Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden. Pete Hackett

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Er stutzte, dann sah er wohl ein, dass ich recht hatte, und versuchte, mich am Ärmel nach draußen zu ziehen.

      Mit einer schnellen Bewegung löste ich mich von ihm. Dieser arrogante Kerl scheute sich anscheinend nicht davor, handgreiflich zu werden. Ich war ihm bereits in der Nähe von Rains begegnet, und schon da hatte er sich so aufgeführt, als müsse jeder auf sein Kommando hören.

      Wir gingen auf die vordere Plattform, und Buz Sherlock wiederholte seine Forderung: „Ich befehle Ihnen hiermit nochmals, Ihre Finger von diesem Fall zu lassen.“

      „Und ich nehme Ihren Befehl zur Kenntnis und pfeife darauf.“ Der Kerl ging mir auf die Nerven. Ich hatte keine Lust, mich noch länger mit ihm zu streiten.

      „Dann muss ich Sie festnehmen.“

      Mich konnte so leicht nichts überraschen. Diese Unverschämtheit brachte mich allerdings außer Fassung. „Was wollen Sie?“

      „Sie festnehmen. Sie behindern eine Fahndungsaktion. Ich bin in amtlicher Mission hier und habe alle Vollmachten, den Willen der Regierung durchzusetzen. Die Wells Fargo ist lediglich ein Privatunternehmen, das sich hier gefälligst herauszuhalten hat.“

      Beim ersten Mal hatte Sherlock mit seiner Methode Erfolg gehabt. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, welchen Standpunkt unsere Zentrale einnehmen würde. Doch jetzt wusste ich, dass ich völlig im Sinne von James B. Hume handelte. Von ihm hatte ich nicht nur das Einverständnis, sondern sogar ausdrückliche Anweisungen, die Verfolgung der Waffenhändler aufzunehmen. Ich war beauftragt, die Interessen der Wells Fargo zu vertreten, die in diesem Fall mehrfach verletzt worden waren. Ganz abgesehen davon hatte die Gesellschaft ein allgemeines Interesse daran, Verbrechern das Handwerk zu legen. Die Wells Fargo war kein Drei-Mann-Betrieb. Sie verkörperte eine nicht zu unterschätzende Macht, die es notfalls sogar mit einer Regierungsbehörde aufnahm. Ich würde ja sehen, ob Sherlock tatsächlich der starke Mann blieb, wenn ich ihm die Zähne zeigte, oder ob er sich nur aufspielte.

      | „Versuchen Sie mal mich festzunehmen!“, schlug ich gelassen vor. „Die Regierung wird sich nach einem neuen Agenten umsehen müssen.“

      „Sind Sie verrückt? Wissen Sie, was Sie riskieren?“

      „Natürlich! Sie schreien es mir ja immer wieder ins Ohr.“

      „Na und?“

      Ich zuckte mit den Schultern.

      „Was soll sein? Ich habe meinen Auftrag, genau wie Sie, und ich werde ihn erfüllen, so gut ich es kann.“ Ich drehte mich um, um wieder in den Waggon zu gehen, aber er hielt mich zurück.

      „Sie fühlen sich wohl sehr klug?“, fauchte er. „In Wirklichkeit bringen Sie nur meine ganze Fahndung durcheinander.“

      „Ihre Fahndung?“

      Er blähte sich auf.

      „Natürlich habe ich von Anfang an gewusst, was die Verbrecher planen. Mich konnten sie nicht täuschen. Ich saß bereits hier im Zug, als Sie noch verzweifelt nach ihnen suchten.“

      „Sie sind ja ein toller Hecht.“

      Er überhörte meinen Spott.

      „Ich weiß genau, dass sich die Kerle in diesem Zug befinden.“

      „Das freut mich zu hören.“

      „Ja, und die Kisten mit den Waffen, die sie zur Grenze schaffen wollen, ebenfalls.“

      „Das wissen Sie also?“

      „Das weiß ich. Deshalb bin ich ja hier.“

      Dieser Mann litt an gefährlicher Selbstüberschätzung. Was hatte er vor? Er konnte sich doch unmöglich allein mit einer skrupellosen Bande anlegen.

