Italiener-Wochenende. Kathi Albrecht

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Italiener-Wochenende - Kathi Albrecht

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achselzuckend Unwissen gestikuliert und dann zu ihnen gezeigt hatte, besann sich auch Vero ihrer guten Erziehung und streckte die Hand zur Begrüßung aus.

      „Buona sera.“ Soweit reichte ihr Pizzeria-Italienisch noch.

      „Grüß Gott. Ich bin Dr. Russo. Mit mir müssen Sie nicht Italienisch sprechen, ich bin Münchner.“ Eine überflüssige Information. Schon nach wenigen Worten konnte man hören, wo er aufgewachsen war, die bayrische Herkunft konnte er nicht verleugnen. „Mein Vater und Herr Bertolini waren Arbeitskollegen, daher kennen wir uns“ erklärte er. „Und Lorenzo kenne ich auch schon lange. Gut, dass Sie ihn sofort hergebracht haben. Ich glaube, ein bisschen mehr von dem, das er gegessen hat, und der wär’ jetzt nicht mehr!“

      „Oh! Der Arme, mein Gott, wie schrecklich!“ Jule war beeindruckt. Sie schlug die Hände vor den Mund und starrte den Arzt mit großen blauen Augen an. „Ach so, ich bin Juliane Baumann, guten Tag.“

      Vero war schon wieder einen Schritt weiter. „Was also hm, was hat äh … Lorenzo denn hm … Giftiges gegessen? “

      „Ja, das! Wenn wir’s genau wüssten! Obwohl: Es war wohl doch keine Lebensmittelvergiftung.“

      „Ach nein?“, unterbrach Veronika. Auf seinen irritierten Blick hin ergänzte sie: „Ich kenne mich ein bisschen aus. Wissen Sie, ich habe mal ehrenamtlich als Tripsitter beim Roten Kreuz gearbeitet.“

      Russo lächelte. „Ah, sehr gut.“ Schon waren sie Kollegen. „Also, wir haben ein Drogenscreening gemacht. Ja, und das war positiv. Das entspricht auch dem, was Sie beide den Sanitätern an Symptomen berichtet haben, also erweiterte Pupillen, erhöhte Herzfrequenz, Speichelbildung, Übelkeit und Erbrechen. Aber was er genau konsumiert hat, wissen wir noch nicht. Also nichts, was man so alle Tage findet. Deswegen soll er auch über Nacht hierbleiben.“

      „Nimmt der regelmäßig was? Hat der früher mal Drogen genommen?“

      Der Arzt hob unwissend die Schultern. „Soweit ich weiß nicht, aber … Enzo: Tu sai?“

      „Madonna! No!“ Enzo war verzweifelt, rang die Hände, ging auf und ab.

      „Äh, ja und jetzt?“, wollte Jule wissen. Im Grunde wollte sie, dass der Arzt sie wegschickte, denn der Krankenhausbesuch war ja nicht das Freitagabendprogramm, das sie sich vorgestellt hatte.

      „Wir haben ihn zum Ausnüchtern in ein leeres Zimmer gebracht. Ist ja nicht lebensbedrohlich bei ihm. Gut, dass die Dosis nicht höher war und dass er ansonsten fit und gesund ist.“

      „Wie nur irgendwo abgelegt? Mehr nicht?“ Jule war jetzt doch ein bisschen entrüstet. Gut, dass sie hier waren. Musste man denen eigentlich auch noch sagen, was zu tun war? „Ich meine, vielleicht hätten sie ihm mal den Magen auspumpen sollen oder sowas!“

      „Nein, der hat doch schon …“ Dr. Russo sah auf das Krankenblatt.

      „…gekotzt“ ergänzte Vero. „Da ist nichts mehr zu holen.“

      Der Arzt lachte laut und nickte dann aber. „Also ich hätt’ das vielleicht a bisserl anders formuliert, aber in der Sache stimmt das.“

      Jule blieb skeptisch, aber Dr. Russo war weiterhin sehr gelassen.

