Boccaccio reloaded. Centino Scrittori

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Boccaccio reloaded - Centino Scrittori страница 13

Boccaccio reloaded - Centino Scrittori

Скачать книгу

Kraft so langsam dem Ende zuneigt und er mittlerweile hoffnungslos sei, da er nicht wisse, wie es weitergehen solle. Wir werden eh alle sterben. Das traf mich. Denn erst jetzt, mit den Eindrücken vom Friedhof, wurde mir bewusst, dass bisher niemand versucht hatte, den Menschen zu vermitteln, wie wichtig es jetzt ist, die Hoffnung beizubehalten und nicht aufzugeben.

      Alles schlug auf einmal bei mir ein und ich begann lautstark zu reden. Ich sagte Sachen wie, dass die Situation nicht besser davon werde, wenn man so hoffnungslos mit allem umgehe und das ganze Dorf voll von Negativität sei, sodass die Menschen anfangen sich anzufeinden und es sogar bis zu Prügeleien komme. Es bringe schließlich nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn in genau solchen schweren Zeiten sei Solidarität gefragt und wir alle müssen jetzt nun einmal zusammenhalten. Wir müssen zusammen versuchen, gegen die Krankheit zu kämpfen, und dürfen unseren Kampfgeist nicht verlieren. Wir müssen uns alle gegenseitig aufbauen und mit ein wenig Zuversicht, dass diese schwere Zeit bald vorbeigeht, schaffen wir Menschen alles.

      Als ich fertig war mit Reden, sah Tommy mich erstaunt und gleichzeitig erschrocken an. Erst jetzt realisierte ich, dass ich einfach drauf los geredet hatte, und mir wurde ganz warm. Tommy fing an zu reden und sagte, dass es endlich jemanden geben müsse, der die Menschen versuchen solle zu beruhigen. Außerdem sollte jemand da sein, der den Menschen klarmacht, wie wichtig Zuversicht, Zusammenhalt und Solidarität in so einer kritischen Zeit seien. Also alles, was ich erwähnt hatte. Nachdem er dies gesagt hatte, schlug er vor, dass ich diejenige sein solle, die den Leuten wieder Hoffnung macht und sie ermutigt. Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten soll und ich konnte es auch gar nicht, da Tommy erneut anfing zu reden und meinte, dass er einen guten Draht zum Bürgermeister unseres Dorfes hätte und ihn sofort anrufen würde. Das tat er dann auch. Ein paar Tage später saßen meine Familie und ich, natürlich noch immer in Quarantäne, zuhause vor dem Fernseher und warteten gespannt darauf, was ich in meiner Rede von gestern zu sagen hatte. Wegen der immer noch andauernden Quarantäne und den Maßnahmen zur Pandemie konnte ich die Rede zur aktuellen Situation nicht öffentlich halten, jedoch wurde sie im Fernsehen ausgestrahlt und angekündigt, sodass jeder in unserem Land sie hoffentlich zu hören bekommen hat. Es ist immer noch verrückt für mich zu wissen, dass ich versucht habe, den Menschen in meinem Land zu vermitteln, was jetzt zu tun sei und wie wir zusammenhalten müssen. Durch die ganzen Eindrücke mit den Zombie-artigen Menschen wurde mir bewusst, wie sehr die Menschen ihren geistigen bzw. mentalen Zustand verändern können, wenn es zu einem Ausnahmezustand kommt.

      (Maike Ludwig)

       Zehnte Geschichte

       Nach dieser Geschichte werden die Ersten langsam etwas unruhig, weil es doch schon etwas später ist. Ich schlage vor, dass wir nach der nächsten Geschichte für heute Schluss machen können, auch weil zehn so eine schöne und runde Zahl sei. Die letzte Geschichte für heute kommt von einem 16-jährigen Jungen. Er nennt sie: „Corona – Ist doch eh alles gelogen!“ und damit fängt er an zu erzählen.

      Ich heiße Nikolas und bin 16 Jahre alt. Zurzeit gehe ich in die 11. Klasse des Gymnasiums. Naja, richtig zum Gymnasium gehen kann ich aktuell nicht mehr wirklich. Ihr wisst sicherlich warum: Corona. Meiner Meinung nach ist das alles totaler Blödsinn. Welcher hirnverbrannte Mensch glaubt denn so etwas?! Wie sich herausstellt, ist fast unsere gesamte Gesellschaft hirnverbrannt. Die bleiben alle brav Zuhause. Richtige Systemsklaven sind das. Die verstehen doch gar nicht, was der Staat überhaupt mit uns vorhat! Die wollen doch nur das Bargeld abschaffen und die Pharmaindustrie will mal wieder ihren Profit aus der Angst der Menschen ziehen. Angeblich durchlaufen wir gerade eine Pandemie, aber ich kenne nicht eine Person, die krank ist! Nicht eine! Ich lasse mir so etwas ganz sicher nicht erzählen! Ich mache weiterhin das, was ich will! Ich werde mich mit meinen Freunden treffen, von mir aus auch zu zehnt! Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meiner Oma deswegen überhaupt nichts passieren wird.

