Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse Die Legende vom Hermunduren

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Gespielin konnte, wusste er. Das Vorgehen der Blonden war ihm unbekannt. Dass sie ihn zum Höhepunkt trieb, hatte er ihr nicht zugetraut.

      Bella Gaia hätte auf seine Erholung und eine bessere Gelegenheit warten sollen, so bekam sie nur Almosen… Er wird es bei ihr Gutmachen müssen, schob sich ein Gedanke in seinen Kopf.

      Angekommen in Sibillas Burg schaffte er es noch, die Pferde einzustellen, abzusatteln, zu tränken und Futter vorzulegen. Auch eine kurze Begrüßung von Sibilla war noch möglich, dann aber sank er auf sein Lager und bald sang er das Lied ermatteter Männer.

      Mamercus schnarchte.

      6. Missklang

       67 nach Christus - Frühling (7. Aprilis)

       Imperium Romanum – Rom

      Lartius, der Kopf der Adler der Evocati, war erstaunt, dass ihn seine Klaue Novius Fadus aufsuchte. Als er den Ankömmling musterte, stellte er eine von diesem Mann ausgehende Unruhe fest.

      „Du wirkst auf mich beunruhigt… Was ist dir widerfahren?“ eröffnete Lartius das Gespräch.

      „Herr, du wirst mir kaum glauben, was meine Evocati berichteten… Es ist so verwunderlich…“

      „Novius Fadus, was kann einen so erfahrenen Mann wie dich, derart aus der Fassung bringen?“ Lartius schien belustigt.

      „Herr, vom Tod des Corbulo erfuhren wir durch eine Botentaube, dann erreichten uns Gerüchte… Was aber, wenn ich dir sage, es gibt Augenzeugen, die den genauen Hergang kennen…“

      „… dann bringe mir die Männer und wenn es Evocati sind umso besser… In diesem Fall dürfen wir das Gehörte sicher glauben, denn mir schienen einige der Gerüchte zu gewagt, als dass ich diesen zu Folgen bereit wäre… Andererseits lief uns bisher noch kein Mann über den Weg, der so dicht an den Ereignissen war, dass wir seine Beobachtung als Wahrheit zur Kenntnis nehmen konnten…“

      „Herr, ich habe dir die Evocati mitgebracht…“

      „Na fein, dann rufe sie!“ Lartius klatschte in seine Hände, schritt zur Tür, läutete an der Schnur und eine seiner Bediensteten zeigte sich.

      „Bringe einige Becher, Wein und Wasser und rufe Fadus Begleitung!“ wies er an und ließ sich zurück auf seinen Arbeitsstuhl fallen.

      „Wer ist es denn, der uns die Kunde bringt?“

      „Pudens und Laenas, die Evocati, die ich zu Corbulo schickte…“

      „Irrst du dich da auch nicht? Bis Antiochia und zurück… Das wäre für einen Monat wahrlich eine sehr schnelle Reise…“ murmelte Lartius.

      „Sie waren nicht soweit gekommen… Doch, Herr, lass sie selbst berichten.“ schlug Fadus vor.

      „Wenn du meinst…“ Der Aquila schien voller Erwartungen.

      Es klopfte, die Tür wurde geöffnet und Pudens betrat, von Laenas gefolgt, den Arbeitsraum des Aquila. Die Männer verharrten vor der Tür und warteten darauf, dass der Herr sie ansprach.

      Lartius kannte diese Männer bisher nicht persönlich. Also verlor er sich in Schweigen und einer eingehenden Musterung seiner Evocati.

      Er wusste, Pudens war ein eigenwilliger Charakter. Er schien jünger als viele andere Evocati und wirkte darüber hinaus noch lange nicht wie ein Mann, der vierzig Lebensjahre bereits hinter sich gebracht hatte. Sein schwarzes Haar hing ihm wirr in die Stirn und war auch auf dem Kopf länger, als es einem Milites zugestanden worden wäre. Seine Haut und seine Augen waren braun. Das Kinn wirkte energisch und der Kopf bestätigte, mit einer etwas kantigen Form, die vom Träger ausgehende Entschlossenheit. Seine Nase fügte sich auf vorteilhafte Weise in ein Gesicht, das männliche Züge verriet.

