Italiener-Wochenende. Kathi Albrecht

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Italiener-Wochenende - Kathi Albrecht

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dem Ding an der Türklinke hängen. Da ist es zerrissen.“

      „Und du bist dann in den Garten gelatscht, um es deinem Onkel zu beichten?“

      „Wollte ich. Aber …. Mir war es plötzlich so seltsam, so leicht und dann doch wieder speiübel! Ich wollte erst durchs Fenster gehen, ich dachte, ich flieg dann da so runter zum Onkel, grad wie so ein Superheld, weißt?“

      „Oh Gott! Gut, dass du das dann doch nicht gemacht hast!“

      „War keine bewusste Entscheidung.“ Lorenzo schüttelte nachdenklich den Kopf. „Da war ein Auto vor dem Haus und die Türen wurden zugeknallt, Frauenstimmen – da habe ich mich umgedreht und bin die Treppe hinunter. Hat aber eine Weile gedauert bis ich unten war, da lief ja bei mir so ein lustig bunter Film im Kopf.“ Lorenzo grinste.

      „Ich glaub, das mit dem Auto und den Türen… könnte sein, dass wir das waren!“, rief Vero.

      Er sah sie beide dankbar an. Durch die Nachwirkungen der Droge hatte er einen permanenten Dackelblick, damit würde er hier auf der Wiesn Aufreißer-Rekorde brechen können.

      „Dann habe ich das euch zu verdanken, dass ich mich nicht aus dem Fenster gestürzt habe.“

      „Das wolltest du wirklich?“ Jule lief es kalt den Rücken hinunter.

      „Ja. Das weiß ich genau. Später im Krankenhaus bin ich mit dem fliegenden Teppich unterwegs gewesen – möchte gar nicht wissen, wie das ausgeschaut hat …“

      „Och“, grinste Jule. „Ich weiß es.“

      Auch Vero nickte wissend. Und Lorenzo schloss die Augen und schüttelte den Kopf.

      „Ah, quá!“ Stefano sprang auf, ging ein paar Schritte auf die Truppe zu, die sich ihnen näherte und herzte einen kleinen stiernackigen Kerl. Mit viel Getöse und Gesinge und penetrant guter Laune kamen jetzt ungefähr zehn weitere Italiener an ihren Tisch.

      „Ai Prooossii! Ai Proossii täär Gämduutliii …:“

      Der Rest des Wortes ging im allgemeinen Genuschel unter. Keiner war mehr nüchtern. Und keiner konnte Deutsch. Aber alle wollten sitzen und alle wollten Lorenzo und Stefano begrüßen und ihre neuen Bekanntschaften vorstellen. Vor allem wollten sie zu Lorenzo, der am Abend zuvor offenbar schmerzlich vermisst worden war.

      Auf Stefanos Sitzplatz neben Lorenzo hatte sich bereits ein junger Mann fallengelassen, der so überhaupt gar nicht nüchtern war, dass er sich sein gelbes T-Shirt ziemlich bekleckert hatte. Womit, wollte Jule nicht so genau wissen. Kaffee und Ketchup waren jedenfalls auch dabei gewesen. Ein anderer war glatzköpfig und von der Figur her eher quadratisch. Zwar hatte sich Jule eben noch Leute mit schlechten Deutschkenntnissen gewünscht, aber bei dieser Auswahl am heutigen Nachmittag …

      Der Bekleckerte rückte ein wenig von Lorenzo ab, um für einen recht korpulenten Italiener Platz zu machen. Der aber wollte sich auf gar keinen Fall und um keinen Preis setzen. Ob nicht dahin oder grundsätzlich nicht, wurde Jule nicht klar.

      Erschrocken sahen alle auf, als sich plötzlich ein lautstarker Wortschwall über ihnen entlud. Lorenzo rollte genervt mit den Augen und murmelte: „Nicola, Oddio…“

      „Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, will dieser Typ sich nicht hinsetzen, weil Lorenzo ihn sonst vergiftet“, übersetzte Vero kichernd.

      „Ach wirklich?“, fragte Jule. „Wie denn?“

      „Keine Ahnung, die reden zu schnell für mich!“ Vero hörte noch einmal angestrengt zu, betrachtete mal Lorenzo, mal den Dicken und warf dann Stefano einen fragenden Blick zu. Der reagierte aber nicht, sondern versuchte zu vermitteln und schaltete sich in die Diskussion ein. Jetzt stritten sie schon wieder! Und wieder ging es offenbar um Nicola.