      „Nikolas?“ „Ja, Mama?“ „Wo willst du denn schon wieder hin?!“ „Ich treffe mich mit Max und Baran.“ „Sag mal, was soll das?! Schon mal was von Corona gehört?! Du kannst dich doch nicht jeden Tag mit Freunden treffen! Und schon gar nicht, wenn es mehr als ein Freund ist und ihr euch nicht an den Mindestabstand haltet! Hast du schon mal an die Konsequenzen davon gedacht?! Du siehst deine Oma fast jeden Tag, was ist, wenn sie sich durch dich mit Corona infiziert?!“ „Boah, Mama! Ganz ehrlich, nerv’ mich doch nicht! Bis jetzt ist Oma auch noch nichts passiert! Würde es Corona geben, hätten wir alle es schon längst! Das ist alles nur eine große Lüge!“ „Jetzt sag mir bloß nicht, du gehörst auch zu dieser Verschwörungstheoretiker-Truppe!“ „Ja, ja, nennt uns nur weiter so! Nur weil wir keine dummen Systemsklaven sind, die blind dem Staat folgen!“ „Sag mal, hörst du dich selbst überhaupt reden?!“ „Ach, komm. Geh mir jetzt nicht auf die Nerven! Ich verzieh’ mich jetzt! Ciao!“ Ich knalle die Tür hinter mir zu. Ich höre meine Mutter noch schreien: „Das ist ja nicht zu fassen!“ Aber das ist mir völlig egal. Die kann mich mal!

      Ich werde von den lauten Stimmen meiner Eltern aus dem Schlaf gerissen. Was ist denn jetzt schon wieder los?! Kann ich nicht einmal in Ruhe ausschlafen? Ich stehe mürrisch auf und reiße meine Tür auf. „Ey, was soll das?! Ich versuche hier zu schlafen!“ „Halt den Mund, du verantwortungsloser Bengel! Deine Oma ist im Krankenhaus!“ „Was?! Was ist passiert?!“ „Sie hat starke Atemprobleme! Die Ärzte gehen von Corona aus! Habe ich dir nicht gesagt, dass dein verantwortungsloses Verhalten noch Konsequenzen haben wird?!“ „Schieb’ nicht mir die Schuld in die Schuhe! Corona gibt’s nicht! Das ist was Anderes!“ „Jetzt hör auf zu diskutieren! Zieh dich an und wir fahren sofort ins Krankenhaus!“ Im Krankenhaus herrscht großes Chaos. Überall sieht man Ärzte und Krankenpfleger umherrennen. Meine Eltern erkundigen sich an der Rezeption nach meiner Oma. Ihnen wird die Zimmernummer gesagt und wir machen uns auf den Weg dahin. Als wir gerade vor der Tür stehen, tritt ein Arzt heraus. „Guten Tag, Herr Doktor! Ich bin die Tochter Ihrer Patientin. Wie sieht‘s aus?“ „Ihre Mutter ist soweit stabil. Wir gehen, wie Ihnen bereits mitgeteilt wurde, stark von einer Infizierung mit Covid-19 aus. Es steht aber noch nicht sicher fest. In einer Stunde müssten die Ergebnisse bereitliegen.“ „Dürfen wir sie dann sehen?“ „Jetzt noch nicht, sie benötigt noch etwas Ruhe. Bitte nehmen Sie im Wartebereich Platz.“ Was der da redet. Sie würden von einer Infizierung mit Covid-19 ausgehen. Pah, was ein Quatsch! Die werden noch alle sehen, dass ich im Recht bin! Der soll mal gefälligst schnell mit dem Ergebnis machen! Anderthalb Stunden später kommt der Arzt auf uns zugelaufen. Meine Eltern stehen energisch auf. „Und, Herr Doktor?“ „Die Ergebnisse liegen vor. Wir können nun mit Sicherheit sagen, dass es sich bei Ihrer Mutter um eine Infizierung mit dem Virus Covid-19 handelt.“ Die Fäuste meiner Mutter ballen sich zusammen.

      (Nual Al-Yousef)

       „Wir sollten das alles echt nicht unterschätzen. Auch wenn ich mir die Geschichte in der Form nur ausgedacht habe, gibt es genug Leute, die so verantwortungslos damit umgehen wie die Person in der Geschichte, und wir haben ja gesehen, wie das ausgegangen ist“, fügt er noch hinzu. Danach verabschieden sich alle und gehen auf ihre Zimmer. Ich finde, heute war ein voller Erfolg, und ich freue mich schon auf morgen.

       ZWEITER TAG

       Als ich heute in den Gemeinschaftsraum komme, bin ich sogar noch aufgeregter als gestern. Hat es den Leuten gefallen? Werden sie wiederkommen? Ich bin erleichtert, als ich einige Gesichter von gestern, aber auch einige neue sehe. Wir warten noch relativ lange auf einige Leute, bevor wir anfangen.

       Erste Geschichte

       „Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber ich bin heute in der Stimmung für spannende Geschichten “, sagt eine junge Frau, die gestern auch schon dabei war. Ein ziemlich großer, junger Mann kommt mir zuvor und antwortet: „Ich glaube, da habe ich die richtige Geschichte.“

Скачать книгу