Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland

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Zur Zeit machten zwei Banden in Chicago von sich reden: die Ross-Gang und die Tyrrell-Gang.

      Susan klärte mich auf, dass die Toten in der Villa — also jene Männer, die mit Gasmasken vor den Visagen die kleine Privatbank um neunhundertfünfzigtausend Dollar erleichtert hatten — der Tyrrell-Gang angehört hatten.

      Es sah so aus, als hätte die Ross-Gang der Konkurrenz die Beute abgejagt.

      „Warum aber musste Brian Astor sterben?“, fragte ich. „Die Kerle waren ja ganz versessen darauf, ihn fertigzumachen.“

      Charles zuckte die Achseln. „Vielleicht hat er der Tyrrell-Gang einen Tipp gegeben, wann das meiste Geld im Safe ist“

      „Oder er hatte versucht, mit der Ross-Gang gemeinsame Sache zu machen“, meinte Susan.

      „Doppeltes Spiel, meinst du“, sagte ich nachdenklich. „Den einen sagte er, wann das meiste Geld zu greifen wäre, und den anderen erzählte er, wie sie es den Räubern abnehmen könnten. Das nahm man ihm krumm.“

      „Doppeltes Spiel ist eben nirgends beliebt“, sagte Charles weise.

      „Seltsam ist, dass niemand den Sitz der Ross-Gang kennt“, meinte Susan Tucker und nahm mir die leere Kaffeetasse aus der Hand. „Die Polizei weiß bloß, dass es diese Gang gibt."

      „Muss ein toller Schlupfwinkel sein“, sagte Charles.

      Ich lehnte mich müde in die Kissen zurück. „Sagt mal, Kollegen, glaubt ihr an Halluzinationen?“

      „Bei der Menge Alkohol, die Sie in den Adern rollen hatten, muss man Ihnen so was schon zugestehen, Biff“, schmunzelte Charles. „Der Arzt sagte, Sie hätten nur noch Blut im Alkohol und nicht umgekehrt.“

      „Was hast du gesehen, Biff?“, fragte Susan neugierig.

      „Einen Chinesen.“ Ich erzählte ihnen, wie mich der Unbekannte mit seinem Wagen abgefangen und so vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Ich hoffte, dass ich alles so wiedergab, wie es tatsächlich gewesen war. Beschwören hätte ich es aber nicht mögen. Schließlich war die Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie zu stark verwischt gewesen.

      Susan jedoch zuckte hoch, als hätte ich sie fest in den Po gekniffen. Ihre Augen leuchteten wie bei einer Liebeserklärung, und sie sagte furchtbar aufgeregt: „Das war keine Halluzination, Biff. Den Chinesen gibt es wirklich. Ich hab’ ihn auch schon gesehen.“

      „Du warst auch mal blau?“, grinste ich. „Davon weiß ich gar nichts.“

      „Er hatte unten an der Ecke gestanden. Unserem Wolkenkratzer gegenüber“, sagte Susan schnell.

      „Wann?“, erkundigte ich mich.

      „Als man Brian Astor zum erstenmal beseitigen wollte.“ Susan erzählte aufgeregt, dass sie dem Mann nachgelaufen war, um ihn als Tatzeugen festzunageln, doch der Kerl hatte sich von einer Sekunde zur anderen in Luft aufgelöst.

      Manchmal war er aber haargenau im richtigen Moment da. Dafür hatte ich ihm zu danken.

      Doch wer war der seltsame Chinese? Was hatte er mit all den verrückten Ereignissen zu tun?

      22

      „Es war ein Chinese, Boss. Ich bin ganz sicher, dass es einer war“, sagte Surtees. Seine hellen Augen glänzten wie billige Fischsuppe,

      „Ich hab’ ihn auch gesehen, Boss“, pflichtete Marty Barrimore seinem Komplicen bei.

      Auf den dicken, aufgedunsenen Wangen von Montague Ross hatten sich viele kleine rote Flecke gebildet. Er war schrecklich erregt und lief mit seinen kurzen Beinen wütend hin und her.

