WIN - With Intention Now. Christian Jaerschke

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in der Summe zu einem Emotions- und Verhaltensmuster oder eben einem mentalen Programm führen können.

      Manchmal sind es auch einfach limitierende Glaubenssätze, die man als Kind häufig von seinen Eltern gehört hat.

      Beispiel Daran, Kampfsportler: „Beim Reflektieren wurde mir bewusst, wie oft ich Sätze wie ‚Du kannst das nicht!‘ oder ‚Willst du dir das zumuten?‘ gehört habe und wie sie mich tatsächlich negativ beeinflusst haben.“

       BILDUNGSSYSTEM

      Vom Kindergarten bis zum Abschluss der Ausbildung oder Uni verbringt ein Deutscher zum Teil über 20 Jahre im Bildungssystem. Das ist viel Zeit, in der Wissen vermittelt wird, aber eben nicht nur Wissen. Die meisten kennen den Spruch: Dein Umfeld, also mit wem du dich umgibst, prägt dich. Gerade in den ersten Jahren, im Kindergarten und in der Schule haben Kinder jedoch nur sehr begrenzt Einfluss auf ihr Umfeld. In der Regel wählen die Eltern Kindergarten und Schule aus. Was und wie vermittelt wird, entscheiden andere. Neben dem schulischen Wissen und entsprechenden Fähigkeiten werden zum Teil bewusst und zum Teil unbewusst auch andere Inhalte und Lebensregeln erlernt – durch Lehrer und andere Schüler. Dazu zählen:

      Macht: Wer Macht hat (Lehrer – wenige), gibt den Ton an und bestimmt. Wer sie nicht hat (Schüler – viele bzw. die breite Masse), muss sich unterordnen. Das ist nicht per se schlecht für die Teamfähigkeit in einer Mannschaft. Allerdings gibt es einen feinen Unterschied zwischen bedingungsloser, unreflektierter Unterordnung und der Übernahme von Verantwortung im Team.

      Gehorsam: Wer gehorcht, wird belohnt. Wer nicht gehorcht, wird bestraft. Bei manchen Sportlern führt das später dazu, die Verantwortung für den Trainingsplan und möglicherweise sogar für den sportlichen Erfolg komplett an den Trainer abzugeben.

      Angst: Wenn du keine guten Noten bekommst, dann wird nichts aus dir. Auf den Sport übertragen bedeutet das für manche Athleten: „ Wenn ich die Qualifikation nicht sofort schaffe oder ein Sportziel nicht wie geplant erreiche, bin ich ein Versager.“ Das baut Druck auf und bedeutet zusätzlichen Stress vor dem Wettkampf.

      „Gerade in den ersten Jahren, im Kindergarten und in der Schule haben Kinder nur sehr begrenzt Einfluss auf ihr Umfeld“

      Wettbewerb: Im Leben herrscht permanenter Wettbewerb und Konkurrenzkampf – um Noten, einen Platz in der Mannschaft, Ausbildungs- oder Studienplätze, Aussehen, Zugehörigkeit zu einer Gruppe etc. Vielleicht scheiden sich hier die Geister. Ein gesundes Konkurrenzdenken und ein gesunder Konkurrenzkampf-Geist können starke Motivatoren sein. Allerdings wird es problematisch, wenn darunter das Fairplay leidet oder der Sportler verkrampft.

      Minderwertigkeit: Durch permanentes Vergleichen ist es leicht, etwas zu finden, dass andere besser können oder wo andere erfolgreicher sind. Hier kommt es darauf an, inwieweit der Sportler sich durch das Vergleichen motivieren kann oder es ihn herunterzieht.

      Das trifft natürlich nicht auf alle Bildungseinrichtungen zu und ist auch nicht auf alle Schüler anwendbar. Es können daraus jedoch neuronale Programme und prägende Lebensmuster entstehen.

       MEDIEN

      Medien (Internet, Social Media, Computerspiele, Fernsehen, Radio, Printmedien etc.) sind allgegenwärtig und werden rund um die Uhr an nahezu jedem beliebigen Ort konsumiert. Die vermeintliche Vielfalt der Medien kann leicht darüber hinwegtäuschen, dass die wesentlichen Inhalte von wenigen globalen Medienkonzernen geliefert werden.

