Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 78
„Hallo, Marty“, sagte Mirja Stewart lächelnd. Sie lehnte am Türpfosten und schien leicht angeheitert zu sein.
„Was willst du?“, fragte Barrimore irritiert.
„Fragt man das ein Mädchen, wenn es eines Abends unvermutet vor der Tür steht?“, fragte Mirja mit einem sinnlichen Augenaufschlag zurück.
Marty betrachtete sie jetzt genauer. Er konnte es kaum begreifen, warum er es nicht eher getan hatte. Sie trug einen Pulli, den sie mal zu heiß gewaschen hatte. Er hörte kurz über dem Nabel auf. Unter dem Nabel begannen dann die dunkelblauen Samtjeans, die sich um ihren Po spannten wie eine zweite Haut. Marty erkannte, dass sie unter dem Pulli nichts als ihre sündhaft schöne Nacktheit trug, und er wurde merklich unruhig.
Mirja war immer schon sein Typ gewesen. Er hatte es niemals gewagt, ihr das zu sagen. Er hatte geglaubt, sie wäre um ein paar Nummern zu groß für ihn.
Und nun passierte das!
Sie stand doch wahrhaftig ein wenig beschwipst vor seiner Tür und schien allem Anschein nach auf ein Abenteuer aus zu sein.
„Komm doch ’rein, Mirja“, sagte er erfreut. Das Abenteuer konnte sie gerne haben.
Er lief ins Wohnzimmer, nahm den Stuhl vom Fenster, versteckte das Fernglas hinter seinem Rücken und legte es schnell in die Lade der Kommode. Dann nahm er den Whisky auf, machte einen hastigen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch, der in der Mitte des Zimmers unter dem Lüster stand.
Mirja blickte sich im Raum um. Die Wände waren mit billigen, geschmacklosen Tapeten beklebt, auf dem Boden lag ein farbloser, abgetretener Teppich, die Türen waren zerkratzt und die Möbel alt.
„Nett hast du’s hier“, sagte Mirja anerkennend.
„Setz dich doch“, erwiderte Marty verlegen. „Freut mich, dass es dir bei mir gefällt, Mirja.“
Mirja setzte sich aufs Sofa.
„Einen Drink?“, fragte Marty unsicher. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Er wollte auf keinen Fall etwas verpatzen. Das Glück kam nicht oft in sein Haus. Er wollte es nicht verscheuchen.
„Hast du was Scharfes im Haus?“, erkundigte sich Mirja.
„Wodka vielleicht?“, fragte Marty.
„Okay. Wodka. Aber versprich mir, dass du nicht damit knauserst.“
Marty lachte. „Du kannst die ganze Flasche austrinken, wenn du willst.“
„Nur mal sachte, Kleiner“, kicherte Mirja. „Wenn ich blau bin, bin ich für die Liebe nicht zu gebrauchen.“
Marty spürte es angenehm wohlig über den Rücken kribbeln. Sie hatte ihm eben anvertraut, weswegen sie zu ihm gekommen war. Sie wollte Liebe von ihm. Von ihm! Er konnte es noch gar nicht richtig fassen. Mirja war doch ein Prachtmädchen. Wieso kam sie ausgerechnet zu ihm? Sie konnte jeden haben, den sie nur wollte.
Marty brachte ihr den Wodka. „Auf einen netten Abend, Baby“, sagte er grinsend.
Mirja trank das scharfe Zeug wie Wasser. „Da bist du wohl platt, dass Mirja dich in deiner Einsiedlerklause besucht, wie?“
„Kann man wohl sagen“, gab Marty schüchtern zu.
„Wollte schon lange mal zu dir kommen“, sagte Mirja offenherzig. „Wollte nur nie so recht klappen.“
„Und heute?“
„Heute hatte ich Streit mit meinem Freund. Ich hab’ ihm den Laufpass gegeben.“
„Weshalb?“
„Das Aas wollte mir Vorschriften machen, wieviel ich trinken dürfe. Da kam er mir gerade recht. Es klappte ohnehin schon die längste Zeit nicht mehr so recht mit uns beiden. Seine Bevormundung war mir ein willkommener Anlass. Soll ich dir sagen, was ich ihm alles an den Kopf geworfen habe? Grün und rot ist er geworden. Er hat andauernd die Farbe gewechselt. Wie ein Chamäleon. Danach bin ich einfach fortgerannt. Ich lief die Straße entlang und hielt nach einem Taxi Ausschau. Da fiel mir plötzlich ein, dass Marty Barrimore hier in der Gegend wohnt. Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn ich dich besuchte.“ Mirja breitete die Arme weit aus. „Da bin ich.“
Marty setzte sich zögernd neben das aufregende Mädchen.
„Du darfst mich küssen, wenn du magst“, schlug Mirja lächelnd vor. Sie stellte den Wodka weg und klappte die Augenlider zu.
Marty konnte sich kaum noch beherrschen. Er küsste sie, als wollte er sie fressen. Wie von selbst begannen seine Hände über ihren Körper zu gleiten. Sie wehrte sich nicht, presste sich drängend an ihn, forderte ihn mit heißen Küssen zu mehr Mut auf.
Dann stieß sie ihn plötzlich kichernd von sich.
Marty starrte sie entgeistert an. „Was — was ist?“, stammelte er verstört. „Hab’ ich irgend etwas falsch gemacht?“
„Keine Sorge, Kleiner“, kicherte Mirja schrill „Wie du’s machst, ist’s schon in Ordnung.“
„Warum hast du mich dann weggestoßen?“
„Weil ich vorher ein Bad nehmen möchte“, schmunzelte Mirja. „Dummer Junge. Ich war heute viel unterwegs. Ich habe geschwitzt. Ich möchte duften, wenn du mich in die Arme nimmst. Nicht stinken. Verstehst du das?“
„Selbstverständlich“, nickte Marty glücklich. Er zeigte ihr das Bad, und sie zog sich zurück.
Als sie allein im Bad war, schüttelte sie sich angewidert. Plötzlich war sie nicht mehr beschwipst. Sie war nüchtern, und die Handgriffe, die sie machte, wirkten sicher.
Sie ließ dampfendes Wasser in die Wanne laufen. Während das Wasser die Wanne langsam füllte, trat sie an den Spiegelschrank, der über dem Waschbecken hing. Sie öffnete ihn und durchstöberte ihn.
Wenige Augenblicke später hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Sie nahm Marty Barrimores scharfes Rasiermesser heraus und schloss den Schrank wieder.
Ein hexenhaftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Messer mit einer langsamen Bewegung aufklappte.
Sie stellte sich hinter die Badezimmertür und rief laut: „Marty, Darling! Komm doch mal! Du musst mir den Rücken schrubben!“
Marty Barrimore ließ sich das nicht zweimal sagen. Er stürmte mit leuchtenden Augen erregt ins Bad.
Als er erkannte, was wirklich los war, war es für ihn bereits zu spät. Er sah Mirja mit einem heiseren Schrei auf sich zukommen. Er riss die Augen erschrocken auf, da traf ihn ein heftiger Schlag an der Kehle.
Sie hatte ihm mit einem Ruck die Kehle durchschnitten und hatte ihm gleichzeitig einen heftigen Stoß versetzt. Er fiel kopfüber in das dampfende