Italiener-Wochenende. Kathi Albrecht

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Italiener-Wochenende - Kathi Albrecht

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unter dem Baum – richtig romantisch …“

      Was bitte sollte das? War das eine plumpe Anspielung auf ihr Abenteuer von vor fünfzehn Jahren oder was? Konnte er jetzt vielleicht das Thema wechseln?

      Vero versuchte mit unnachahmlichem Feingefühl Konversation zu machen: „Aber sagt mal, ich dachte immer, Italiener kämen grundsätzlich alle in bunten T-Shirts, wieso habt ihr eigentlich Trachten an?“

      „WAS?“ Stefano lachte. „Schau dich mal um. Wir sind hier nicht die einzigen! “

      Jule konterte: „Also ich habe mir Sachen von Vero und meiner Tante geliehen. Habt ihr die Sachen auch geliehen? Sag nicht, ihr wart in so einem Verleih? Oder hat Enzo etwa Lederhosen???“ Bei dem Gedanken musste Jule laut lachen.

      „Du weißt schon, wo wir herkommen, oder?“, fragte Lorenzo.

      „Aus Mailand“ antwortete Veronika prompt.

      „Aus Bozen“, verbesserte er.

      „Oh, richtig.“ Vero schien sich langsam zu erinnern.

      „Und du hast eine ungefähre Vorstellung, wo das liegt?“

      „Ja, ja, schon noch irgendwo bei den Bergen. Aber Enzo ist doch …“, überlegte Jule.

      „Ja“ bestätigte Lorenzo, „die Familie meines Vaters – also auch zio Enzo – kommt aus Milano. Meine Mutter ist aus Bozen, da bin ich aufgewachsen. Meine Muttersprache ist Deutsch, meine Vatersprache ist Italienisch.“

      „Ach Gott, ja, du bist Südtiroler!“, rief Vero. „Hatte ich kurz vergessen, sorry. Die anderen sind alle aus Mailand. Und da bei dir gibt’s auch eine Art Tracht.“

      Lorenzo verzog bei „eine Art“ schmerzhaft das Gesicht, nickte aber insgesamt.

      Stefano nickte ebenfalls und strich stolz über seine Trachtenjacke.

      „Das ist eine Original-Tracht aus dem Val di Sole, da kommt mein Großvater her!“

      „Ja, Stefano wohnt zwar inzwischen auch in Bozen, aber es sind ein paar Leute aus Milano hier. Da habe ich auch ein paar Jahre gewohnt, das ist unsere alte Fußballmannschaft, also Stefanos und meine. Die haben so ein Wochenende mit festa della bierra gebucht. Eigentlich war ja geplant, dass wir das ganze Wochenende mit denen herumziehen. Aber …“

      „Vielleicht gehen wir einfach mal rein, statt hier herumzustehen …“, moderierte Vero und wandte sich an Lorenzo. „Darfst du vielleicht doch schon wieder ein Bier trinken oder gibt’s hier wohl Kamillentee? Was hat denn der Onkel Doktor gesagt? Aber du siehst schon viel besser aus als heute Morgen.“

      Lorenzo nickte. „Ja, ich hab mich gefühlt wie ein Geist, Verrrooonica. Bis ich wieder klar war, das hat halt gedauert. Im Krankenhaus kriegst in der Nacht ja koa Auge zu. Entweder die Nachtschwester schaut nach dem Rechten oder es wird noch einer aufs Zimmer dazu gelegt oder nebenan muss einer speien … Deswegen habe ich mich vorhin ein bisschen hingelegt und geschlafen, statt mit den anderen die Stadt zu besichtigen. Stefano ist mitgefahren.“

      „Eine Stadtrundfahrt für Jungs!“ Stefano war begeistert. „Das war mit diesem Paket, das wir gebucht haben: Drei Übernachtungen im Hotel gleich am Bahnhof, Gutscheine für ein Hendl und eine Maß Bier, dazu diese Tour mit Stadio Olimpico, BMW und Allianz-Arena, alles zusammen mit Busfahrt für 350 Euro!“

      „Bloß das Bier für die Fahrt mussten sie selbst kaufen …“, ergänzte Lorenzo grinsend.

