Der letzte Dollar. Markus J. J. Jenni

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Der letzte Dollar - Markus J. J. Jenni

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       Neu beginnen…

      Wo die reinen Quellen rinnen,

      ist das ew’ge Neubeginnen!

      Unsre Tage sind verloren,

      wenn wir nicht wie neugeboren

      alte Vorurteile lassen,

      höhere Entschlüsse fassen,

      neuen Weg zu Menschen finden,

      enger uns mit Gott verbinden,

      andre zu der Quelle führen,

      bis auch sie den Aufschwung spüren

      und das Wasser weiterreichen …

      Solches Glück ist ohnegleichen,

      eint den Himmel mit der Erde,

      mit dem Schöpferwort „Es werde!”

      Wo die reinen Quellen rinnen,

      ist das ew’ge Neubeginnen!

       Kapitel 4

       Berührung

      Maria war früh dran. Im Bistro Saint Marc, wo sie vor Beginn der Konferenz noch einen Kaffee trinken wollte, hörte sie am Nebentisch beiläufig einen zur Konferenz zugelassenen Journalisten. Er sprach mit einem Kollegen:

      „Weil die USA zur Zeit die grösste Militär- und Weltmacht auf unserem Planeten sind und deshalb für die Zukunft unserer Erde besonders in der Verantwortung stehen – sollten – wurde für die Eröffnungsrede der „Zukunfts-Konferenz “ eine Sprecherin aus den USA eingeladen, Audrey Shenandoah, ClanMutter der Onondaga. Ihre Liga der sechs Völker Mohawk, Cayuga, Oneida, Onondaga, Seneca und Tuscarora folgt bis heute einer Gesellschaftsordnung, in der die Frauen das soziale Rückgrat bilden: Sie wählen die Häuptlinge, haben die Macht, sie abzusetzen, und sprechen bei allen politischen Belangen mit. Das Ratsfeuer der Konföderation brennt in Onondaga – bis heute.

      Audrey Shenandoah hatte schon bei der internationalen Konferenz ‚Global Haudenosaunee (Menschen aus dem Langhaus) Forum on Environment and Developement for Survival‘ im Januar 1990 in Moskau, gesprochen."

      Er fragte seinen Kollegen, ob er wisse, dass Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA, erst die Häuptlinge der Haudenosaunee zu Rate zog, bevor die amerikanischen Kolonien sich von England lösten und sich für unabhängig erklärten.“ Dieser verneinte. Interessant, dachte Maria, das wusste sie bisher auch nicht.

      Tom hatte die Gewohnheit, sich bei grösseren Veranstaltungen immer in die äusserste Reihe aller Sitzplätze nahe bei einem Ausgang zu setzen. Das hatte er mit seinen beiden Bodyguards so einstudiert. Damit könnten sie bei einem eventuellen Notfall sofort als erste den Raum verlassen. Ein Bodyguard sass jeweils einen Sitz vor und der andere einen Sitz hinter ihm. Der Sitzplatz links neben ihrem Chef sollte wenn möglich immer frei bleiben, sodass links und rechts bei Bedarf Platz für ein rasches körperliches Eingreifen seiner beiden Beschützer möglich war.

      Als Tom mit seinen Leibwächtern im Saal, in welchem die Begrüssung stattfinden sollte, eintraf, waren bereits alle Plätze besetzt. Nur vier reservierte Sitzplätze waren noch frei. Reserviert für Tom, seine zwei Bodyguards sowie ein weiterer Platz ohne Namen. Tom war sportlich, fast schon leger gekleidet. Niemand, der ihn nicht persönlich kannte, konnte ahnen, dass dieser Mann dem inneren Zirkel der reichsten Menschen auf dieser Welt angehörte. Einen Dress-Code für die Besucher gab es für diese Konferenz nicht.

      Die Türen wurden geschlossen. Als sich in letzter Minute eine Türe wieder öffnete, trat eine junge, hübsche Frau ein – es war Maria. Sie schaute in den Saal und suchte einen Platz. Dann bemerkte sie den einzigen freien Platz in ihrer Nähe – links neben Tom.