      „Ich bin Internist und hier in der Klinik Ansprechpartner für das Drogendezernat der Münchner Polizei. Sie können mir da schon vertrauen.“

      „Oh. Tschuldigung …“, murmelte Jule.

      „Können wir zu ihm?“ fragte Vero eifrig.

      „Vero!!! Du wirst doch wohl nicht …“ Jule funkelte ihre Cousine an. Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

      „Ach, keine Sorge, Juli. Ich würde nur mal gerne ganz kurz … “

      Dr. Russo amüsierte sich köstlich. „Ja, ja, ich führe sie da kurz hin, dann können Sie alle sehen, dass es ihm ganz gut geht. Der hat ja keinen Horrortrip. Und eine Krankenschwester ist auch in der Nähe.“

      „Andiamo sopra.“ Dr. Russo legte Enzo eine Hand auf die Schulter und ging mit ihm voran.

      Vero sah Jule an, riss die Augen auf und flüsterte: „Oooh, der ist aber süß, der Onkel Doktor!“

      „Unsere Omi in Wuppertal würde jetzt sagen: Määdsche, wat enne Plüschauge!“

      „Na und? Plüsch kann etwas sehr schön Kuscheliges sein … “

      Nun, er sah nicht schlecht aus, aber Jules Typ war er definitiv nicht. Offenbar allerdings Veros.

      Während Enzo schon hineinlugte, blieb Dr. Russo vor einem Krankenzimmer stehen. „Egal, wie das jetzt da aussieht, es ist okay. Ich habe ihm meinen iPod gegeben und eine entspannte Playlist aufgerufen. Der hört Musik und randaliert hoffentlich nicht herum. Die Polizei wird später noch von ihm wissen wollen, wo er das Zeug gekauft hat. Morgen darf er nach Hause und dann kann er auch schon wieder fast alles essen. Mit dem Autofahren wäre ich bis Sonntag ein bisschen vorsichtig, weil: solange wir die Substanz nicht genau kennen, wissen wir auch nicht wie lange das Zeug wirkt. Aber Enzo kann ihn ja abholen.“

      „Mit der S-Bahn, ja.“

      Dr. Russo guckte skeptisch. „Wieso?“

      „Enzos Auto ist in der Werkstatt.“

      „Seine Kinder?“

      „Alle nicht in München im Moment.“

      Kaum hatte Vero geantwortet, schwante Jule Übles. Nein, nein, nein. Nicht auch noch morgen früh hierher!

      „Also ich habe Dienst bis sechs, aber ich weiß nicht, was an diesem Wochenende alles auf uns zukommt. Wenn da eine Not-OP ist, dann dauert das länger. Könnten Sie wohl …“

      Ja, wir könnten wohl. Ein Taxi rufen, nämlich!

      Aber ein intensiver Blick aus dunklen Augen und Vero nickte willenlos. Und Jule köchelte.

      „Gut, dann wollen wir mal sehen.“ Er öffnete die Tür weiter und ließ sie eintreten.

      Enzo saß auf einem Stuhl direkt neben der Tür, mit Tränen in den Augen. „Arme Junge! Was ich habe gemachte! Ich musste aufpasse besser! Ah!“ Und dann ein Schwall auf Italienisch, vermutlich das gleiche noch mal mit anderen Worten. Jule folgte seinem Blick.

      „Ach du Scheiße!“, entfuhr es ihr.

      Dr. Russo rollte die Augen und kommentierte trocken: „Ja super, Lorenzo. Ganze Arbeit …“

      Lorenzo lag nämlich nicht brav im Bett wie Jule angenommen hatte, sondern er hatte sich bis auf Boxershorts und Kopfhörer ausgezogen, seine Kleider im Raum verteilt wie ein Teenager, dazu Kissen und Decke vom Bett geräumt. Er saß nun im Schneidersitz auf dem am Boden ausgebreiteten Bettlaken und wippte im Takt irgendeiner Musik wild mit dem Kopf.

      „Sieht aus wie ein Yogi in Trance“, befand Veronika.

      „Oder wie auf einem fliegenden Teppich …“, schlug Jule kopfschüttelnd vor.

      „Kommt dem wohl auch ziemlich nahe, wenn

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