      Mei Chen verhielt sich ruhig. Sie saß auf einer schwarzen Ledercouch, hatte die Beine angezogen und sich daraufgesetzt. Mei Chen hatte eine bezaubernde, sylphidenhafte Figur. Sie besaß jene Art von reizvoller Überschlankheit, die den Fotomodellen ihren besonderen Charme verleiht. Die Züge des jungen Mädchens waren von sanfter Weichheit. Niemand hätte ihr zugetraut, dass sie imstande war, eiskalt zu töten.

      „So“, fauchte Ross böse. „Ein Chinese also!“

      „Ja, Boss", entgegnete Surtees und schob die Hände in die Hosentaschen.

      Die Tür schwang auf, und Mirja Stewart trat ein. Sie trug auf einem silbernen Tablett ein Glas Wasser und die Gallenpillen, die Ross immer um diese Zeit zu nehmen hatte.

      „Ihr seid doch die größten Trottel, die ich kenne“, brüllte Ross los. „Ihr schafft es nur mit Mühe, Astor umzulegen. Ein Schnüffler trifft euch im Haus des Ermordeten an, und ihr seid nicht in der Lage, ihn kaltzumachen.“

      „Der Chinese hat Calder das Leben gerettet, Boss“, erwiderte Marty Barrimore ärgerlich.

      „Weil ihr verrückten Hunde euch so einen Blödsinn habt einfallen lassen!“, bellte Ross. „Am schnellsten und sichersten ist immer noch eine Kugel in den Schädel, das solltet ihr inzwischen schon begriffen haben. So blöd könnt ihr gar nicht sein. Was aber macht ihr Affen? Ihr wolltet euer Spielchen mit Calder treiben. Wenn das ins Auge geht, Jungs, mache ich euch beide dafür verantwortlich, klar? Ich leg’ euch eigenhändig um.“

      „Wir sollten lieber versuchen, herauszufinden, wer der Chinese ist, Boss“, wandte Surtees ein.

      „Na, dann mal viel Spaß“, wetterte Montague Ross zornig.. „Wenn ihr ihn habt, könnt ihr ihn ja auch mit Whisky volllaufen lassen, damit Biff Calder sich bei ihm revanchieren kann.“ Ross machte eine unwillige Bewegung. „Schert euch hinaus. Ich will euch nicht mehr sehen.“

      Surtees ließ die Mundwinkel hängen.

      „Ist noch was?“, polterte Ross wütend los. „Haut ab. Geht mir aus den Augen, ihr Blindgänger.“

      „Boss“, sagte Surtees zögernd, „es war eine Prämie von einem Riesen ausgemacht.“

      „Wofür?“

      „Dafür, dass wir Astor umlegen.“

      „Dafür, dass ihr es glatt und sauber macht“, schnaubte Ross, außer sich vor Zorn. Surtees’ Frechheit überstieg beinahe schon sein Fassungsvermögen. „Ihr habt es aber sauschlecht gemacht. Dafür hat jeder von euch einen Tritt in den Allerwertesten verdient. Ihr könnt froh sein, dass ich heute meinen versöhnlichen Tag habe, sonst wäre die Sache für euch anders ausgegangen. Und jetzt macht ’ne Fliege, bevor ich’s mir anders überlege.“

      Surtees und Barrimore ließen die Ohren hängen und verdrückten sich bei gutem Wind.

      Ross schüttelte wutschnaubend den Kopf. „So was. Tausend Dollar wollen diese Idioten haben. Für die miese Arbeit. Na, die sollen mich noch kennenlernen.“

      Er wandte sich Mirja zu, die schweigend neben ihm stand und geduldig darauf wartete, bis er Zeit fand, sich eine von den Gallenpillen vom Tablett zu nehmen.

      „Kein Wunder, dass mir ständig die Galle weh tut“, knurrte Ross. Er nahm die Pille in den Mund, trank Wasser nach und stellte das leere Glas wieder auf das schimmernde Tablett zurück. „Danke,

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