      „Entschuldigen Sie bitte, Monsieur, ist dieser Platz noch frei?“, fragte sie. Normalerweise hätte Tom geantwortet, dass dieser Platz bereits reserviert sei. Aber in diesem Fall hatte er keine Bedenken. Er erhob sich höflich, nahm das „Reserviert“-Schild weg und bot Maria den Platz an. Die Beiden Bodyguards beobachteten diese Szene mit einem Schmunzeln.

      Als Maria neben Tom vorbei zu ihrem Platz ging, berührten sich ihrer Hände. Wie ein feiner elektrischer Impuls durchströmte Tom dabei eine intensive warme Energie, hinauf zum Kopf und wieder hinunter bis zu den Zehenspitzen. «Was war denn das?», fragte er sich im Stillen. Beide lächelten sich zu. Dann setzten sie sich hin. Maria schlug ihre hübschen Beine übereinander und beschäftigte sich mit den Kopfhörern, die sie dann über ihre Ohren stülpte.

      Mit einem verstohlenen Blick auf Maria nahm Tom die besondere Ausstrahlung seiner Nachbarin wahr. Wer war diese Frau? Er hatte das Gefühl, als wenn ein Engel die Erde berühren würde. Die Engel in Rilkes Gedichten waren Boten aus einer anderen Welt: federleicht schwebend und von magischer Kraft.

      Im Raum befanden sich knapp 200 Personen. Echte Pflanzen, kleine Bäume und in allen Farben blühende Blumen schmückten den Raum. Dadurch entstand eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Im Hintergrund ertönte leise Musik aus dem Klavierkonzert Nr. 21 von Wolfgang Amadeus Mozart.

      Die Musik wurde unterbrochen.

      Auf einem Monitor erschien ein Foto der fünfzehnjährigen Greta Thunberg aus Stockholm, als sie ihren „Appell an die Welt“ vortrug.

       Foto: Imago/K. Grzegorz

      Erwachsene, rettet uns! Greta Thunberg redet allen ins Gewissen.

      Auf dem Video sprach die junge Frau, Greta Thunberg, über den Bildschirm zu den Erwachsenen. Sie trug ihre Botschaft in einem ausgezeichneten Englisch vor. Es handelte sich um die komplette Rede an die Weltpolitik beim Klimagipfel 2018 (Zitat):

       „Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin 15 Jahre alt und komme aus Schweden. Ich spreche im Auftrag von Climate Justice Now. Viele Menschen glauben, dass Schweden nur ein kleines Land ist und es nicht wichtig sei, was wir tun. Ich aber habe gelernt, dass man niemals zu klein ist, um einen grossen Unterschied machen zu können. Wenn ein paar Kinder es schaffen, Schlagzeilen auf der ganzen Welt zu bekommen, indem sie einfach nicht zur Schule gehen, dann stellen Sie sich mal vor, was wir alles erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollten. Aber um das zu tun, müssen wir Klartext reden, egal, wie unangenehm das auch ist.

      Sie reden nur deswegen vom ewigen Wirtschaftswachstum, weil Sie Angst haben, unpopulär zu sein. Sie sprechen immer nur davon weiterzumachen, mit denselben schlechten Ideen, die uns in diese Misere gebracht haben. Dabei wäre es das einzig Sinnvolle, die Notbremse zu ziehen. Sie sind nicht erwachsen genug, um das so zu formulieren. Selbst diese Bürde überlassen Sie uns Kindern. Mir geht es nicht darum, bekannt zu sein. Mir geht es um Klimagerechtigkeit und um einen lebenswerten Planeten. Unsere Zivilisation wird für die Chancen einer kleinen Gruppe von Menschen geopfert, die immer mehr Geld verdienen will. Unsere Biosphäre wird geopfert, damit reiche Menschen in Ländern wie meinem in Luxus leben können. Es sind die Leiden der Vielen, die für den Luxus der Wenigen bezahlen.

       2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder habe, werden sie vielleicht den Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach Ihnen fragen.

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