Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 20
„Muss ich gleich zustimmen?“ Der Ubier neigte zur Vorsicht.
„Nein und ja! Die Tiere hinter mir sind mein Eigentum. Ich verfüge nicht über ausreichend Platz und Personal für deren Betreuung. Ende des Folgemonats muss ich liefern. Also bleibt uns Zeit, einen gemeinsamen Versuch zu wagen… Du garantierst mir beste Pflege und Ehrlichkeit, sowie Wahrung meines Besitzes und ich sorge dafür, dass dein Ansehen wächst, sich deine Zucht verbessert und du wirst obendrein von mir bestimmt nicht so schlecht bezahlt… Es sind achtzehn Pferde, die ich sehr genau kenne, und bei dir lassen würde… Keinesfalls dürfen diese Pferde, wenn ich sie hole, schlechter aussehen, als ich sie dir übergab! Damit kennst du meine Bedingungen. Ich werde dich aufsuchen, wann immer ich es für notwendig erachte und mich von der Haltung der Tiere überzeugen… Komme ich zum nächsten Mal, wirst du mir deine Vorstellungen erklären und wir werden sehen, ob es mit uns gut geht… Schlage ein, wenn du zustimmst!“
Ancus bot dem Ubier den Arm und der Mann griff zu. Er erkannte den Vorteil und sah, dass der Römer sich nicht nachtragend verhielt.
Ancus dagegen war noch nicht sicher, ob der Versuch in ein günstiges Ergebnis gelenkt werden könnte. Ritte er jede Dekade einmal und sah nach seinen Pferden, würde sich die Art des Umgangs, die Pflege und Fütterung zwangsläufig offenbaren und sich ihm die Gelegenheit zum Eingreifen bieten. Er war nicht unzufrieden und gelang der Versuch, besaß er in Zukunft einen Partner, den er mit derartigen Pflichten überhäufen durfte. Bedingung war, dass sich der Ubier als zuverlässig erwies.
„Gut, dann sind wir uns einig!“ stellte Ancus fest und drehte sich dem Treverer zu. „Werdet ihr jetzt sofort den Rückweg antreten oder bleibt ihr über Nacht?“
„Wir reiten und danken dir, Römer Ancus! Ich werde der Herrin von deinen Bemühungen berichten!“ Ancus reichte ihm den Arm zur Verabschiedung, nickte dem Sohn zu und schon waren die Treverer auf ihren Ardenner Hengsten auf der Via unterwegs.
„Noch immer saßen die Weiber, gebannt vom Verlauf der Verhandlungen und dem Wortwechsel, auf ihren Pferden und spürten wohl keinen Schmerz mehr dort, worauf sie saßen.
„Dann Mamercus, sind wir hier fertig und reiten einfach zur Colonia. Du Bribaculus, kümmere dich um meine Tiere! Er reichte auch dem Ubier seinen Arm und blickte dem Mann in die Augen. Er sah darin keinen falschen Schimmer und so glaubte er vorerst, einen guten Handel abgeschlossen zu haben. Ancus griff nach dem Zügel seines Hengstes, schwang sich auf dessen Rücken und gab die Richtung ihres weiteren Rittes vor.
Sie waren erst wenige Passus vom Tor entfernt, als Mamercus seine Unruhe in Worte kleidete. „Meinst du, der Ubier hält Wort?“
„Was will er sonst tun, wenn ihm sein Leben von Wert ist…“
„Wenn er nun statt deiner Pferde Mindere unterschiebt oder die ganze Herde, durch was weiß ich, verdirbt?“
„Das kann er nicht! In nicht einmal vier Tagen werde ich ihn überraschend aufsuchen und bevor ich mich ihm zeige, werde ich meine Herde auf seinen Koppeln oder in den Stallungen aufsuchen. Er kann mich nicht betrügen, ohne seine Eier zu gefährden… Was meinst du schneide ich ihm ab, wagt er den ersten Versuch? Außerdem schien er von meinen Angeboten und auch meinem Einfluss angetan…“
„Er versuchte die Treverer zu betrügen…“ warf ihm Mamercus vor.
„Und? Hatte er Erfolg?“ Ancus grinste. „Meinst du, der Treverer sah nicht, was ich sah? Ich beobachtete ihn, als er die Hengste dann prüfte.“ Ancus lächelte vielsagend.
