Gestern war heute. Berth Mann
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Nach den Festen waren die Dorfleute schnell wieder für sich alleine oder in ihren Vereinen versammelt.
So ist es anscheinend immer und an vielen Orten ist es auch genau so.
So ist das Leben in einem kleinen Dorf eben.
Alles hat seine Zeit, warum sollte diese Wahrheit hier nicht stimmen?
Sie stimmte auch hier und es gab eben gute und schlechte Zeiten im Dorfleben.
Robert hatte sich mit den Gegebenheiten in all den Jahren inzwischen arrangiert.
Vieles war eben hier so wie immer und Tradition und Brauchtum ist ja eigentlich auch nicht´s Schlechtes.
Nur eben nicht so modern und zeitnah wie er es sich oft wünschte.
Das war aber auf dem Dorf nun einmal nicht zu ändern und von ihm schon gar nicht!
Am Anfang gab bei ihm auch ein Interesse in einen Verein einzutreten.
In keinem Verein zu sein war nicht förderlich für viele Dinge und er war ja auch ein Geschäftsmann der Kontakte dringend brauchte.
Da er von keiner Seite jemals dahingehend angesprochen wurde, bot er sich den Karnevalisten des „KA & KI“ Karnevalsvereins einmal als Moderator und DJ an.
Sie nahmen seine Offerte zwar zur Kenntnis, aber das war es dann auch schon.
Es kam keine weitere Reaktion von den einheimischen Herren des Elferrates und somit wurde aus der Karriere leider nichts.
Es sollte wohl nicht sein, dass ein „Ossi “ hier im Moselland den Ton angab? Das konnte nicht sein. Der Ostler kannten doch den Karneval sicher gar nicht.
Roberts Dialekt war auch nicht typisch für die Gegend hier und ansonsten konnten sie das sowieso besser, meinten sie jedenfalls später einmal hinter vorgehaltenen Hand.
Damit wurde Robert kein Vereinsmitglied, in diesem Verein nicht und auch nicht in einem anderen Klub. Na ja, wenn es so sein sollte?
Aber immerhin war er ein Bewohner des Ortes und hatte damit ebenfalls seine verbrieften Rechte als Bürger.
Zur Wahl zum ersten gemeinsamen deutschen Bundestag ist er damals noch mit großem Stolz in das Wahllokal im Rathaus gegangen.
Als Neubürger war er verständlicherweise dabei etwas unsicher.
Zu den Wahlen in seiner Ost-Heimat ist er in der Zeit wo er einen Ausreiseantrag gestellt hatte gar nicht mehr hingegangen.
Als Antragsteller einer Ausreise nach dem Westen war das nur konsequent und seine Stimme war sicherlich sowieso schon als „JA“ von der Krenz- Wahlkommission gezählt worden.
99,7% war damals eine übliche Erfolgszahl der Genossen Wahlbetrüger. Aber damals im Frühjahr 1989 gab es sehr viele „ Nein-Stimmen “ und trotzdem hatten die ewig lächelnden roten Wahlbetrüger das Ergebnis noch als überwältigendes Bekenntnis der Bevölkerung für ihre Einheitspartei gewertet und nach ihren Wünschen wieder zurecht gelogen.
Es war eine ihrer letzten Lügen, zum Glück!
Hier im Westen sollte das natürlich nicht so sein. Sollte es nicht?
Als Robert zu seiner Wahlkabine ging wurde er von einem der anwesenden Wahlhelfer darauf aufmerksam gemacht, dass er seine Kreuze gleich an die erste Stelle des Wahlzettels machen könne.
Was sollte er ? Er sollte was tun ? Da standen doch nur die Kandidaten der SPD oben drauf. Das war ein Ding!
Da wollte ihn wohl Einer für dumm verkaufen, so ein Idiot.
Jetzt konnte Robert doch endlich selbst bestimmen, selbst unabhängig abstimmen, nun das.
Ein scharfer Blick von ihm reichte aber aus um den Herren dann zur Raison zu bringen.
Blicke können manchmal mehr sagen als tausend Worte.
Robert konnte doch schon seit vielen Jahren mit Messer und Gabel essen, sogar schon mit Tinte schreiben, nun kam so Etwas.
Er war doch nicht auf der Keks-Suppe des Lebens hierher geschwommen und einen Kran zum Hut aufsetzen brauchte er auch nicht, also Nein !
Aber so einen Dorfhirni gab es da wirklich. Der Herr hatte wohl den Knall nicht gehört!
Seine Kreuze hat Robert natürlich an der richtigen Stelle gesetzt, „das wallte Hugo“! Damals jedenfalls….
Ein richtiges Kreuz aber auch mit so einer Wahl!
Demokratie ist eben auch gar nicht einfach, lieber Robert.
Weder in den ersten Jahren noch später konnte sich Robert dann richtig für eine der politischen Parteien erwärmen.
Ihre Antworten auf die dringenden Probleme der Gegenwart waren ihm immer wieder viel zu schwammig und nicht konsequent genug.
Da wurde zu viel herum gedruckst und verbuchtelt von den örtlichen Partei-Repräsentanten und am Ende war dann der Bürgermeister des Dorfes dennoch immer wieder der gleiche Mensch.
Hier im Ort war es auch so. Seit vielen Jahren war der Bruder vom Werner eben der Bürgermeister. Das war anscheinend immer so und das bleib auch so. Nur dessen schlechter Gesundheitszustand bereitete der ewigen Präsenz dann einmal ein Ende. Jahre darauf ist er dann auch zu früh verstorben. Sein Nachfolger war aber auch wieder einer von der Partei die den Bürgermeister anscheinend schon seit den Römer-Zeiten im Dorf stellte, wieder ein Schwarzer.
Hier war das Spiel der Seilschaften sicherlich ehemals erfunden worden? Alle Seile waren recht ordentlich verknüpft und am Ende ging es dann doch oft nur um ihre eigenen Interessen.
Man nennt das ganze wohl Politik, oder?
Da blieb Robert lieber in seiner Welt und baute sein Leben mit ehrlicher und fleißiger Arbeit auf. Das war viel besser so, viel ehrlicher!
Später hat er diesen Weg dennoch kurz einmal kurz verlassen, weil sich ein lohnendes Geschäft für ihn anbahnte.
Damals ist er den Spuren der Goldtaler noch gefolgt, damals leider.
Sein Brötchengeber hatte als Versicherungsunternehmen mit einer christlichen Partei einen Sondervertrag geschlossen.
Die Mitglieder der Jugendorganisation der Partei konnten dadurch verbilligte und verbesserte Tarife in Anspruch nehmen.
Das musste natürlich vor Ort kommuniziert werden und die Netzwerke zu den verantwortlichen Parteiführern in der Region waren zu knüpfen.
Diese Aufgabe übernahm Robert gerne und er hat sich damals richtig rein gekniet und die Fäden gesponnen.
Gerade auch, weil die eigentlich zuständigen hauptberuflichen Angestellten im Unternehmen keine blasse Ahnung hatten und auch nicht so recht wollten. Zu viel Risiko und Arbeit.
Für ihn als selbständigen Partner des Unternehmens wäre es