Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 16
Als Fürst verlor er Ansehen, wenn der Neffe ihn ausnutzte, ohne den Teil seiner gemachten Versprechen einzulösen… Es war unwichtig, dass ihre Unternehmung scheiterte. Weil nach dem Fehlschlag beide überlebten, der Fürst auch noch in einen Schwur gegenüber Rom eintreten musste, wollte er seine, durch ihn irregeführten Krieger, aus der Gefangenschaft auslösen. Betto empfand den Verrat Tutors sicher als eine persönliche Beleidigung und somit als sehr schmerzhaft. Mehr noch aber musste er zornig sein, dass er getäuscht wurde und dann fast selbst für die Vernichtung seiner Krieger sorgte. Die vom Verrat Betroffenen würden diesen sicher auch nicht so leicht vergessen…
Tutor dagegen verriet seinen Stamm nicht nur, er rettete zuerst sein Leben, ohne den Onkel zu warnen und gab damit die Krieger des Stammes der Vernichtung preis.
Je weiter Ancus Gedanken um diese Zusammenhänge kreisten, desto tiefer drang er in die Gedankengänge des Fürst der Treverer vor. Es würde Ancus nicht wundern, wenn deshalb innerhalb des Stammes Unruhe entstand und sich eine feindliche Front gegen den Fürst öffnete. Bezog er die gehörte Andeutung Bettos auf diesen Zustand, wusste er, in welcher Gefahr der Fürst schwebte. Stürzte der Stamm Betto, fiel auch die Züchterin dem inneren Streit zum Opfer.
Diese Gefahr begriff sicher auch Albanus Betto und umso dringlicher war dieser zum Handeln gezwungen, wollte er den Verrat am Stamm sühnen, seine Macht erhalten und auch sein und seiner Schwester Leben bewahren… Würde ihn der Tod in Folge des Machtkampfes treffen, starb mit Sicherheit auch seine Schwester… Ob das gleiche Schicksal dann auch Tutor traf, war in Frage gestellt. Deshalb blieb der Neffe in dieser Sache das notwendige Opfer, selbst wenn dieser die aufziehende Gefahr würde kaum erkennen können…
Der Evocati war sich sicher, dass Tutors weiteres Leben keinen As wert war… Blieb er dem Stamm fern, bedrohte ihn Verginius Rufus Macht. Ob dann Belletor dahinter steckte oder wer auch sonst, sollte von nur geringer Bedeutung sein…
Kehrte Tutor jedoch zum Stamm zurück, würden sicher interne Machtkämpfe ausgelöst, in denen nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Mutter und des Onkels im Feuer des Schicksals verbrennen könnten… Tutor wusste noch gar nicht, dass er eigentlich schon tot war!
Betto musste nichts am Verlust seiner Macht liegen und sein Leben wollte er für diesen Neffen sicher nicht opfern… Auch die Schwester sollte jede Bedrohung überstehen. Was also konnte Albanus Betto unternehmen, um seine Ziele zu erreichen? Das beste Angebot unterbreitete Verginius Rufus, der Legat der Römer. Erbrachte Betto Nachrichten zu Tutor, würde der Legat den Neffen früher oder später vernichten. Geschah es schnell, würde dessen Schuld gegenüber seinem Stammesteil im Nichts verschwinden und der Hass der Krieger Schritt für Schritt erlöschen…
Vermutlich verschwand damit auch die Bedrohung seiner Macht, als auch seines und seiner Schwester Leben… Dauerte es länger, blieb die Gefahr in greifbarer Nähe und würde sicher auch mit der Zeit wachsen. Also war Betto daran interessiert, möglichst schnell vom Tod des Neffen zu erfahren… Diese Überlegungen mündeten in einer Schlussfolgerung, die Ancus dann für sich selbst entscheiden musste. Was konnte er tun, um sich den Vorteil des Pferdehandels mit der Mutter des Tutor zu sichern?
Steckte Rom hinter dem Tod des Sohnes, würde dies zweifellos auch, zu einem gewissen Teil zumindest, auf ihn zurückfallen, selbst wenn er vollkommen unbeteiligt war. Der Schmerz einer Mutter über den Tod des Sohnes konnte, gerade bei dieser Mutter, ungeahnte Taten und damit Schwierigkeiten entstehen lassen… Besser das wäre nicht der Fall! Andererseits würde ihn nicht der Hauch eines Vorwurfes treffen, fiele der Sohn der Hand eines Treverers zum Opfer… Wäre Albanus Betto darin verwickelt, könnte es sich allerdings auch auf ihn auswirken… Folglich wäre es ein willkommenes Ereignis, starb Tutor durch eine vollkommen fremde Einwirkung…
Blieb eine letzte Überlegung. Welchen Nutzen zog Rom?