„Der Mann ist die Perle der Zucht. Er kennt die Rassen, deren Vorzüge und Nachteile. Er kannte auch die Bardigiano, von denen in Germania kaum einer gehört haben dürfte und wusste, wozu sie nützlich sind, obwohl in ihren Herden nicht ein einziges Tier dieser Rasse von mir erkannt werden konnte… Nein, Mamercus, der Treverer ist der Züchter der Herrin. Er nahm mit, was er sah und hörte. Sein Bericht wird mir dienen und auch das Weib wird gehörigen Nutzen daraus ziehen… Letztlich streicht Bribaculus den größten Gewinn ein und schon deshalb wird er mich nicht betrügen…“
„Nun, wenn du dir sicher bist…“ Der Gefährte nahm sich der Überlegungen des Freundes an.
„Mamercus, bisher war zweifellos ich der, der im Mittelpunkt stand. Doch jetzt bist du an der Reihe…“ Er nickte nach hinten, zu den beiden begleitenden Weibern. „Was hast du mit denen vor? Willst du sie bei Sibilla einführen? Bist du dir sicher, dass dies gut ankommt?“
„Kommt darauf an, wie viel dir an der Blonden liegt?“
„Gelegentlich sollte ich mich bei ihr entspannen können, aber dauerhaft…“ Ancus zögerte. „… das muss wohl nicht sein…“ Nach einer kleineren Pause fügte er leise hinzu: „Stell dir vor, ich verliebe mich und muss dann schnell verschwinden, weil die Luft über mir zu brennen beginnt… Es wäre an ihr ein schlechter Dienst und bereitet auch mir dann sicher Schmerz… Außerdem, sind beide Weiber zu nah bei uns, könnten sie bemerken, was wir wirklich tun…“
„Gut, mein Freund, dann bringe ich sie unter. Ich weiß schon wo… Dort wird es ihnen gut gehen und wenn wir ihrer bedürfen, wird uns keiner hindern, noch die Hand aufhalten… Sie wollten heraus aus dem Vicus und als sie hörten, ich wäre aus der großen Stadt am Rhenus, drängten sie sich an mich heran… Ich glaube, uns begleiten zu dürfen, war deren Ziel. Belassen wir es also dabei…“
In der Stadt trennten sich die Wege der Evocati. Ancus strebte Sibillas Haus zu und Mamercus nahm einen Umweg zu dem Lupanar, in das er die beiden Weiber bringen wollte.
In einer nach römischen Plan entstandenen Colonia bestimmte der Cardo Maximus den Verlauf von Nord nach Süd und der Decumanus Maximus die Straße von Ost nach West. Tavernen, Gasthäuser oder auch Lupanare bevorzugten Standorte innerhalb des Zentrums, zumeist nahe des Forum oder der Curia, oder aber in unmittelbarer Nähe der Zugangstore zur Stadt, sowie an Legionslagern oder anderen Standorten von Militär. Das zeichnete auch Colonia aus.
Mamercus selbst kannte nach einiger Zeit fünf Lupanare, die sich seiner Zuneigung erfreuen durften. Einige weniger bedeutende Häuser mied er. Ihm lag an den Bordellen, in denen gut bezahlte Römer ihrem Vergnügen nachgingen. Wollte er Dinge erfahren, die den Evocati zum Nutzen gereichten, brauchte er genau in diesen Lupanaren unbegrenzten Zugang.
Zuerst galten seine Bemühungen den dort dienenden Weibern. Jung, kräftig, schön, mit oder ohne Erfahrung, mit Raffinesse oder aber versierter Bedienung… Er probierte und fand heraus, welche der Frauen in den Häusern den Vorrang genossen…
Es war seine körperliche Veranlagung, die ihm den Weg zur Erfolgreichsten unter den Bediensteten ebnete. Allein durch diesen merkwürdigen und makabren Aufstieg erfuhr er von der Mitteilsamkeit der Prostituierten untereinander und lernte die Tatsache kennen, dass in jedem Lupanar, unter den dort angebotenen Frauen, auch eine Hackordnung vorherrschte.
Sich als Weinhändler ausgebend, war er bald ein Händler mit ganz besonderer Anerkennung, der noch dazu von den Frauen der Lupanare, ob seiner stattlichen Männlichkeit, geachtet wurde. War er einmal zur Ersten der Prostituierten vorgedrungen, durfte er sich auch dem Betreiber, oder zumindest dessen Beauftragten, nähern. Bald wusste er, wer in diesen Einrichtungen bestimmte und begann sein Netz auszulegen.