      „Hören sie, Sherlock“, sagte ich. „Sie wollen die Waffenhändler zur Strecke bringen, und ich will das auch. Wir haben beide den gleichen Auftrag. Ist es da nicht am vernünftigsten, wenn wir zusammenarbeiten?“

      Der Agent fuhr betroffen zurück.

      „Ich handle im Auftrag der Regierung“, erklärte er stolz, als sei diese Tatsache respektgebietend.

      „Das sagten Sie bereits mehrfach“, entgegnete ich ungerührt. „Aber der Regierung ist es vermutlich egal, wer den Halunken das Handwerk legt. Die Hauptsache ist doch, dass der Gouverneur in der mexikanischen Provinz nicht seine Privatarmee mit den Waffen ausrüsten kann.“

      „Das wird er auch nicht.“

      „Immerhin haben wir es mit eiskalten Killern zu tun. Welchen Erfolg können Sie als einzelner haben? Früher oder später wird man Sie abknallen, wahrscheinlich aber früher.“

      Buz Sherlocks Gesicht war ausgesprochen finster. Was ich ihm sagte, schmeckte ihm nicht. Nicht nur, dass ich mich durch sein Auftreten nicht hatte einschüchtern lassen, jetzt sollte er gar auf eine gleichberechtigte Partnerschaft eingehen. Das war ihm nicht zuzumuten. Er, ein Spezialagent der Regierung, und ich, ein hergelaufener, großmäuliger Kerl ohne Respekt vor seiner Dienstmarke.

      Er brachte es einfach nicht fertig, sich zu überwinden, und ich fürchtete, dass seine Verbohrtheit den Banditen einen sicheren Trumpf in die Hand gab.

      11

      Das gleichförmige Rattern der Räder über die Schienenstöße brachte Chaco wieder zu sich. Wie er das seit langem gewohnt war, riss er nicht gleich die Augen auf, sondern versuchte zunächst, sich einen Überblick über seine Lage zu verschaffen. Dass er sich hatte überrumpeln lassen, war nicht zu leugnen. Die Banditen hatten ihm ganz schön zugesetzt. Jetzt aber kümmerten sie sich nicht um ihn. Wahrscheinlich glaubten sie, dass er noch immer bewusstlos sei. Er ließ sie in dem Glauben und überlegte, wie es weitergehen sollte. Die Kerle waren ziemlich aufgeregt und debattierten heftig miteinander. Anscheinend hatte sie sein Auftauchen in erhebliche Verwirrung gestürzt. Damit, dass ihr Täuschungsmanöver mit dem leeren Kastenwagen nicht geglückt war, hatten sie wohl nicht gerechnet. Jetzt hatten sie Probleme, weil sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten und wie stark ihr Gegner war.

      Doch seine eigenen Probleme waren brisanter. Er befand sich immerhin in der Gewalt der Halunken. Was sie mit ihm anstellen würden, wenn er erst die Augen öffnete, konnte er sich lebhaft vorstellen.

      Chaco unterschied drei verschiedene Stimmen, aber er war nicht sicher, ob sich alle an dem Gespräch beteiligten. Es konnten also durchaus noch mehr sein. Er öffnete vorsichtig die Augen einen Spalt und verharrte in dieser Stellung. Undeutlich erkannte er zwei breite Rücken. Zwei weitere Männer standen so, dass sie ihn sehen konnten.

      Das sah nicht gut aus. Hier half nur ein Überraschungseffekt. Er durfte nicht mal riskieren zu schießen, denn dieser herrschsüchtige Agent aus Washington hatte Carringo erzählt, dass die Kisten außer Gewehren auch Sprengstoff enthielten. Er verspürte keine große Lust, mit dem ganzen Waggon in die Luft zu fliegen, selbst wenn er dabei die Verbrecher mitnahm.

      Er wartete noch eine Weile, weil er seine Kräfte sammeln musste. Außerdem hoffte er, etwas Interessantes zu erlauschen. Doch die Debatte beschränkte sich auf die immer wiederkehrende Frage, wie man sich der unbekannten Schnüffler entledigen konnte.

      In

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