Boccaccio reloaded. Centino Scrittori
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Читать онлайн книгу Boccaccio reloaded - Centino Scrittori страница 17
Wie jeden Morgen geht Mike als erstes zum Grab seiner 16-jährigen Schwester. Ihr Name war Jenny. Sie hatte vor einem halben Jahr einen tragischen Autounfall. Sie fuhr in einer Nacht mit dem Auto von ihrem Freund Trevor Griffith auf der Autobahn. Die Randalls und die Griffiths sind jahrzehntelange Konkurrenten, denn beide sind die mächtigsten Familien in New Orleans. Als Jenny und Trevor zusammen waren, schien sich die Situation zwischen ihnen zu beruhigen. Doch nach dem Tod von Jenny entstand ein hässlicher Machtkampf zwischen ihnen.
Nachdem Mike Blumen auf das Grab seiner Schwester gelegt hat, nimmt er seine Schultasche und fährt mit seinem Motorrad zur High School. Als er dort ankommt, geht er in seinen Kurs und holt seine Sachen raus. Mike hat keine Freunde, die ihm nahestehen oder viel über ihn wissen. Sein einziger guter Freund war Trevor, doch nach dem Tod von Jenny haben sie sich auseinandergelebt, obwohl sie auch in derselben Basketball-Mannschaft spielen.
Nach der Schule geht Mike zur Basketballhalle, weil heute Training ist. Sie trainieren drei lange Stunden ihre neuen Taktiken, da am nächsten Wochenende das Spiel gegen ihren größten Rivalen der Liga stattfinden soll. Alle Spieler geben 100% und sie spielen alle unglaublich gut. Der Einzige, der negativ auffällt, ist Trevor. Es scheint ihn etwas zu bedrücken und deshalb wartet Mike nach dem Training vor dem Auto von Trevor auf ihn.
Mike fragt: „Hey Trevor. Schienst eben beim Training nicht ganz konzentriert gewesen zu sein. Alles gut?“ Trevor antwortet: „Ach… Ich glaube, ich bin momentan einfach nicht in meiner Bestform. Und meine Familie stresst mich in letzter Zeit ein wenig. Du weißt ja, wie das ist, wenn sie einen langsam in die Geschäfte reinziehen.“ „Ja, da kenn ich mich verdammt gut aus“, sage ich wahrheitsgemäß.
Trevor steigt in sein Auto und sagt: „Dann weißt du ja, wie es mir geht. Das alles ist echt nicht einfach. Tut mir leid… Ich hab’s zwar noch nie gesagt, aber mein Beileid für das mit deiner Schwester.“
„Danke… Mein Beileid mit deiner Freundin“, meine ich.
Daraufhin fährt Trevor los. Mike hat nach dem Gespräch mit Trevor ein komisches Gefühl, weil er sich etwas anders verhalten hat als sonst und ihm nicht richtig ihn die Augen sehen konnte. Mike denkt, dass es daran liege, dass sie im letzten Jahr nicht viel Kontakt hatten.
Mike fährt zu den Anwesen seiner Familie und geht in sein Zimmer. Es ist schon Abend und es dauert nicht lange, bis das Anwesen von der Polizei gestürmt wird. Die Familienmitglieder werden nacheinander festgenommen. Als Mike die Schüsse der sich wehrenden Familie wahrnimmt, schnappt er sich sein Erspartes, steigt aus dem Fenster und klettert runter zu seinem Motorrad. Er fährt stundenlang einfach nur geradeaus, weil er geschockt ist. Wenn seine ganze Familie festgenommen worden ist, kann er nicht zurück, da er auch ein Teil der Familie ist und sie ihn festnehmen würden. Sein ganzer Körper tut weh und er kann nicht glauben, was gerade passiert ist.