      Stefano ging vor in Richtung „Himmel der Bayern“. Die Tür öffnete sich und es brüllten ihnen mehrere zigtausend Stimmen entgegen: „Alice! Who the fuck is Alice???“

      „Is alleweil überfüllt!“, lallte ihnen ein Lederhosenträger zu, der soeben Arm in Arm mit seiner Freundin im verrutschten Dirndl das Zelt verließ. Tatsächlich hatte sich da ein Türsteher aufgebaut, der nur Menschen mit Reservierung hineinließ. Sie hatten natürlich keine.

      „Draußen vielleicht?“ Lorenzo sah sich um.

      „Da!“ Vero schoss wie ein Blitz auf einen Tisch zu, von dem soeben ein Eckchen frei wurde. Sie warf ihre Strickjacke auf eine Bank und setzte sich gegenüber. Triumphierend winkte sie Jule und die beiden Italiener heran.

      Lorenzo hatte sich gleich einer Bedienung in den Weg gestellt und zu ihrem Tisch gezeigt. Dorthin schleppte die Kellnerin nun eine Reihe von Krügen. Drei stellte sie vor ihnen auf dem Tisch ab.

      „Der dottore hat mit geraten, es heute erst mal mit Spezi und Breze zu versuchen. Was wollt ihr essen? Ich habe für Stefano und mich schon bestellt.“

      Die Bedienung sah Veronika ungeduldig wartend an.

      „Ja, ich würde so ein Hendl probieren “, überlegte sie.

      „Probier’n oder essen?“

      „Ja, essen natürlich.“ Vero rollte mit den Augen.

      Die Bedienung wandte sich an Jule, die noch überlegte. „Sie nix?“

      „Doch schon, ich … hm, ich weiß noch nicht.“ Jule sah auf die Karte.

      „I hab net ewig Zeit, Fräulein!“

      „Bringen’s für sie an Kaiserschmarrn“, rief Lorenzo.

      Die Bedienung nickte und ging.

      Jule sah ihn grimmig an. „Hallo? Was soll das? Darf ich vielleicht selbst bestellen?“

      Lorenzo nickte gütig. „Beim nächsten Mal. Entschuldige, das musste jetzt schnell gehen. Es ist nie gut, wenn man eine Bedienung ärgerlich macht. Außerdem magst du Kaiserschmarrn.“

      „Woher willst du das wissen?“

      Er legte den Kopf schief und sah sie schweigend an. Sie kannte seine Antwort. Er wusste es noch. Seine Tante Traudl hatte den besten Kaiserschmarrn aller Zeiten gebacken, damals in diesem Sommer vor so vielen Jahren – und ein paar Mal extra für Jule. Seine Lieblings-tante. Aber diese Tante, Enzos Frau, war vor ein paar Jahren gestorben. Das hatte jetzt zwar nichts mit dem Kaiserschmarrn zu tun, aber sie konnte ihm ansehen, dass er auch gerade an sie dachte.

      Schwappend landete ein Riesenglas Spezi auf dem Tisch. Lorenzo nahm es und sagte: „Giulia und Veronica: Danke, dass ihr mich ins Krankenhaus gefahren habt. Luca sagt, das hätte auch schiefgehen können. Wenn ihr nicht gewesen wärt, würde ich jetzt nicht hier sitzen. Ihr hattet Euch den Abend wahrscheinlich auch anders vorgestellt. Ich mache es wieder gut, okay? Danke jedenfalls!“ Er stand auf. Ein Bussi rechts, ein Bussi links für Vero, dann stieß er mit ihr an. Das Gleiche bei Jule.

      Aber wenn er sie noch weiter so anguckte mit seinen untertassengroßen Pupillen, dann würden ihr gleich die Knie wegsacken. Sie setzte sich mal lieber wieder hin.

      Das war in jedem Fall eine gute Entscheidung gewesen, denn um ein Haar hätte die Bedienung ihr mit dem Tablett die Frisur abgesenst. Eckplätze hatten zweifellos Vorteile, aber auch gewisse Schattenseiten. Klappernd fielen unmittelbar danach zwei Teller, einer mit einem Hendl, der andere mit einer Portion Käsespätzle vor ihr auf den Tisch, darauf wurden zwei riesige Brezen platziert und dann kam ihr Kaiserschmarrn, begleitet von einem

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