Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden. Pete Hackett

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auf die Füße. Dabei schüttelte er den Angreifer ab, und es gelang ihm sogar noch, seine Faust wirkungsvoll hinterherzuschicken. Schon wollte er triumphieren, als er von einer anderen Seite angegriffen wurde. Der Kerl war also nicht allein hier. Anscheinend hatten sich die Burschen hinter den Stapeln in dem geräumigen Waggon versteckt, um ihre ungesetzliche Fracht nicht aus den Augen zu lassen. Dass sich Männer im Zug befanden, die sich dafür interessierten, konnten sie nicht geahnt haben.

      Er durfte sich nicht überwältigen lassen, denn er wusste, dass die Verbrecher nicht gerade zimperlich in ihren Methoden waren. Er steckte eine Menge Schläge ein, von denen er nur einen Teil zurückgeben konnte, denn die Schufte boten ihm kein greifbares Ziel, und die kaum erwähnenswerte Beleuchtung trug nicht zu seinem Vorteil bei. Natürlich hatten sie ihn von dem Moment an, als er den Waggon betrat, genau beobachtet und längst verabredet, auf welche Weise sie ihn zur Strecke bringen wollten. Chaco versuchte, hinter einigen Fässern Deckung zu finden, um unter Umständen seinen Revolver ein setzen zu können. Aber das ließen seine Gegner nicht zu. Er war nicht in der Lage, ihre Zahl abzuschätzen. Jedenfalls waren es mehr als zwei, und jeder von ihnen schien mindestens vier Fäuste zu haben. Chaco verkaufte sich so teuer wie möglich.

      Auch für einen Rückzug, der in dieser Situation das Vernünftigste gewesen wäre, war es nun zu spät. Die Banditen fielen wie ein Hornissenschwarm über ihn her und ließen ihm keine Chance.

      Schließlich glitt er betäubt zu Boden. Jetzt lag er neben den entdeckten Gewehren, aber er hatte dieses Wissen teuer erkauft.

      „Kennt einer von euch den Burschen?“, fragte Ben Hillary, ein breitschultriger Mann mit schwarzen Haaren, der sich an der Schlägerei nicht beteiligt hatte.

      Sam Merle wischte sich den Schweiß von der Glatze. Er hatte ein zerknautschtes Gesicht wie ein Bernhardiner, doch er war beileibe nicht annähernd so gutmütig. Er fixierte das Halbblut und schüttelte den Kopf. Auch die beiden anderen bestätigten entschieden: „Nie gesehen, Boss!“ „Verdammt! Möchte wissen, wieso der Kerl hier aufgetaucht ist.“

      Lou Hart stierte hasserfüllt vor sich hin. Sein hohlwangiges Gesicht und die langen, knochigen Hände erweckten den Eindruck, als sei er schon lange tot. Aber in ihm war noch eine Menge teuflisches Leben. Er hatte seinen Holster am Oberschenkel festgebunden. Ein deutlicher Beweis, dass er seinen Revolver nicht nur zur Zierde trug.

      „Jedenfalls hat er mit Sicherheit die Gewehre gesucht“, sagte er giftig. „Ich bin dafür, dass wir ihn umlegen.“ Die gleiche Ansicht vertrat auch Don Berry.

      „Na klar“, sagte er, und sein Mopsgesicht zuckte freudig. „Schicken wir ihn zum Teufel!“

      Ben Hillary wehrte ab.

      „Und was haben wir davon?“, fragte er ungehalten.

      „Keinen Ärger mehr mit ihm“, erwiderte Lou Hart.

      „Mit ihm nicht. Aber dafür mit den anderen.“

      „Mit welchen anderen?“

      „Glaubt ihr vielleicht, dass dieser Bastard allein ist? Bestimmt nicht. Der hat noch seine Kumpels bei sich.“

      „Umso wichtiger ist es, dass wir einen von ihnen umlegen, wenn er schon in unserer Gewalt ist. Ein Toter verringert unser Risiko.“

      „Wer sagt dir denn, dass wir ihn laufenlassen, Lou? Natürlich wird er über die Klinge springen. Aber zuvor muss er uns noch ein paar Fragen beantworten.“

      „Fragen?“ Sam Merle ließ seine Muskeln spielen. Wenn er Fragen stellte, benutzte er dazu üblicherweise nicht seinen Mund, sondern die Fäuste. Den Mund hatte er, wie seine Kumpane behaupteten, nur zum Essen und Whisky schlucken.

