Boccaccio reloaded. Centino Scrittori

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Boccaccio reloaded - Centino Scrittori

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ich sehe, als ich aus meinem einigermaßen guten Schlaf erwache. Ich springe auf, schmeiße meine Decke beiseite und bahne mir meinen Weg zu meiner Schwester. Laura ist vor Angst erstarrt. Sie schreit nur: „TOM! TOM!“ Ich atme schwer und meine Augen tränen extrem von dem dicken Rauch. Ich nehme Laura in die Arme und taste mich krabbelnd voran. Ich spüre, wie meine Haut verbrennt und sich langsam aber sicher Blasen bilden. Ich will mir nicht vorstellen, wie sie verheilt aussieht. Um das zu sehen, muss ich es aber hier erst einmal lebend herausschaffen. Endlich erreiche ich den Ausgang. In ihm ein brennender Stofflappen, welcher zumindest für ein bisschen Privatsphäre in diesem Drecksloch sorgen sollte. Ich reiße ihn zur Seite und hechte nach draußen. Erst später erkenne ich die wütende Meute. Sie schreien irgendwelche Wörter, doch ich verstehe kein Arabisch. Ich bin mir aber sicher, dass es Beleidigungen sind. Wahrscheinlich Beleidigung gegen Deutsche oder Christen oder beide. Ein paar von ihnen halten Molotow-Cocktails in ihren Händen, andere Macheten oder improvisierte Waffen. Das wird wohl das Ende sein.

      Wir hatten es schon weit geschafft. Von Deutschland zu Fuß bis nach Italien und von da in einem überfüllten Boot nach Afghanistan. Alle sagten, hier wäre das Leben besser, hier gebe es Frieden und Wohlstand. Aber daran glaube ich schon lange nicht mehr. Sie wollen uns hier nicht. Sie denken, alle Christen wären gleich und verbreiten Terror, wie der CS, was für „Christlichen Staat“ steht. Wie der Name schon sagt, wollen sie einen „Christlichen Staat“ gründen und streng gläubig leben. Die Anhänger leben extrem christlich und sprechen sich das Recht zu, alle „Ungläubigen“ umzubringen. Es reicht aus, gegen eines der Zehn Gebote der Bibel verstoßen zu haben. Sie waren für eine Serie von Anschlägen auf allen Kontinenten verantwortlich und stützten durch extreme, rücksichtslose Gewalt Europa und Amerika in Chaos. Millionen von Christen sind geflohen, meistens illegal, in den mittleren Osten.

      Ein großer Teil der Einheimischen ist hilfsbereit und sie verstehen uns, es gibt jedoch Organisationen und Einzelpersonen, die Anschläge auf uns verüben, wahrscheinlich aus Angst und Hass. Es waren anfangs nur Beleidigungen, dann Schläge, ich hätte jedoch niemals gedacht, dass die Arschlöcher so weit gehen und einen Brandanschlag verüben. Sie sollten mal selber erleben, wie es ist, alles zurückzulassen und vor Terror, Krieg und Chaos zu fliehen.

      Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Etwas zerschellt neben mir. Es war ein Molotow-Cocktail, der Hurensohn, der ihn geworfen hat, war aber zu meinem Glück zu dumm, ihn richtig anzuzünden. Ich renne nach links, überall um mich herum Flammen und in ihnen schreiende, brennende Leute. Ich kann ihnen jetzt aber nicht helfen. Ich muss mich zuerst um mich und meine Schwester kümmern. Um mich besser zu fühlen, rede ich mir ein, dass ich zurückkomme. Ich weiß jedoch selber, dass es nicht so kommen wird.

      Während ich weggucke, stolpere ich über einen Halbtoten mit einer Eisenstange in der Brust. Er röchelt um Hilfe, aber ich kann nicht. Ich schiebe ihn zur Seite und renne weiter. Es sind noch um die 150 Meter bis zur Essensausgabe. Sie ist aus festem Stein gebaut und ich hoffe, darin Schutz zu finden. 100 Meter. 50 Meter. 25 Meter. Vor mir ist ein anderer Typ. Er hatte wohl dieselbe Idee wie ich. Er reißt die Tür auf. Plötzlich gibt es einen Schlag, und ich sehe nur noch seinen Körper, der Kopf fehlt jedoch. Stattdessen ist an der Stelle des Kopfes eine Blutfontäne. Die Propangasflaschen haben der Hitze wohl nicht standgehalten. Sein Kopf wurde von einem Ventil abgefetzt. Die Küche ist also offensichtlich nicht sicher, deshalb sprinte ich weiter Richtung Markt. Ich drehe mich um, als ich hinter mir schreckliche Schmerzensschreie höre. Ein Mann rennt brennend wild herum und bleibt schließlich bewegungslos liegen. Im selben Moment trifft mich etwas Hartes am Schädel und ich falle ohnmächtig zu Boden.

      Ich werde von einem Schlag ins Gesicht geweckt. Vor mir steht ein Mann mit Turban und riesigem Bart. Er lächelt grässlich, labert irgendein Zeug, das ich eh nicht verstehe, und richtet eine Pistole auf mich. Ich erinnere mich an einen Entwaffnungstrick aus einer Serie, die ich früher geguckt habe. Jetzt gehe ich jeden Schritt noch einmal innerlich durch. Als er das Schlagstück spannt, greife ich blitzschnell an. Ich hätte niemals gedacht, dass es klappt, doch das hat es. Jetzt bin ich der mit der Waffe und er das kleine hilflose Opfer. Ich erinnere mich auch an den Rat, nicht zu zögern, sondern direkt abzudrücken. Das tue ich. Ich ziele in sein hässliches Gesicht und drücke ab. Volltreffer. Sein halber Kopf ist zerschmettert und er fällt zu Boden. Ich fühle mich mächtig. Die Waffe stecke ich ein, nehme meine Schwester und laufe weiter.