      Wer hat nicht schon einmal den Eindruck gehabt, dass in den Nachrichten, egal auf welchem Sender oder in welcher Zeitung, immer wieder die gleichen Themen vorkommen, u. a. Finanzkrisen, Skandale, Krieg, Terror, Katastrophen. In allen Medien lassen sich bestimmte Muster erkennen.

      Je mehr ein Mensch von diesen Medien konsumiert, desto mehr können sich diese Muster in seinen eigenen neuronalen Strukturen einbrennen. Da ein Großteil der Informationen unbewusst verarbeitet wird, können eben auch völlig unbewusst neuronale Programme entstehen. Meine Devise lautet hier: Achte darauf, welche Medien und welche Inhalte du konsumierst.

      Informationen, die wir aufnehmen, haben eine viel größere Bedeutung, als die meisten Menschen denken, denn sie beeinflussen unseren mentalen Zustand und die Leistungsfähigkeit im Training und Wettkampf.

      Als Autofahrer achten wir genau darauf, dass wir den richtigen Treibstoff tanken, denn wir wissen: Wenn wir Benzin anstatt Diesel oder umgekehrt tanken, wird unser Auto nicht richtig funktionieren und stehen bleiben.

      Bei der Ernährung achten auch immer mehr Sportler genauer darauf, was sie essen und trinken. Nur bei den Informationen, die wir passiv oder aktiv aufnehmen, sind die meisten Menschen unachtsam. Ich empfehle, das zu ändern.16

      Und noch etwas zum Schmunzeln: Es gab einmal eine TV-Werbung, die gleich eine ganze Reihe von Programmen bediente, u.a. übertriebene Macht, Wettbewerb, Minderwertigkeit. In der Werbung wird sehr anschaulich dargestellt, wie sich nach langer Zeit zwei alte Freunde wiedertreffen. Es dauert nicht lange, bis einer der beiden damit beginnt zu berichten, was er bereits alles in seinem Leben erreicht hat, und belegt dies mit schönen Fotos: „Mein Haus (große Villa), mein Auto (Porsche), mein Pferd (Araber).“ Der andere kontert sofort und holt die passenden Fotos zu seinem Besitz heraus: „Mein Haus (Schloss), mein Auto (Ferrari), mein Pferd (eine ganze Herde) und mein Boot (eine Luxusyacht).“

      Und die Moral aus der Werbung: Durch permanentes Vergleichen ist es leicht, etwas zu finden, dass andere besser können oder wo andere erfolgreicher sind. Meine Empfehlung: Vergleiche dich nicht mit anderen, schaue stattdessen auf deine persönliche Entwicklung.

      8 Vgl. Discover Magazine (2012); Laboratory of Neuro Imaging (2017).

      9 Vgl. Tolle (2000).

      10 Vgl. Mlodinow (2012).

      11 Goder (2011).

      12 Ein Reinschneider ist ein Autofahrer, der auf der Autobahn plötzlich knapp vor einem auf die eigene Spur wechselt, was dazu führt, dass man selbst ausgebremst wird.

      13 Ursula Haller ist Direktorin der Silva-Methode für Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Schweiz. Sie hat neben ihrer Silva-Mind-Arbeit jahrzehntelange Erfahrung in der tiefenpsychologischen Therapie und mit zahlreichen anderen psychologischen Methoden.

      14 Duden (2019): Talent.

      15 Vgl. Birkenbihl (2008).

      16 Vgl. Jaerschke (2016): Mentaler Wächter.

       1.2 WINNER’S-MIND-FORMEL

      Anhand der Winner’s-Mind-Formel (E = L x M) möchte ich zunächst aufzeigen, wodurch sportlicher bzw. ganz allgemein Erfolg entsteht. Zwei Faktoren sind entscheidend, denn sportlicher Erfolg (E) entsteht aus dem Produkt aus tatsächlichem Leistungsniveau (L) des Sportlers und seiner vorhandenen mentalen Kraft (M: mehr dazu in Kapitel 1.3)

      Gabriele Bußmann, eine von mehreren Psychologen, die das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Rio betreut hat, verwendet die Worte etwas anders, umschreibt es aber sehr ähnlich: „Ich nehme immer die Formel LKW: Leistung ist Können mal Wollen. Die ist natürlich sehr vereinfacht. Aber die Multiplikation verdeutlicht: Ich kann noch so viel Können haben – es bringt nichts, wenn das Wollen fehlt. Ich kann aber auch weniger Können

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