      Laenas war das genaue Gegenteil.

      Er war kleiner, untersetzt und besaß rundliche Gesichtszüge, in denen eine fast platte, dafür umso breitere Nase herrschte. So scheinbar rund sein Kopf sich ansehen ließ, lag das an dem Haarwuchs, der wie bei einem Igel die Stacheln, das kurze Haar in alle Richtungen abstehen ließ.

      War Pudens in seinem Charakter unbekümmert, dafür aber wahrhaftig, zeichnete Laenas Launigkeit aus und ergab sich die Gelegenheit, versank er Anderen gegenüber in Hohn und Spott. Noch eine andere Eigenart schränkte seine Eignung als Evocati ein. Laenas war gutgläubig. Er glaubte, was er hörte, nur passte es ihm nicht, griff er zu Hohn und Spott.

      Pudens schreckte dies offensichtlich in keiner Weise. Das Merkwürdige an diesem Paar war die gegenseitige Ergänzung und eine gewisse Unauffälligkeit.

      „Ihr scheint bis Antiochia und zurück geflogen zu sein… Seid ihr Adler oder Tauben? Wieso seid ihr schon wieder in Rom?“ Lartius Gesichtsausdruck war nicht anzusehen, was er wirklich dachte, als er die Eintretenden freundlich ansprach.

      „Herr, wir kamen gar nicht bis Antiochia…“ erwiderte Pudens und musterte die Miene des Aquila. Er schien auf Zorn gefasst zu sein, der jedoch ausblieb.

      „Was du nicht sagst? War der Befehl nicht klar, den ihr erhalten hattet…“

      „Doch Herr!“

      „Was hinderte euch dann an der Ausführung?“

      „Herr, der sicherste Weg wäre über Land…, so wie uns befohlen! Von Rom über Aquileia, den Hellespont und Galatien bis Antiochia. Selbst bei einem schnellen Ritt brauchten wir bis zum Hellespont mehr als einen Monat. Von dort aus bis zum Ziel einen fast weiteren… Also ritten wir bis Brundisium, wollten ein Schiff besteigen, nach Illyrien übersetzen, weiter durch Macedonica und Thracia zum Hellespont…“

      „Ein guter Plan… Was hinderte euch?“ merkte Lartius, sich wiederholend, erneut an.

      „Die heißen Winde des Südens, die Trierarchus und dann unsere Pferde… Erst weigerten sich die Schiffsherren wegen Stürmen auszulaufen, dann verweigerten sie uns die Mitnahme der Pferde… Wir verloren Zeit durch Warten…“

      „Dennoch kamt ihr weiter?“ stieß Lartius nach.

      „Plötzlich bot uns ein Trierarch die Passage an und wir gingen an Bord. Sein Ziel war Patras, auf den Peloponnes. Der Trierarch empfahl uns Patras und sicherte uns zu, dass wir nach einem Ritt bis Kenchreae am Diolkos viele Schiffe finden würden… Bestimmt fanden wir dort nicht nur ein Schiff, versicherte er uns, das uns durch das Mare Aegaeum bis Kos oder Rhodos, vielleicht auch bis Seleukia Pieria, den Hafen von Antiochia, bringen würde. Wir ließen uns darauf ein. Erst ging alles gut, dann erfasste uns der Sturm und trieb uns ab. Der Trierarch zog es vor, Schiff und Leben zu erhalten.“ erklärte Pudens.

      Lartius nickte nachdenklich. „Sind das nur Ausreden oder bringt ihr auch etwas Vorteilhaftes zur Geltung?“ Noch bezähmte Lartius seine Ungeduld.

      „Herr, von Patras bis Kenchreae gab es keine Schwierigkeiten, nur hatten wir am Ankunftstag, bei unserer Suche nach einem Schiff, noch kein Glück… Am Morgen des neuen Tages aber hielt sich das Gerücht, eine Trireme käme aus Antiochia…“

      „Und?“ unterbrach Lartius.

      „Als die Trireme anlegte, standen wir günstig, weil wir einen Blick auf den Trierarch werfen wollten. Sollte er uns

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