      Kurze Zeit später knallt es hinter mir und eine Kugel schlägt genau neben mir in einen Tisch ein. Ich schmeiße mich auf den Boden und stelle mich tot. Meine Hand bewege ich langsam zu meiner Pistole, den Finger am Abzug. Die Schritte kommen näher. So wie es sich anhört, sind es zwei Männer. Die Schritte kommen näher. Ich halte meinen Atem an. Sie beugen sich über mich und lachen gehässig. Einer der beiden will wohl prüfen, ob ich noch lebe, und legt seine Finger an meinen Hals. Ich rolle mich zur Seite und jage ihm eine Kugel ins Kinn. Sein Blut und vielleicht auch ein Teil seines Gehirns spritzen auf den zweiten. Er greift panisch zu seiner Waffe und schießt wild drauf los. Ich bin währenddessen hinter ein Auto geflüchtet. Als er sein Magazin leergeschossen hat, renne ich auf ihn zu und schieße ebenfalls. Zu seinem Unglück treffe ich. Nun nehme ich auch noch seine Waffe und renne in Richtung Krankenhaus. Es müssten von hier noch ungefähr 1000 Meter sein. Das sollte relativ schnell zu schaffen sein.

      Ich denke an meinen Vater und meine Mutter, die sich dem CS widersetzt haben und das mit ihrem Leben bezahlt haben. Sie wurden kaltblütig abgeschlachtet. Kurz vor dem Krankenhaus verstecke ich meine beiden Waffen hinter einem Busch und versuche mir den Ort einzuprägen. Um besonders viel Aufmerksamkeit zu bekommen, renne ich in die Notaufnahme und werfe mich auf den Boden, nachdem ich wild geschrien habe. Meine Taktik funktioniert, die Ärzte kommen direkt auf mich zugerannt und fahren meine Schwester und mich auf Liegen weg. Zu meiner Verwunderung fahren wir jedoch nicht wie gewohnt nach oben, sondern nach unten. Drei der anwesenden Männer sehen außerdem nicht aus wie Ärzte oder Krankenhauspersonal. Sie verabreichen uns eine Spritze und ich schlafe ein.

      Später wache ich wegen einem kalten Eimer Wasser auf und finde mich und Laura in einem dunklen Kellerraum wieder. Ich versuche aufzustehen, aber ich werde durch dicke Ledergurte gehalten. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir hier nicht hingebracht wurden, damit uns geholfen wird. Die schwere Metalltür öffnet sich, und ein Mann mit verzierten Gewändern, einem riesigen Turban und Goldschmuck geht mit schweren, langsamen Schritten auf uns zu. Hinter ihm werden die drei von mir erschossenen Männer und ein Wagen mit kleinen spitzen Zangen und allerlei Werkzeug und Messern hineingeschoben.

      Der erste muss ihr Anführer sein. Auch wenn ich nicht verstehe, was sie sagen, kann ich es mir denken. Sie wollen sich an mir rächen. Der Anführer gibt ein Handzeichen und ein kleiner fetter Typ aus der Ecke nimmt sich fröhlich eine Zange vom Wagen und geht langsam auf Laura zu. Mir ist klar, ich muss mich lösen und uns hier rausholen. Da spüre ich einen leichten Druck unter mir. Es ist das kleine Schweizer Taschenmesser, was mir mein Vater zu meinem achten Geburtstag geschenkt hat. Ich trage es seitdem in meiner hinteren Hosentasche. Langsam bewege ich meine Hand und umfasse es. Ich klappe leise die Säge aus und fange an, den Gurt zu bearbeiten. Aber was mache ich, wenn ich mich lösen kann? Ich bin allein, nur mit einem mickrigen Taschenmesser, und sie sind sechs Mann mit Pistolen und Gewehren. Ich muss improvisieren, also säge ich weiter, bis die Gurte gelöst sind, stürze mich dann so schnell wie es geht auf den Bastard neben Laura und ramme ihm meine stumpfe Klinge in den Hals. Ich packe ihn, nehme seine Waffe, stoße Lauras Liege um und benutze sie als eine Art Schutzschild, um den Kugelhagel abzuwehren. Als sie endlich nachladen oder ihre Pistolen ziehen wollen, ballere ich los und drehe mich von links nach rechts, bis das Magazin leer ist. Das Schreien der Bastarde hat sich währenddessen in ein leises Röcheln verwandelt.

      Alle liegen nun regungslos am Boden, bis auf den Anführer. Er hat nur einen Schuss in sein linkes Bein abbekommen und robbt in Richtung Tür. Ich gehe auf ihn zu, stoppe ihn mit meinem Fuß, drehe ihn auf den Rücken und schlage ihm mit der Rückseite meines Gewehres den Schädel ein.

      Jetzt laufe ich zu meiner Schwester, die zum Glück nichts gesehen hat, und inspiziere sie. Sie ist nur

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