder gerne mit ihren Freunden aus dem Dorf. Eines Tages, als sie gerade auf dem Bauernhof waren und ihren Eltern halfen, hörten sie einen lauten Knall und rannten schnell los, um zu sehen, woher dieser kam. Als sie herausfanden, weshalb er zu diesem Knall gekommen war, rannten sie erschrocken zu ihren Eltern zurück, da auch sie sehen mussten, wie ein Haus aus dem Dorf dem Erdboden gleichgemacht wurde.

      Als sie ihren Eltern davon erzählten, wollten diese so schnell wie möglich das Dorf verlassen, da sie dort nicht mehr sicher waren. Also packten sie die wichtigsten Sachen zusammen und gingen schlafen um Kraft für die lange Reise zu sammeln. Doch mitten in der Nacht hörten sie erneut einen lauten Knall und erschrocken guckten sie aus dem Fenster, um zu sehen, was passiert war. Als sie es sahen, brachen sie sofort auf und rannten so schnell sie konnten. Das Haus ihrer Nachbarn war verschwunden.

      Sie mussten über kleine Wege auf Bergkanten laufen, um am nächsten Morgen müde und erschöpft in einem benachbarten Dorf anzukommen. Als sie das verlassene Dorf mit nur noch wenigen Häusern sahen,

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