      „Mich interessiert, wer der Dreckskerl eigentlich ist, wie viele Männer noch außer ihm hinter uns her sind, in welchem Waggon sie stecken und natürlich, wer sein Auftraggeber ist.“

      „Das wird er uns kaum verraten“, sagte Don Berry.

      „Er wird.“ Ben Hillary lächelte gemein. „Verlass dich drauf! Er wird noch froh sein, wenn wir ihm überhaupt zuhören.“

      „Aber wozu wollen wir überhaupt unsere Zeit mit den anderen vergeuden? Ist es nicht doch besser, wenn wir den Bastard einfach abknallen und mit den Waffen abhauen, bevor seine Kumpels etwas ahnen?“

      „Dieser Schwachsinn stammt natürlich von dir, Lou?“, schimpfte Ben Hillary. Er sah nicht wie ein Bandit aus. In seinem unauffälligen Anzug wirkte er eher wie ein reisender Geschäftsmann. Doch dieses Bild täuschte. Hinter der harmlosen Fassade verbarg sich ein skrupelloser Gauner, der das Verbrechen zu seinem Beruf erkoren hatte. „Kannst du mir vielleicht mal verraten, wie wir aus dem fahrenden Zug die Kisten ausladen und dann ohne Wagen wegschaffen sollen? Wir fahren die ganze Nacht durch und halten erst wieder morgen früh an. Bis dahin ist es ausgeschlossen, unseren ursprünglichen Plan über den Haufen zu schmeißen und einen neuen Schleichweg für den Transport zu finden.“

      „Dir fällt schon etwas ein, Boss“, sagte Lou Hart, der sich bemühte, Ben Hillary wieder zu besänftigen. „Du hast doch immer die besten Ideen.“

      Der schwarzhaarige Waffenhändler nahm die Anerkennung als etwas Selbstverständliches hin. „Darüber braucht ihr euch keine Sorgen zu bereiten. Aber momentan bleibt uns nichts anderes übrig, als uns um unsere Verfolger zu kümmern. Irgendwie müssen wir sie loswerden, und dabei wird uns dieser neugierige Schnüffler helfen.“

      10

      Meine Suche nach den Waffenschmugglern gestaltete sich nicht sehr erfolgreich. Außer ein paar windigen, aber jedenfalls in dieser Angelegenheit harmlosen Typen, hatte ich nichts Verdächtiges festgestellt.

      Ich näherte mich langsam dem Ende des Zuges und fürchtete bereits, völlig ergebnislos wieder umkehren zu müssen, als ich plötzlich einen Mann entdeckte, der zwar nicht zu den Banditen gehörte, mit dem mich aber auch keine angenehme Erinnerung verband: Buz Sherlock.

      Der Bursche erkannte mich im selben Augenblick. Wie ein aufgescheuchter Gaul schoss er von seiner Bank hoch und stieg mit hochrotem Gesicht über die ausgestreckten Beine seiner Mitreisenden, während er mir zornig zurief: „Verdammt noch mal, was haben Sie denn hier zu suchen? Habe ich Ihnen nicht ausdrücklich verboten, sich in meinen Fall einzumischen?“

      „Verzeihung, Mister Hume“, erwiderte ich sanft. „Da habe ich Sie anscheinend nicht richtig verstanden.“

      Seine Wut wurde noch größer.

      „Hume?“, fauchte er. „Wieso Hume? Haben Sie vergessen, dass ich Buz Sherlock heiße und direkt von der Regierung beauftragt wurde?“

      Ich tat sehr erstaunt.

      „Tatsächlich? Wissen Sie, das Licht ist hier sehr schlecht, und als Sie behaupteten, mir etwas verboten zu haben, dachte ich, dass Sie demnach nur mein Chef sein können. Allerdings hätte ich mir gleich denken müssen, dass ich mich da irre, denn derart unbeherrscht habe ich Mister Hume schließlich noch nie erlebt.“

      Dem verkniffenen Mann fielen fast die Augen aus dem Gesicht. Eine solche Frechheit hatte er anscheinend noch nicht oft erlebt.

      „Mann!“, fauchte er außer sich. „Mann, was bilden Sie sich ein? Ich werde Sie melden. Das wird Folgen für Sie haben, verlassen Sie sich drauf!“

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