Schließlich kommt er an einem Motel an und ruft aus Instinkt Trevor an. Trevor geht mit einem „Hallo?“ ans Telefon. Mike ruft ganz aufgebracht: „Verdammt, Trev! Ich habe ein riesengroßes Problem. Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist.“ Trevor antwortet: „Ach, weißt du… Ich kann es mir eigentlich ganz gut vorstellen.“
Mike ist sichtlich erstaunt: „Was redest du!? Die Polizei hat gerade meine ganze Familie festgenommen, wahrscheinlich auch einige getötet.“ „Warum rufst du mich an“, fragt Trevor daraufhin kalt. „Ich brauche deine Hilfe, was denn sonst“, sage ich verwundert. Trevors nächster Satz trifft Mike hart: „Jetzt hör mir mal zu! Meine Familie hat deine mit stichfesten Beweisen an die Polizei verpfiffen.“ „Ich verstehe nicht… Woher hattet ihr denn die Beweise?“ Trevor antwortet: „Das jetzt zu hören fällt dir wahrscheinlich schwer, aber sie hatten sie von mir. Ich war mit deiner Schwester zusammen, um Informationen zu bekommen. Zu meinem Glück war sie wie ein offenes Buch, wenn es um eure Geschäfte ging. Wir haben auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und der war nun mal heute. Als deine Schwester Wind von der Sache bekommen hat, habe ich die Bremsen von meinem Auto zerstört, da ich wusste, sie würde mit dem Wagen wegfahren. Wie gesagt, mein Beileid für die Sache mit deiner Schwester, aber ich bereue nichts und ich habe jetzt ein höheres Ansehen in der Familie. Viel Spaß dir in deinem weiteren Leben, Mike.“
Mike schreit: „Ich hätte dir und deiner Familie so etwas niemals angetan! Du warst mein bester Freund.“ Trevors letzte Worte sind: „Die Zeiten ändern sich. Auch für uns.“ Dann legt er auf. Die Welt schien sich von gleich auf jetzt um 180 Grad gedreht zu haben.
Mike gehen hunderte Dinge durch den Kopf. Er spürt Schmerz, Verrat und Trauer um seine Schwester. All diese Gedanken formen sich zu einem Gefühl. Tiefer Hass. Und dieser Hass bringt Mike dazu, dass er Trevor in der Zukunft dazu bringen wird, all seine Taten zutiefst zu bereuen und ihn anzuflehen, sein Leben nicht zu vernichten.
(Samuel Rivera)
Fünfte Geschichte
„Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet!“, sagt eine Person, die gestern ziemlich sicher noch nicht da war. Sie möchte auch gleich die nächste Geschichte beisteuern und weil niemand Einwände hat, betitelt sie ihren Beitrag mit „Rasante Flucht“ undfängt an zu erzählen.
„Jetzt komm endlich!“, sagt meine Mutter und ich taumle mit meinen beiden überfüllten Plastiktüten und meinem alten Prinzessinnenrucksack die Treppe hinunter und schließlich aus unserem Haus. Unser schönes Haus… All die Erinnerungen… Das alles lassen wir zurück. Meine Mutter und mein Vater haben Schleppern all ihre Ersparnisse gegeben, damit sie uns „sicher“ über das Mittelmeer schaffen. Jetzt geht es los… Wir werden in einen engen, überfüllten Laster gescheucht und fahren los. Es ist eine schreckliche Fahrt. Alle paar Minuten hört man, wie irgendjemand auf den Boden pinkelt. Aber was sollen sie denn machen? Angehalten wird ja nicht. Mittlerweile ist der ganze Boden feucht, klebrig und es stinkt abscheulich. Als ich langsam Angst bekomme, was passiert, wenn jemand „groß“ muss, öffnet sich mit einem lauten Quietschen die Tür und uns wird befohlen auszusteigen.
Im Laster war es so dunkel, dass ich lange nichts sehe, ich rieche nur Meerwasser. Als ich endlich wieder sehen kann, sehe ich es. Wir sind am Meer, vermutlich am Mittelmeer. Irgendwo versteckt in einer Bucht. Aber wir sind nicht die Einzigen. Mindestens 300 andere Flüchtlinge stehen verteilt in der Bucht herum. Plötzlich höre ich Schreie. Ich drehe mich um und sehe ein junges Mädchen. Etwa in meinem Alter, um die zehn Jahre alt. Sie wird von zwei Männern mit Gewehren auf dem Rücken festgehalten. Ein dritter reißt ihr schmutziges Kleid auseinander und wälzt sich auf sie. Jetzt knallt es laut. Ein Mann ist aus der Menschenmenge hervorgesprungen und hat eine Pistole gezückt. Er schießt wie wild geworden auf die Männer. Mit Erfolg, sie fallen direkt zu Boden. Ein paar Momente später fällt er jedoch auch zu Boden. Ein anderer Schlepper hat seine Waffe gezückt und nicht gezögert. Um ihn bildet sich eine riesige Blutlache. Die Schlepper nehmen ihn an Armen und Beinen und schmeißen ihn ins Meer.
Als alle wieder einigermaßen beruhigt sind, werden wir auf alte, überfüllte, rostige Schiffe gelotst. Ein bis zwei Stunden später sind wir auf dem offenen Meer und kurz darauf fällt eine Frau über Bord. Alle schreien auf. Ein paar Leute probieren in der Not ihre Klamotten als Rettungsringersatz in das Wasser zu schmeißen. Doch anstatt anzuhalten und die arme Frau zu retten, fährt das Boot einfach weiter, als wäre nichts passiert.
Nach einer schrecklichen, schlaflosen Nacht spüre ich, wie