Dies zu beantworten, fiel Ancus schwer. Weder Belletor noch dieser Hermundure haben sich so eindeutig zu ihren Wünschen bekannt, dass Ancus hätte eine Vorgehensweise ableiten können. Einesteils war er stolz, so tief in diese Angelegenheit eingedrungen zu sein, aber andererseits nicht so vermessen, daraus Notwendigkeiten erkennen zu müssen, die eine Handlung seinerseits erzwangen. Also schloss Ancus mit der Angelegenheit ab und entschied sich, seine weitere Aufmerksamkeit auf den Pferdehandel zu beschränken…
Vom beginnenden neuen Morgen an trennten sich die Wege der beiden Evocati. Mamercus suchte Weinhänge am sonnigen Ufer der Mosella auf und hoffte dort auf Eigentümer zu treffen.
Ancus ritt auf den Berg zur Auswahl für ihn günstiger Tiere. Nebenbei sah er dem Treiben seines Hengstes zu, als dieser die zweite rossige Stute der Züchterin deckte.
Einen weiteren Teil seiner Beobachtung verwendete Ancus, um das so merkwürdige Treiben der Hütehunde zu verfolgen. Mit Beginn der abendlichen Dämmerung war die Auswahl abgeschlossen. Ancus legte wie immer, all sein Wissen und seine Erfahrung in die Auswahl und verhandelte dann zum Preis jedes einzelnen Tieres mit der Frau.
Sie wollte einen Pauschalpreis und dieser erschien Ancus zu hoch.
„Lass uns doch die Tiere einzeln bestimmen und dabei Vorteile ebenso beachten, wie wir über Nachteile sprechen sollten…“ schlug Ancus vor und die Züchterin stimmte, nach einiger Überlegung, zu.
Dieser überhebliche Römer wird doch wohl nicht jedes Tier in Erinnerung haben, so wie sie jedes ihrer Pferde von Geburt an kannte und deshalb wohl besser wusste, was sie in einer Kaufverhandlung, zu ihren Gunsten vorbringen sollte oder zum Nachteil verschwieg…
Allein, sie täuschte sich und je weiter die Verhandlungen fortschritten, desto mehr fand sie zur Überzeugung, dass der Römer ein außerordentliches Gedächtnis besaß, einen klaren Blick mit hervorragenden Wissen über Pferde paarte und ihr deshalb Sesterz um Sesterz abnahm.
Es war ein mühseliges Vorwärtskommen und als sie zum Schluss die Summe und ihren Vorschlag vom Verhandlungsanfang betrachtete, erschrak sie. Sie war als Verkäufer auf möglichst hohen Vorteil bedacht und nannte eine Summe, die weit über dem Wert der Tiere lag. Statt mit ihr zu feilschen, suchte der Römer den Weg über die Güte jedes einzelnen Tieres und gelangte dorthin, wo eine kluge Züchterin gelandet wäre, würde sie selbst zum Beginn, einen angemessenen Preis genannt haben.
An diesem Abend aber kitzelte sie der Stachel des verletzten Stolzes, sowie einer Enttäuschung und brachte ihr Blut in Wallung. Ancus dagegen verabschiedete sich von seinem Hengst und ritt zum Vicus.
Mamercus saß im Gastraum der Taverne, in jedem Arm ein Weib, vor sich einen Pokal mit Wein und lies sich das Leben angenehm sein.
„Setz dich zu uns Bruder, iss und trink und dann probier mal von dieser Ware…“ Er nickte kurz nach beiden Seiten und meinte wohl die Weiber.
„Du scheinst zufrieden?“ fragte Ancus, um nicht völlig ohne Interesse zu wirken.
„In der Tat, ich bin es!“ grunzte Mamercus voller Inbrunst. „Denke dir, ich fand einen Wein und den Händler dazu, der mir in der Colonia weitere Türen öffnen sollte… Koste ihn und du wirst sehen, dass meine Worte eine Wahrheit verkündeten…“ Mamercus Grinsen schien weit über sein Gesicht hinaus vorwärts zu drängen.
„Dann