      „Ho detto, eh?“ Lorenzo war offensichtlich stinksauer auf seinen Freund. Er stand auf, ging um den Tisch herum und quetschte sich zwischen Vero und Jule.

      Sie war nicht undankbar, sie hatte jetzt doch lieber Lorenzo neben sich als den Dicken, der jetzt gegenübersaß. Aber noch mehr Jungs in gelben Shirts wollten alle sitzen, deswegen rückte Lorenzo jetzt noch näher ran und schob Jule damit weiter ans Ende der Bank. Wenn jetzt noch einer käme, dann würde sie runterfallen.

      Lorenzo tauschte einen amüsierten Blick mit Stefano aus und deutete auf die Begleitung, die an dem einzigen Gutaussehenden der Truppe hing. Jule sah hinüber und überlegte, ob das Mädchen annähernd sechzehn war. Allerdings trug sie eine sehr knappe rote Lederhose, aus der hinten-oben der Spitzenrand ihres schneeweißen Stringhöschens lugte und eine ebenso schneeweiße Dirndlbluse bedeckte notdürftig Schultern und Teile ihres Busens. Alles andere zwischen Blüschen und Höschen war nackte Haut. Stefano klappte der Unterkiefer herunter. Jule musste auch lachen. Das Mädel hatte da irgendetwas falsch verstanden: eine Bluse, die gewissermaßen den BH ersetzte, war ja noch lange kein Dirndl. Sie sprach im Übrigen weder Englisch noch Italienisch oder Deutsch, was die Kommunikation mit ihrem Begleiter auf das Notwendigste reduzierte.

      Da alle von diesem Anblick abgelenkt waren, leiteten Vero und Lorenzo den Schubser, den sie von ihrem Nebenmann bekommen hatten, ungebremst an Jule weiter. Und die rutschte jetzt tatsächlich von der Bank. Gerade noch konnte sie sich zur Seite drehen, um nicht mit dem Kinn auf die Tischplatte zu knallen.

      Lorenzo erwies sich zum Glück als reaktionsschnell. Mit seiner rechten Hand bekam er Jule noch zu fassen, kurz bevor sie auf dem Boden in einer Bierpfütze landete. Er zog sie mit beiden Händen an den Schultern wieder hoch. Und dann saß sie mit dem Rücken zu Vero auf seinem Schoß. Auf der Bank war ja bekanntlich kein Platz mehr.

      „Oh! Äh, Danke.“

      „Niente. Gern geschehen. Sehr gern.“ Er lachte. Und diese schwarzen Augen waren jetzt sehr nah bei ihr. Und sahen sie in einer Weise an, dass ihr ganz mulmig wurde. Immer länger. Oh, oooh! Hatte sie jetzt ein Bier zu viel getrunken oder eins zu wenig? Eins weniger und sie hätte sich längst höflich lächelnd einen anderen Sitzplatz gesucht. Eins mehr und sie würde gar nicht erst darüber nachdenken, ob sie ihm heute vielleicht noch etwas näherkommen sollte. Der alten Zeiten wegen.

      Das also war der Typ, an den sie vor fünfzehn Jahren beinahe ihre Unschuld verloren hatte? Er hatte eine markant griechisch-römische Nase und war sehr nett und lustig, wenn er nicht gerade lästige Fragen stellte. Aber er hatte immerhin dafür gesorgt, dass sie nicht auf den Boden gefallen war.

      „Bist aber ziemlich reaktionsschnell trotz dem Zeug von gestern!“, bemerkte Jule anerkennend. Wie geht’s dir eigentlich?“

      „Ach …“ Er sah aus als wollte er verkünden, mit Jule auf dem Schoß ginge es ihm blendend. Dann holte er nochmal tief Luft. „Geht schon, aber das wird kein langer Abend für mich heut, das spür ich. Ich werd dann irgendwann heimgehen und euch den Stefano dalassen – wenn ihr ihn wollt!“

      „Och ja, der ist doch sehr nett, lass ihn mal da! Wenn er nicht mit den anderen Jungs da um die Häuser ziehen will. Und du? Legst du dich schlafen?“

      Er nickte. „Vielleicht schau ich mit zio Enzo noch einen Krimi. Der hört ja nimmer so gut. Und wenn der Fernseher läuft, da kannst eh net schlafen bei ihm im Haus.“

      Ach ja, Enzo und seine Fernsehkrimis! Die waren ihm heilig. Das würde ja ein aufregender Abend für die beiden werden.

      Er wandte sich wieder Jule zu, fuhr mit dem Finger

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